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Büchermarkt

Nicht ohne meine Vorurteile

Wie Verlage mit Klischees und Stereotypen arbeiten, um ihre Publikationen von der Konkurrenz abzuheben: Buchcover mit verschleierten Frauen oder mit bedrohlich wirkenden Schlagwörtern sind keine Seltenheit - Katharina Pfannkuchs Odyssee durch den virtuellen Büchermarkt.

Von Katharina Pfannkuch Montag, 19.12.2011, 8:28 Uhr|zuletzt aktualisiert: Dienstag, 25.03.2014, 9:40 Uhr Lesedauer: 7 Minuten  |  

Das digitale Zeitalter birgt viele Vor- und Nachteile für jeden, der sich der neuen Technologien bedient. Das Angebot der virtuellen Welt ist groß und bunt, und wohl jeder von uns hat wohl schon einmal die Erfahrung gemacht, in einem der virtuellen Online-Shops, die zu hunderten aus dem Boden schießen und die ihren Kunden auf immer neue Arten ungefragt Empfehlungen geben, Neues zu entdecken. „Neues“, das kann positiv, aber auch negativ sein, es kann erschreckend oder erhellend sein – oder beides. Und so kann eine Suche nach Büchern in einem der größten und meistgenutzten Onlineshops für Bücher und DVDs in genau jenen Zustand münden, in dem aus anfänglichem Erschrecken und Kopfschütteln allmählich eine Erkenntnis entsteht.

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Meine Suche nach Büchern begann eigentlich harmlos: Unter der Stichworteingabe „islamisches Recht“ werden zunächst die deutschen Standardwerke von Mathias Rohe und Rüdiger Lohlker angezeigt, einige speziellere Werke zur Anwendung des islamischen Rechts in einzelnen Ländern, und dann folgte die erste Überraschung, die, wie sich erst später herausstellen sollte, erst der Anfang dieses Eintauchens in ein ganz spezielles Segment des deutschen Büchermarktes werden sollte. In der Liste der genannten Bücher tauchte plötzlich der in diesem Jahr im mvg-Verlag erschienene Titel „Gefangen in Deutschland – Wie mein türkischer Freund mich in eine islamische Parallelwelt entführte“ auf.

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Ich habe dieses Buch nie gelesen, der Titel, Berichte über den Inhalt und Intention des Buches – der Islam oder gar der Koran seien nicht schuld an ihrem Schicksal, beteuerte die Autorin angeblich, was nicht wirklich zum Titel passen will – und vor allem das Cover hielten mich davon ab. Zu sehr erinnerte der betroffene, ernste und wissende Blick, der unter dem locker, aber dadurch nicht weniger effektvoll um Kopf und Gesicht der Autorin geschlungenen Schal (nicht, dass hier etwa Assoziationen mit „dem Islam“ geweckt werden sollen) hervorblickend dem potentiellen Käufer suggerieren soll, hier werde von einem wahren, unvorstellbaren Schicksal berichtet, an das Cover jenes Bestsellers, dem wir die Gattung „Erfahrungsbericht unbedarfter westlicher Frau, die von anfangs liebevollem, später aggressiven und sich plötzlich am Islam orientierendem Mann hinters Licht geführt wird und diese Erfahrung zu einem politisch günstigen Moment in Buchform veröffentlicht“ eigentlich erst verdanken.

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„Um sie von der Konkurrenz abzuheben, erhalten einige dieser Bücher Titel, die länger sind als mancher Klappentext eines modernen Prosa-Werks: ‚Der Schleier der Angst – Sie lebte in der Hölle, bis die Angst vor dem Leben größer war als die Angst vor dem Tod‘ wird noch nur übertroffen von ‚Auge um Auge – Ein Verehrer schüttete mir Säure ins Gesicht. Jetzt liegt sein Schicksal in meinen Händen‘.“

Die Rede ist von Betty Mahmoodys „Nicht ohne meine Tochter“, ein Buch, das sich – auch dank der die Literaturvorlage an Dramatik und amerikanischem Patriotismus noch übertreffenden Verfilmung – auch über 20 Jahre nach seinem Erscheinen in der mittlerweile 66. (!) Auflage noch immer gut verkauft. In Erinnerung an dieses Buch und an mein damals fast krankhaft immer wieder auftretendes Kopfschütteln während des Lesens ob der bis ins kleinste Detail sorgsam aufbereiteten Klischees und Stereotype, klickte ich trotzdem „Gefangen in Deutschland“ an (das, so scheint es, ist offensichtlich eines der Erfolgsrezepte des Online-Shoppens – zeige dem Käufer etwas, was er sonst kaum beachten würde, er wird es schon anklicken) – und durch diesen Klick eröffnete sich mir die gesamte Bandbreite einer literarischen Gattung, von deren Existenz ich wusste, deren Ausmaße mir jedoch bis dato nicht bewusst waren.

Eine ganze Armee von ernsten, wissenden Augenpaaren, die unter Schleiern hervorgucken, starrte mich an, als wollten sie mich hypnotisieren, um mir dann von ihrem jeweiligen Schicksal, ihrer Erfahrung mit dem jeweils einen Mann zu berichten, der auf irgendeine Weise mit diesem abstrakten Topos „Islam“ zu tun hat, mindestens aber tiefe Einblicke in „den Orient“ oder die orientalische Kultur verspricht. Der Blick allein reicht natürlich nicht aus, auch der Titel muss die Dramatik und Brisanz jedes einzelnen Schicksals verdeutlichen und Assoziationen wecken – Edward Said und Ziauddin Sardar hätten ihre wahre Freude gehabt: „Fatwa – Vom eigenen Mann zum Tode verurteilt“ heißt es da, und „Die verbotene Oase – Mein neues Leben im Harem der Frauen“, oder auch gleich „Hinter goldenen Gittern – ich wurde im Harem geboren“, auch in „Die verbotene Frau – Meine Jahre mit Scheich Khalid von Dubai“ und in „Gefangen im geliebten Land – Meine ägyptischen Jahre“ erhellen uns mitteilungsbedürftige Damen mit ihren Erfahrungen.

Um sie von der Konkurrenz abzuheben, erhalten einige dieser Bücher Titel, die länger sind als mancher Klappentext eines modernen Prosa-Werks: „Der Schleier der Angst – Sie lebte in der Hölle, bis die Angst vor dem Leben größer war als die Angst vor dem Tod“ wird noch nur übertroffen von „Auge um Auge – Ein Verehrer schüttete mir Säure ins Gesicht. Jetzt liegt sein Schicksal in meinen Händen“. Ganz spannend wird es dann bei Werken, die zwar ohne den obligatorischen ernsten Blick unter dem Schleier auskommen, dafür aber schon im Titel mit verheißungsvollen Andeutungen punkten: „Lockruf Saudia – Meine Erlebnisse im Hostessen-Camp“ führt die Rangliste dieser an das Abendprogramm von RTL erinnernden Titel an (es fehlt nur noch der Zusatz „Holt mich hier raus!“), dicht gefolgt von „Harem Girls – Mein Leben als Geliebte eines der reichsten Männer der Welt“.

Hier wird munter mit allen Klischees und Stereotypen gespielt und um sich geworfen, derer sich die europäische Literatur nicht erst seit der Romantik des 19.Jahrhunderts mit „dem Orient“ als Spielwiese für Phantasien und Ängste des breiten Publikums immer wieder bei Bedarf ausgiebig und mit einer entwaffnenden Abwesenheit jeglicher Kreativität und Dynamik bedient. Schon Victor Hugo setze in „Les Orientales“ ganz bewusst auf den Zeitgeist und erschuf eine Sammlung von Gedichten „aus dem Morgenland“ vor dem Hintergrund des griechischen Unabhängigkeitskrieges gegen die osmanische Besatzung von 1821-1829, in denen orientalische Schönheiten schön, willig und träge hinter den Mauern des Harems auf die kriegerischen, emotionsgesteuerten und herrschsüchtigen Sultane warteten, die entweder gerade aus der Schlacht zurückkamen oder mit den Ihren Tee und Wasserpfeife geraucht hatten, um dabei zu erörtern, wie sie Europa unter ihre Macht bringen könnten. Noch früher war Antoine Galland mit seiner bis heute weit verbreiteten Adaption von „1001 Nach“ im Jahre 1704 dran.

Ganze Abhandlungen haben die Literatur-und Sozialwissenschaften zur Rezeption des Orients hervorgebracht, doch der triviale Klick auf einen Erfahrungsbericht in einem Online-Shop offenbart, dass sich seit Galland, Hugo sowie deren Mitstreitern und deren scharfe Analyse durch Edward Said nicht viel geändert zu haben scheint – denn angesichts der nicht aufhörenden Flut der Berichte von Frauen, die uns unter ihren Schleiern wissend und auffordern ansehen, scheint nur der Schluss logisch, dass es nach wie vor ein Publikum für derartige Offenbarungen gibt. Und hier drängt sich die Frage auf, aus wem dieses Publikum besteht – Anna, 19, aus Berlin oder eher Hilal, 27, aus Hamburg? Oder doch eher Gertrud, 48, aus Königs-Wusterhausen? Oder sind es gar Männer, die diese Erfahrungsberichte lesen?

Der Blick in die Kundenrezensionen auf den Seiten des Online-Shops, in dem ich meine neuen Erkenntnisse gewonnen habe und dem der Leser diesen Beitrag überhaupt verdankt, lässt auf ein überwiegend weibliches Publikum schließen. Mindestens so interessant und wichtig wie die Frage, wer diese Bücher liest, erscheint jedoch die Wirkung, die alleine die Cover haben – gerade jetzt in der Vorweihnachtszeit erfreuen sich sowohl Online-Shops als auch reale Buchhandlungen eines erhöhten Andrangs. Wie schnell fällt da bei der Suche nach einem passenden Geschenk für den angeheirateten Großonkel Wilfried der Blick auf ein Cover, von dem uns eine dieser ernsten, verschleierten Frauen anblickt und das in großen Buchstaben mit „Fatwa – Vom eigenen Mann zum Tode verurteilt“ und anderen derzeit wieder so inflationär gebrauchten Schlagwörtern und Bildern wie „Schleier der Angst“ um unsere Aufmerksamkeit buhlt? Wie schnell setzt sich allein diese visuelle Umsetzung von Vorurteilen und diffusen Ängsten in den Köpfen derer fest, die nicht im Alltag mit dem vermeintlich allgegenwärtigen Islam konfrontiert sind, die keine Muslime, wie liberal oder konservativ sie nun gelabelt sein mögen, persönlich kennen? Was machen diese Bilder mit den Bildern in unseren Köpfen?

Sie bestätigen sie, immer wieder aufs Neue, und genau das nutzen die Verlage aus. Und angesichts des Erfolges dieser Gattung in Zeiten herbeigeredeter Befürchtungen vor einer Islamisierung Europas ist nicht damit zu rechnen, dass die Verlage diese Strategie ändern werden. Es bleibt nur zu hoffen, dass sich zumindest in einigen Köpfen beim Anblick derartiger Cover etwas bewegt: Nicht ohne meine Vorurteile? Ohne mich. Aktuell Meinung

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  1. Optimist sagt:

    Hallo Frau Pragmatikerin,

    „Dann wundere ich mich immer, warum in Deutschland so viele Frauen mit Kopttuch herumlaufen und dort nicht?!“

    Gute Frage. Ich bin persönlich der Überzeugung, daß die Türkischstämmigen hier etwas traditioneller sind, als die Türken dort. Immerhin haben sich die Geschichten getrennt. Deutschtürken werden dort nicht selten als „Almancis“ (=Deutschländer) bezeichnet. Das zeigt, daß es einen gesellschaftlichen Unterschied beider Völker gibt. Des Weiteren beobachte ich auch, daß häufig insbesondere verheiratete Frauen Kopftuch tragen, vermutlich auch um ein eindeutiges Signal zu senden (=“Bin vergeben“ und nicht „Bin besonders religiös“). Aber das sind nur Vermutungen, hab keine Belege und wissenschafltiche Untersuchungen gibts dazu soweit ich weiß nicht.

  2. Pragmatikerin sagt:

    @ Optimist

    eine sehr interessante These, die Sie mit den kopftuchtragenden Frauen hier in Deutschland aufstellen.

    Im Schwarzwald gibt es eine Tracht, wo man schon an den Utensilien erkennt, welche Frau verheiratet und welche ledig ist (sicher eine gute Möglichkeit für Jungesellen,sich eine heiratsfähige Frau auszusuchen lach).

    Wenn das bei den hier lebenden Türkinnen auch so ist, wäre es eine Erklärung dafür, dass man statt weniger Kopftücher immer mehr in Deutschland und vor allem in den Großstädten sieht. Auf der anderen Seite holen aber doch sehr viele heiratsfähige Männer ihre Bräute aus der Türkei. Was hilft es dann den hier verbliebenen, gut Deutsch sprechenden Kopftuchtragenden Mädchen? Bleiben die dann „sitzen“? ;-)

    Was mich auch etwas befremdet ist Ihre Aussage „Das zeigt, daß es einen gesellschaftlichen Unterschied beider Völker gibt…..“ Wir haben dann, nach Ihrer Meinung, die „tratiditonsbewussten“ Türkinnen und in Istanbul z.B. laufen die „modernen“ Türkinnen rum?

    Wenn es schon – wie hier oft verlangt – keine Belege oder ähnliches gibt, dass türkische Frauen hier in Deutschland aus nicht erkennbaren Gründen tragen, hätten dann die Deutsch-Türkischen Männer, welche hier geboren und aufgewachsen sind nicht eine Aufklärungspflicht gegenüber diesen Frauen, , dass man in Deutschland auch modern und religiös sein kann ohne Kopftuch?

    Ich vermute zum Schluss auch, dass sich vielmehr Deutsche (Frauen) um Kontakte zu Deutsch-Türkinnen bemühen würden, wenn dieses „Stück Stoff“ nicht so ein „schlechtes Image“ (Politikum) hätte.

    Pragmatikerin

    P.S. Pragmatikerin ist ein weiblicher Nick, das Wörtchen „Frau“ ist nicht nötig :-)

  3. Optimist sagt:

    Hallo Pargmatikerin,

    „…Bleiben die dann “sitzen”?“. Das weiß ich nicht.

    „Wir haben dann, nach Ihrer Meinung, die “tratiditonsbewussten” Türkinnen und in Istanbul z.B. laufen die “modernen” Türkinnen rum?“. Richtig. Weil die Türken westlich gerichtet sind. Staatlich seit der Gründung der Türkei und kulturell im Laufe der Zeit auch immer mehr, nicht zuletzt durch die Globalisierung und Medien.

    „Wenn es schon … hätten dann die Deutsch-Türkischen Männer… nicht eine Aufklärungspflicht gegenüber diesen Frauen…?“. Wieso sollen wir unsere Frauen darüber aufklären? Die machen das aus freiem Willen. Fragen Sie mal eine 18jährige, warum Sie ein Kopftuch trägt. Da hat sicher jede ihre eigenen Gründe.

    Ihrer abschließenden Vermutung kann ich absolut zustimmen.

  4. Pragmatikerin sagt:

    Hallo Optimist

    Ihre Antworten auf meine „Kopftuchfrage“ befriedigen mich nur zum Teil. Aber da dieses Thema meiner Meinung nach erst mal die Kopftuchträgerinnen in Deutschland und Europa selbst schädigen (im privaten, gesellschaftlichen und geschäftlichen Bereich) will ich nicht länger „weiterbohren“.

    Jeder ist seines Glückes Schmied, was ich halt nicht verstehe ist, in der Türkei ist – auch wegen mangelnder Arbeitsmöglichkeiten u.a. für Frauen – eine Frau pro westlich eingestellt, in Deutschland verhindern Frauen aus dem muslimischen Kulturkreis ihre Beschäftigung u.a. wegen diesem Stück Stoff – obwohl es für sie noch und nöcher Arbeit gäbe.

    Oder, lassen Sie meinem Gedankengang einfach eine andere Richtung geben, ist es zwischen türkischen Ehepaaren einfach immer noch Usus, wie in früheren Zeiten Europas, dass der Mann – wenn er denn Arbeit hat – das Geld verdient und die Frau die zahlreichen Kinder grosszieht?

    Fazit, nix mit Gleichberichtigung – schade!

    Pragmatikerin

  5. Tai Fei sagt:

    Pragmatikerin sagt:
    5. Januar 2012 um 23:04
    „@ Optimist
    Es tut mir – nicht – leid, wenn ich Ihre euphorischen Aussagen über die “Wirtschaftsmacht Türkei” etwas zurückstutzen muss. Vermehrt liest man in den türkischen Medien über einen angeblichen rapiden Aufschwung der türkischen Wirtschaft. Das eine oder andere Blatt schreckt dabei auch nicht vor Aussagen zurück wie “Wirtschaftsboom der Türkei überholt den der Chinesen”. Ob man mit diesen absurden Meldungen von staatlicher Seite aus einen eventuellen Beitritt der Türkei in die EU vorbereiten möchte ist unklar, doch ist sich sicherlich jeder Sachkundige Mensch darüber im klaren dass hier nur zu offensichtlich die Tatsachen komplett verdreht und aus den Zusammenhängen geworfen werden.
    “Experten” zufolge soll das jährliche Wirtschaftswachstum bei rund 4,5 bis fünf Prozent liegen. Auf den ersten Blick klingt dies natürlich alles schön und gut doch wird verschwiegen und nicht erwähnt, in welcher Relation diese 4,5% überhaupt stehen, denn 4,5% von fast nichts, bleiben in einer Statistik natürlich nach wie vor 4,5%.
    Geschäfts- und Finanzleute die in der Türkei tätig sind, dürften sich über solche News wahrscheinlich totlachen denn was wir mit den “Wachstumsmärchen” nämlich nicht lesen, sind folgende Fakten:…
    Pragmatikerin“
    Respekt, ich wusste gar nicht, dass Sie Autorin beim Newsboten sind. Der Text stammt nämlich eins zu eins von dort. Sollte Sie allerdings nicht KickAss sein, dann wäre eine Quellenangabe ihrerseits dingend erforderlich.
    Außerdem will ich mal ein paar Aspekte dieses Artikels aus einander pflücken:
    „1.) Die Türkei plant im Moment starke Steuererhöhungen, welche sie sicher nicht planen weil die Wirtschaft boomt. Laut Aussagen zufolge werden diese Steuern nötig sein um kommende Finanzturbulenzen besser zu überstehen oder direkter ausgedrückt, um einen stabilen Finanzhaushalt hinzubiegen! Klingt das nach einem Wirtschaftsboom?“
    Das klingt genau nach Boom. Tatsächlich ist es wirtschaftlich absolut sinnvoll Steuern in Boomzeiten zu erhöhen. Wann, wenn nicht in Boomzeiten sollte man denn seine Steuern in erhöhen, etwa in Zeiten der Rezession um die diese noch mehr anzuheizen?

    „2.) Die türkische Staatsbank will 1,35 Milliarden US-Dollar verkaufen um die Inflation einigermaßen aufzufangen.“
    Inflation entsteht, wenn einer begrenzten Gütermenge eine viel zu hohe Geldmenge gegenübersteht. Wie also soll der Verkauf von US-Doller die Inflation in der Türkei auffangen?

    „3.) Das Außenhandelsdefizit ist nach wie vor erschreckend hoch und die Türkei ist nach wie vor hochgradiger Produzent und Exporteur von gefälschten Waren.“
    Was hat der erste Halbsatz mit dem zweiten zu tun. China ist übrigens weltweit führend beim produzieren und exportieren von gefälschten Waren. Haben die deshalb keinen Boom?

    „4.) Der grösste Teil der Türken, lebt genau wie in den USA auf “pump”. Die Kreditkarten- und Immobilien-Kredit-Blase ist kurz vor dem platzen.“
    Gilt auch für China. Die haben eine riesige Immobilien- und Kreditblase. Die Frage am Schluß bleibt nur, wer beim Platzen dafür bezahlen muss.

    „5.) Die Unterschiede der Kaufkraft innerhalb der Türkei liegen so stark auseinander wie in fast keinem anderen Land. Ein Ausgleich, scheint nach wie vor nicht in Sicht.“
    Da kommen wir noch locker hin. Immerhin ist die Reallohnentwicklung als auch der Lohnanteil am Bruttosozialprodukt in DE seit einem Jahrzehnt stark rückläufig.

    „7.) Die Firma Mercedes-Benz Türk A.S. wurde nicht aus purer Nächstenliebe sondern auf Druck der EU gegründet.“
    Genau, der Daimler-Konzern lässt sich von der EU vorschreiben, wo er Niederlassungen aufmacht!;)

  6. MoBo sagt:

    @ Pragmatikerin und Optimist: ich finde es geradezu lustig, wie Sie über Gründe des Kopftuchtragens hier philosophieren wenn es a) tatsächlich dazu Untersuchungen gibt (und auch diverse Bücher, ist aber nicht mein Fachthema kann also keines spontan empfehlen) und b) es zB in FaM genug kopftuchtragende Frauen gibt, die man auch einfach mal fragen könnte. Oder hier auf der Seite, einfach die Fragen in die Kommentarsektion der jeweiligen Autorinnen packen.

    Es ist ja nicht so, als ob Kopftuchträgerinnen völlig fremde Wesen wären. ;)

  7. Pragmatikerin sagt:

    @ Mobo

    Sie schrieben: „es zB in FaM genug kopftuchtragende Frauen gibt, die man auch einfach mal fragen könnte “

    In Ffm ;-) gibt es sicher genügend Kopftuchträgerinnen und ich habe auch schon einige in der ARD gesehen, die bei „Hart aber Fair“ darüber gesprochen haben. Sind Sie mir bitte nicht böse, ich habe diesen Frauen kein Wort geglaubt.

    In Offenbach habe ich zweimal den Versuch „gewagt“ diese Frage jungen Kopftuchträgerinnen zu stellen, die Antworten waren sicher auch nicht ehrlicher, denn bei einer war der Ehemann dabei und die andere war mit mir in einem Cafe und einige Freundinnenvon ihr sassen mit dabei .

    Ich habe ebenfalls versucht eine deutsche Konvertitin diesbezüglich zu fragen, mein Eindruck war, sie wollte nur auffallen.

    Ich habe auch mal einen „Selbstversuch“ gemacht und mir ein Kpftuch nach Art der Tükinnen ungebunden (so mit Stecknadeln usw.) die 3 Stunden in denen ich in Frankfurt mehr als züchtig gekleidet herumgelaufen bin, waren schlimm für mich. Mein überwiegendes Gefühl war: „Ich bin aus Glas“ und keiner sieht mich oder jeder übersieht mich.

    Daher resultiert immer wieder das Wissen wollen, warum tut sich eine Frau in Europa so etwas an.

    Nonnen, die im Kloster leben haben mit den Jahrzehnten ihre Tracht verändert und laufen nicht mehr so tief verrschleiert herum. Der Habitus und die übrige Kleidung ist luftiger und der jeweiligen Jahreszeit angepasster worden. Diese Frauen hätten allen Grund, die von der Ordensgründerin vorgeschriebene Kleidung weiter zu tragen, denn sie haben bei Eintritt ins Kloster Armut, Keuchheit und Gehorsam versprochen. Also Ihr Leben Gott und den Nächsten geweiht.

    Liebe/r Mobo, solange ich keine glaubwürdige Antwort auf meine Frage erhalte ist „ist es so, als ob Kopftuchträgerinnen völlig fremde Wesen wären“

    Pragmatikerin

  8. Pragmatikerin sagt:

    @ Tai Fei

    Sie schrieben: „Respekt, ich wusste gar nicht, dass Sie Autorin beim Newsboten sind. Der Text stammt nämlich eins zu eins von dort.“

    Was Sie nicht alles wissen, oder hat Google Ihnen etwas „geflüstert“. ? Egal, dann brauche ich Ihnen ja auch nicht zu antworten.

    Pragmatikerin

  9. Tai Fei sagt:

    @Praktikantin
    Naja, einige der genannten Punkte im Artikel sind ja kompletter Unsinn. Sollten Sie KickAss sein, wäre eine ausführlichere Erläuterung nicht schlecht. Ich habe ja schon den größten Blödsinn kommentiert.

    Sollten Sie aber nicht KickAss sein, haben Sie sich hier mit fremden Federn geschmückt. In Ihrem Posting, steht nämlich nichts davon, dass der Text aus einem Artikel übernommen wurde. O.K. ich weiß, in konservativen Kreisen ist abschreiben ja inzwischen opportun. Dennoch ist es doch eher peinlich, wenn man hier mit „Wissen“ glänzen will, was man nur aus einem eher dilettantischen Aufsatz zitiert ohne auch noch die Quelle zu benennen.

  10. MoBo sagt:

    @ Pragmatikerin: es gibt verschiedene Arten der Verschleierung und nicht alle sind gleich „tief verschleiert“, ich sehe durchaus auch häufiger Frauen die einfach lose einen Schal über den Haaren haben.

    Was Ansprechen angeht: ich kann natürlich bei einzelnen Erlebnissen bei denen ich nicht dabei bin wenig dazu sagen. Es kommt immer auf den Kontext, die Art der Ansprache usw. an. Ich kenne Konvertitinnen die sich einmal die Woche einen Schal überschmeißen und gut ist, ich kenne auch Araberinnen mit streng gestecktem Kopftuch, die mir die Hand geben.

    Ich finde es eben nur sehr schwierig, wenn von Außen versucht wird, das Kopftuch zu ergründen und dabei die internen Gedanken dazu außen vor gelassen werden. Ich selber maße mir jedenfalls nicht an, zu wissen warum Frau A oder Frau B jetzt ein Kopftuch trägt. Natürlich würde ich mich bei einer die früher nie Hijab getragen hat und des dann plötzlich tut schon fragen, warum, aber ich würde sie dann wohl persönlich fragen und nicht mit Dritten darüber rumphilosophieren.