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Studie zu jungen Muslimen

Berliner Forschergruppe entlarvt Bild und Bundesinnenminister Friedrich

Studie belegt: Die allermeisten Muslime haben kein Problem mit der Integration. Die Bild-Zeitung und das Bundesinnenministerium sehen das anders. Die Berliner Forschergruppe HEYMAT hat sich das näher angeschaut.

Freitag, 02.03.2012, 8:42 Uhr|zuletzt aktualisiert: Mittwoch, 08.01.2020, 15:45 Uhr Lesedauer: 5 Minuten  |  

Einer aktuellen Studie des Bundesinnenministeriums zufolge, die am Donnerstagmittag (1. März 2012) in Berlin von Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) vorgestellt wurde, sind die allermeisten Muslime in Deutschland bestrebt, sich gut zu integrieren. Außerdem lehnen sie Gewalt und Terror ab. Dennoch ist die mediale Berichterstattung weitestgehend negativ. Den Grundstein dafür legte das Bundesinnenministerium selbst.

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Sie stellte die Studie einen Tag vor Veröffentlichung dem Boulevardblatt Bild exklusiv zur Verfügung. Dieser titelte vor der offiziellen Bekanntmachung der Untersuchung: „Studie belegt: Jeder fünfte Muslim in Deutschland will sich nicht integrieren“. Darunter sind einige vermeintliche Ergebnisse der Studie zusammengefasst. Etwa dass 24 Prozent der nicht-deutschen Muslime im Alter zwischen 14 und 32 Jahren als „streng Religiöse mit starken Abneigungen gegenüber dem Westen, tendenzieller Gewaltakzeptanz und ohne Integrationstendenz“ gelten. 33 Prozent hätten zudem Vorurteile gegenüber Juden geäußert. „Bei jungen Muslimen mit deutscher Staatsbürgerschaft sind es dagegen 15 Prozent, die als streng religiös gelten, den Westen ablehnen und ideologisch fundierte „Gewalt als Mittel zur Verteidigung gegen die Bedrohung durch den Westen akzeptieren“ schreibt die Bild-Redaktion weiter. Auf Bild-Nachfrage habe der Bundesinnenminister gesagt: „Deutschland achtet die Herkunft und kulturelle Identität seiner Zuwanderer. Aber wir akzeptieren nicht den Import autoritärer, antidemokratischer und religiös-fanatischer Ansichten. Wer Freiheit und Demokratie bekämpft, wird hier keine Zukunft haben.“

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Berliner Forschergruppe entlarvt Bild und Friedrich
Die Forschergruppe HEYMAT an der Humboldt Universität Berlin hat sich die Studie nun näher angeschaut und eine vorläufige Stellungnahme veröffentlicht, die dem MiGAZIN vorliegt. Darin gehen Dr. Naika Foroutan und ihre Wissenschaftler insbesondere der in den Medien kursierenden Zahlen nach und kommen zu überraschenden Ergebnissen.

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Download: Die 760-Seiten-Studie „Lebenswelten junger Muslime in Deutschland“ kann auf www.bmi.bund.de kostenlos heruntergeladen werden. Die Analyse des Berliner Forscherteams HEYMAT stellt das MiGAZIN zur Verfügung.

So beruht die Quote von 15 Prozent der „deutschen Muslime“, die als „streng Religiöse mit starken Abneigungen gegenüber dem Westen, tendenzieller Gewaltakzeptanz ohne Integrationstendenz“ (S.293) bezeichnet werden auf Aussagen von nur 25 Personen! Bei den „nicht-deutschen Muslimen“ sind es immerhin noch 112 Befragte.

Zahlen nicht repräsentativ, Fragen suggestiv
Foroutan verweist in diesem Zusammenhang auf die Studie selbst. „Wichtig ist an dieser Stelle, noch einmal darauf hinzuweisen, dass diese und die folgenden Prozentangaben keinesfalls weder auf alle in Deutschland lebenden Muslime im Allgemeinen noch auf alle in Deutschland lebenden jungen Muslime im Alter von 14 bis 32 Jahren hochgerechnet werden können und dürfen“, stellen die Autoren der Studie ausdrücklich fest.

Auch die Art und Weise der Fragestellungen bemängeln Foroutan und ihr Team: „Solange die westliche Welt andere Völker ausbeutet oder unterdrückt, wird es keinen Frieden auf der Welt geben.“ Wer diese Suggestivfrage Frage bejaht, bekommt einen Minuspunkt.

Gelten bei Muslimen andere Maßstäbe?
In Bezug auf Vorurteile gegenüber Juden etwa stellt die Berliner Forschergruppe fest, dass der Trend zu populistischen Einstellungen in der deutschen und anderen europäischen Gesellschaften seit Jahren bei ca. 15-20% liege. „Warum sollte das bei Muslimen anders sein?“, fragen sie ohne „relativieren“ zu wollen.

Auf die Langzeitstudie der Bielefelder Universität „Deutsche Zustände“ erinnert in diesem Zusammenhang Sevim Dağdelen, migrationspolitische Sprecherin der Linkspartei. Ein Blick in die jährliche Langzeitstudie der verrate, „dass Gewaltprobleme keine Frage der Kultur oder Religion sind“. „Knapp zehn Prozent der Deutschen billigen Gewalt, zwanzig Prozent sind bereit, selbst Gewalt zur Sicherung der eigenen Position auszuüben. Das verschweigt die Bundesregierung und schürt so rassistische Ressentiments. Das ist Wasser auf die Mühlen von Rassisten und der NPD“, so die Linkspolitikerin.

Reichen Bildung, Sprache und Arbeit nicht mehr?
Ein weiteres Grundsätzliches Problem der Studie ist laut HEYMAT: „Ist jemand, der seiner Herkunftskultur verhaftet bleibt, gleichzeitig die deutsche Sprache perfekt spricht und strukturell voll integriert ist, aber angibt die die deutsche Kultur nicht übernehmen zu wollen, integriert? Laut der Studie wäre diese Person ohne Integrationsneigung.“

Auffällig sei in diesem Zusammenhang, dass das Wort „Abitur“ in der 760-seitigen Studie kein einziges Mal vorkomme. Hier entstehe der Eindruck, „als ob die Messlatte für eine gelungene Integration stetig angezogen werde, so dass sich der Frustrationsmoment einer NIE abschließend gelingenden Integration speziell bei Menschen mit muslimischem Hintergrund in Deutschland einstellt“.

Tendenziöse Zusammenfassung
Sind Erfolge im Bildungssektor, Arbeitsmarkt, bei Freundschafts- und Nachbarschaftskontakten, bei Vereinsmitgliedschaften und Sprache nachweisbar – reiche dies für die gesellschaftliche Wahrnehmung „noch immer nicht, um integriert zu sein – nein“. Jetzt gehe es um das Gefühl zur deutschen Kultur und somit die Bereitschaft zu ihrer Übernahme.

Die Wissenschaftler fragen, „warum die Studie zuerst der BILD-Zeitung zur Verfügung stand“ und „Wissenschaftler erst einen Tag später überhaupt Zugang dazu erhalten haben“. Und es bleibe offen, warum eine solch „tendenziöse Zusammenfassung“ aus dieser Studie hervorgehe.

Schröder hat’s auch versucht
Kritik erntet Friedrich und sein Ministerium auch aus der Politik und selbst vom Koalitionspartner FDP. „Ich muss mich schon wundern, dass das BMI erneut Steuergelder darauf verwendet, eine Studie zu finanzieren, die Schlagzeilen produziert, aber keinerlei Erkenntnisse“, sagte etwa der integrationspolitische Sprecher der FDP-Fraktion, Serkan Tören, der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ vom Donnerstag.

Der integrationspolitische Sprecher der Grünen im Bundestag, Memet Kılıç, verweist auf einen ähnlichen Fall: „Vor etwa 15 Monaten hat die Bundesfamilienministerin Kristina Schröder dasselbe versucht. Sie hat sich bereits im Vorfeld einer Studie über die Gewalttätigkeit unter männlichen muslimischen Jugendlichen geäußert. Ohne das Ergebnis der Studie zu kennen, hat sie eine hohe Gewaltbereitschaft unter jungen Muslimen verkündet.“ In der Vorstellung der Studie hatten die Verfasser dagegen betont, dass es für eine höhere Gewaltbereitschaft junger Muslime keinen wissenschaftlichen Beleg gibt. (bk)
Leitartikel Politik Studien

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  1. Achherje sagt:

    „Zahlen nicht repräsentativ, Fragen suggestiv“

    Wer irgendeiner Studie, eine Umfrage oder Statistik Glauben schenkt, ist selbst Schuld. Repräsentativ ist so ein nettes Wort. Wer nichts mehr hinterfragen möchte, der soll daran glauben – je nach Ideologie damit einverstanden sein. Wenn er es denn für sein Seelenwohl braucht.

    Ansonsten verweise ich auf die nette Arbeitslosenstatistiken und Statistiken welche von der Tabakindurstrie in Auftrag gegeben wurden, wonach Rauchen keinen Lungenkrebs erzeugt.

    Ist doch alles lachhaft … . Sorry, ist aber so. Man soll sich weiter verdummen lassen.

  2. YILMAZ sagt:

    Hans-Peter Friedrich sollte sich wenigstens bei uns entschuldigen oder zurücktreten !

  3. Alpay sagt:

    Polemik soll den Gegner um seine Seelenruhe bringen, nicht ihn belästigen. K.Kraus

  4. Achherje sagt:

    Studien … Tabakindustrie … natürlich. Und Gutachten ist auch doppelt … Expertisen, Einschätzungen und ff. Gutachten.

    Was ich zum Ausdruck bringen möchte: Wer ein Gutachten, eine Expertise, eine Statistik, eine Umfrage und ähnliche schlauen „Dokumente“ vor sich liegen hat, diese liest, sollte sich zunächst (meine Meinung eben) erst mal kein Bild von diesen zu lesenden „Tatsachen“ machen, bevor er sich nicht über den Auftraggeber, das Institut und die Person, welche das Gutachten verfasste, informationen eingeholt hat. Und selbst dann wird er nicht ergründen dürfen, ob das alles halbwegs den Tatsachen entspricht, was dort schwarz auf weiß niedergeschrieben wurde. So tief kann man in die Welt eines Anderen wohl nicht vordringen, um schlussendlich eine tatsächliche Aussage für sich treffen zu können, inwieweit man diesem Menschen (Gutachter, Experten z.B.) Glauben und Vertrauen schenken möchte?

    Manipulation (aus Egoismus, Machtstreben, etc.) ist im politischen Alltag etwas völlig normales (das sollten wir so langsam begreifen lernen). Wenn eine behördliche Stelle, bzw. Regierungsstelle eine Studie o. ä. in Auftrag gibt, dann sollte man das Ergebnis genauso hinterfragen, als wenn jetzt im gegebenen Fall Herr Kolat eine Studie zu gleichem Thema in Auftrag geben würde? Selbst wenn sich die „Gutachterstelle“ unabhängig „schimpft“, tituliert?

    Derjenige, bzw. diejenigen, welche an der Studie (mit)arbeiten sind auch nur Menschen und haben auch verschiedene Ansichten, Einstellungen, Emfindungen und Kompetenzen? Wo der Mensch arbeitet – da ist immer der Faktor Mensch und nicht nur seine Fehlbarkeit miteinzuschließen?

    Beispiel: Wer kann objektiv bleiben, wenn er einen Nachfolgeauftrag dringend benötigt (gerade in diesen Zeiten)? Beispiel: Auch kriminelle Menschen sind an wichtigen Stellen – vor allem, wenn es um Politik geht? Manche möchten das Wort kriminell weit von sich schieben … weil sie gar kein oder ein vermindertes Unrechtsbewusstsein von Natur aus mitbringen?

    Ist Wulff kriminell? Da werden sich in jedem Fall, wie dieser eigentlich geschlossene Fall auch ausgehen möge, weiterhin die Geister innerhalb der Gesellschaft und Politik bis zum Nimmerleinstag streiten. Weil viele das Wort kriminell ganz anders deuten, als es der Gesetzgeber so macht. Wie bei der Integration gibt es hier wohl diverse Deutungsmöglichkeiten? Man schaue sich nur die Welt der Betrüger an.

    Und Gutachter, Experten und sonstige Fachleute sind eben auch nur Menschen. Wie wir alle.

    Ich halte von dieser Studie nicht viel. Die Menschen da draußen, das Volk, hat eine andere Wahrnehmung – und das ist entscheidend, denn genau diese Wahrnehmung erzeugt gegebenenfalls Rassismus und Extremismus, Hass und Gewalt. Nicht das, was uns einer in seiner Studie so vermitteln möchte. Meine Meinung.

  5. Achherje sagt:

    Außerdem geht es hier wieder um das Wischiwaschi-Wort Integration. Was meinen wir denn damit? Was verstehen Muslime daruntert – zu was sie denn bestrebt sein sollen „oder sind“?

    Was verlangen wir von den Muslimen, dass wir sie akzeptieren können? Was die Politik verlangt ist ja etwas anderes, als das, was die Menschen innerhalb der Gesellschaft so verlangen (?) und was dort unter Integration verstanden wird – wobei jeder dann irgendwie wieder seine eigene Einstellung, Meinung hinsichtlich dem Wort Integration hat?

    Meinen viele nicht doch: (eine gewisse) Anpassung?

    Können sich Nichtgläubige Muslime anpassen, können sich Gläubige Muslime und können sich Hardcoregläubige Muslime anpassen? Wie weit soll diese Anpassung gehen – wie viel Anpassung darf man verlangen? Wie viel Anpassung ist unbedingt notwendig, um kein Chaos zu erzeugen?

    Was bringen da die schlauen Sprüche eines Innenministers, der gleich wieder mal was anderes sagt – weil er eben an seiner Karriere und Stellung hängt? Muddi wird ihm schon sagen, wann er nicht so oder so und wie er zu reden hat? Wer spricht denn da oben in der Politiker noch Wahrheiten aus? Politik und Wahrhaftigkeit? Ein sich ausschließender Umstand?

    Diese Spiel … ist zum Verzweifeln. So werden wir keine Probleme mehr lösen … so werden neue Probleme entstehen und die alten forciert werden.

    Das ist meine Meinung – hinsichtlich dieses bösen bösen Spiels um Menschen (-leben … immerhin über 80 Millionen).

    Wenn wir keinen gemeinsamen, logsichen Weg finden, dann wird es in absehbarer Zeit ziemlich komisch werden – in diesem netten Land … .

  6. AHA sagt:

    @Achherje

    Ich glaube komisch ist das falsche Wort. Ich würde eher sagen ungemütlich wird es in diesem Land werden.

  7. Achherje sagt:

    Darf ich eines noch abschließend ausführen?

    Hab gerade diskutiert über das Wort Anpassen – das ist nämlich auch wieder so ein Wort, das wieder so oder so gesehen werden kann? Ich meinte jetzt nicht das Aufgeben seiner Identität, seiner Herkunft, seiner Kultur, gar Religion – also Assimilation. So sein „müssen“ wie die Deutschen und ihre Kultur übernehmen oder ähnliches.

    Ich muss mir über das Wort erst mal tiefere Gedanken machen. Aber, wenn man das Wort auch mit dem Wort Assimilation gleichsetzen könnte, stellt sich die Frage, wie viele „westlich denkende Menschen, nicht religiöse und eben anders religiöse Menschen in diesem Land möchten genau das: Assimilation. Ja: Passt euch Land und Leuten gefälligst an?

    Nun stellt sich die Frage, ja, was heißt Anpassung, wie könnte die aussehen, wie viel welcher Art von Anpassung?

    Also mal ein Beispiel: Ich kenne Türkinnen und Türken (Deutsch-Türkisch), da würde ich niemals auf den Gedanken kommen, dass die anders sind, obwohl sie sogar zum Teil eben sehr gläubig (Islam) sind. Der Umgang ist völlig normal. Sie arbeiten in einem ganz normalen Job mit und unter Deutschen oder anderen Migranten – und die Herkunft ist kein Thema. Ist das Anpassung? Und wenn ja, wird genau dies von der Bevölkerung ein Stück weit erwünscht, und ist es nicht logisch, dass es eben so funktionieren würde, wenn eine breite Masse diesen Weg begehen würde?

    Die Person mit welcher ich diskutierte meinte: Einfügen wäre das richtige Wort.

    Vielleicht sollten wir wirklich mal eine breite Diskussion anstreben, was wir eigentlich meinen, wenn wir mit gewissen Worten hantieren, damit man nicht ständig aneinander vorbei redet? Also mal genau definieren, zum Ausdruck bringen, was wir von den Muslimen wollen, von ihnen erwarten und in welcher Intensität? Und zwar Politik und Gesellschaft?

    Ich denke, nicht wenige Muslime sind selbst verwirrt? Vor allem die, welche eigentlich denken, sie haben sich so weit es für sie machbar ist … angepasst (und somit ja, für sich selbst benannt auch integriert), denken dann aber, die wollen ja noch mehr von mir? Ja, was wollen die eigentlich von mir?

  8. Achherje sagt:

    Vielleicht bringt das zum Ausdruck, wie verwirrend das alles ist? Wo der eine sagt: „Ist doch klar, was das heißt“, meint der andere mit dem gleichen Wort aber doch etwas anderes? Oder leichte Abweichung? Und dann entstehen Missverständnisse?

    „Ich will, dass Du dich anpasst“ „Ja, mach ich doch …“. – „nö, machst Du eben nicht“?

    Und noch viel verwirrender: „Integrier dich“ – „ja, bin ich doch“. „Nö, bist Du nicht … Du lebst in deinem Ghetto, gehst dort zum türkischen Bäcker, in den trükischen Friseursalon, redest dort türkisch. Du kapselst dich (von uns) ab, bist also nicht integriert.“

    „Aber wieso? Ja, ich lebe dort unter zumeist Türken und anderen Migranten, aber ich gehe hier im Vodafone-Laden zur Arbeit in Berlin-Mitte, mache meine Arbeit ordentlich, mein Auftreten ist ordentlich (wie man es hier gewohnt ist und verlangt wird), was wollt ihr denn noch? Was ich privat mache, wo ich hingehe, wo ich wohne, das könnt ihr mir doch nicht vorschreiben?“

    Dieser Mensch hat sich angepasst, integriert, eingegliedert? Können wir mehr verlangen? Dürfen wir mehr verlangen? Muss er zum Deutschen Bäcker gehen, unter Deutschen leben, damit ich ihn letztendlich akzeptieren, als integriert sehen kann? Mit dem Hintergrund der Ghetto-Debatte (was ich ja auch bemängle). Ja, wie sieht das das Volk im Gros? Ist es unser Recht zu verlangen, dass die Menschen sich eben nicht mit uns wohntechnisch vermischen, was ja auch seine Gründe hat, dass sie das tun, was sie denn tun? Trotz aller Probleme in der Parallelwelt?

    Ich als Türke würde mir ständig Gedsanken machen: „Was wollen die verdammt noch mal von mir?“ – ja, ich würde mich ständig beobachtet, in Zweifel gezogen vorkommen, fühlen (nur nicht auffallen?). Vor allem immer wenn ich wieder mal was hinsichtlich des Themas in den Medien lesen muss. Integration hier, Integration dort, Studie, Politiker, Sarrazin, blablabla … ?

    Und dann immer die dämliche Frage: „Bist Du Türke, bist Du gläubiger Moslem? Du siehst aber gar nicht so aus, als ob Du in die Moschee gehen würdest … .“ Was hältst Du denn von der Integration? Fühlst Du dich eigentlich integriert, was hältst Du von Sarrazin … und blablablablablubbblabla … . Also, wenn ich Türke in Deutschland wäre, ich würde mich vermutlich jeden Tag am Kopf kratzen.

    Ja, so kann sich auch Frust anstauen und dann fragt man sich noch, wieso viele zum türkischen Bäcker und Friseur gehen und lieber im Ghetto sein, gar arbeiten möchten? Ich denke, da stellt man nicht immer öfter „komische“ Fragen? Natürlich nur ein Teilaspekt … .

    Ist es nicht legitim, wenn sich die Türken „abkapseln“? Ihr Recht … vor allem, weil die nichtmuslimische Gesellschaft auf diese Menschen so reagiert, wie sie es denn wohl nicht selten auch macht? Vom Kopftuch hatte ich es ja schon … .

    Lauter Fragen … . Recht kompliziert dieses Miteinander, wat?

    Achherje …

    (vielleicht sit es auch ziemlich dämlich, was ich hier so ablasse, keine Ahnung).

  9. Alpay sagt:

    @achherje: Integriert sein, heisst die Frustration mancher „Deutscher“ nachzuempfinden. Und noch was, wenn Sie zu Sarrazin befragt werden, sagen Sie doch einfach: er hat sich prima integriert.

  10. Kehrhelm Kröger sagt:

    Diese Studie war wieder einmal überflüssig und soll nur das Gewünschte bestätigen. Ich empfehle allen, die das Thema interessiert, am Bürgerdialog der Bundeskanzlerin zum Thema „Diskussion über den Islam“ teilzunehmen.

    http://www.dialog-ueber-deutschland.de