TV-Tipps des Tages
22.03.2012 – Christ, Ausländer, Palästinenser, Babylon, Türkei, Fremdenfeindlichkeit
TV-Tipps des Tages sind: stationen.Dokumentation: Der Friedenspfarrer von Bethlehem: Mitri Raheb - Christ und Palästinenser; Schliemanns Erben - Flucht aus Babylon; Geboren in Absurdistan ist eine schön ausgedachte Komödie über Fremdenfeindlichkeit und Borniertheit und die Frage, was Neugeborene zu Sprösslingen einer Familie macht
Von Ümit Küçük Donnerstag, 22.03.2012, 8:18 Uhr|zuletzt aktualisiert: Donnerstag, 22.03.2012, 12:08 Uhr Lesedauer: 7 Minuten |
stationen.Dokumentation
Der Friedenspfarrer von Bethlehem: Mitri Raheb – Christ und Palästinenser
Ein Hoffnungsträger für Palästina, geehrt mit dem Aachener Friedenspreis: Mitri Raheb, seit 20 Jahren Pfarrer an der evangelischen Weihnachtskirche in Bethlehem.
Mitri Raheb, seit über 20 Jahren Pfarrer an der Weihnachtskirche in Bethlehem, ist ein Hoffnungsträger für Palästina. Sein unermüdlicher Einsatz für den Frieden im Nahen Osten wurde vielfach ausgezeichnet. Bedrohung und Schikanen gehören zum Alltag des evangelischen Pfarrers.
Krieg und Terror prägten schon früh das Leben Mitri Rahebs. „Die ersten Klänge, die mir im Gedächtnis geblieben sind, stammen von israelischen Flugzeugen, die über unser Haus geflogen sind“, erinnert sich der Theologe an seine Kindheit während des Sechs-Tage-Krieges 1967. Doch er will sich mit dem Hass nicht abfinden. Mit Leidenschaft streitet Raheb für eine gemeinsame Zukunft von Palästinensern und Israelis. Der 49-Jährige ist Seelsorger und Manager an der Weihnachtskirche und dem dazugehörigen Internationalen Begegnungszentrum. Hier können sich Israelis, Palästinenser und Gäste aus aller Welt treffen und austauschen. Zum Zentrum gehören auch eine Schule, ein Gesundheitszentrum, touristische Betriebe und ein Studio für Kunsthandwerk. Überall dort setzt sich Mitri Raheb für ein friedliches Zusammenleben und die Entwicklung der zivilen Konfliktbearbeitung ein. Er plädiert für die Hoffnung. Doch auch aus Rückschlägen und Enttäuschungen macht er keinen Hehl.
Die aktuelle Reportage von Klaus Wölfle schildert den abwechslungsreichen und spannenden Arbeitsalltag Mitri Rahebs in der arabisch-islamischen Gesellschaft. Obwohl das palästinensische Bethlehem von einer neun Meter hohen Mauer von Israel abgeschnitten wird, entwickelt Raheb Visionen für einen Frieden im Heiligen Land. 11:45-12:30 • BR
Schliemanns Erben – Flucht aus Babylon
„Flucht aus Babylon“ dokumentiert die spannende Fahndung nach einem historischen Kuriosum: Ein König aus dem mächtigen Mesopotamien soll vor rund 2.500 Jahren seine prunkvolle Residenz in Babylon verlassen haben und in die Wüste verschwunden sein – für zehn Jahre.
Tatsächlich finden sich Spuren des mysteriösen Regenten in einem kleinen Ort namens Tayma im heutigen Saudi-Arabien. Doch was könnte einen reichen, an märchenhaften Luxus gewöhnten babylonischen Herrscher in diese unscheinbare Oase gezogen haben, mitten im Nichts… und wer war er?
Ein Team des Deutschen Archäologischen Institutes unter Leitung von Prof. Ricardo Eichmann erhält zum ersten Mal die Genehmigung, in der saudischen Wüste zu forschen und zu graben. Eine Sensation, denn das riesige arabische Königreich zwischen Persischem Golf und Roten Meer zeigte sich westlichen Besuchern lange Zeit verschlossen. Das streng religiöse Land mit seinen heiligen Orten Mekka und Medina gilt für Muslime in aller Welt als Geburtsstätte des Islam.
Nun jedoch arbeiten die deutschen Wissenschaftler Hand in Hand mit saudi-arabischen Kollegen – eine bisher einzigartige Kooperation. Gemeinsam versuchen die Archäologen, das Geheimnis von Tayma zu ergründen: Was verlieh dem Wüstenstädtchen solche Anziehungskraft, dass sogar ein mesopotamischer Herrscher dafür sein Volk im Stich ließ? Wenn er denn tatsächlich hier war.Die Ausgrabungen fördern ein Tayma zutage, das keineswegs unbedeutend war: Die Oasensiedlung war damals von einer 15 Kilometer langen Stadtmauer umgeben. Auf der höchsten Erhebung des Geländes legen die Archäologen die Ruinen eines großen Gebäudes frei, das zweifellos als Tempel diente. Zudem finden sie zahlreiche Relikte, die rege wirtschaftliche und kulturelle Beziehungen mit Völkern des Vorderen Orients aber auch in den Mittelmeerraum belegen.
Als wichtige Station an der einstigen Weihrauchstraße stand die Oase Tayma anscheinend für viele Mächte im Mittelpunkt politischer Interessen. Doch die strategische Lage alleine kann nicht den zehnjährigen Aufenthalt eines mächtigen Königs erklären. Aber auch auf ihn verdichten sich die Hinweise. An einstigen Wasserstellen in der Wüste entdecken die Wissenschaftler alte Inschriften und Zeichnungen, die von der Ankunft eines hohen Herrschers in der Region künden. Zudem findet sich auf der Grabung in Tayma ein weiteres, entscheidendes Indiz: Eine zerbrochene Stele mit der Abbildung eines stehenden Königs – die Darstellung entspricht exakt babylonischem Stil. Schritt für Schritt kommen die Archäologen dem Unbekannten näher.Zu jener Zeit waren die Tage des babylonischen Reiches bereits gezählt. Wahrscheinlichster Kandidat ist Nabonid, der von 555 bis 539 vor Christus über Mesopotamien regierte. Seine Amtszeit endete mit dem verhängnisvollen Einfall der Perser – das mächtige Weltreich zerfiel. Der letzte König von Babylon jedoch bleibt bis heute eine rätselhafte Figur. Wenn er Tayama als Ort für einen zehnjährigen Aufenthalt wählte, müssen sich die Überreste einer Residenz finden lassen. Das deutsch-arabische Archäologen-Team macht sich nun auf die Suche nach dem versunkenen Palast. 19:15-20:00 • PHOENIX
Geboren in Absurdistan
Spielfilm – „Geboren in Absurdistan“ ist eine schön ausgedachte Komödie über Fremdenfeindlichkeit und Borniertheit und die Frage, was Neugeborene zu Sprösslingen einer Familie macht.
In einem Wiener Spital werden die Neugeborenen des österreichischen Ehepaars Strohmayer und der türkischen Gastarbeiterfamilie Dönmez vertauscht. Als der Irrtum aufgeklärt werden soll, sind die Dönmez‘ nicht mehr in Österreich – abgeschoben aufgrund eines Formfehlers. Marion und Stefan Strohmayer folgen ihnen mit ihrem „fremden türkischen Baby“ in ein winziges Bergdorf in der Türkei. Es wird eine Reise der Missverständnisse, aber auch der Annäherung und Wandlung.
Stefan Strohmayer ist ein kleiner Beamter im Innenministerium und eigentlich ein toleranter Mann. Als seine Frau Marion ihren kleinen Karli im Spital entbindet, platzt ihm aber fast der Kragen: Im teuren Einzelzimmer seiner Frau liegt plötzlich noch eine junge Türkin mit ihrem Baby, und ihre türkische Großfamilie feiert lautstark den Nachwuchs. Stefan ist außer sich und verlangt mit großem Trubel die sofortige Verlegung der Ruhestörer. Als Marion, Klein Karli und Stefan ein paar Tage später freudestrahlend das Spital verlassen, ist die ärgerliche Episode fast schon wieder vergessen. Auch Emine und Emre Dönmez haben sie vergessen, nicht zuletzt, weil sie jetzt ganz andere Sorgen haben. Für sie beginnt der beschwerliche Weg durch die österreichische Bürokratie, um ihren Familienzuwachs Hayri amtlich bestätigt zu bekommen. Leider unterläuft Emre dabei ein winziger Fehler. Er hat eine Frist versäumt, zwei Tage nur, doch prompt und unerbittlich kommt ein Abschiebebescheid. In einem letzten Versuch wenden sich Emre und Emine an den zuständigen Beamten im Innenministerium: Es ist Stefan. Ihm ist sein Verhalten im Spital noch in peinlicher Erinnerung und so bemüht er sich, besonders freundlich zu den Dönmez‘ zu sein. Ja, ein Einspruch gegen den Bescheid sei möglich, kein Problem. Dennoch nimmt das Schicksal seinen Lauf, denn Stefan hat vergessen, sie auf die Notwendigkeit des schriftlichen Einspruchs hinzuweisen.
Wochen später klingelt es bei Stefan und Marion an der Tür und Schwester Regina aus dem Spital gesteht ihnen, dass damals bei dem Tumult im Krankenzimmer das Unmögliche geschehen sei – er selbst, Stefan, habe die Kinder – ohne es zu merken – vertauscht! Stefan versucht Emre und Emine zu finden, aber als er und Marion an ihre Adresse kommen, wartet der nächste Schock auf sie – die Türken sind weg. Stefan und Marion fahren ihnen mit dem plötzlich „fremden türkischen“ Baby hinterher. Ihre Reise führt sie in jenes winzige türkische Bergdorf, in das Emine und Emre unfreiwillig zurückkehren mussten. Das Leben im Dorf empfinden die beiden, die längst woanders ihre Heimat gefunden hatten, als Belastung, denn eine Rückkehr ohne Geld gilt als Versagen. Emre muss sich wieder den Dorfhierarchien beugen und Emine müssen sich erneut ihrer traditionellen Frauenrolle anpassen. Als Emine und Emre von Stefan, dem Mann, der an ihrer Abschiebung mitschuldig ist, auch noch erfahren, dass ihr Hayri sein Karli sein soll, ist das wahrlich eine absurde Situation. Jedes Paar steht vor einem unlösbaren Problem. Ein Bluttest in Österreich soll schließlich klären, welches Kind nun wem gehört. Doch die ausgewiesenen Türken dürfen nicht mehr nach Österreich einreisen. Und so beschließt der sonst so brave österreichische Beamte Stefan, Emine, Emre und ihr Baby, auf welchem Weg auch immer, nach Österreich zu schmuggeln.
Hintergrundinformationen:
Gradlinig, flott und satirisch erzählt, verpackt Houchang Allahyari sein politisch brisantes Thema in eine einfühlsame und menschlich berührende Story. Der Iraner Houchang Allahyari lebt und arbeitet seit mehr als zwanzig Jahren in Österreich und ist in zwei völlig verschiedenen Berufen erfolgreich: als praktizierender Psychiater und international anerkannter Autor/Regisseur („Höhenangst“). 23:40-01:20 • MDR Sachsen TV-Tipps
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