Nationaler Aktionsplan Integration
Wie Maria Böhmer Familiensprachen diskreditiert
"Es ist von erheblicher Bedeutung, ob die Umgangssprache in der Familie Deutsch ist." Mit diesen Worten nahm Staatsministerin Maria Böhmer beim 5. Integrationsgipfel Migranteneltern in die Pflicht. Damit diskreditiert sie aber auch deren Familiensprachen, schreibt Maria Ringler.
Von Maria Ringler Freitag, 03.02.2012, 8:28 Uhr|zuletzt aktualisiert: Mittwoch, 08.02.2012, 6:40 Uhr Lesedauer: 4 Minuten |
In ihrer Presseerklärung vom 31. Januar 2012 zum Nationalen Aktionsplan Integration betont Staatsministerin Maria Böhmer im Hinblick auf Sprachförderung die „… erhebliche Bedeutung, ob die Umgangssprache in der Familie Deutsch ist.“ Was verbirgt sich hinter diesem auf den ersten Blick harmlosen Satz? Sollen Eltern zuerst Deutsch lernen, bevor sie mit ihren Kindern sprechen? Haben andere Familiensprachen weniger Wert als Deutsch?
Im Verband binationaler Familien und Partnerschaften haben wir langjährige Erfahrung im Umgang mit Mehrsprachigkeit. Kinder aus binationalen und mehrsprachigen Familien erleben Mehrsprachigkeit als Normalität: Sie sprechen zuhause in einer gemeinsamen Familiensprache, die nicht Deutsch ist, oder sie sprechen mit Vater und Mutter unterschiedliche Sprachen. Es gibt viele Modelle mehrsprachigen Aufwachsens.
Für zwei- und mehrsprachig aufwachsende Kinder verdeutlichen die Sprachen unterschiedliche Denk- und Verhaltensmuster, erschließen innere Bilder und bündeln kulturelle Traditionen. Die mit den Sprachen vermittelten Werthorizonte prägen die Entwicklung der Kinder und sind Teil ihrer Identitätsbildung. Die Sprachen ermöglichen ihnen den Zugang zur eigenen Familie und Familiengeschichte und bilden somit auch die Grundlage für Zugehörigkeit und Akzeptanz.
Mehrsprachige Menschen sammeln Erfahrungen in mehreren Sprachwelten, sie haben potenziell einen größeren Kreis von Menschen, mit denen sie kommunizieren können. Bereits mehrsprachig aufgewachsenen Menschen fällt es auch später leichter, noch weitere Sprachen zu lernen.
Wissenschaftliche Untersuchungen bestätigen die Vermutung, dass Mehrsprachige früher und wirkungsvoller als Einsprachige für soziale Flexibilität disponiert sind: Sie pflegen einen selbstverständlichen Umgang mit den zufällig gesetzten Sprachregeln, sie stellen sich früh auf Sprachgewohnheiten anderer ein und können daher oft früher begreifen, was in anderen Köpfen anders vorgehen kann als im eigenen.
Doch zwei- oder mehrsprachig leben in einer sich einsprachig verstehenden Welt ist eine Herausforderung, das wissen viele aus eigener Erfahrung. Dies zeigt mal wieder die Aussage von Staatsministerin Maria Böhmer, die gerne die Bedeutung der deutschen Sprache so betont.
Menschen, die ihren Lebensmittelpunkt und den ihrer Kinder in Deutschland sehen, wissen um die Bedeutung der Sprachkenntnisse im Deutschen für den Bildungserfolg, für die gesellschaftliche Beteiligung und das Alltagsleben. Das wird von niemand Frage gestellt. Aber muss damit einhergehen, die mitgebrachten Sprachen zu vernachlässigen?
Mehrsprachigkeit, sozusagen die Muttersprache von Kindern, die mit zwei oder mehr Sprachen groß werden, ist Realität in deutschen Kindergärten und Schulen. In Großstädten sind diese Kinder bereits die Mehrheit. Hier ist die Aufgabe der Bildungseinrichtungen, die Kinder da abzuholen, wo sie stehen, also auch mit ihren nicht deutschen Familiensprachen. Frau Staatsministerin Böhmer schiebt hier wieder den Eltern die Verantwortung zu – sie sollten doch besser mit ihren Kindern auch zuhause Deutsch sprechen. Welch eine Verschwendung, das Potenzial der Mehrsprachigkeit im Bildungsbereich nicht stärker aufzugreifen und zu fördern!
Auf zahlreichen Fachtagungen, bei runden Tischen und auch im Dialogforum „Frühkindliche Bildung“ des Nationalen Aktionsplanes für Integration haben Expertinnen aus Wissenschaft und Gesellschaft, mit und ohne Migrationshintergrund, die Chancen mehrsprachigen Aufwachsens immer wieder deutlich gemacht und sich dafür eingesetzt, dass wissenschaftlich erwiesene Kenntnisse Berücksichtigung finden.
Entsprechend heißt es im Text des Dialogforums zum Aspekt Sprache: „Der Förderung der Sprachentwicklung (…) von Anfang an, insbesondere der Muttersprache und der deutschen Sprache, kommt eine Schlüsselrolle zu.“ Die Förderung der Muttersprachen steht also nicht im Gegensatz zur Förderung der deutschen Sprache, entscheidend ist ein sowohl – als auch.
Hinter diese Erkenntnisse fällt Frau Staatsministerin Böhmer in ihrer Presseerklärung zum 5. Integrationsgipfel zurück. Sie suggeriert, dass Eltern ihre Mitwirkung bei der Integration verweigern, wenn sie mit ihren Kindern in anderen Sprachen sprechen. Dagegen haben Sprachwissenschaftler nachgewiesen, dass der kindliche Spracherwerb vor allem durch viel Kommunikation in einer positiven emotionalen Beziehung unterstützt wird. Wie soll dies in einer „verordneten Sprache“ gelingen?
Und was ist mit dem Recht auf die eigene Muttersprache? Die UN Kinderrechtskonvention formuliert in Artikel 29 das Recht von Kindern auf ihre Muttersprachen unmissverständlich: „Die Bildung des Kindes muss darauf gerichtet sein … dem Kind Achtung vor seinen Eltern, seiner kulturellen Identität, seiner Sprache und seinen kulturellen Werten, den nationalen Werten des Landes, in dem es lebt, – und gegebenenfalls des Landes, aus dem es stammt, sowie vor anderen Kulturen als der eigenen zu vermitteln.“
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@ Tai Fei
– Schön, daß Sie mir erklären, daß es Erst-und Zweitsprache gibt. Kommentatoren hier wollten mir ja schon weismachen, daß man zwei Muttersprachen haben kann.
Daß es Kinder gibt, die die Erstsprache nicht mehr sprechen wollen, will Ihnen nicht in den Kopf? Lesen Sie mal (bezeichnenderweise wird diese Problematik im Deutschen weitgehend totgeschwiegen):
http://bilingualtalk.blogspot.com/2006/08/what-do-you-do-when-your-child-only.html
– Auch wenn die Minderheit quantitativ eine solche bleiben sollte (was nicht gesichert ist) ist es prinzipiell unverschämt, als zugewanderte Ethnie solches zu verlangen. Es würde dann auch eine Lawine ins Rollen kommen, die kein Ende fände.
Ihr Link widerspricht aber nicht dem, was hier behauptet wird: dass Kinder problemlos zweisprachig aufwachsen können, wenn sie beide Sprachen rechtzeitig und hinreichend kommunikativ erproben können.
Dass es zu einem best.Zeitpunkt für einige Kinder und Jugendliche attraktiver sein mag, auch im Elternhaus die „Umgebungssprache“ zu benutzen, kann ja durchaus sein.Sie identifizieren sich halt mehr mit der Sprache ihrer Freunde, als mit der ihrer Eltern.
Das halte ich aber für eine „Zwischenphase“, in der Kinder sich selbst „Zugehörigkeiten“ suchen, also sich identifizieren möchten.
Zwei Familiensprachen werden in allen bilingualen Familien benutzt,wobei die Familienmitglieder, je nach Gegenüber, zwischen den einzelnen Sprachen hin und her wechseln können.
Sugus sagt:7. Februar 2012 um 14:54
„Nur zum Englischen: es geht nicht um zusätzzliche englische Beschilderung, sondern um ausschließliche!“
Mal ganz davon abgesehen, dass ich das noch für´n Gerücht halte, dass Gaststätten in Berlin ausschließlich engl. Speisekarten haben, nur noch mal ein Gedanke. Eine Gaststätte ist ein PRIVATES Unternehmen. Was der Unternehmer in seinem Laden veranstaltet, ist sein PRIVATES Ding, solange er nicht gegen Gesetze verstößt. Wenn er also meint. seine Speisekarten nur noch in Englisch ausgeben zu müssen, kann er das tun. Ich halte das zwar persönlich für totalen Quatsch und der würde mich sicher nicht wieder sehen, aber damit muss der Unternehmer dann halt leben. Er darf und kann das. Nochmal eine Gaststätte, ist ein PRIVATER Raum!
Sugus sagt:
7. Februar 2012 um 16:08
„- Schön, daß Sie mir erklären, daß es Erst-und Zweitsprache gibt. Kommentatoren hier wollten mir ja schon weismachen, daß man zwei Muttersprachen haben kann.
Daß es Kinder gibt, die die Erstsprache nicht mehr sprechen wollen, will Ihnen nicht in den Kopf? Lesen Sie mal (bezeichnenderweise wird diese Problematik im Deutschen weitgehend totgeschwiegen):
http://bilingualtalk.blogspot.com/2006/08/what-do-you-do-when-your-child-only.html
– Auch wenn die Minderheit quantitativ eine solche bleiben sollte (was nicht gesichert ist) ist es prinzipiell unverschämt, als zugewanderte Ethnie solches zu verlangen. Es würde dann auch eine Lawine ins Rollen kommen, die kein Ende fände.“
1. Ich schlage vor, dass Sie sich den Artikel selber noch einmal durchlesen. Da geht es primär nicht um das Nichtlernen-Wollen, sondern um das NICHT-Nutzen. Ich finde es schon langsam nervig mich ständig wiederholen zu müssen. Kinder lernen IMMER automatisch die Sprache des Elternhauses. Ob sie diese dann einsetzen oder nicht steht auf einem anderen Blatt. Beim, im Artikel genannten Bsp., ging es also um ein Kind das spanisch kann aber zu Hause nicht einsetzt, weil dort vermehrt seitens der Mutter zwischen zwei Sprachen geswitcht wird, was, und das wir Ihnen jeder Sprachwissenschaftler bestätigen, für die sprachliche Entwicklung keineswegs optimal ist. Ferner ist ihr genanntes Bsp. sicher auch nicht sehr glücklich. Man kann die Situation in den USA nicht einfach auf DE überstülpen, zumal z.B. Kalifornien (zumindest die Autorin stammt von dort) u.a. Spanisch als Sprache für offizielle Dokumente zulässt. Ferner übrigens auch Chinesisch (?), Koreanisch, Tagalog, Persisch, Russisch, Vietnamesisch und Thai.
2. Nach den letzten Hochrechnungen leben ca. 5% Muslime in DE. Da müssen die sich schon sehr anstrengen, um hier in absehbarer Zeit ihren Minderheitenstatus ablegen zu können. Ferner ist ein großer Teil der Muslime in DE ja gar nicht zu gewandert, sondern HIER geboren und aufgewachsen. Was ist dann an deren Ansinnen unverschämt? Ab wann ist es legitim? Gibt es dafür eine Grenze nach Zahl und Jahren?
@ Tai Fei
zu 2. Die Minderheiten der Sorben und Dänen sind doch viel kleiner als die der Türken oder Polen oder Italiener! Und es ist egal, ob in 20 Jahren Migranten, die in Deutschland geboren sind, den Minderheitenstatus einfordern: sie sind die Nachfahren von Zugewanderten, während Sorben und Dänen schon tausend Jahre in ihren Siedlungsgebieten in Deutschland sitzen.
Wenn sie schon wissen, daß Kalifornien bi – bzw. multilingual ist, können sie auch die Staaten im Südwesten der USA erwähnen, die ausdrücklich Spanisch als (amtliche) Zweitsprache ausgeschlossen bzw. Englisch als einzige Sprache festgelegt haben. Das gibt es nämlich auch!
@ Mathis
– Daß der Trend zur Einsprachigkeit eine Zwischenphase ist, ist eine Interpretation bzw. Wertung von ihnen, genauso kann ich behaupten, daß der Drang zur Einsprachigkeit der natürliche Instinkt des Kindes ist, der nur von den bilingualitätsbesessenen Eltern unterdrückt wird.
Ich habe übrigens nie bestritten, daß Kinder problemlos zweisprachig aufwachsen können (viele tun das tatsächlich), aber ich stelle die Frage, ob wir in Deutschland das in einem solchen Maße wollen, daß das Gesicht unseres Landes zur Unkenntlichkeit verzerrt wird.
Sugus sagt:
7. Februar 2012 um 23:10
„zu 2. Die Minderheiten der Sorben und Dänen sind doch viel kleiner als die der Türken oder Polen oder Italiener! Und es ist egal, ob in 20 Jahren Migranten, die in Deutschland geboren sind, den Minderheitenstatus einfordern: sie sind die Nachfahren von Zugewanderten, während Sorben und Dänen schon tausend Jahre in ihren Siedlungsgebieten in Deutschland sitzen.
Wenn sie schon wissen, daß Kalifornien bi – bzw. multilingual ist, können sie auch die Staaten im Südwesten der USA erwähnen, die ausdrücklich Spanisch als (amtliche) Zweitsprache ausgeschlossen bzw. Englisch als einzige Sprache festgelegt haben. Das gibt es nämlich auch!
@ Mathis
– Daß der Trend zur Einsprachigkeit eine Zwischenphase ist, ist eine Interpretation bzw. Wertung von ihnen, genauso kann ich behaupten, daß der Drang zur Einsprachigkeit der natürliche Instinkt des Kindes ist, der nur von den bilingualitätsbesessenen Eltern unterdrückt wird.
Ich habe übrigens nie bestritten, daß Kinder problemlos zweisprachig aufwachsen können (viele tun das tatsächlich), aber ich stelle die Frage, ob wir in Deutschland das in einem solchen Maße wollen, daß das Gesicht unseres Landes zur Unkenntlichkeit verzerrt wird.“
Wie schon gesagt, wer legt den bitte die Grenzen fest? Sie? Dann sollten Sie aber vorher kandidieren. Vielleicht werden Sie dann feststellen, dass Sie auch zu einer Minderheit gehören. Wobei ich jedoch befürchte, dass diese den Status wohl in absehbarer Zeit verlieren wird. Die Zeichen sind nur überdeutlich ersichtlich. Provinzialität, Kleinbürgertum und Spießertum gedeihen gerade in Krisenzeiten in DE sehr gut. Das hat schon Heine festgestellt. Leider haben wir uns hier nicht weiterentwickelt.
Im Übrigen haben SIE doch den Artikel verlinkt, dessen Autorin aus Kalifornien stammt. Ich habe hier nur darauf hingewiesen, dass sich die Situation dort mit DE keineswegs vergleichen lässt, u.a. gerade WEGEN der multilingualen Möglichkeit. Es ist übrigens ein semantischer Unterschied ob eine Sprache als Amtssprache ausgeschlossen oder eine festgelegt wird. In den genannten Staaten ist das Letztere der Fall.
Was bilinguale Familien angeht, scheinen Sie irgendwie auf den Schlauch zu stehen. Also NOCHMAL, auch in bilingualen Familien wird von den Mitgliedern meist eine Sprache bevorzugt. Natürlich verwenden die Kinder ab einem Alter, in dem vermehrt außerhäuslicher Kontakt eintritt eher Deutsch. Das heißt aber NICHT, dass sie die häusliche Sprache, wenn sie sich von Deutsch unterscheidet, nicht auch gleichzeitig lernen und einsetzen können.
Ich frage Sie, ob Sie überhaupt wissen wovon Sie reden? Kennen Sie überhaupt bilinguale Familien persönlich? Der von Ihnen angeführt Link ist für Ihre Argumentation völlig irrelevant. Haben Sie den Text überhaupt gelesen?
PS: Nur zur Erinnerung, von Ihnen stammt dieser Satz: „Was die Familien in ihrer Wohnstube sprechen kratzt mich kaum“. Also was WOLLEN Sie überhaupt? Kratzt es Sie nun oder nicht und wenn ja, wer gibt Ihnen das Recht sich in private Angelegenheiten einzumischen?
Kinder werden mit allen ihren Problemen am besten allein fertig – eins macht es so, eins anders.
Da ist ein Kind von Eltern, die im Hause nur ihre Muttersprache sprechen. Sie werden (jetzt schon lange nicht mehr) von Sozialarbeitern betreut, einer will mit dem Kind, noch längst nicht schulpflichtig, sprechen. Es antwortet in druckreifem Deutsch. Die Eltern wundern sich, wo es das gelernt hat. „Auf der Straße, beim Spielen mit andern Kindern.“ Als wir vor einiger Zeit dieses Kind wieder sahen, bat meine Frau, ihr etwas in der Muttersprache der Eltern zu sagen, das Kind weigerte sich. Jetzt spricht es nur noch deutsch und kommt in diesem Jahr in eine weiterführende Schule.
Ein anderes Kind, auch in Deutschland geboren, lernt zu Hause die Muttersprache der Eltern und Deutsch. Die Muttersprache ist sehr schnell, sie selbst spricht Deutsch so schnell, daß ich kaum folgen kann. Wie Kinder so sind: Untereinander sprechen sie mal die eine, mal die andere Sprache. Wenn die Eltern sie nicht verstehen sollen, dann reden sie deutsch, so gut können die Eltern das ja doch nicht. Wenn die Kinder sie nicht verstehen sollen, reden die Eltern ihre Muttersprache, so gut können die Kinder sie doch nicht.
Was sollte an beiden Verfahrensweisen schlimm sein? Vieles sollte man mehr mit Humor sehen – dann geht alles besser. Kein Bierernst! Wichtig scheint mir doch für ein erfolgreiches Leben in Deutschland eine angemessene Kenntnnis des Deutschen.
@ Tai Fei
– Mir geht es darum, daß Menschen mit nichtdeutscher Mutter- bzw. Familiensprache sofort und bedingungslos ins Deutsche wechseln, wenn sie den öffentlichen Raum betreten (die Wohnstube ist kein öffentlicher Raum)
– ob eine Sprache ausgeschlossen oder festgelegt wird, mag ein semantischer Unterschied sein, entscheidend ist, was rauskommt: Spanisch ist nicht Amtssprache, und das in Bundesstaaten mit sehr hohem Anteil von Hispanics. Die Entscheidung für Englisch ist eine gegen Spanisch.
– Sie scheinen auf dem Schlauch zu stehen: es geht mir nicht um das Können, sondern das Wollen von Bilingualität, sprich die Tatsache, daß Kinder ihre Erst-bzw. Muttersprache (nichtdeutsch) einfach nicht mehr sprechen wollen, weil sie z.B. von den Spielkameraden nicht gesprochen wird und auch in den Medien (Fernsehen, Radio, Print) einfach nicht vorkommt.
Davon getrennt die Frage: wollen wir als Deutsche, daß unser Land in großen Teilen in bezug auf eine bestimmte Sprache bilingual im öffentlichen Raum wird (ich denke hier an Türkisch). Sind wir uns dessen bewußt, daß eine solche Bilingualität politische Auswirkungen und Folgen hat?
Sugus sagt:8. Februar 2012 um 11:06…- Mir geht es darum, daß Menschen mit nichtdeutscher Mutter- bzw. Familiensprache sofort und bedingungslos ins Deutsche wechseln, wenn sie den öffentlichen Raum betreten (die Wohnstube ist kein öffentlicher Raum)“
Das wurde doch nie verneint! Weder ging es im obigen Artikel darum, noch in von Ihnen angeführten Link. Außerdem ist das bei bilingualen Kindern selbstverständlich. Bilingual bedeute ja, dass diese Kinder SOWOHL die Sprache der häuslichen Umgebung ALS AUCH die vorherrschende Sprache in der außerhäuslichen Umgebung beherrschen. In Ihren vorherigen Posts ging es Ihnen jedoch um einen ganz anderen Inhalt. Ich zitiere:
„Sugus sagt:3. Februar 2012 um 12:16…In den USA wurde schon eine spanischsprachige Mutter per Gerichtsurteil dazu verdonnert, Englisch mit ihrem Kind zu reden.
In solchen Artikeln wie diesen werden auch konsequent 3 Fragen vermieden:
– was ist mit jenen Fällen, in denen die Kinder nur Deutsch lernen wollen und nicht die Sprache der ausländischen Eltern? Das gibt es auch!…
Sugus sagt:4. Februar 2012 um 16:16…Es geht darum, was das Kind will und was es als nützlich erkennt. Es gibt Kinder, die keinen Wert auf die Sprache ihres Elternhauses legen, da sie früh erkennen, daß nur Deutsch sie in Deutschland weiterbringt (und das ist auch gut so!) . Nur wird das nicht ausgebreitet, da es der beliebten Multikultipropaganda widerspricht…
Sugus sagt:6. Februar 2012 um 10:39…- Es geht nicht darum, daß das Kind vermehrt Deutsch sprechen will, sondern daß es nur noch Deutsch sprechen will (und von den Eltern daran gehindert wird)
Sugus sagt:7. Februar 2012 um 16:08…Daß es Kinder gibt, die die Erstsprache nicht mehr sprechen wollen, will Ihnen nicht in den Kopf? Lesen Sie mal (bezeichnenderweise wird diese Problematik im Deutschen weitgehend totgeschwiegen):
http://bilingualtalk.blogspot.com/2006/08/what-do-you-do-when-your-child-only.html“
Sie behaupteten, dass Kinder gezwungen werden auf das Lernen von Deutsch zu verzichten, zugunsten der häuslichen Muttersprache. Auf einmal bringen Sie hier den öffentlichen Raum in die Diskussion ein. Damit verfehlen Sie jedoch das Thema des Artikels. Es geht darin NICHT darum, welche Sprache im öffentlichen Raum gesprochen werden sollte, sondern darum, dass eben die nichtdeutsche Sprache in der häuslichen Umgebung negiert werden sollte. Der Artikel wendet sich hier entschieden dagegen. Sie haben das Thema damit deutlich verfehlt.
Weiterhin
Sugus sagt: 8. Februar 2012 um 11:06…- ob eine Sprache ausgeschlossen oder festgelegt wird, mag ein semantischer Unterschied sein, entscheidend ist, was rauskommt: Spanisch ist nicht Amtssprache, und das in Bundesstaaten mit sehr hohem Anteil von Hispanics. Die Entscheidung für Englisch ist eine gegen Spanisch…“
Das ist richtig, habe ich auch nicht bestritten. Sie sollten jedoch auch die Geschichte jener Bundesstaaten kennen, um eben diesen Fakt auch in den richtigen Kontext setzen zu können. Fragen Sie sich mal, warum Spanisch ursprünglich eben nicht in diesen Staaten als Amtssprache zugelassen wurde, obwohl der Anteil an Hispanos so hoch ist und war.
Allerdings ist diese Diskussion hier rein akademischer Natur. Ich habe ja genau darauf hingewiesen, dass das Bsp. IHRES Links gar nicht auf DE übertragbar ist.
@ Tai Fei
– Es gibt natürlich Wechselwirkungen zwischen privatem Raum und öffentlichem Raum. Der Artikel suggeriert, ein Vertreter der Bundesregierung wolle den Gebrauch nichtdeutscher Sprache in der Familie unterdrücken. Jetzt frage ich mich, wo die Bilingualitätsvertreter sind. Man kann doch in der Familie auch Deutsch UND die nichtdeutsche Sprache sprechen – bei Ehen mit einem deutschen und nichtdeutschen Elternteil dürfte das sogar die Regel sein. Das ist also nicht das Problem. Das Problem ist, daß nichtdeutsche Elternpaare zu Hause zu 100% mit ihrem Kind in ihrer nichtdeutschen Muttersprache reden. Wenn das Kind dann zusätzlich nicht früh Kontakt mit Deutschen hat (etwa im Kindergarten), bedeutet es, daß es mit null bzw. minimalen Deutschkenntnissen eingeschult wird. Dann kann es dieses Defizit kaum mehr wettmachen. Und später werden wieder die Deutschen beschimpft, sie würden Ausländer in der Bildung benachteiligen.
Der Artikel stellt die (rhetorische) Frage:
„Sollen Eltern zuerst Deutsch lernen, bevor sie mit ihren Kindern sprechen?“
Aber selbstverständlich! Langfristig sollte das immer das Ziel sein. In den USA klappts doch auch mit Englisch. Hätten die Eltern dort nicht irgendwann diesen Schritt gemacht, wäre das Land heute ein Flickenteppich mit Gälisch-, Deutsch-, Französisch- und sonstwas Sprechenden. Englisch würde vielleicht von 20-30% der Bevölkerung gesprochen – höchstens.
Diskussionen, die nur aus ideologischem Kalkül heraus geführt werden, sind ermüdend, da man sich nach einer Weile im Kreis dreht.
Dabei vergisst man völlig oder ignoriert einfach die Tatsache, dass Familiensprachen immer Teil der familiären Beziehungen sind.
Familien kommunizieren nicht ideologisch konformistisch, sondern pragmatisch, emotional und bedürfnisorientiert.