TV-Tipps des Tages
31.10.2011 – Almanya, Türken, Einwanderung, Kopftuch, Islam, Integration
TV-Tipps des Tages sind: Zukunft Almanya: Selbstbewusst und manchmal fromm - Junge Türken in Deutschland; Der Graf von Monte Christo - Heimkehr und Rache; Planet Wissen: Deutschland einig Einwanderungsland; Eine Nacht im Türken-Transit; "Deukisch" für Anfänger: 50 Jahre Türken in Berlin; Fremdländer – Deutschländer: Als die Türken kamen; 12 Monate Deutschland
Von Ümit Küçük Montag, 31.10.2011, 8:18 Uhr|zuletzt aktualisiert: Freitag, 28.10.2011, 15:38 Uhr Lesedauer: 15 Minuten |
Zukunft Almanya
Selbstbewusst und manchmal fromm – Junge Türken in Deutschland – Moderation: Meinhard Schmidt-Degenhard
Ein Leben auf Koffern, nicht groß auffallen, schnell Geld verdienen, um daheim in der Türkei eine eigene Existenz aufzubauen: So lebten ihre Eltern, als sie vor fünfzig Jahren als Arbeitskräfte nach Deutschland geholt wurden.
Weder sie noch die deutsche Gesellschaft hatten eine Zukunft für diese Kinder in Deutschland vorgesehen.
Heute leben hierzulande Türken in der dritten und vierten Generation. Hatten sich die türkischen Gastarbeiter anfangs nur schüchtern zum Gebet in die Ecken ihrer Wohnheime zurückgezogen, wird der Islam in der deutschen Gegenwart immer sichtbarer. Der Islam und mit ihm die Muslime beherrschen zwar nicht das Stadtbild, aber einen erheblichen Teil der gesellschaftlichen Debatte. Denn je mehr sich die Nachfahren der einstigen Gastarbeiter zu diesem Land zugehörig fühlen, umso mehr wollen sie auch selbstbewusst mit ihrer Kultur und Religion dazugehören.
Heute leben in Deutschland etwa vier Millionen Muslime. Sie machen damit fünf Prozent der Gesamtbevölkerung aus. „Horizonte“ lädt die Kinder und Enkel der einstigen Gastarbeiter ins Studio ein und diskutiert mit ihnen über ihr Verhältnis zu Deutschland, zum Islam und darüber, wie sie sich ihre Zukunft in Deutschland vorstellen. 08:30-09:00 • HR
Der Graf von Monte Christo – Heimkehr und Rache
Spielfilm – (2/2) Spielfilm Frankreich / Italien 1955 – Ausgestattet mit unermesslichem Reichtum, den er einem auf der Insel Monte Christo gefundenen Schatz verdankt, begibt sich Edmond Dantès nach Paris.
Nachdem er den früheren Zweiten Offizier der „Pharao“ Caderousse (Daniel Ivernel) ins Gefängnis gebracht hat, will er sich nun an Fernand Mondego (Roger Pigaut), der sich jetzt Graf de Morcerf nennt und der ihm seine Braut Mercédes (Lia Amanda) genommen hat sowie an Gérard de Villefort (Jacques Castelot), der jetzt königlicher Staatsanwalt in Paris ist und der ihn ins Gefängnis brachte, rächen. An seiner Seite ist der treue Jacopo (Folco Lulli), jener Mann vom Schmugglerschiff, das ihn nach seiner Flucht aus dem Felsengefängnis aufnahm.
Dantès nennt sich jetzt Graf von Monte Christo und verunsichert die feine Pariser Gesellschaft mit seinem Reichtum. Als erstes besucht er einen Maskenball, verkleidet als Scharfrichter. Dort trifft er auf Mercédes, Morcerf und Villefort. Später am Abend rettet er Albert (Jean-Pierre Mocky), dem Sohn von Mercédes und Morcerf, in einer Spelunke das Leben. Daraufhin stellt ihn Albert seiner Mutter vor, die nun erkennt, dass er Edmond ist, ihre große Liebe. Er fleht sie an, mit ihr zu fliehen, doch sie lehnt aus Liebe zu ihrem Sohn ab. Tief enttäuscht stürzt sich der Graf von Monte Christo nun auf seinen raffiniert ausgeklügelten Plan, um de Villefort ins Unglück zu stürzen.
Er hat erfahren, dass de Villefort vor 20 Jahren ein Verhältnis mit der Baronin Danglars hatte. Sie gebar einen Sohn, den Villefort in dem Glauben, dass der Säugling tot sei, im Garten vergrub. Der Dieb Bertuccio (Paolo Stoppa), der den Anwalt beobachtet hatte, fand das noch lebende Kind. Unter dem Namen Bruno (Daniel Cauchy) wurde es zu einem Meisterdieb. Als solcher sitzt er aber gerade im Zuchthaus, aus dem ihm der Graf zur Flucht verhilft. Er gibt ihm den Namen Andrea Cavalcanti, stattet ihn mit Geld aus und schickt ihn in die feine Gesellschaft von Paris. Als Andrea Cavalcanti Caderousse, der mit ihm aus dem Gefängnis geflohen ist, aus Habgier tötet, kommt es zur Gerichtsverhandlung, an der de Villefort als Staatsanwalt teilnimmt. Der Graf von Monte Christo ist an seinem Ziel – er nutzt den Prozess, um de Villeforts Vaterschaft und den Skandal von einst aufzudecken. Der Staatsanwalt verfällt dem Wahnsinn.
Auch in Graf de Morcerfs Karriere hat der Graf von Monte Christo üble Verbrechen in Erfahrung gebracht. So hat de Morcerf bei der Belagerung von Janina durch die Türken Verrat an seinem Befehlshaber Ali Pascha begangen. Dessen Tochter Haydée (Maria-Cristina Grado) verkaufte er als Sklavin. Dem Grafen von Monte Christo gelingt es, Haydée ausfindig zu machen und freizukaufen. Er lanciert die Geschichte in den Pariser Zeitungen, woraufhin de Morcerf in der Pairskammer, deren Mitglied er ist, Stellung nehmen soll. Haydée ist als Zeugin geladen und gibt de Morcerf die Schuld am Tod ihres Vaters. Eine weitere Untersuchung wird anberaumt. Albert, der glaubt, dass sein Vater von Monte Christo unschuldig verfolgt wird, fordert ihn zum Duell. Mercédes bittet den Grafen, ihren Sohn nicht zu töten, er verspricht es ihr, zeigt ihr nun aber auch jenen Denunziationsbrief, den Fernand einst mitschrieb. Jetzt endlich begreift sie die Ungeheuerlichkeit der Intrige. Mercédes verlässt Paris, ihr Mann wird abgesetzt und tötet sich selbst.
Hintergrundinformationen:
„Der Graf von Monte Christo“, von Alexandre Dumas zwischen 1844 und 1846 als Fortsetzungsroman geschrieben, gehört zu den Klassikern der Weltliteratur. Mehr als ein Dutzend Mal wurde er verfilmt – Louis Jourdan, Richard Chamberlain und Gérard Depardieu spielten den Grafen. Aber am eindringlichsten und am schönsten hat ihn Jean Marais verkörpert, der u.a. gerade mit dieser Rolle zum „begehrtesten Junggesellen Frankreichs“ avancierte. Marais zählte als Hauptdarsteller von Mantel-und-Degen-Filmen jahrelang zu den populärsten französischen Filmstars. 10:50-12:15 • MDR Sachsen, MDR Sachsen-Anhalt, MDR Thüringen
dfacto
Das Landesmagazin – Moderation: Robert Hübner. Themen: Alles türkisch, oder deutsch, oder was? – Betrachtungen zu 50 Jahren türkischer Einwanderung nach Hessen; Macht Deutschland krank? – Die Gesundheitsprobleme türkischer Mitbürger in Hessen; Die Tragödie von Bruchköbel – Wie eine Familie um ihre Zwillinge kämpft; Jetzt reicht’s: Kein Ausbildungsplatz für behinderte Frau.
Alles türkisch, oder deutsch, oder was? – Betrachtungen zu 50 Jahren türkischer Einwanderung nach Hessen
Als vor 50 Jahren die ersten türkischen Arbeitskräfte nach Deutschland kamen, waren das fitte junge Männer, die vor Kraft nur so strotzten. Inzwischen ist die erste Generation alt und gebrechlich geworden. Viele von ihnen haben ein anstrengendes Arbeitsleben hinter sich – nicht selten geprägt von enormen physischen und physischen Belastungen. Doch die Versorgung der türkischen Migranten im deutschen Gesundheitssystem gestaltet sich schwierig. Mangelnde Sprachkenntnisse, niedriger Bildungstand und ein anderes Verständnis von Gesundheit und Krankheit machen die Kommunikation zwischen Arzt und Patienten nicht gerade einfach. Der schlechte Zugang türkischer Migranten zum deutschen Gesundheitssystem hat dramatische Folgen: Türkische Migranten sind häufig unterversorgt, denn sie brauchen speziell auf ihre Bedürfnisse abgestimmte Angebote.
Macht Deutschland krank? – Die Gesundheitsprobleme türkischer Mitbürger in Hessen
Gastarbeiter, ausländische Arbeitnehmer, Arbeitsemigranten, kulturelle Minderheit, ausländische Mitbürger, Kanaken, Schwarzköpfe, Kümmeltürken, Ausländergesocks, Deutsche mit türkischem Migrationshintergrund. 50 Jahre ist es her, dass die ersten türkischen Einwanderer nach Deutschland gekommen sind und die Deutschen streiten noch immer, wie man sie nennen soll. Auch die Frage wie man mit den hierhergekommenen Menschen umgeht, ist noch immer nicht richtig geklärt. 50 Jahre türkische Einwanderung – ist das jetzt ein Grund zum Feiern? Unser türkischstämmiger Autor Kamil Taylan, der 1970 nach Deutschland gekommen ist, zeigt am eigenen Beispiel, wie sich die Lage der Türken in den letzten Jahrzehnten verändert hat.
Die Tragödie von Bruchköbel – Wie eine Familie um ihre Zwillinge kämpft
Die Allmacht der deutschen Jugendämter ist erschreckend. Kaum eine andere Behörde im deutschen Ämterdschungel kann größeren Einfluss nehmen auf das Leben von ganzen Familien. In den vergangenen sechs Jahren ist die Zahl der „Sorgerechtsentzügen“ um ein Viertel gestiegen. „Ein Skandal!“, findet das der Anwalt Michael Roth aus Bruchköbel. Er vertritt das Ehepaar Meena und Ewald Watzlawik, das seit fast zwei Jahren darum kämpft, seine Kinder wiederzubekommen. Als die Zwillinge vor fast zwei Jahren geboren wurden, erkrankte die Mutter schwer, musste mehrere Monate im Krankenhaus bleiben. Als Meena Watzlawik endlich wieder gesund war, durften die Kinder trotzdem nicht zu ihr und ihrem 80jährigen Mann zurück. Im Gegenteil: Das Jugendamt schränkte den Umgang der Eltern mit ihren leiblichen Kindern ein – auf eine Stunde alle zehn Tage! Der Anwalt der Eltern sieht darin einen Verstoß gegen die Europäische Menschenrechtskonvention. In keinem anderen Land seien – so der Anwalt – Menschen dem Zugriff der Jugendbehörden so schutzlos ausgeliefert wie in Deutschland.
Jetzt reicht’s: Kein Ausbildungsplatz für behinderte Frau
Stephanie Schneider aus Lauterbach, 22, litt jahrelang unter selektivem Autismus, hat nie ein Wort gesprochen. Seit kurzem geht es ihr besser, sie öffnet sich ihrer Umwelt. Nach ihrem Schulabschluss macht sie jetzt ein Praktikum in einer Näherei in Lauterbach. Dort möchte sie auch eine Ausbildung zur Modeschneiderin machen. Doch obwohl alle beteiligten Ämter und Institutionen ihr Bestes geben, um ihr diesen Wunsch zu erfüllen, droht scheint es mit der Ausbildungsstelle nicht zu klappen. defacto hat alle Beteiligten an einen Tisch gebracht, um Stephanie Schneider doch noch ihren Traumjob zu verschaffen. 11:25-11:55 • HR
Planet Wissen
Wissensmagazin – Deutschland einig Einwanderungsland? – Migration früher und heute
Polen, Türken, Russen, Italiener oder Griechen – in Deutschland leben heute so viele Migranten wie nie zuvor. 16 Millionen Menschen haben ausländische Wurzeln.
Statistisch gesehen ist Deutschland schon lange ein Einwanderungsland, aber ist diese Erkenntnis bei allen angekommen? „Gestern noch Kümmeltürke, heute schon Topterrorist, was ist da passiert?“ spottet Fatih Cevikkollu.
Bei Planet Wissen spricht der preisgekrönte türkischstämmige Kabarettist mit Moderatorin Julia Schöning über die größten Missverständnisse im „Multi-Kulti-Deutschland“.
Erfolgsautorin Hatice Akyün bekennt sich zu einem lustvollen Leben zwischen zwei Kulturen und Reporter Jo Hiller bricht auf in die „No-Go-Areas“ unserer Städte. Moderation: Julia Schöning, Jo Hiller. 15:00-16:00 • SWR BW, SWR RP, SWR SR, 15:00-16:00 • WDR
Kulturzeit extra: Kopftuch, Kebap, Koran – Islam in Deutschland
Magazin (Kultur) – Mit Ramazan Ucar ( Imam der Centrum-Moschee Hamburg), Lady Bitch Ray (Musikerin), Hamideh Mohagheghi (Islamwissenschaftlerin und Frauenrechtlerin) u.a.
2011 wird als Wendejahr in die Geschichtsbücher eingehen: Zehn Jahre nach den Terroranschlägen des 11. September, die ein Zerrbild des Islams in unser Bewusstsein gebrannt haben, haben die Ereignisse des Arabischen Frühlings ein anderes Bild des Islams gezeigt. Ein Bild, das mehr mit universalen Werten wie Gerechtigkeit, soziale Gleichheit, Bildung und Freiheit gemein hat, als wir es vermutet haben. Aber wo steht der Islam in Deutschland – 50 Jahre nach dem ersten deutsch-türkischen Anwerbeabkommen, ein Jahr nach der Rede des Bundespräsidenten Christian Wulff, in der er den Islam als „Teil Deutschlands“ bezeichnete, ein Jahr nach der Sarrazin-Debatte? Wie kann islamische Religion in Deutschland gelebt werden, wo stößt sie an Grenzen, auf Missverständnisse, auf Vorurteile? „Kulturzeit extra“ zeigt anhand persönlicher Geschichten, wie der Glaube den Alltag der Muslime in einer christlichen Mehrheitsgesellschaft beeinflusst. Außerdem spricht „Kulturzeit extra“ mit dem Imam der Centrum-Moschee Hamburg Ramazan Ucar, mit der Musikerin Lady Bitch Ray, mit der Islamwissenschaftlerin und Frauenrechtlerin Hamideh Mohagheghi und mit einem homosexuellen islamischen Theologen. 19:20-20:00 • 3sat
Eine Nacht im Türken-Transit
Eine Reise durch die Republik zum 50. Jahrestag des deutsch-türkischen Anwerbeabkommens. Eine Lange Nacht von Elke Maar. Moderation: Till Nassif
Asli Sevindim und Till Nassif reisen eine Nacht lang mit einem roten Transit quer durch die Republik von München über Duisburg und Hamburg nach Seifhennersdorf im äußersten Osten und schließlich nach Berlin. Sie suchen die Heimat der Deutsch-Türken: genau 50 Jahre, nach dem das Anwerbeabkommen die Türken zu uns rief. In einem Film von Elke Maar und Florian von Stetten erzählen die „Migrantenkinder“, Asli Sevindim und Till Nassif, von ihrer ganz persönlichen Reise durch Deutschland in einem übertürkischen und schrillen alten Transit. Einem Transit: dem Erfolgssymbol für die erste Generation der Gastarbeiter aus der Türkei. Sie erzählen von ihren Begegnungen mit den vielen erfolgreichen Deutsch-Türken, die mitten unter uns leben. Asli Sevindim und Till Nassif treffen urbayrische Türkenfans, eine türkische Thyssendynastie und eine junge Mutter in Polizeiuniform, die sich genauso deutsch wie türkisch fühlt. Am Ende ihrer langen Reise packen Asli Sevindim und Till Nassif den Campingtisch aus dem Transit, so wie es die Türken gemacht haben auf ihren Reisen in die Heimat: Zwischenstopp. Zeit, um noch viele weitere Geschichten vom türkischdeutschen Leben in allen Teilen der Republik aus dem Transit zu packen. Auch Geschichten von den Schattenseiten des türkischen Lebens in Deutschland sind dabei, Geschichten von Ehrenmorden und Jugendbanden. Und auch dazu gibt es vieles zu erzählen. Es gibt so viele Geschichten wie es Menschen gibt, hat Fatih Akin, der deutschtürkische Erfolgsregisseur, zu seiner Familiengeschichte gesagt, die zu einem Klassiker unter den deutschtürkischen „Heimatfilmen“ wurde. Asli Sevindim und Till Nassif führen durch die Lange Nacht mit einem roten Türken-Transit und vielen deutschtürkischen Gesichtern und Geschichten. 22:00-04:25 • WDR
„Deukisch“ für Anfänger
50 Jahre Türken in Berlin – Die Dokumentation von Dennis Wagner reflektiert 50 Jahre „Deukisch“-Berlin und verbindet Geschichte mit Geschichten von Menschen, die vor einem halben Jahrhundert und später in die Stadt kamen.
Menschen, die ihre Kultur, ihre Religion und ihren Humor, ihre Vorbehalte und Erwartungen, ihre Musik, ihre Traditionen und ihre Küche mitbrachten. Mit dabei sind neben Aylin Selcuk auch der Comedian Murat Topal, der Schauspieler Akut Kayacik (u. a. „Almanya – Willkommen in Deutschland“), DJ Epik, die Politiker Rita Süßmuth, Cem Özdemir, Klaus Wowereit, Bilkay Öney, Christian Ströbele, der Buchautor Cem Gülay („TürkenSam“), der Unternehmensgründer Vural Öger und viele andere.
Mehr als 100.000 Türken leben in Berlin. Damit gibt es in der Stadt die größte türkische Gemeinde Europas außerhalb der Türkei. Was wäre die Stadt eigentlich ohne ihre Zuwanderer?
Ende Oktober feiert die deutsche Einwanderungsgesellschaft ein Jubiläum: Vor 50 Jahren unterzeichneten die Bundesrepublik Deutschland und die Türkische Republik ein Abkommen über die Anwerbung von Arbeitskräften. Das Wirtschaftswunder westlich der frisch befestigten innerdeutschen Grenze benötigte fleißige Hände, die kräftig zupacken konnten für möglichst wenig Geld. Die Menschen, die sich – vielfach aus Ostanatolien – auf eine mehr als fünfzigstündige Reise gemacht hatten, nannte man „Gastarbeiter“. Dennoch waren viele gekommen, um zu bleiben.
Sie haben nicht nur Berlin nachhaltig verändert: wirtschaftlich, kulturell, sprachlich. Die Debatte um Integration machte vor einem Jahr durch das Erscheinen des Sarrazin-Bestsellers „Deutschland schafft sich ab“ wieder heftige und provokante Schlagzeilen. Doch der Streit darum, wie Deutsche und Türken zusammenleben wollen, existiert seit dem Beginn der Zuwanderung vor 50 Jahren.
Die Medizinstudentin Aylin Selcuk gründete vor vier Jahren die „Deukische Generation“, eine Interessenvertretung junger Türkinnen und Türken, die das Zusammenwachsen zweier Kulturen symbolisieren soll. Seitdem gehören Begriffe wie Kanak Sprak oder Türkisch Rap zum Repertoire Berlins. 22:02-22:45 • EinsExtra
Fremdländer – Deutschländer
Als die Türken kamen – Männer und Frauen der ersten Gastarbeitergeneration erinnern sich an ihre Ankunft in Deutschland, an kuriose Missverständnisse und große Hoffnungen und an ein Leben voller Widersprüche zwischen zwei Ländern, zwei Kulturen.
1961 suchte man in Deutschland dringend Arbeitskräfte. In Deutschland angekommen, folgte für viele der türkischen Frauen und Männer die Enttäuschung auf dem Fuß: Ein Kaufmann, der gern als Gutsverwalter arbeiten wollte, landete im Schweinestall, der Ingenieur Metin Türköz am Fließband und das Zuhause des Börekbäckers Alibaba war zehn Jahre lang eine Baubaracke, die er mit fünf anderen Männern teilen musste. Für Metin Türköz, den frustrierten Ingenieur, wurde sein Zorn zur Goldgrube: Er kleidete ihn in Lieder und machte damit Karriere als Sänger. Vielen sprach er aus der Seele, die fremd blieben in einem Land, dessen Sitten ihnen zu freizügig, dessen Bewohner ihnen oft abweisend erschienen.
In der Dokumentation von Monika Siegfried-Hagenow erinnern sich Männer und Frauen der ersten Gastarbeitergeneration an ihre Ankunft und ihr Leben in Deutschland. Für Alibaba, Metin und die anderen war damals klar: Nach ein paar Jahren wollten sie wieder heimkehren. Aber dann sind sie über 40 Jahre lang in Deutschland geblieben. 22:30-23:15 • BR
12 Monate Deutschland
Fernsehfilm (Tragikomödie – Gesellschaftliche Problematik/Soziale Brennpunkte) – mit Kwasi Gyabaa, Nairika Murphy, Eduardo Matheus und Constanza Gorena Prat
Andere Länder – andere Sitten. Jahr für Jahr begeben sich weltweit Jugendliche auf den Weg ins Ausland, um in einer anderen Kultur heimisch zu werden. Was sie dort erleben, ist manchmal komisch, manchmal tragisch. Immer aber müssen Grenzen und Freiräume ausgelotet und diskutiert werden. „12 Monate Deutschland“ folgt vier Austauschschülern aus drei Kontinenten in deutsche Gastfamilien und lässt die Zuschauer teilhaben an ihren Enttäuschungen und ihren Erfolgen im Umgang mit der Fremde.
Kwasi kommt aus der Millionenstadt Accra (Ghana) ins thüringische Rastenberg mit 2741 Einwohnern. Es war die Idee seiner Mutter, ihn für ein Austauschjahr nach Deutschland zu schicken. Über Deutschland weiß er nicht viel, und er hatte nicht damit gerechnet, dass er nun Klöße essen und Holz hacken soll.
Nairika kommt aus Pittsburg (USA) nach Berlin-Neukölln und sehnt sich nach Familienanschluss, den sie bei ihrer alleinerziehenden Gastmutter nicht bekommt. Ihr Gastbruder will nicht viel von ihr wissen, und so macht sich Nairika eigenständig auf die Suche nach einer neuen Gastfamilie.
Constanza kommt aus einer Großstadt im Süden Chiles in ein 200-Einwohner-Dorf in der Nähe von Stendal in Sachsen-Anhalt. Sie freut sich auf die Gastfamilie und erlebt zunächst eine große Sprachlosigkeit.
Eduardo stammt von der vor Venezuelas Küste liegenden kleinen Insel Margarita und kommt in die Millionenstadt Hamburg. Er liebt deutschen Fußball, soll aber mit seiner Familie am Esstisch über Politik, Kunst oder Literatur diskutieren. Die Regisseurin Eva Wolf begleitet die vier Protagonisten durch Höhen und Tiefen in ihrem Austauschjahr in Deutschland und zeigt, dass durch Konflikte auch Nähe entstehen kann – und nicht nur Befremden. Ihr Film erzählt von Spannungen, die sich manchmal aus kulturellen Unterschieden ergeben und manchmal einfach nur daraus, dass Menschen eben verschieden sind, überall auf der Welt. Denn andere Sitten finden wir nicht nur in anderen Ländern, sondern manchmal schon im Haus nebenan.
„12 Monate Deutschland“ ist der dritte Film der fünfteiligen Dokumentarfilm-Reihe „100%Leben“. Am Montag, 7. November 2011, wird „Von Kindern“ gesendet und am 14. November 2011 „Reine Männersache“. 00:40-02:15 • ZDF TV-Tipps
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