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Baden-Württemberg

Top Herkunftsländer der ausländischen MINT-Fachkräfte: Frankreich, Italien, Türkei

In zehn jahren hat sich die Zahl der ausländischen MINT-Fachkräfte fast verdoppelt. Außerdem: ausländische Fachkräfte sind höher qualifiziert und deutlich jünger. Die meisten kommen aus Frankreich, Italien und der Türkei.

Donnerstag, 12.04.2012, 8:30 Uhr|zuletzt aktualisiert: Mittwoch, 18.04.2012, 0:38 Uhr Lesedauer: 3 Minuten  |  

Zur Jahresmitte 2011 waren in Baden-Württemberg gut 448 000 Fachkräfte in den sogenannten MINT-Berufen (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) beschäftigt. Wie das Statistische Landesamt nach Auswertung der Beschäftigungsstatistik der Bundesagentur für Arbeit mitteilt, waren gut 421 000 der MINT-Fachkräfte Deutsche und knapp 27 000 Ausländer.

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Damit ist allein in den letzten 10 Jahren die Zahl der deutschen Beschäftigten in MINT-Berufen um fast 31 000 bzw. 8 Prozent und die der Ausländer um 8 100 bzw. 43 Prozent gestiegen. „Obwohl der zahlenmäßige Zuwachs der ausländischen Fachkräfte nur etwa ein Viertel des Beschäftigungsanstiegs der deutschen Fachkräfte ausmacht, spiegelt die starke prozentuale Zunahme ausländischer Beschäftigter in MINT-Berufen den großen Bedarf an ausgebildeten Fachkräften und damit die guten Beschäftigungsmöglichkeiten im Land wider“, so das Resümee des Statistischen Landesamtes.

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Ausländische Fachkräfte sind höher Qualifiziert
Besondere Aufmerksamkeit fand jedoch die Feststellung, dass die ausländischen MINT-Fachkräfte höher qualifiziert sind als ihre deutschen Kollegen. So hatten 62 Prozent der ausländischen, aber lediglich 47 Prozent der deutschen Fachkräfte eine akademische Ausbildung. Damit war aktuell bei den ausländischen Fachkräften die Akademikerquote um 15 Prozentpunkte höher als bei den Deutschen. Demgegenüber konnten Deutsche häufiger einen abgeschlossenen Lehrberuf vorweisen (49 Prozent gegenüber 31 Prozent).

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Ausländische Fachkräfte sind jünger
Auch in Bezug auf das Alter, hatten Ausländer die Nase vorn. Im Jahr 2011 waren die ausländischen Fachkräfte im Durchschnitt 37,7 Jahre alt und damit durchschnittlich 4,5 Jahre jünger als ihre deutschen Kollegen (42,2 Jahre). 45 Prozent der MINT-Fachkräfte mit ausländischer Nationalität hatten 2011 die Altersgrenze von 35 Jahren noch nicht erreicht, lediglich 7 Prozent waren bereits 55 Jahre und älter.

Bei den deutschen Fachkräften war die Quote der jüngeren Beschäftigten unter 35 Jahren mit 27 Prozent deutlich geringer. Gleichzeitig war bei den deutschen Fachkräften der Anteil der älteren Kollegen über 55 Jahren mit 14 Prozent doppelt so hoch wie bei den ausländischen Beschäftigten. Insgesamt waren in Baden-Württemberg im Jahr 2011 über 60 000 Beschäftigte in MINT-Berufen bereits 55 Jahre oder älter. Davon hatten gut 58 000 Fachkräfte die deutsche Staatsangehörigkeit, rund 2 000 Beschäftigte besaßen eine ausländische Nationalität. Diese älteren Arbeitnehmer werden voraussichtlich im Laufe der nächsten 10 Jahre aus dem aktiven Erwerbsleben ausscheiden und damit dem Arbeitsmarkt nicht mehr zur Verfügung stehen.

Die meisten kommen aus Frankreich, Italien und der Türkei
Die ausländischen MINT-Beschäftigten stammen aus allen Teilen der Welt. Knapp 21 000 Fachkräfte (77 Prozent) und damit die mit Abstand größte Gruppe kamen aus dem europäischen Ausland, allen voran aus Frankreich (3 400), Italien (2 500) und der Türkei (2 400). Diese drei Länder zählen auch zu den zehn stärksten Nationalitätengruppen im Südwesten. Aus Österreich, Kroatien, Griechenland und Spanien stammten jeweils mehr als 1 000 MINT-Fachkräfte und damit ähnlich viele wie aus China und Indien.

In den letzten 10 Jahren nahm die Zahl der MINT-Fachkräfte aus dem Nachbarland Frankreich zahlenmäßig am stärksten zu (+773 bzw. +29 Prozent), gefolgt von Indien (+765 bzw. +295 Prozent), Italien (+719 bzw. +41 Prozent) und China (+685 bzw. +164 Prozent). Ebenfalls vergleichsweise hohe Zuwächse gab es aber auch aus EU-Ländern wie beispielsweise Spanien, das von hoher Arbeitslosigkeit betroffen ist, oder aus den neuen osteuropäischen EU-Mitgliedstaaten, so z.B. aus Polen oder Bulgarien. (etb) Leitartikel Wirtschaft

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  1. hannibal sagt:

    @ Redaktion

    „Knapp 21 000 Fachkräfte (77 Prozent) und damit die mit Abstand größte Gruppe kamen aus dem europäischen Ausland, allen voran aus Frankreich (3 400), Italien (2 500) und der Türkei (2 400).“

    Seit wann gehört die Türkei zum europäischen Ausland ???

  2. Michael sagt:

    „Besondere Aufmerksamkeit fand jedoch die Feststellung, dass die ausländischen MINT-Fachkräfte höher qualifiziert sind als ihre deutschen Kollegen. So hatten 62 Prozent der ausländischen, aber lediglich 47 Prozent der deutschen Fachkräfte eine akademische Ausbildung. Damit war aktuell bei den ausländischen Fachkräften die Akademikerquote um 15 Prozentpunkte höher als bei den Deutschen. Demgegenüber konnten Deutsche häufiger einen abgeschlossenen Lehrberuf vorweisen (49 Prozent gegenüber 31 Prozent).“

    Ich lob mir jedenfalls das duale System (Ausbildung bzw. Lehrberuf), denn die Jugendarbeitslosigkeit in anderen europäischen Ländern spricht Bände. Denen ist zumindest nicht mit ihrer „akademischen Aubsildung“ geholfen.

  3. Pingback: Brückenbauer – Kopf an Kopf mit Köpfchen | MiGAZIN

  4. xyz sagt:

    das ist nur logisch das aus dem Ausland mehr Akademiker kommen. Es handelt sich in den meisten Fällen um Gesamtschulländer! In Frankreich machen 80% der SChüler ein Abitur , danach kommt gewöhnlich ein Studium/tertiärer Bildungsgang.

    international ist Höhere Bildung etwas vollkommen anderes als in DE! Das umfassst ein viel breiteres Segment an Berufsbildern, weil eben so viele ein Abitur gemacht haben.

    Viele Berufe, die in DE nur als Ausbildung existieren sind weltweit schon längst tertiäre Studiengänge.

    Darunter fallen auch technische Berufe, z.B. Orthopädiemechaniker, Industriemechanik, Zahntechnik, Krankenpflege, Frühpädagogik….

    all dies sind Bereiche, die in Ländern wie Frankreich, Spanien u.a. tertiäre Bildungsgänge sind und damit Studiengänge.

    im Ausland zählt Theorie mehr als Praxis — in DE ist es ja auch so, sonst würde man nicht so großen Wert darauf legen, dass diejenigen akademisch gebildet sind.

    die hohe Jugendarbeitslosigkeit anderswo hat mehrere Gründe:

    – die Krise der Arbeit seit den 1970er Jahren, zunehmende Deindustrialisierung in Europa, Wandel zum tertiären Sektor anderswo stärker als in DE, ein höherer Jugendquotient – Frankreich hat seit 40 Jahren eine höhere Kinderzahl! Es müssen folglich viel mehr junge Leute in Arbeitsmärkte integriert werden. Steigende Produktivität, Rationalisierung und Automatisierung.

    in DE beträgt die reelle Jugendarbeitslosigkeit 17% — das kann ihnen der Berufsschullehrerverband bestätigen. Das liegt an der statistischen Besonderheit, dass man die duale Ausbildung mit einrechnet als Arbeitnehmer, was bei schulischen Systemen nicht geht. Bei den 24 bis 29jährigen liegt DE beim Ausbildungsstand und Arbeitsmarktintegration im hinteren Mittelfeld.

  5. xyz sagt:

    Ich lob mir jedenfalls das duale System (Ausbildung bzw. Lehrberuf)

    Meinen Sie — das ist für die hier lebenden nachher aber ein Nachteil. die gelten überall immer als schlechter qualifiziert – es ist ja sogar selbst hier in DE so, dass ein Brimborium gemacht wird darum, wenn jmd. akademisch qualifiziert ist. In Wirklichkeit sind die Deutschen nachher überall benachteiligt — weil man einfach immr davon ausgeht, dass mehr Theorie qualifizierter ist. Das ist nunmal die Ansicht weltweit, selbst in DE anscheinend.