Neonazi-Terror

Auch Sarrazins Saat wird wachsen, wenn wir nicht einschreiten

Die Saat für diese Nazi-Bande haben andere viel früher gelegt. Sarrazins Saat braucht Zeit, bevor sie wächst, bevor sie für alle sichtbar wird, wenn wir nicht einschreiten, schreibt Mehmet G. Daimagüler in seinem Gastbeitrag.

Von Mehmet G. Daimagüler Montag, 28.11.2011, 8:28 Uhr|zuletzt aktualisiert: Donnerstag, 01.12.2011, 0:20 Uhr Lesedauer: 3 Minuten  |  

„Aktion Dönerspieß“ nannten die Rechtsterroristen aus Zwickau ihre Mordserie. „Soko Dönermorde“ nannte unsere Polizei ihre Truppe, die diese Mordserie aufklären sollte und dabei kläglich versagte. Die Ähnlichkeit in der Terminologie mit Blick auf die Opfer ist frappierend – und sie ist verletzend. Sprache kann verräterisch sein. In diesem Fall werden Menschen sprachlich post mortem entmenschlicht. Sie werden zu Sachen gemacht. Sachen kann man nutzen, man kann sie kaputt machen. Sachen haben keine Würde. Zugleich macht der Begriff „Dönermorde“ die Opfer zu Fremden: Döner, das ist nicht deutsch, das ist türkisch, und was türkisch ist, braucht uns nicht weiter zu sorgen. Wie würden wir Deutsche uns fühlen, wenn eine Mordserie in der Türkei von der „Soko Sauerkraut“ aufgeklärt werden würde? Ich habe darum „Dönermorde“ als „Unwort des Jahres“ vorgeschlagen.

Ein Mensch nach dem anderen, ein ganzes Jahrzehnt lang, wird kaltblütig erschossen. Mitten unter uns, inmitten unserer Städte. Aber was soll’s? Das sind innertürkische Angelegenheiten, PKK, Drogen, Schutzgelderpressung, irgendetwas, was mit uns, mit Deutschland, nichts zu tun hat. Diese Menschenverachtung spiegelt sich in dem Begriff „Dönermorde“ ebenso wie in der „Aktion Dönerspieß“.

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Während das Letztere das Resultat des kranken Denkens von Nazis ist, ist das Erstere die Kopfgeburt von Menschen, die uns schützen sollen. Hier kommt unheilvoll eins zum anderen. Der Verfassungsschutz hat die NPD infiltriert. Die NPD ist verwoben mit dem „Nationalsozialistischen Untergrund“. Wie kann es sein, dass unter der Nase des Verfassungsschutzes eine braune Truppe morden kann? Könnte es sein, dass umgekehrt auch die NPD Teile des Verfassungsschutzes infiltriert hat? Könnte es sein, dass es innerhalb der Sicherheitsbehörden ein rechtes Sympathisantennetzwerk existiert? Angst habe ich nicht, aber mein Vertrauen in den Staat ist erschüttert.

Es stimmt, dass besonders im Osten unseres Landes Neonazis ihr Unwesen treiben. Richtig ist auch, dass in den neuen Ländern die NPD ihre größten Wahlerfolge hat und dass dort Migranten, Punks, Juden, Schwule besonders gefährlich leben. Die Integration mancher Jugendlicher aus den neuen Ländern in die Bundesrepublik Deutschland ist – vorläufig? – gescheitert. Aber: Neonazis gibt es auch im Westen.

Auch im Westen Deutschlands haben sich Viele aus unserer Gesellschaft verabschiedet. Liest man die einschlägigen Onlineforen, entdeckt man, dass sich dort eine rechtsextreme Parallelgesellschaft entwickelt hat, die diesen Staat und die Werte für die er steht, immer ablehnen und oft auch aktiv bekämpfen. Sich daher wohlig zurückzulehnen und Rechtsextremismus als „ostdeutsches Problem“ zu betrachten, bagatellisiert die Herausforderung, vor der wir stehen. Rechtsextremismus ist ein gesamtdeutsches Problem, es ist unser aller Problem.

„Unworte bereiten den Untaten den Boden“, so sprach Johannes Rau. Man muss über Einwanderungspolitik debattieren. Aber man muss das anständig tun. Die Debatte darf nicht in Hetze gegen Einwanderer und einer dumpfen Panikmache enden. Wenn der Ex-Bundesbanker Thilo Sarrazin von der „Produktion von Kopftuchmädchen“ spricht und so Menschen zu Sachen degradiert und Millionen Menschen aus der Mitte unserer Gesellschaft jubeln, dann verstehen manche von den Rändern unserer Gesellschaft diese Thesen und den Jubel honoriger Bürger als Auftrag. Sie werden Häuser anzünden und Menschen töten. Sarrazin ist nicht schuld an der Zwickauer Mörderbande. Die Saat für diese Bande haben andere in den 80er und 90er Jahren gelegt. Sarrazins Saat braucht Zeit, wie jede Saat, bevor sie wächst bevor sie gedeiht, bevor sie für alle sichtbar wird. Aber auch diese Saat wird aufgehen, wenn wir nicht einschreiten. Es geht nicht bloß um Migranten. Es geht um unser Land. Wir müssen unsere wunderbare, kostbare, teuer erstrittene, aber auch so wahnsinnig verletzliche Freiheit verteidigen. Aktuell Meinung

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  1. Pragmatikerin sagt:

    @ @ll

    Wenn das nicht zum Nachdenken ist:

    „Zusammenleben – Die Zehn-Jahres-Studie eines Forscherteams um den Bielefelder Soziologen Wilhelm Heitmeyer zeigt die „deutschen Zustände“: Kulturell entspannter, sozial härter, politisch hilfloser, wirtschaftlich unberechenbarer – und eine gewaltbereite Rechte.

    Jeder Zweite sieht Deutschland „überfremdet“
    Im zurückliegenden „entsicherten Jahrzehnt“ prägten aber soziale und wirtschaftliche Krisen sowie die fortschreitende Spaltung der Gesellschaft die Einstellungen der Menschen. Ein Teil wendet die eigene Verunsicherung gegen schwächere Gruppen. Jeder Zweite fühlt sich durch die Krisen bedroht und sieht Deutschland „in einem gefährlichen Maß überfremdet“.

    Bevölkerung fühlt sich machtlos
    Angesichts der ökonomischen Krisen mache sich in weiten Teilen der Bevölkerung ein Gefühl der Machtlosigkeit breit und ein sinkendes Vertrauen in die Demokratie. „Entsicherung, Richtungslosigkeit und Instabilität sind zur neuen Normalität geworden“, schreiben die Bielefelder Forscher. Die Nervosität steige in allen sozialen Gruppen: „eine explosive Situation als Dauerzustand“.

    Pragmatikerin

  2. Tai Fei sagt:

    ronzilein sagt:
    15. Dezember 2011 um 12:58
    „Nur wäre es etwas blauäugig, einen Herrn Sarrazin dafür verantwortlich zu machen, dass es solche Auswüchse nach rechts außen gibt.
    Diese Auswüchse sind Symptom für einen Missstand, der bis weit hinein in der Mitte der Gesellschaft wahrgenommen wird. Laut einer Studie, die hier auch in diesem Portal erwähnt wird, ist der Unmut darüber bereits bei 50% der Bevölkerung angekommen.
    Also: 50% der Bürger in Deutschland sehen ein Problem der Überfremdung. Diese 50% sind nicht alle rechtsradikal!!!“
    Es ist richtig, dass Herr Sarrazin NUR ein Symptom darstellt. Wohlgemerkt ist dieser Mann immer noch Mitglied in der SPD. Das zeigt, dass Rechtspopulismus/-radikalismus tatsächlich ein Problem der bürgerlichen Mitte ist. Vielleicht, aber nur vielleicht, sind ja tatsächlich noch keine 50% davon betroffen. Zumindest kommt aber die neuste Studie vom Institut für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung an der Universität Bielefeld zu einem verheerenden Ergebnis. Soviel scheinen da also nicht mehr zu fehlen um diese 50% voll zu bekommen. Hier kann ich nur immer wieder auf das 3. Reich verweisen. Sicher war ein Großteil mit der rassistischen Politik nicht einverstanden, verhindert hat sie aber niemand. Darum heißt es, wehret den Anfängen. Leider sehe ich inzwischen einige Parallelen zur Weimarer Republik.

    Die „Überfremdungsproblematik“ ist ja nicht das einzige Zeichen. Der Sozialdarwinismus allgemein hat Einzug gehalten. H4ler, Obdachlose, ja sogar Behinderte sind inzwischen ja auch Angriffen aus der rechten Szene ausgesetzt. In Leipzig wird gerade so ein Fall verhandelt. Natürlich tauchen diese Fälle nicht in Statistiken über rechte Gewalt auf, da in diese Richtung, surprise-surprise, nicht ermittelt wird. Lt. Sozialverbänden ist es jedoch schon auffällig, dass die jeweiligen Täter, wenn sie denn überhaupt ermittelt werden, oft in engen Kontakt zur rechtsradikalen Szene stehen.

  3. ronzilein sagt:

    danke, Pragmatikerin.
    Es ist nicht mehr weg zu träumen.
    Also nicht nur ein Gefühl.
    endlich gibt es eine Studie und deutliche Zahlen.

    Nur leider wird diese sicher nicht in den etablierten Medien auftauchen.
    Bei Sarrazin hat das Schweigen nicht so gut geklappt. Hier schon.
    Ich bin sicher, dass die Studie totgeschwiegen werden wird.
    Man müsste ja eine Lösung finden, und die würde es nur politisch geben.
    Eine intelligente Integrationspolitik, wie etwa in skandinavischen Ländern, Australien, etc. Also nicht auf die Einwanderer einhauen, denn die kapieren oft nicht, dass Deutschland mehr ist als nur ein bequemer Nährboden.
    Sondern politische Forderungen anstreben, wie etwa in Schweden:
    Dort müssen Einwanderer ihren Sprachkurs selber bezahlen, und erst wenn die Prüfung erfolgreich abgelegt wird, gibt es eine Einreiseerlaubnis.

  4. ronzilein sagt:

    @Tai Fei
    haben Sie das nur nicht verstanden, oder wollen Sie mir das Wort im Munde herumdrehen?

    Sie meinen also, diese 50% sind rechtsradikal ausgerichtet?
    Wachen Sie bitte auf!
    In den 50% sind die Rechtspopulisten/ radikalen gar nicht mit eingerechnet.
    Wenden Sie nicht wieder den Trick der schwarz-weiß Vereinfachung an.
    Die „Mitte der Gesellschaft“ ist hier gemeint, nicht die paar Dummköpfe auf der rechts außen Seite.

  5. Tai Fei sagt:

    ronzilein sagt:
    16. Dezember 2011 um 12:23
    „@Tai Fei
    haben Sie das nur nicht verstanden, oder wollen Sie mir das Wort im Munde herumdrehen?
    Sie meinen also, diese 50% sind rechtsradikal ausgerichtet?
    Wachen Sie bitte auf!
    In den 50% sind die Rechtspopulisten/ radikalen gar nicht mit eingerechnet.
    Wenden Sie nicht wieder den Trick der schwarz-weiß Vereinfachung an.
    Die “Mitte der Gesellschaft” ist hier gemeint, nicht die paar Dummköpfe auf der rechts außen Seite.“

    Rechtspopulismus/-radikalismus IST das Problem der Mitte. Von Schwarz/Weiß-Vereinfachung war dabei gar nicht die Rede. Das Problem sind nämlich gar nicht mal die „paar Dummköpfe auf der rechts außen Seite“, das Problem ist die schweigende Mehrheit, eben diese Mitte der Gesellschaft, die diese Taten zunehmend toleriert. Die von mir (als auch von der Praktikantin) erwähnte Bielefelder Langzeitstudie nennt durchaus die WAHREN Ursachen, nur scheinen sowohl SIE als auch die Praktikantin diese zu ignorieren. Bitte lesen Sie doch einfach mal genau das Zitat der Praktikantin aus der Studie:
    „Jeder Zweite SIEHT Deutschland “überfremdet”
    Im zurückliegenden “entsicherten Jahrzehnt” prägten aber SOZIALE und WIRTSCHAFLICHE Krisen sowie die fortschreitende SPALTUNG der Gesellschaft die Einstellungen der Menschen. Ein Teil wendet die EIGENE Verunsicherung GEGEN SCHWÄCHERE Gruppen. Jeder Zweite FÜHLT sich durch die Krisen bedroht und SIEHT Deutschland “in einem gefährlichen Maß überfremdet““

    Ich habe mal, damit auch Sie dem Text folgen können, einige Passagen hervorgehoben. Allein dieser kurze Absatz zeigt doch schon, dass es sich bei der Überfremdungsdebatte um eine Anscheinsdebatte handelt. Wenn wir allerdings nicht die URSACHEN dieser Entwicklung bekämpfen, lösen wir auch KEINE Probleme.

    PS: jeder ZWEITE = 50% ;)

  6. ronzilein sagt:

    @Tai Fei:
    Sie meinen wohl „Pragmatikerin“ nicht “ Praktikantin“, also die Dame, die sich hier recht differenziert an der Diskussion beteiligt.

    Rechtspopulismus IST das Problem der Mitte?
    Das glaube ich, ist reine Definitionssache-.
    Wissen Sie,es ist vielleicht nicht angekommen, aber es gibt mehrheitlich in der Mitte der Gesellschaft eben viele bürgerliche Deutsche, viele ältere, die vielleicht selber unter den Nazis gelitten haben, vielleicht teilweise also auch regelrechte Nazi-Hasser (so wie ich ) , oder auch jüngere Deutsche, die prinzipiell nicht Migranten-feindlich gesinnt sind und alles andere als rechtsradikal.
    Darunter die meisten Intellektuelle oder mit sonstiger Bildung. Bürgerlich eben…

    Die nun alle als Rechtspopulisten zu bezeichnen, das wäre genauso schlimm, als wenn man sagen würde : „alle Muslims sind Terroristen“

    Ich kann Ihre Hervorhebungen daher nicht als ein Argument für irgendetwas erkennen:

    „-Jeder Zweite SIEHT Deutschland “überfremdet”-

    Ja, ! – sehen oder bezeichnen, oder fühlen, bedauern oder bemerken, suchen Sie sich irgendwas aus, am Ende kommt immer dasselbe raus.

    „-Im zurückliegenden “entsicherten Jahrzehnt” prägten aber SOZIALE und WIRTSCHAFLICHE Krisen-“

    ja – aber klar, und?
    Bitte, natürlich haben wir auch ohne Einwanderer schon Probleme, das sagt ja niemand, dass NUR durch Einwanderung Probleme entstehen – aber die werden durch wachsende Überfremdung eben noch weiter vergrößert- gerade die wirtschaftlichen ( Run auf Sozialsysteme) und die sozialen (sozialer Unfriede, Parallelgesellschaft, Spaltung) – und das in bald unzumutbarem Maß.
    Weder das eine noch das andere kann man völlig ausklammern.
    Also anders gesagt, weder die Einwanderung allein ist Ursache, noch ist soziale und wirtschaftliche Krise absolut von Einwanderung unberührt. Alles kommt zusammen in einen Topf.

    “ sowie die fortschreitende SPALTUNG der Gesellschaft die Einstellungen der Menschen.“

    aber das trifft es doch, SPALTUNG. Spaltung der Gesellschaft. Der Begriff ist doch schon uralt.
    Hier ist allerdings die Spaltung der Gesellschaft in Kulturen gemeint. Ok?.

    “ Ein Teil wendet die EIGENE Verunsicherung GEGEN SCHWÄCHERE Gruppen.“

    das sind die etwas einfach gestrickten Leute, die sowas tun.
    Und wer ist die SCHWÄCHER?

    “ Jeder Zweite FÜHLT sich durch die Krisen bedroht und SIEHT Deutschland “in einem gefährlichen Maß überfremdet“““

    ok, FÜHLT. Wo ist der springende Punkt?

    Sie schütten also einen Eimer kaltes Wasser über meinen Kopf und sagen dann:
    „Sehen Sie nicht? Das Wasser IST das Problem.“

    Wissen Sie, ich glaube wir müssen verstehen lernen, dass die Einteilung in feindlich und nicht feindlich etwas zu simpel abläuft.
    Ich bin nicht menschenfeindlich. Ich finde es gut, dass es Einwanderer gibt.
    Deutschland nur mit Deutschen, das wäre auf keinen Fall erstrebenswert.. Wer Bildung hat und einen Beruf, der soll hier glücklich werden und ist willkommen.

    Und trotzdem sehe ich Überfremdung –
    Oder ich fühle sie.
    Ganz wie Sie wollen.

  7. Pragmatikerin sagt:

    @ ronzilein

    Ihr Beitrag sowie die Antwort an Tai Fei ist perfekt!!!!!

    Ihr Hinweis, dass mein Nick „Pragmatikerin“ lautet fand ich sehr nett, aber bei dem Nick Tai Fei ist „Hopfen und Malz“ verloren, wenn dieser schreiben würde, die Erde ist eine Scheibe würde ich nicht widersprechen.

    Ich wünsche Ihnen ein schönes Wochenende :-)

    Pragmatikerin

  8. Tai Fei sagt:

    ronzilein sagt:
    16. Dezember 2011 um 21:32
    „@Tai Fei:
    Sie meinen wohl “Pragmatikerin” nicht ” Praktikantin”, also die Dame, die sich hier recht differenziert an der Diskussion beteiligt.“
    Genau Ihre Bemerkung zu ostdeutschen Gebärmaschinen war z.B. äußerst diskriminierend pardon differenziert. ;)

    „Wissen Sie,es ist vielleicht nicht angekommen, aber es gibt mehrheitlich in der Mitte der Gesellschaft eben viele bürgerliche Deutsche, viele ältere, die vielleicht selber unter den Nazis gelitten haben, vielleicht teilweise also auch regelrechte Nazi-Hasser (so wie ich ) , oder auch jüngere Deutsche, die prinzipiell nicht Migranten-feindlich gesinnt sind und alles andere als rechtsradikal.Darunter die meisten Intellektuelle oder mit sonstiger Bildung. Bürgerlich eben…
    Die nun alle als Rechtspopulisten zu bezeichnen, das wäre genauso schlimm, als wenn man sagen würde : “alle Muslims sind Terroristen”
    Darüber müssen Sie mich nicht belehren. Stellen Sie sich vor, in meiner Familie gab es auch KZ-Insassen (wohlbemerkt nicht als Wachposten). Natürlich sind solche Verallgemeinerungen immer mit Vorsicht zu geniesen. Nur stammen die ja auch nicht von mir. Die erwähnte Studie ist zu dem Ergebnis gekommen, dass Sozialdarwinismus und ausländerfeindliches Gedankengut in weiten Teilen der Gesellschaft verbreitetet ist. Sie selber schrieben mit Verweis auf eben DIESE Studie:
    ronzilein sagt:
    16. Dezember 2011 um 12:07
    Es ist nicht mehr weg zu träumen.
    Also nicht nur ein Gefühl.
    endlich gibt es eine Studie und deutliche Zahlen.
    Nur leider wird diese sicher nicht in den etablierten Medien auftauchen.
    Bei Sarrazin hat das Schweigen nicht so gut geklappt. Hier schon.
    Ich bin sicher, dass die Studie totgeschwiegen werden wird.
    Irritierend ist dann nur, dass Sie deren Ergebnisse dann plötzlich nicht mehr akzeptieren bzw. als überzogen und verallgemeinernd ablehnen. Die Studie kommt halt zu dem klaren Ergebnis, dass Fremdenfeindlichkeit in DE ein weitverbreitetes Phänomen ist. PUNKT!

    Ich erinnere in diesem Zusammenhang auch auf die Dokumentation von Panorama über den damaligen Koch-Wahlkampf der hessischen CDU, wo bei regionalen Mitgliedertreffen solche Worte wie ARBEITSLAGER bereits wieder die Runde machten. Verweise auf die BILD-Kampanie über die faulen Griechen und auf die Bemerkungen eines Moderators im MOMA, ob denn ein Italiener der richtige Kopf für die EZB sei. Sicher das waren alles nur kleine Symptome, aber offensichtlich scheint dass, zumindest lt. besagter Studie, dann doch eher ein allgemeineres Problem zu sein.

    „Bitte, natürlich haben wir auch ohne Einwanderer schon Probleme, das sagt ja niemand, dass NUR durch Einwanderung Probleme entstehen – aber die werden durch wachsende Überfremdung eben noch weiter vergrößert- gerade die wirtschaftlichen ( Run auf Sozialsysteme) und die sozialen (sozialer Unfriede, Parallelgesellschaft, Spaltung) – und das in bald unzumutbarem Maß.
    Für sinkende Löhne, steigendes Renteneintrittsalter, zunehmende prekäre Beschäftigung, „flexiblere“ Beschäftigungspolitik, daraus resultierende sinkende Einnahmen der Umlageversicherungen trägt die Zuwanderung NICHT die Verantwortung! Ich verweise hier auf ein Zitat von Stephane Hessel, (KZ-Überlebender, Mitautor der Charta der Menschenrechte) aus seinem Pamphlet „EMPÖRT EUCH“:
    „Man wagt uns zu sagen, der Staat könne die Kosten dieser sozialen Errungenschaften nicht mehr tragen. Aber wie kann heute das Geld dafür fehlen, da doch der Wohlstand so viel größer ist als zur Zeit der Befreiung, als Europa in Trümmern lag? Doch nur deshalb, weil die Macht des Geldes – die so sehr von der Résistance bekämpft wurde – niemals so groß, so anmaßend, so egoistisch war wie heute, mit Lobbyisten bis in die höchsten Ränge des Staates. In vielen Schaltstellen der wieder privatisierten Geldinstitute sitzen Bonibanker und Gewinnmaximierer, die sich keinen Deut ums Gemeinwohl scheren. Noch nie war der Abstand zwischen den Ärmsten und den Reichsten so groß. Noch die war der Tanz um das goldene Kalb – Geld, Konkurrenz – so entfesselt.“

    „Spaltung der Gesellschaft. Der Begriff ist doch schon uralt.
    Hier ist allerdings die Spaltung der Gesellschaft in Kulturen gemeint. Ok?.
    Eben nicht. Es geht um die Spaltung der Gesellschaft in ARM und REICH.

    ” Ein Teil wendet die EIGENE Verunsicherung GEGEN SCHWÄCHERE Gruppen.”
    das sind die etwas einfach gestrickten Leute, die sowas tun.“
    Laut der erwähnten Studie ist das eben NICHT der Fall. Es sind halt nicht NUR diese “bildungsfernen“ Schichten, sondern eben vor allem auch die Mitte der bürgerlichen Gesellschaft.

    „Und wer ist die SCHWÄCHER?“
    Dreimal dürfen Sie raten

    „Wissen Sie, ich glaube wir müssen verstehen lernen, dass die Einteilung in feindlich und nicht feindlich etwas zu simpel abläuft.“
    Das ist eine schöne Vorstellung und ich würde mich der gerne anschließen. Jedoch möchte ich auch hier ein Zitat heranziehen, diesmal von Warren Buffett:
    „Es herrscht Klassenkrieg, richtig, aber es ist meine Klasse, die Klasse der Reichen, die Krieg führt, und wir gewinnen. ((Original engl.: „There’s class warfare, all right, but it’s my class, the rich class, that’s making war, and we’re winning.“ – im Interview mit Ben Stein, New York Times, November 26, 2006)”
    Willkommen in “The brave new world”.

    „Ich bin nicht menschenfeindlich. Ich finde es gut, dass es Einwanderer gibt.
    Deutschland nur mit Deutschen, das wäre auf keinen Fall erstrebenswert.. Wer Bildung hat und einen Beruf, der soll hier glücklich werden und ist willkommen.“
    Auch an Sie die Frage, wo bitte steht im GG eine Einschränkung zur wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit und Bildungsstand.

  9. ronzilein sagt:

    @ Tei Fai:
    hallo!

    Die Spaltung zwischen arm und reich ist eine ganz andere Geschichte.
    Mag sein, dass da viele auch ungerecht sind. Nein, das ist sogar sicher.

    Was nun wo gemeint war, kann man sehen wie man will, man wird sich im Kreis drehen..
    Wenn es heute keine intelligenten Integrations-Gesetze GG gibt, dann hat man eben damals , als sie gemacht wurden, noch nicht ahnen können, dass man sie einmal dringend brauchen wird.
    Da gäbe es nur die Option, dass man solche Gesetze eben verabschieden muss, wie in anderen Ländern ja auch .

    Dass es noch weitläufigere Probleme gibt, habe ich ja nicht bestritten, die Einwanderung ist aber ein Teil davon. Wo einige undifferenziert interpretieren und Einwanderer prinzipiell ablehnen, so ist das natürlich nicht wünschenswert. Und die Rechten blasen sich ohnehin immer dicker auf, das ist gefährlicher Zündstoff.
    Ich behaupte deshalb, dass wenn die Integrationsprobleme, wie sie teilweise von Sarazin beschrieben werden, nicht erkannt und offen diskutiert werden, dann werden die Neonazis immer mehr Wind in die Segel bekommen und DAS IST NICHT, WAS ICH MÖCHTE!

    Was einfach nicht geht, ist, dass Integrationskritik gleichgesetzt wird mit Fremdenfeindlichkeit, und die ist gleich zu setzen mit Fremdenhass, dann also Rechtsradikalismus.
    Kritiker, die Probleme ansprechen wollen, landen automatisch in der rechten Ecke –
    Das verwischt alles und führt zur Diskussion über Nazis, die eine völlig andere ist.
    Bitte mit diesem Quatsch auf zu hören!
    Hier gibt es eine lauter werdende Stimme, die sich aber in aller Form von Nazis distanziert .
    Sie steinigen den Übermittler der schlechten Nachricht, merken Sie das nicht?

    Wie also sollen sich tolerant eingestellte , aber kritische Leute vom braunen Sumpf abgrenzen, wenn es für Sie nur rechts oder links gibt??
    Anscheinend sollen sie das nicht.
    Dahinter steckt doch auch eine Alibibehauptung, um sich nicht mit leidigen Probleme auseinander setzen zu müssen.

    Alle kritischen Leute sind rechts?
    Gut, dann sind alle Einwanderer schuld an allem.
    Stimmt ja genauso nicht, oder?

    Sie beklagen die gesellschaftliche Entwicklung und den Druck von rechts, erwähnen aber mit keinem Gedanken, dass es dafür auch berechtigte Gründe geben könnte.

    Wenn Sie den Unterschied zwischen kritisch und feindlich aber nicht machen können, dann haben wir hier ausgeredet.

    Alles Gute für Sie und alle hier!

  10. Pragmatikerin sagt:

    Hallo ronzilein :-)

    es gibt soviele interessante Themen hier, die man kommentieren soll/muss, ich hoffe, von Ihnen noch einige differenzierte Beiträge zu lesen.

    Pragmatikerin