TV-Tipps des Tages
14.04.2012 – Osmanische Reich, Bagdad, Migranten, Frankreich, Ausländer
TV-Tipps des Tages sind: Die Bagdad-Bahn: Deutsche Banken finanzieren die Bahn, deutsche Unternehmen stellen die Ingenieure und leiten den Bau; Was ist bloß mit Frankreich los? Kampf im Klassenzimmer: Deutsche Schüler in der Minderheit - Ausländer in Deutschland; Baustelle Integration? Der Weg zum Wir-Gefühl
Von Ümit Küçük Samstag, 14.04.2012, 8:18 Uhr|zuletzt aktualisiert: Samstag, 14.04.2012, 13:53 Uhr Lesedauer: 4 Minuten |
Die Bagdad-Bahn
Aufbruch ins Ungewisse – 1903 fällt im Orient der Startschuss für ein technisch wie politisch waghalsiges Unternehmen: die Bauarbeiten zur Bagdadbahn beginnen. Es ist eine Eisenbahnstrecke, die die beiden Metropolen Konstantinopel und Bagdad verbinden soll. Die Idee stammt von Sultan Abd ül-Hamid II. Er ist Herrscher über das Osmanische Reich, das sich von Konstantinopel bis an den Persischen Golf, vom Schwarzen Meer bis nach Mekka erstreckt. Er will ein modernes Verkehrssystem schaffen, um sein Herrschaftsgebiet wirtschaftlich zu erschließen und die Provinzen enger aneinander zu binden.
Das Osmanische Reich allein ist jedoch zu schwach, um einen solchen Plan in die Tat umzusetzen. Der deutsche Botschafter in Konstantinopel Adolf Freiherr Marschall von Bieberstein schafft es, dass die Konzession zum Bau der Bahn an die Deutschen geht.
Deutsche Banken finanzieren die Bahn, deutsche Unternehmen stellen die Ingenieure und leiten den Bau. Es ist ein lukratives Geschäft für die deutsche Wirtschaft, aber auch ein Risiko. Denn die Bahn führt über weite Strecken durch abgelegene Gebiete, über Gebirge, Flüsse, durch Steppen und Wüsten. Zunächst gehen die Arbeiten gut voran, doch dann machen Probleme bei der Finanzierung und politische Unruhen den Ingenieuren zu schaffen. Sechs Jahre ruhen die Arbeiten an der Bahn. Erst 1910 kann der Bau weitergehen. Als sich die Trasse der syrischen Stadt Aleppo nähert, alarmiert das die Briten. In Aleppo hat die Bagdadbahn Anschluss an eine Pilgerbahn. Damit können Pilger, aber auch Soldaten und Waffen in die Sinai-Region transportiert werden. Die Briten fürchten, dass die Osmanen mithilfe der Bahn einen Angriff auf den Suezkanal unternehmen könnten, und beginnen, Informationen über die Bahn zu sammeln. Doch dann ändert sich durch den Beginn des Ersten Weltkrieges alles. 11:30-12:15 • NDR Mecklenburg-Vorpommern
Was ist bloß mit Frankreich los?
Auf den Spuren der Klischees – WDR weltweit – Frankreich, das Land des guten Essens und des Rotweins, der eleganten Frauen und charmanten Liebhaber – es ist ein ziemlich romantisches Bild, das viele Deutsche von unserem Nachbarn haben. Aber ist es auch ein realistisches Bild? Wie geht Frankreich mit seinen Ausländern um, warum setzt das Land hartnäckig auf Atomstrom, obwohl es doch beste Möglichkeiten hätte, Sonne, Wind und Wasser zu nutzen? Was gewinnen die Franzosen mit ihren vielen Streiks? Oder schaden sie sich nur selbst?
Vor dem Präsidentschaftswahlkampf hat sich WELTWEIT-Autor Tom Theunissen zusammen mit der in Deutschland lebenden Französin Nathalie Licard und dem ARD-Korrespondenten in Frankreich, Michael Strempel, auf Spurensuche gemacht: Was denken die Deutschen über die Franzosen? Und ist „der Franzose“ so, wie man ihn sich hierzulande vorstellt? 18:00-18:30 • EinsExtra
Kampf im Klassenzimmer
Deutsche Schüler in der Minderheit – Thema: Ausländer in Deutschland – Manchmal werden sie verhöhnt, manchmal sogar geschlagen. Mit ihnen wird in der Klasse kaum geredet, sie ziehen sich zurück, sagen kaum noch ihre Meinung – kurz, sie sind nicht integriert: Deutsche Kinder an einer Hauptschule in Essen. „Sie werden nicht jeden Tag mit dem Messer bedroht, … aber die Kinder mit Migrationshintergrund haben hier eindeutig das Sagen“, so die Direktorin der Schule. „Red nicht mit der, das ist bloß eine deutsche Schlampe“, so hören es auch die Lehrerinnen. „Wenn Ramadan ist, ist Ausnahmezustand. Beim letzten Mal ging es soweit, dass sie uns ins Essen gespuckt haben“, berichtet die Hauswirtschaftslehrerin.
„Man sagt immer, dass die Ausländer diskriminiert werden, aber hier läuft es andersrum. Ein libanesischer Arabisch-Lehrer schildert, dass die deutsche Lebensart von seinen Schülerinnen und Schülern ganz offen abgelehnt würde, diese Einstellung sei fast schick.
Die deutschen Kinder reagieren mit Aggression oder Überanpassung. Auf dem Schulhof verdrücken sie sich in die Ecken. Sebastian, ein stämmiger 16-Jähriger, fühlt sich gemobbt von den muslimischen Mitschülern, ist häufig in Prügeleien verwickelt. Julia aber ist mit dem streng gläubigen Saleh aus Palästina befreundet. Die Schülerin bezeichnet sich inzwischen selbst als Muslima, das bedeutet für sie: keine Partys, kein Alkohol, kein Sex. Die Lehrer versuchen, auf die Situation mit Klarheit und dem Bestehen auf deutschen Regeln und Gesetzen zu reagieren, aber auch mit muttersprachlichem Unterricht und Verständnis für die Libanesen.
Die Autorinnen Güner Balci und Nicola Graef zeigen das Verstehen und Nichtverstehen in einer Schulklasse, die inzwischen nicht nur für das Ruhrgebiet typisch geworden ist. 20:15-21:00 • EinsExtra
Baustelle Integration?
Der Weg zum Wir-Gefühl – Thema: Ausländer in Deutschland – In Deutschland leben 15,5 Millionen Menschen mit Migrationshintergrund. Doch eine echte Integration gelingt längst nicht immer. Oft fehlt nicht nur das notwendige Vertrauen im Zusammenleben von Deutschen und Migranten. Nach wie vor sind Migranten in einigen Bereichen schlechter gestellt als ihre deutschen Mitbürger beispielsweise, wenn es um die Anerkennung ihrer Berufsabschlüsse, um die Erwerbsquote oder die Schulförderung geht.
Was müsste sich ändern? Welche Hindernisse liegen auf dem Weg zu einem „Wir-Gefühl“ in der Gesellschaft? Die Campus DOKU „Baustelle Integration? Der Weg zum Wir-Gefühl“ zeigt dazu Ansätze: etwa die aktive Vertrauensbildung zwischen Muslimen und Deutschen durch den Imam von Penzberg, die Aufklärungsarbeit eines türkischen Politikwissenschaftlers, städtische Initiativen wie in Erlangen oder Sprachförderungsprojekte für Kleinkinder. 21:30-22:00 • EinsExtra TV-Tipps
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Geistiges Defekt oder kriminelle Führung?
Nach meiner Überzeugung muß eine Nation, die sich „freiwillig“ so etwas antut, was oben unter der Rubrik „Kampf im Klassenzimmer“ beschrieben ist, entweder geisteskrank sein oder eine kriminelle Führung haben.
Per Lennart Aae