TV-Tipps des Tages
25.01.2012 – Türkei, Iran, Integration, Kasachstan, Äthiopien, Stasi, Ausländer
TV-Tipps des Tages sind: Wilde Türkei: Vom Schwarzen Meer zum Ararat; Mit dem Zug durch Kasachstan und Usbekistan; Orientierung: Das ORF-Religionsmagazin in BR-alpha; Persepolis: Nachdem die Mullahs die Islamische Republik im Iran etabliert haben, ändert sich das Leben; Die rbb Reporter: Jeder zehnte Westdeutsche kann ein Stasi Opfer sein
Von Ümit Küçük Mittwoch, 25.01.2012, 8:18 Uhr|zuletzt aktualisiert: Dienstag, 24.01.2012, 13:02 Uhr Lesedauer: 8 Minuten |
Wilde Türkei
2/2, Vom Schwarzen Meer zum Ararat- Dieser Teil der Naturfilmdokumentation „Wilde Türkei“ führt in kaum bekannte Landstriche der Osttürkei, aber auch zu weltberühmten Orten wie Kappadokien mit den Feenkaminen, zum heiligen Berg Ararat oder zu den tanzenden Derwischen von Konya.
Die Türkei ist ein Land zwischen zwei Meeren und zwei Kontinenten, Nahtstelle zwischen Ost und West, zwischen Orient und Okzident. Ihre Tierwelt ist sowohl europäisch als auch asiatisch geprägt. Doch die Türkei ist nicht nur ein Land der wilden Tiere: Völker aus Ost und West kamen, um hier zu siedeln.
Weit im Osten Anatoliens, im Schatten des schneebedeckten Vulkanberges Ararat, erstrecken sich karge Lavafelder und menschenleere Ebenen. Dies ist der Lebensraum skurriler Krötenkopfagamen und farbenprächtier Rosenstare. Das Land ist dünn besiedelt, nur wenige Menschen bewohnen die kleinen Dörfer. Störche sind ihre Nachbarn – die großen Vögel gelten hier, wie bei uns in Europa, als Glücksbringer.
Ganz anders die tiefen Wälder des Schwarzmeer-Gebirges mit ihren bunt blühenden Rhododendren. Sie wirken wie eine exotische Variante der Buchenwälder Mitteleuropas. Hier leben noch zahlreiche Braunbären in friedlicher Nachbarschaft zu den Bergbauern. Längst nicht so harmonisch verlief das Zusammenleben von Menschen und Wildschafen in den weiten Steppen Zentralanatoliens: Jahrzehntelang wurden die Schafe gejagt, nur knapp entgingen sie der Ausrottung. Heute leben die Wildschafe in einem Schutzgebiet und Wildhüter kümmern sich um ihren Erhalt. 11:30-12:15 • NDR Mecklenburg-Vorpommern
Mit dem Zug durch Kasachstan und Usbekistan
Kasachstan oder Usbekistan tauchen nur in den Schlagzeilen auf, wenn es um Erdgas oder Erdöl geht, denn diese Bodenschätze besitzen sie reichlich.
Über das alltägliche Leben der Menschen in diesen zentralasiatischen Länder – seit dem Zerfall der Sowjetunion selbständige, aber autoritär regierte Republiken – , wissen wir dagegen wenig. Um das zu ändern, sind die Autoren für diese Reportage mehrere Tausend Kilometer mit dem Zug durch Kasachstan und Usbekistan gefahren. Dabei haben sie in den Zügen und in den Städten entlang ihrer Strecke interessante Menschen kennen gelernt und Einblicke in deren Lebensbedingungen gewonnen.
Die Reiseroute führt überwiegend entlang der berühmten Seidenstraße mit ihren uralten Handelsmetropolen wie Almaty, Taschkent, Samarkand und Buchara. In den Zentren dieser Städte herrscht heute überwiegend modernes Leben, aber auf den bunten Märkten, in den uralten Basaren und Moscheen kann der Reisende sich dem Gefühl nicht entziehen, auf einer Zeitreise zu sein. 15:15-16:00 • NDR Mecklenburg-Vorpommern
Orientierung
Das ORF-Religionsmagazin in BR-alpha
Die Themen: Wichtiges Erbe: Wie jüdische Friedhöfe nun doch gerettet werden können; Rettende Organspende: Das neue Leben von Pater Franz Helm; Äthiopien: Hungerkrise am Horn von Afrika
Wichtiges Erbe: Wie jüdische Friedhöfe nun doch gerettet werden können
69 jüdische Friedhöfe gibt es in Österreich. So ist es dokumentiert. Der Großteil dieser Friedhöfe ist allerdings in keinem guten Zustand: Antisemitisch motivierte Zerstörungen von Gräbern, Grabsteinen und Gruftanlagen haben ihre Spuren hinterlassen. Seit einem Jahr gibt es nun einen „Fonds zur Instandsetzung jüdischer Friedhöfe in Österreich“. Der ist mit insgesamt 20 Millionen Euro – abrufbar innerhalb der nächsten 20 Jahre – dotiert. Doch damit tatsächlich Geld in die Instandsetzungen fließt, müssen sich die Bürgermeister der jeweiligen Gemeinden verpflichten, im Rahmen einer „Pflegevereinbarung“ 20 Jahre lang für die Instandhaltung zu sorgen. Lediglich zwei Bürgermeister haben im vergangenen Jahr eine solche „Pflegevereinbarung“ unterzeichnet. Um das zu ändern, haben Städte- und Gemeindebund gemeinsam mit der Israelitischen Kultusgemeinde eine „Muster-Pflegevereinbarung“ erarbeitet. Im aktuellen Beitrag werden zwei jüdische Friedhöfe – in Michelndorf in Niederösterreich und in Wien-Währung – gezeigt. Zu Wort kommen Historikerinnen, verantwortliche Politiker und der Generalsekretär der Israelitischen Kultusgemeinde.
Rettende Organspende: Das neue Leben von Pater Franz Helm
Heftig debattiert wird in diesen Wochen in Deutschland über das Thema „Organspende“. Ein Ergebnis der Debatte: Jeder Bürger soll künftig mit der Frage konfrontiert werden, ob er sich als Organspender zur Verfügung stellen würde. So soll die Zahl der freiwilligen Spender – jener Menschen, die sich bereit erklären, nach ihrem Ableben ein möglicherweise lebensrettendes Organ zu spenden – erhöht werden. Anders ist die Ausgangslage in Österreich: Hier muss der möglichen Organentnahme aktiv widersprochen werden. Aus christlicher Sicht gilt die Bereitschaft zur Organspende nach dem Tod als „Zeichen der Nächstenliebe“. Ein Zeichen, dem der Steyler Missionar Franz Helm sein Leben verdankt: Er lebt seit fünf Jahren mit einer Spenderleber.
Äthiopien: Hungerkrise am Horn von Afrika
Fast ein Jahr lang hat es im südlichen Äthiopien nicht geregnet. Wasserstellen sind ausgetrocknet, die Weidewirtschaft der Nomadenregion Borana ist zusammengebrochen. 80 Prozent der Tiere sind verdurstet. Mit fatalen Folgen: „Weder wir noch die wenigen Tiere, die die Dürre überlebt haben, haben Nahrung. Die Milch, die ich von meiner einzigen Kuh bekomme, reicht nicht einmal für die Kinder“, schildert Elema Galigalo aus einem Nomadendorf in Borana. Dabei lebt – das war schon vor der großen Dürre so – die Hälfte der etwa 80 Millionen Äthiopierinnen und Äthiopier unter der Armutsgrenze. Weil die Regierung nicht imstande ist, den Dürre-Opfern angemessen zu helfen, ist Hilfe aus dem Ausland dringend gefragt. So auch von „Licht für die Welt“ aus Österreich. 19:30-20:15 • BR-alpha
Persepolis
Animationsfilm- Thema: Schwerpunkt: Jenseits von Entenhausen – Comics und die wahre Welt
Mit satirischer Zuspitzung kritisieren Marjane Satrapi und ihr Co-Regisseur Vincent Paronnaud in ihrem ästhetisch überragenden Animationsfilm die politischen Zustände im Iran – mit besonderem Augenmerk auf die Unterdrückung der Frauen.
Marjane wächst im Iran der 70er Jahre auf, einem Land, das sich trotz der Schah-Diktatur an westlicher Kultur orientiert. Die aufgeweckte Achtjährige liebt Pommes frites, Adidas-Schuhe und Bruce Lee. Mit dem Sturz des Schahs schöpfen Marjanes Eltern Hoffnung auf eine bessere Zukunft, die durch die Machtergreifung der Fundamentalisten im Keim erstickt wird.
Als „Symbol der Freiheit“ müssen Frauen Schleier tragen. Alles, was der inzwischen 14-Jährigen lieb und teuer ist – Schallplatten von Abba, Punk- und Heavy-Metal-Musik -, wird als „westliche Dekadenz“ verteufelt und ist nur auf dem Schwarzmarkt zugänglich. Als renitente Punkerin wirft die schlagfertige Marjane ihren Lehrern in der Schule die Doppelmoral des Regimes vor, worauf ihre besorgten Eltern die rebellische Tochter zum Schutz nach Österreich schicken.
Ein unüberwindlicher Kulturschock nebst quälendem Heimweh zwingt die junge Frau jedoch bald zur Rückkehr. Das restriktive Leben unter dem Schleier wird für die ambitionierte Kunststudentin immer grotesker: Botticellis „Geburt der Venus“ darf nur mit schwarzen Zensurbalken gezeigt werden. Und als sie sich einmal zur Vorlesung verspätet, wird ihr auf der Straße sogar das Rennen untersagt – denn dabei wackelt ihr Hintern, und das empfinden die allgegenwärtigen Revolutionswächter als „unmoralisch“.
Nach dem Scheitern ihrer Ehe gilt Marjane für alle Männer als Freiwild. Entmutigt kehrt die 24-Jährige ihrer Heimat endgültig den Rücken, in Frankreich macht sie Karriere als Comiczeichnerin.
Hintergrundinformationen:
Diese Adaption der zweiteiligen Graphic Novel „Persepolis“ ist ein Geniestreich. Der Oscar-nominierte und 2007 mit dem Großen Preis der Jury in Cannes ausgezeichnete Animationsfilm, von der Autorin selbst gemeinsam mit Vincent Paronnaud realisiert, erzählt die jüngere iranische Geschichte aus der selbstironischen Perspektive eines heranwachsenden Mädchens und verdeutlicht die Zeitgeschichte ebenso lakonisch wie durch handfeste Alltagsdetails. Jenseits gut gemeinter Agitation macht die Regisseurin mit ausgefeilter Schwarz-Weiß-Ästhetik und grimmiger Komik ihr Leiden an der alten Heimat zum Motor eines gerade durch die Verfremdung wahrhaftigen, einzigartigen Films: „Lachen ist die subversivste aller Waffen“ heißt das Credo von Marjane Satrapi. Das Erste beendet mit „Persepolis“ seine diesjährige Reihe „Neues französisches Kino“. 20:15-21:50 • arte
Die rbb Reporter
Jeder zehnte Westdeutsche kann ein Stasi Opfer sein – das kommt jetzt heraus. Über ahnungslose Reisende aus dem Westen wurden Dossiers angelegt.DDR-Grenzkontrolle
Die Reportage deckt exklusiv den Spionagefall Detlef S. auf, konfrontiert erstmals die beiden Stasi-IMs und deren Führungsoffiziere mit den Akten, trifft die Witwe von Detlev S., unter dessen Namen der Ost-Agent operierte.
Jeder zehnte Westdeutsche kann ein STASI-Opfer sein, kommt jetzt heraus. Über ahnungslose Reisende aus dem Westen wurden Dossiers angelegt, beispielsweise über Detlef S., dessen Name, Adresse und Biografie zur Legende für einen ostdeutschen Spion wurden. Der renommierte Wissenschaftler arbeitete als inoffizieller Mitarbeiter für die Auslandspionage der Stasi – zusammen mit einem ebenfalls anerkannten finnischen Physiker.
Beide sind heute noch Kollegen und treffen sich hin und wieder auf Kongressen. Bislang meinten sie, das Geheimnis ihres „anderen Lebens“ bliebe für immer unentdeckt. Dafür sollte ihr damaliger Führungsoffizier sorgen, der Berge von Akten, im Reißwolf verschwinden ließ. Doch eine Maschine in der STASI-Unterlagenbehörde hat inzwischen große Teile der Akten aus dem Reißwolf wieder zusammengeflickt, die nun zum Ausgangspunkt monatelanger Recherchen werden.
Aus den rekonstruierten Unterlagen geht hervor: Beide Wissenschaftler trafen sich in den 80er Jahren regelmäßig auf Messen und in Hotels in Wien, Stockholm, Tallin und Berlin. Unterlagen gibt es nicht nur über den unter falschem Namen reisenden DDR-Wissenschaftler, sondern auch über den IM aus Skandinavien. Für seine „Reiseberichte“ an das MfS, in denen er Erkenntnisse über ein NATO-Forschungsprojekt lieferte, kassierte er Westgeld.
Auch in den skandinavischen Ländern wächst das öffentliche Interesse an der Aufklärung der Jahrzehnte zurückliegenden Spionagefälle. Die Buchautorin, Birgitta Almgren („Inte bara spioner“- Ich war kein Spion) zwang unlängst den schwedischen Sicherheitsdienst per Gerichtsurteil dazu, sie in seine Akten schauen zu lassen, in die Akten von 53 bisher unbekannten STASI-IMs aus Schweden. 22:15-22:45 • RBB Berlin TV-Tipps
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