Deutsche Post
Migranten sollen zu besserem Kundenservice verhelfen
Wer sich auf einer Postfiliale mit einem ausländischen Pass ausweisen will, hat mitunter Schwierigkeiten. Abhelfen sollen die bei dem ehemaligen Staatskonzern beschäftigten Migranten.
Von Tim Gerber Mittwoch, 18.01.2012, 8:30 Uhr|zuletzt aktualisiert: Freitag, 08.01.2016, 14:41 Uhr Lesedauer: 3 Minuten |
In letzter Zeit häufen sich Beschwerden darüber, dass die Post ausländische Pässe nicht anerkennt, weil diese angeblich nicht lesbar seien. Betroffen sind nicht nur Russen oder Bulgaren, die das kyrillische Alphabet verwenden. So wurde dem Antidiskriminierungsnetzwerk (ADNB) des Türkischen Bunds Berlin-Brandenburg (TBB) kürzlich der Fall eines Griechen bekannt, dessen Ausweis ein Postmitarbeiter im so genannten PostIdent-Verfahren nicht akzeptieren wollte. Dem EU-Bürger blieb dadurch die Eröffnung eines dringend benötigten Girokontos verwehrt.
Auf die Beschwerde des ADNB antwortet die Post, das sei natürlich keine Diskriminierung. So etwas gebe es in dem internationalen Konzern, in dem Mitarbeiter aus über 170 Nationen beschäftigt seien, selbstverständlich nicht. Vielmehr halte man sich strikt an das Gesetz. Jenes gegen Geldwäsche schreibt nämlich vor, dass bei bestimmten Geschäftsvorgängen wie etwa der Eröffnung eines Kontos, die Identität des Kunden zweifelsfrei festgestellt werden muss. Deshalb das strenge Verfahren.
Warum man die Identität einer Griechin oder eines Russen anhand seines Reisepasses nicht feststellen kann, sagt die Post in dem Schreiben, das MiGAZIN vorliegt, aber nicht. Die Grenzpolizei kann das auch, die Pässe sind nach einem internationalen Standard hergestellt, die Eintragungen auch auf Englisch vorhanden, Namen, Geburtsort etc. sind auch in lateinischer Schrift vorhanden. Das interessiert die Post aber nicht.
Sie empfiehlt nun vielmehr, sich an eine Filiale zu wenden, in der ein Mitarbeiter den passenden Migrationshintergrund besitzt und der den Pass dann lesen kann. Davon gebe es gerade in Berlin sehr viele und man werde die Betroffenen gern beraten. Warum bei der Post nur Griechen griechische Pässe lesen können und nur Russen russische, ist angesichts der weltweit einheitlichen Norm für diese Dokumente ein absolutes Rätsel. Und wie man erfährt, in welcher Postfiliale gerade welches interkulturelle Know-how vorhanden ist, um „Place of Birth“ richtig als Geburtsort zu erkennen, wissen wir immer noch nicht. Vielleicht stellt die Post ja bald Informationen darüber im Internet zur Verfügung und macht Schilder an ihrer Filialen: „Hier wird Griechisch gesprochen!“ Wir freuen uns darauf.
Die Nichtakzeptanz der Pässe ausländischer Mitbürger im Geschäftsverkehr bei der Post ist auch für die Bundesregierung kein Problem. So schreibt etwa der Staatssekretär im Bundesinnenministerium und Beauftragter für Aussiedler und Nationale Minderheiten, Dr. Christoph Bergner, in seiner Antwort auf abgeordnetenwatch.de, die Betroffenen könnten ihre Reisepässe ja amtlich übersetzen lassen und ihre Identität damit nachweisen. Nun scheint dem promovierten Staatssekretär der Unterschied zwischen einer Übersetzung in eine andere Sprache und der Übertragung in eine andere Schrift nicht bewusst zu sein. Die im Pass enthaltenen Angaben sind Eigennamen und Datumsangaben, die man überhaupt nicht übersetzen, sondern nur übertragen kann. Auch dafür gibt es internationale Standards. Und nach genau diesen Standards befinden sich in den Pässen von Russen bereits Übertragungen aller notwendigen Angaben, also Namen, Geburtsdatum und Ort, in dem Dokument selbst. Außerdem ein maschinenlesbares Feld. Weshalb man diese amtliche Übertragung nochmals übertragen soll, ist unklar.
Gewiss, Deutschland braucht seine Migranten und ihre interkulturellen Fähigkeiten in einer globalisierten Wirtschaft dringend für viele wichtige Aufgaben. Aber auf der Post genormte Pässe lesen, mit Verlaub liebe Mitbürger, das könnten wir eigentlich auch selbst, wenn die Postchefs es denn wollten. Leitartikel Recht
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Ich kenne einen Fall, da war sogar ein deutscher Personalausweis mit einem fremden Namen für den Angestellten zu schwierig. Ein Kollege schlug dann vor, „schreib alles auf, was da steht“. Dazu machte er eine abwinkende Handbewegung. Am Ende stand auf der Scheckkarte Name und Geburtsname als Doppelname mit Bindestrich.
Das liegt daran, dass das deutsche Hirn bei Fremdländischen sofort in den Problem-Modus schaltet. Gesucht wird nicht nach Lösungen, sondern nach Problemen. Dieses Phänomen wird wohl jeder Migrant kennen.
„das deutsche Hirn bei Fremdländischen sofort in den Problem-Modus“
Hach, wie schön dass das bei türkischen Angestellten kein Problem ist. Da wird mit kyrillischen und chinesischen Schriftzeichen genauso locker jongliert wie mit bayerische und -in meinem Fall- polnischen Nachnamen. Diese Türkei muss ein Traumland sein…. nicht umsonst ein Boomland!
„Das liegt daran, dass das deutsche Hirn bei Fremdländischen sofort in den Problem-Modus schaltet. “
Dass das „deutsche Hirn“ langsam schaltet stimmt, denn sonst wären schon alle Orientalen, die so einen Unsinn schreiben, ausgewiesen worden. Den Gastarbeitern aus Anatolien hat das „Deutsche Hirn“ – wenn auch nur Hilfsarbeiten – beibringen können. Zu mehr hat es leider nicht gereicht ;-)
Pragmatikerin
Als Deutsche ohne Migrationshintergrund erwarte ich von einen (Kunden-) Service nur, dass man meine Wünsche beratungs-adäquat, schnell, kostengünstig und – auch – freundlich umsetzt. Wer das macht, ist mir im Prinzip egal. ausserdem sollte der Kundendienstleister der Deutschen Sprache nicht nur mächtigt sein, sondern sich mit mir auch – evtl. – problembewusst unterhalten können.
Mit Frauen, die ein Kopftuch tragen, würde ich im Geschäftsleben ungern Kontakt haben, ich trage als Christ, Jude usw. ja auch keine religionsspezifischen Utensilien am Körper während der Arbeitszeit.
Ich denke, dass der Artikel von Migranten für Migranten geschrieben wurde. Deutsche Behörden z.B. haben ihre – gesetzlichen – Vorschriften. Hier in diesem Fall handelt es sich um die Post (ein Privatunternehmen).
Weiss in der Türkei jedes Privatunternehmen Bescheid, was „Sache“ ist, wenn etwas von den dortigen Mitarbeitern nicht verstanden wird. Oder ruften man dann nach Deutschen“ wenn die überwiegende Zahl der Kunden Deutsche sind? (in Touristengebieten z.B.). Da sind – zwar nicht soviele Menschen – wie in Deutschland Migranten, aber dort gibt es sicher auch oft Verständigungsprobleme.
Man kann auch etwas „an den Haaren herbeiziehen“.
Pragmatikerin
@Pragmatikerin
„ich trage als Christ, Jude usw. ja auch keine religionsspezifischen Utensilien am Körper während der Arbeitszeit.“
wiso du trägst doch ein Kreuz um deinen Hals. Warum?
Deine Arguemtationsweise ist doch wieder mal typisch rechtspopulistisch das ist hier kein Geheimnis
Ali, wie groß und wie sichtbar ist ein kleines Kreuz um den Hals? NIEMAND würde sich beschweren, wenn ein tiefgläubiger Moslam sich einen Halbmond um den Hals hängen würde, niemand! JEDER würd sich beschweren, wenn eine Frau mit Nonnentracht am Postschalter sitzen würde. Oder mit Sack über dem Kopf. Oder mit Burka oder Schleier.
(…)
Religiöse Symbole gehören aus der Öffentlichkeit verbannt, es sei denn, es handelt sich zugleich auch um althergebrachte Kulturgüter, z.b. Kirchen oder Synagogen. Moscheen gibts ja erst seit ein paar Jährchen in Deutschland, ergo kein richtiges Kulturgut.
@ Ali
Ein Kreuz um den Hals oder ein Kopftuch oder Turban auf dem Kopf ist das nicht ein Unterschied?
Pragmatikerin
P.S. ich bin Atheist und trage eine hübsche Perlenkette um meinen Hals.
Hannes sagt:
23. Januar 2012 um 15:30
„Religiöse Symbole gehören aus der Öffentlichkeit verbannt, es sei denn, es handelt sich zugleich auch um althergebrachte Kulturgüter, z.b. Kirchen oder Synagogen. Moscheen gibts ja erst seit ein paar Jährchen in Deutschland, ergo kein richtiges Kulturgut.“
Blödsinn, Religion ist Privatsache. Ich kann in der Öffentlichkeit alles tragen, was ich möchte (mit Ausnahme verfassungsfeindlicher Symbole). In Unternehmen, gerade im Kundenbereich, herrscht jedoch oft ein Dresscode. Das ist Sache des Unternehmens und hat mit der Öffentlichkeit nichts zu tun.
Pragmatikerin sagt:
21. Januar 2012 um 10:46
„Mit Frauen, die ein Kopftuch tragen, würde ich im Geschäftsleben ungern Kontakt haben, ich trage als Christ, Jude usw. ja auch keine religionsspezifischen Utensilien am Körper während der Arbeitszeit.“
Nein, es läuft natürlich NIEMAND mit eine Kreuz um den Hals rum! [Head_meets_Desk]
Der Arbeitgeber kann natürlich vorschreiben, was ich dort zu tragen habe, gibt er keine Weisung aus, kann ich auch dort alles tragen.
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PS: Naja männliche Juden, sind aber beschnitten, damit tragen die auch während der Arbeitszeit „religionsspezifischen Utensilien am Körper“ :D
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Zur Post, ja, ja dort erlebt man tolle Sachen. Letztens erst: Umschreiben des Namens meiner Frau. Also mit Pass und Meldbescheinigung zur Post. Da fragt die Bearbeiterin doch im Ernst noch nach der Heiratsurkunde, der hab‘ ich auch erstmal was gegeigt.
trifft auch auf Schweizer zu, deren Paß zwar in deutsch lesbar ist. Leider ist darin aber kein Geburtsort vermerkt, deshalb kann/ will der Postamtsschimmel mein Postidentverfahren nicht ausführen. Gleichzeitige Vorlage des amtlichen deutschen Führerscheins mit Geburtsortangabe war auch zwecklos. Wo leben wir hier eigentlich?????????
Auch mit dem griechischem Perso gibt es Probleme, der nach EU-Richtlinie ausgestellt ist. Es wurde Ausstellungs- und Geburtsort bemängelt. Die WICHTIGSTEN Daten wie Nachname, Vorname, Geburtsdatum (auf Griechisch und Englisch) und Passbild sind vorhanden. Die Personalausweise werden ausschließlich von griechischem Polizeipräsidium erstellt (steht auch auf Englisch drauf – mein Pech, dass die zusätzliche Ortsangabe „Athen“ auf Griechisch steht). Und der Geburtsort? Für mich absolut unverständlich, dass die Post zusätzliche (!) deutsche Dokumente nicht anerkennt wie z.B. meine deutsche Geburtsurkunde, Führerschein, EU-Ausweis. Auf diesen Ausweisen sind auch Passbild, Name, Vorname, Geburtsdatum und -ort abgegeben. Kann mir jemand sagen wo im Gesetzt steht, dass ausschließlich alle Daten nur aus dem Perso oder dem Reisepaß anerkannt werden dürfen? Die Post nennt sich internationaler Konzern? Das sehe ich nicht so, sonst hätten sie für das seit JAHREN bekannte Problem eine Lösung erarbeitet. Und ich werde nicht für eine einzige PostID extra einen Reisepaß beantragen der gut 90 EUR kostet.