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TV-Tipps des Tages

19.01.2012 – Türkei, Nabucco, Irak, Arabische Frühling, Ägypten, Integration

TV-Tipps des Tages sind: Gas Monopoly: Woher nimmt Europa das Gas; Türkei - Die Kinder der Sonne; Einmal Irak und zurück: Urlaub im Krisengebiet - Länder-Menschen-Abenteuer; Tahrir 2011ist ein Beitrag zur filmischen Aufarbeitung des arabischen Frühlings

Von Donnerstag, 19.01.2012, 8:18 Uhr|zuletzt aktualisiert: Mittwoch, 18.01.2012, 14:00 Uhr Lesedauer: 6 Minuten  |  

Gas Monopoly
Woher nimmt Europa das Gas, das es so dringend braucht? Um eine Antwort zu finden, reist der Journalist Martin Leidenfrost an die neuralgischen Punkte des internationalen Gasgeschäfts. Und stellt fest: Gas ist nicht nur ein Geschäft …

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Es ist Politik, Intrige und Emotion. Es geht um Macht, Männer und Monopole.

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Europa ist abhängig von Gas: Gas wärmt, Gas treibt die Schwerindustrie an, Gas ist der sauberste fossile Energieträger. Europas Gasbedarf wird bis 2030 noch steigen – bei gleichzeitigem Rückgang der innereuropäischen Produktion. Wer wird Europa in Zukunft mit Gas versorgen? Es sind keine Kleinunternehmer, die Gasfelder erschließen, Flüssiggas-Terminals bauen und Pipelines verlegen. Diese Branche rechnet in Jahrzehnten und in Milliarden. Die meisten Protagonisten des Dokumentarfilms gehören nationalen und internationalen Eliten an. Sie sind Minister, Topmanager oder Lobbyisten. Nur manchmal stellt der Dokumentarfilm dem Spiel der Big Player die kleinen Leute entgegen, die an den Schnittstellen der internationalen Gasströme leben.

Am mitteleuropäischen Gasverteiler Baumgarten beginnt der Film. An dieser Schnittstelle im Nirgendwo sollen einmal zwei aufwendige neue Pipelines für Europa enden, „Nabucco“ und „South Stream“. Seit der russisch-ukrainischen Gaskrise von 2009 hat Europa Angst, von einem russischen Gasmonopol abhängig zu sein. „South Stream“ würde diese Abhängigkeit vertiefen, „Nabucco“ würde Europa unabhängiger von Russland machen. Alle Alternativen haben einen hohen Preis: Entweder bindet Europa sich auf Jahrzehnte an die von Krieg, Bürgerkrieg und Diktatur gezeichnete Region ums Kaspische Meer, es kauft teures Flüssiggas aus dem Emirat Katar oder es presst das Gas, das sich in den Gesteinsschichten unter dem Kontinent verbirgt, mit Hilfe der brutalen „Fracking“-Technologie heraus.

Die filmische Reise führt in das „Land des Feuers“ Aserbaidschan, in die Brüsseler Glaspaläste der EU, in ein von „Fracking“ heimgesuchtes niedersächsisches Landidyll, nach Istanbul und Moskau, in die menschenfeindliche Gaswelt der sibirischen Tundra und zurück in die österreichisch-slowakische Gasregion auf der Naht des Eisernen Vorhangs.

Hintergrundinformationen:
Der Film entstand nach einer Idee von Markus Fischer. Weil das Thema Gas im Gegensatz zu dem des Öls so wenig beleuchtet ist, tritt das Filmteam mit dem Anspruch an, das Gasgeschäft in großen, starken, prägnanten Bildern vorzustellen. Zu sehen sind unbekannte Landschaften, beeindruckende Anlagen zu Land und zu Wasser sowie tonangebende Protagonisten der Gasbranche in schönen, noch nie gesehenen Räumen. Allein in Aserbaidschan sind Wolkenkratzer in Flammenform zu bewundern, ein Feuerberg und ein Feuertempel, aus dem unentwegt von Gas gespeiste Flammen lodern. 10:25-12:20 • arte

Türkei – Die Kinder der Sonne
Der Film ist ein Landschaftsporträt der Vielvölker-Region im Südosten der Türkei, stellt kulturelle Traditionen vor und begibt sich auf eine Reise zu großen historischen Schauplätzen im Südosten Anatoliens. 11:00-11:45 • BR-alpha

Einmal Irak und zurück
Urlaub im Krisengebiet – Länder-Menschen-Abenteuer – Drei Backpacker aus Deutschland, wagen in ihren Semesterferien die etwas andere Reise. Die drei Deutschen reisen vom südöstlichen Zipfel der Türkei bis nach Erbil – der Kurden-Metropole im Irak. „Einmal Irak und zurück“ ist kein gewöhnlicher Reisefilm, sondern zeigt eindrücklich, wie junge, abenteuerhungrige Deutsche die Welt auf ihre Weise entdecken. 20:15-21:00 • BR-alpha

Tahrir 2011
Dokumentarfilm – „TAHRIR 2011“ ist ein Beitrag zur filmischen Aufarbeitung des arabischen Frühlings. Es ist der erste große Film zur sogenannten Facebook-Revolution in Ägypten – erzählt aus der Perspektive der jungen Revolutionäre.

Am 25. Januar 2011 hatten die Proteste begonnen, nur 18 Tage später war es geschafft, und eine 30 Jahre dauernde verhasste Diktatur war am Ende. Der Film ist den Tagen des mutigen Widerstands gewidmet, der versuchten Unterdrückung und Einschüchterung – aber auch der Euphorie und dem Aufbruch eines ganzen Volkes. Es kommen die Helden des Aufstands zu Wort: eine junge Frau aus der Mittelschicht, ein Aktivist der Muslim Bruderschaft, ein Fotojournalist, ein Plakatkünstler und eine Ärztin mit Kopftuch, die alle von dem Kriegszustand berichten, der auf dem Tahrir Platz herrschte, von ihren Ängsten und Hoffnungen. Deutlich wird, wie schnell die Proteste anwuchsen und dass daran viele Schichten und Gruppierungen beteiligt waren – quer durch die ganze Gesellschaft. Mehr als eine Million Ägypter war auf dem Platz zusammen gekommen und rief dort den „Tahrir Staat“ aus – als einzige freie Zone des Landes. Jetzt mussten die Versorgung mit Lebensmitteln und Wasser, die Müllbeseitigung und die sanitären Anlagen organisiert werden; Musiker liefern die Protestsongs dazu und ein improvisiertes Notarzt-Zentrum in einer Einkaufpassage leistet nicht nur medizinische Soforthilfe, sondern auch psychologischen Beistand, wenn die Lage zu kippen droht. „Jeder trägt das bei, was er am besten kann“, berichtet einer der Protagonisten, damit die Gemeinschaft auf die Schnelle funktionieren kann. Ein kleines gelebtes Utopia. Sogar eine Hochzeit wird spontan gefeiert als Symbol für die Hoffnung auf eine Zeitenwende. Das alles ist begleitet von der ständigen Angst vor den nächsten drakonischen Schritten der Sicherheitskräfte und der Armee. Spürbar wird jedoch die Entschlossenheit der Menschen, sich diese historische Gelegenheit, trotz staatlicher Gewalt, nicht mehr nehmen zu lassen. „Brot! Freiheit! Würde!“ – Besser hätten sie am „Tag des Zorns“ ihre Forderungen nach den elementarsten Rechten nicht auf den Begriff bringen können. Zunächst werden diese Rufe mit Wasserwerfern, Schlägen und Schüssen beantwortet. „Ich sah zum ersten Mal, wie jemand erschossen wurde. Überall war Blut“, so eine junge Frau, die wie viele andere mutige Frauen sich nicht einschüchtern lässt. „Aber zum ersten Mal fühlte ich mich als Mensch, nicht nur als Frau! Wir standen Seite an Seite mit den Männern, gleichberechtigt wie nie zuvor.“ Ein anderer Demonstrant zeigt, wie er seinen Körper mit Schaumstoff umhüllt, bevor er loszieht in die ungleiche Schlacht mit dem Staat, – es hat ihm das Leben gerettet; 800 andere mussten sterben und 5000 werden verletzt.

Mit Mubaraks Rücktritt schien dann ein neues Ägypten zum Greifen nahe. Auch wenn die politische Zukunft des Landes derzeit mehr als offen ist – der Blick zurück auf den Mut und die Euphorie dieser Tage lohnt sich, denn es sind Tage eines politischen Erdbebens, wie es bisher Ägypten noch nie erlebt hat.

Erzählt wird der Film in drei Teilen: Teil eins ist geprägt von bislang im Fernsehen nicht gesehenen, spektakulären Aufnahmen aus den Tagen des Widerstands: Amateur-Filme und Handy-Videos in You Tube Qualität gepaart mit Augenzeugenberichten. In Teil zwei kommen Polizisten und Sicherheitskräfte zu Wort, die über ihre Einsätze gegen die Demonstranten berichten. Und Teil drei zerlegt die Mubarak-Herrschaft auf ironisch amüsante Weise nach dem Motto: „Wie werde ich Diktator?“ Der Film „Tahrir 2011“ ist keine Analyse der dramatischen Ereignisse, es ist selbst ein Dokument, zumal sich alle drei Filmemacher aktiv an der Revolution beteiligt hatten.

Die WDR-Koproduktion „Tahrir 2011“ ist bei der diesjährigen Mostra di Venezia mit dem „Enrico Fulchignoni“ Award der Unesco ausgezeichnet worden. Andere Preise folgten. 23:15-00:45 • WDR TV-Tipps

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