Im Namen der Ehre
Eine muslimische Stimme zu Pro NRW und Salafisten
Wie konnte die Situation in Bonn, wo Pro NRW vor der König Fahd Akademie Mohammed-Karikaturen hochhielten, eskalieren? Und wer ist im Recht? Darüber hat sich Amir Dziri Gedanken gemacht.
Von Amir Dziri Montag, 07.05.2012, 8:28 Uhr|zuletzt aktualisiert: Donnerstag, 10.05.2012, 0:30 Uhr Lesedauer: 2 Minuten |
Man mag sich fragen, was in den Köpfen derer vorgeht, die hämisch frohlockend Karikaturen einer Person in die Luft hängen, welche nunmehr schon seit unzähligen von Jahrhunderten nicht mehr unter uns weilt. Man mag sich fragen, was in den Köpfen derer vorgeht, die gekommen sind, um die Ehre eben jener Person zu verteidigen, und sich dabei höchst unehrenhaft benommen haben. Man mag sich fragen, was in den Köpfen derer vorgeht, die sich zurecht verpflichtet fühlen, Gewalt zu unterbinden und das Gesetz zu schützen, und dabei zwischen die Fronten undifferenzierten Hasses gekommen sind. Man mag sich fragen, was in den Köpfen derer vorgeht, die anwohnen und obgleich der Szenen, die sich vor ihren Häusern dargestellt haben, um ihre Angehörigen fürchten.
Und man mag sich fragen, was in den Köpfen jener Richter vorgeht, welche wohlwissend um die Tragweite ihrer Entscheide, den Demonstranten das Recht zusprachen, ihren Unmut –auch in der Form- kund zu tun. Und eins vorweg: Die Entscheidung der Richter ist richtig, denn diesen Konflikt in den vereinsamten Sälen deutscher Gerichte auszufechten würde ihn nur allzu kurzfristig aus der öffentlichen Wahrnehmung verbannen, um ihm weiter Zeit zu gewähren sich allmählich satt zu nähren und alsbald in noch größerem Ausmaß auszubrechen.
So, haben alle gesehen, was passiert ist. Es gibt keine zwei Sichtweisen. Die Ehre eines Menschen, eines Propheten, ist ihm nicht zu nehmen durch eine Handvoll Provokateure und ihrer geistigen Misere, in der sie sich gemütlich eingenistet haben. Vielleicht aber wird jene Ehre befleckt durch solche, die vorgeben, in ihrem Namen zu sprechen, sich als ihre vermeintlichen Beschützer ausgeben und dabei der eigenen persönlichen Wut und sinnlosen Gewalttätigkeit freien Lauf lassen. Wenn Rechtstaatlichkeit durch Faustrecht ersetzt wird, sind jene Minderheiten die ersten Leidtragenden. Allein soweit denken viele nicht.
Eins ist sicher: Die pseudo-religiösen Ultras haben neo-nazistischen Tendenzen einen Bärendienst erwiesen. In Oslo haben tausende Menschen noch vor kaum vergangener Zeit friedlich gegen Hass und ideologischen Wahnsinn und für Freiheit und Menschenwürde mit gemeinsamer Stimme gesungen. In Bonn fällt einigen Gegendemonstranten nichts anderes ein, als mit Pflastersteinen zu schmeißen. Schändlicher kann ein Verhalten nicht sein! Aktuell Meinung
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Zur Entscheidung der Richter: Sie widerspricht ausdrücklich dem was so gerne in den Medien und gängigen Foren von den üblichen Verdächtigen (auch bei einigen Leserkommentaren von Migazin) kolportiert werden:
„Muslime rasten im Gegensatz zu Christen aus, wenn man ihnen Karikaturen zeigt, die ihre Religion lächerlich machen.“
Die Richter waren in ihrer Urteilsbegründung anderer Meinung: Die Übergriffe der Islamisten bei der Pro-NRW Demonstration waren eine Ausnahme. Damit ist der öffentliche Friede durch die Provokationen von Pro-NRW nicht gestört und rechtfertige kein Verbot der Mohammed Karikaturen.
Im Umkehrschluss, die meisten Muslime halten laut Urteilsbegründung still bzw. verhalten sich verfassungskonform.
Auf der anderen Seite möchte ich unsere selbstgerechten Ankläger darauf hinweisen, dass es wie bei Muslimen auch Deutsche gibt die bei weit harmloseren Dingen ausrasten. Beispielsweise erhielt die niedersächsische Ministerin Özkan reichlich Drohbriefe als sie sich recht sachlich zum Thema Kruzefixe in deutschen Schulzimmern äußerte.