TV-Tipps des Tages
17.02.2012 – Migranten, Syrien, Ägypten, Integration, Ausländer, NRW, Südafrika
TV-Tipps des Tages sind: ARTE Reportage: Syrien: Kämpfer für die Freiheit; Zwischen Kairo und Kapstadt - Traditionelle Musik in Ägypten; Cosmo TV: Betrug bei Integrationskursen in NRW. Die Integrationskurse sind seit ihrer Einführung 2005 die Erfolgsgeschichte der Bundesregierung in Sachen Integration
Von Ümit Küçük Freitag, 17.02.2012, 8:18 Uhr|zuletzt aktualisiert: Donnerstag, 16.02.2012, 14:21 Uhr Lesedauer: 7 Minuten |
ARTE Reportage
Reportage – Themen: Japan: Atomstrom – Lieber nicht mehr…; Syrien: Kämpfer für die Freiheit; Was gibt’s Neues aus Darfur? Gegen den Strich – Courrier International
Japan: Atomstrom – Lieber nicht mehr…
Nach dem GAU, dem Größten Anzunehmenden Unfall von Fukushima haben die Japaner fast alle ihre Atomkraftwerke abgestellt – 90 Prozent des durch Atomkraft erzeugten Stroms fehlen jetzt – eine große Herausforderung für die Energieversorger, diese Lücke so schnell und umweltverträglich wie möglich wieder zu schließen. Nur noch fünf von 54 Atomkraftwerken laufen nach der Sicherheitsüberprüfung weiter und die Regierung hat die Bevölkerung dazu aufgerufen, um jeden Preis Strom zu sparen. In jedem anderen Land hätte es wohl Proteste gegeben, aber nicht in Japan: Das Gemeinwohl steht hier über dem Einzelnen und deshalb befolgen alle Japaner diesen Aufruf ohne Murren und mit äußerster Effektivität.
Die großen Städte haben die Straßenbeleuchtung au sein Minimum reduziert, auch die Beleuchtung in der U-Bahn, die Rolltreppen und die Aufzüge. Die Familien, zum Beispiel die Familie Hitome, schalten ihr Licht nur ein wenn es unbedingt nötig ist, ihre Heizung ist trotz des Winters auf 18 Grad runtergedreht. Leben ohne Atomkraft scheint also doch möglich, obwohl die Regierung und die Energieversorger jahrelang das genaue Gegenteil gepredigt haben. Gegner wurden zum Schweigen verdammt: Etwa Professor Hiroaiki Koide von der Universität in Kyoto – richtiger Wissenschaftlicher Mitarbeiter. Denn trotz aller seiner Kenntnisse und Forschungen erhielt er in 40 Jahren niemals den Professorentitel. Seine Ansichten über die Atomkraft störten zu viele Leute. Er warnte zu eindringlich vor den Risiken der Atomkraft und forderte seit Jahren offen und vehement den Ausstieg. Für Japan als Volkswirtschaft in der Finanzkrise aber ist es dringend erforderlich, eine Lösung zu finden. Schließlich steht auch die Wettbewerbsfähigkeit auf dem Weltmarkt auf dem Spiel. Solarstrom und Windenergie wären eine Möglichkeit, sind aber teuer. Schneller und kostengünstiger wären Gaskraftwerke, aber die sind erstens klimaschädlicher als Atomkraftwerke und zweitens müsste Japan das Gas importieren, weil das Land über keine eigenen Gasreserven verfügt. Und das würde die Wirtschaft in eine neue Abhängigkeit stürzen, zum Beispiel von Gaslieferungen aus Russland. So untersuchen sie jetzt die Geothermie – Japan hat viele heiße Quellen und produziert bereits in 18 Geothermischen Kraftwerken Strom. Nach den USA und Indonesien verfügt Japan über die meisten geothermischen Quellen: Damit könnte man umweltfreundlich den Strom von 20 Atomkraftwerken erzeugen.
Syrien: Kämpfer für die Freiheit
Homs ist seit Wochen von Panzern umzingelt. Die Regierungs-Armee versucht mit allen Mitteln, die Stadt zu isolieren, das Herz der Revolte Syriens vom Rest des Landes abzuschneiden. In Homs ist das Viertel Baba Amr fest in der Hand der „Freien Syrischen Armee“. Im Dezember war Sofia Amara bei der « Freien Armee » in Homs. Sie erlebte den Kriegsalltag dieser Männer, die ihr Leben dafür einsetzen, das Regime Assad und seine Mörder in Uniform zu stürzen. Abdelrazzak Tlass, ein Leutnant aus der regulären Armee, 25 Jahre alt, ist ihr Anführer. Er war einer der ersten, die aus der Armee von Assad desertierten. Sein Onkel war einmal Verteidigungsminister von Syrien und er, ein junger Sunnit, ist zur Ikone des Widerstands gegen die Diktatur geworden. 600 Widerständler stehen in Baba Amr unter seinem Kommando, sagt er. Es ist das erste Mal überhaupt, dass seine Kamera aus dem Westen in Baba Amr drehen durfte: Sofia Amara war bei den Kämpfen dabei, zeigt uns, wie die Widerständler von außen mit Nahrung, Waffen und Munition versorgt werden. Und sie wurde Zeuge bei den Verhandlungen mit dem Regime – dem Austausch iranischer Gefangener, um Zugeständnisse zu ertrotzen.
Hinter all dem Blutvergießen steckt auch ein Konflikt der Religionen, zwischen der sunnitischen Mehrheit in Syrien und den Aleviten, der Minorität, die die Macht im Land noch immer eisern umklammert. 10:40-11:35 • arte
Zwischen Kairo und Kapstadt – Traditionelle Musik in Ägypten
„Weltreisen“ – Auslandsreportage – Eine musikalische Reise durch drei Länder: Ägypten: Das Herz des alten Kairoer Musiklebens; Kongo: Zwischen Ethnokult und Moderne; Südafrika: Durbans bunte Musikszene
Ägypten: Das Herz des alten Kairoer Musiklebens
Es gibt in Kairo die Mohamed-Ali-Straße, die früher das Herz des Musiklebens des alten Kairos war. Auch heute noch leben dort Musiker, die zu Hochzeiten eingeladen werden, Instrumentenbauer und Veteranen der alten Zeit. Die Mohamed-Ali-Straße liegt im alten Viertel Kairos am Rande des islamischen, gehört aber schon zum im 19. Jahrhundert neu gebauten Teil. Ein bisschen ist noch vom Flair der alten Bohème spürbar.
Kongo: Zwischen Ethnokult und Moderne
Likembe, so heißen die dumpf schnarrenden Fingerklaviere, deren Eisenlamellen meist aus alten Autofedern geschmiedet werden. Mit Boxentürmen aufgerüstet, sind die kongolesischen Likembe-Orchester ein Bindeglied zwischen Ethnokult und Moderne. Handgemachter Techno – die hohe Kunst des Krachmachens. Dabei sind die Rhythmen schwärzer, afrikanischer als vieles was sonst unter dem Label ‚Worldmusic‘ firmiert. Die Jugend in Kongos Hauptstadt Kinshasa steht auf Likembe, auch wenn die Radio-Stationen diese Musik kaum spielen. Soukou-Stars sind ihnen lieber. Denn die loben in ihren schmalzigen Songs die Minister und Sponsoren.
Südafrika: Durbans bunte Musikszene
Zulu-Rhythmen, Jazz- und Soulmusik, Hare-Krishna-Gesang. Durbans Musikszene ist so bunt und vielfältig wie die Stadt, ein Schmelztiegel vieler Kulturen und Religionen. In der Metropole am Indischen Ozean leben Schwarze, Weiße und Inder auf engstem Raum. Eines verbindet sie: die Leidenschaft für Rhythmen. Der Film begleitet drei Durbaner, die unterschiedlicher kaum sein könnten: Gogo, eine Medizinfrau, die eine Schule für Muti-Medizin leitet und ihren Studenten beibringt, richtig zu tanzen und zu singen. Madala Kunene, King der Zulu-Gitarre, der einen ganz eigenen Beat geprägt hat, eine Mixtur aus Soul, Jazz und Zulu-Rhythmen, die mittlerweile auch in den USA und Europa erfolgreich ist. Und Anuradha Dasi, Erzieherin in der Hare-Krishna-Gemeinde Durbans, der größten Gemeinde außerhalb Indiens. Auch hier begleitet die Gläubigen Musik und Gesang durch ihren Tag. Spannende Einblicke in eine für Europäer oft immer noch ganz fremde Welt.
Hintergrundinformationen:
Eine musikalische Reise durch drei Länder zwischen Kairo und Kapstadt: Das Herz des Musiklebens im alten Kairo mit seinem heute noch zu spürenden Flair der alten Bohème. Die Likembe-Orchester mit Finger-Klavieren im Kongo als Bindeglied zwischen Ethnokult und Moderne. Und der König der Zulu-Gitarre aus dem Schmelztiegel Durban in Südafrika, der einen ganz eigenen Beat geprägt hat, eine Mixtur aus Soul, Jazz und Zulu-Rhythmen, die mittlerweile auch in den USA und Europa erfolgreich ist. 23:45-00:15 • BR-alpha
Cosmo TV
Moderation: Till Nassif – Themen: Betrug bei Integrationskursen in NRW; Gib Gewalt keine Chance; Tabu-Thema: Weibliche Genitalverstümmelung
Betrug bei Integrationskursen in NRW
Die Integrationskurse sind seit ihrer Einführung 2005 die Erfolgsgeschichte der Bundesregierung in Sachen Integration. Vor kurzem hat bereits der millionste Teilnehmer angefangen Deutsch zu lernen. Doch zeitgleich kommt das Vorzeigeprojekt der Bundesregierung in Verruf. Vor einem halben Jahr berichtete die ARD über mögliche Betrugsfälle bei Kursträgern. Jetzt ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen einen Träger in NRW, der Schulen in Wuppertal, Hagen und Lünen hatte. Der Vorwurf: Kursteilnehmern wurde gegen Bares bei den Sprachprüfungen geholfen. Außerdem wurden Anwesenheitslisten offenbar manipuliert, umso mehr Geld vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge zu bekommen. Cosmo TV berichtet über die Vorwürfe und hat mit einer Sprachlehrerin aus Wuppertal gesprochen.
Gib Gewalt keine Chance
Ein ungewöhnliches Pilotprojekt findet derzeit in Düren in der evangelischen Gemeinde statt. Es heißt „Brückenbauerinnen“ und ist einmalig in ganz Deutschland: Frauen, die teils selber Gewalt erfahren haben, helfen anderen Frauen, die gerade häuslicher Gewalt entflohen sind. Die Arbeit geschieht in enger Zusammenarbeit mit der Polizei und dem Jugend- und Sozialamt – so gelingt es oft, den betroffenen Frauen einen Neuanfang zu ermöglichen. Die Brückenbauerinnen, die selbst Gewalt erlebt haben, sehen sich nicht als Opfer. Sie sehen sich als Mutmacher. Cosmo TV hat zwei von ihnen bei ihrem Ehrenamt begleitet.
Tabu-Thema: Weibliche Genitalverstümmelung
Sie ist 18 Jahre alt, aber sie hat einen ganz anderen Traum als ihre Altersgenossinnen. Mariama, die ihren wirklichen Namen lieber nicht im Fernsehen nennen möchte, wurde mit 7 Jahren beschnitten. In ihrer Heimat Gambia wurde ihr ein Stück ihrer Vagina herausgeschnitten – ganz ohne Betäubung. Eine schmerzhafte Erfahrung, sowohl körperlich als auch seelisch für die junge Frau. „Mir wurde ein Teil meiner Weiblichkeit genommen“, sagt sie heute. Diesen Teil möchte sie nun wieder zurückbekommen. Das bedeutet: Sie plant einen komplizierten medizinischen Eingriff, der die Beschneidung zum Teil rückgängig machen würde. Mariama erzählt Cosmo TV ihre Geschichte, um ein Zeichen zu setzen. Sie will nicht mehr schweigen, sie will mit ihrer Geschichte anderen Frauen Mut machen. 02:20-03:00 • EinsExtra TV-Tipps
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