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Distanzierung

Der „pawlowsche Muslim-Reflex“

Der NSU-Staatsskandal wurde nahezu vollständig aus der medialen und politischen Öffentlichkeit "plötzlich" weggedrängt. Nach nur wenigen Monaten reden wir fast ausschließlich über sog. "Salafisten" und Muslime reagieren so, wie es von ihnen bevormundend erwartet wird.

Von Freitag, 25.05.2012, 8:28 Uhr|zuletzt aktualisiert: Montag, 27.04.2015, 16:49 Uhr Lesedauer: 2 Minuten  |  

Über zehn Jahre morden Naziterroristen frei durch Deutschland. Hohe Behörden hatten sogar – jedenfalls mittelbar – „Geheimdienst“-Ausweise für sie ausgestellt. Ermittlungsbehörden diskreditieren die Opfer und ihre Angehörigen mit falschen Verdächtigungen und nehmen letzteren so das Recht auf menschenwürdiges Trauern. Sie verhöhnen gar die Opfer, die fast allesamt türkischen »Migrationshintergrund« haben, mit dem Unwort des Jahres 2011: „Dönermor-de“.

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Ein Staatsskandal sui generis, wie sich sträflich spät, also erst im Jahre 2011, herausstellte. Die insoweit offensichtlichen und eklatanten Ermittlungsdefizite kosteten bisher keinem Führungsermittler den Posten, geschweige denn einem verantwortlichen Minister. Eine kurze Welle der (authentischen) medialen und politischen Empörung – mit Ausnahme einiger CDU-Funktionäre, die stattdessen in einer für sie zu liberalen Einwanderungspolitik nach Entschuldigungsgründen suchten –, und eine vom Bundespräsidenten a. D. Christian Wulff initiierte offizielle Gedenkfeier für die Opfer sollten reichen, um jedenfalls ideell zu entschädigen. Manche sprachen von „Augenwischerei, immerhin“. Eine emotionale Solidarität mit den Opfern und ihren Angehörigen blieb in breiten Teilen der „urdeutschen“ Mehrheitsgesellschaft aus. Dies korrespondiert schließlich – wie Michel Friedmann in einem Fernsehinterview zutreffend konstatierte – mit der mangelnden Handlungssolidarität der Ermittlungsbehör-den.

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Es dauerte nur wenige Monate bis dieser beispiellose Staatsskandal nahezu vollständig aus der medialen und politischen Öffentlichkeit „weggesprengt“ wurde. Und welches Sprengmittel eignete sich dazu am besten: Zurechtgeschmiedete, das „christliche Abendland“ gefährdende „Salafisten“, die – wer oder was auch immer damit gemeint ist – seit der flayermäßigen Verteilung von Koranübersetzungen auf einigen Fußgängerzonen Deutschlands wie auf Knopfdruck die „Tagesthemen“ beherrschen.

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Nicht wenige Muslime springen dem vorgelegten (Ablenkungs-) Knochen reflexartig hinterher und sind fleißig dabei, sich vom „Salafisten“, dem begrifflich neuen, aber substanziell nicht hinreichend ausdifferenzierten Staatsfeind, möglichst scharf zu distanzieren. Politische und mediale Wortschöpfungs- und Deutungshoheiten sowie bevormundend signalisierte Erwartungshaltungen gegenüber Muslimen werden nicht in Frage gestellt. Dies mündet schließlich im permanenten Gefühl der Muslime, einer Buschrhetorik ausgesetzt zu sein: „Wer nicht mit uns ist, ist gegen uns“.

Vor dem Hintergrund, dass „hohe Behörden bei den Morden durch Neonazis blind waren auf dem rechten Auge“, findet Gesine Schwan es „makaber, dass jetzt plötzlich die Angst in Deutschland vor den Salafisten grassieren muss“.

Gut, dass sie ausspricht, was ausgesprochen werden muss. Muslime scheinen gegenwärtig nämlich verdammt zu sein, sich unermüdlich selbstkritisch um der bevormundend erwarteten Selbstkritik willen vom sog. „Salafisten“ loszusagen. Und die reflexartige aber unreflektierte Selbstkritik als Selbstzweck oder allenfalls als wertloses Glaubwürdigkeitssiegel erfreut sich unter Muslimen immer mehr an Beliebtheit. Pawlow würde sich in seiner Theorie der klassischen Konditionierung vollends bestätigt fühlen. Aktuell Meinung

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  1. Autor sagt:

    @“Ihr Reflex-Privileg?“

    Dass Sie gerade mir „Hetzreden“, „Hass“ und implizit Undankbarkeit gegenüber meinem! Land unterstellen, nur weil ich eine subjektive, fallbezogene Kritik übe, und zwar keine neue, sondern eine, die ich -wie im Text zitiert- u.a. mit Michel Friedmann („mangelnde emotionale Solidarität“) und Gesine Schwan („plötzliche“Angst vor den sog. Salafisten, nachdem „hohe Behörden bei den Morden durch Neonazis blind waren auf dem rechten Auge“) teile, sagt mehr über Sie als über mich aus. „Skandalisierungs-Reflex“! Besser hätte ich es nicht bezeichnen können.

    Ich danke Ihnen aber dennoch für Ihr Interesse. Seien Sie unbesorgt: Meine jahrelange, ehrenamtliche, erfolgreiche, „völkerverbindende“ Graßwurzelarbeit werde ich (verstärkt) fortführen, und zwar aus eigener und nicht fremder Überzeugung, aber auch solche Defizite offen ansprechen, die ein Verfassungspatriot wie ich als Defizite empfinde. So viel „Kritikmündigkeit“ sollten Sie mir gewähren, ohne mich gleich zum „Hetzer“, „Hasser“ etc. zu erklären.

    Ihre grundsätzliche Einstellung zu unserem Staat und seinen Institutionen (abgesehen von der überzogenen persönlichen Kritik an mich) freut mich sehr!

  2. Zeitungsente sagt:

    Merkwürdiger Weise erreichen mich tägliche neue Nachrichten im Fall NSU. So z.B. das Ex-Minister Beckstein in der Sache gehört wurde, ein Pathologieassistent eines der Opfer angeblich bestohlen haben soll und das ein mutmaßlicher NSU-Unterstützer aus der Untersuchungshaft entlassen wurde.

    Ich habe daher nicht den Eindruck das „Der NSU-Staatsskandal … nahezu vollständig aus der medialen und politischen Öffentlichkeit “plötzlich” weggedrängt“ wurde.

    Aber vielleicht beschäftigt sich der Artikel auch ausschließlich mit den türkischen Medien? Da könnte das in der Tat anders aussehen. Aber das kann ich natürlich nicht beurteilen …

  3. Kehrhelm Kröger sagt:

    Zunächst mal habe ich nicht den Eindruck, als ob über die Dönermorde zu wenig berichtet wird. Es vergeht seit Monaten keine Woche, in dem nichts darüber berichtet wird; außerdem hat es eine Staatstrauerfeier dazu gegeben, die den Politikern bei anderen Mordserien niemals in den Sinn kämen. Dass angeblich nur über Salafisten palavert und die NSU-Thematik zu kurz kommt, ist offenbar eine Frage der Wahrnehmung

    Vielleicht sollte man mal die Verhältnisse zurechtrücken. Bei den NSU-Morden handelte es sich um eine Mordserie von ein und derselben Tätergruppe. So gesehen handelte es sich bei den Dönermorden insgesamt um einen großen Einzelfall. Der gewaltbereite Salafismus, der offen Journalisten und Politiker mit dem Tode bedroht, vor Polizistenmord nicht zurückschreckt ist dagegen ein weltweit verbreitetes politisches Phänomen. Niemand geringeres als das Mutterland des Islams, Saudi-Arabien, fröhnt dieser Religion und verbreitet sie mit reichlich Petrodollars in der ganzen Welt. Islamische Terroristen haben seit 8/11 fast 20 000 Todesopfer gefordert, die NSU-Zelle kam auf 10. (Das soll die Dönermorde NICHT verharmlosen, sondern die Verhältnisse klarmachen!) Der Salafismus stellt eine große Bedrohung für unsere staatliche Ordnung dar, weil er die Fundamente des Westens ablehnt. Deswegen ist hier äußerste Vorsicht geboten.

    Es ist auch irre, immer zu sagen, Salafisten sind keine Moslems und der Salafismus sei gar kein Islam. So ein Quatsch! Das ist so, als wenn man sagt, der römische Katholizismus gehöre nicht zum Christentum und Saudi-Arabien, das Mutterland des Islam, habe keine Ahnung vom Islam. Wer sagt das eigentlich mit welcher Autorität?

  4. Ihr Reflex-Privileg? sagt:

    @“Autor“

    „Dass Sie gerade mir “Hetzreden”, “Hass” und implizit Undankbarkeit gegenüber meinem! Land unterstellen, nur weil ich eine subjektive, fallbezogene Kritik übe,“

    Ihre Kritik war nicht nur „fallbezogen“ sondern hat, weit über diesen hinaus gehend, versucht, unzulässig verallgemeinernd und übertreibend Verbindungen und Schlüsse zu ziehen. Diese sind durchgehend gegen den deutschen Staat und seine Organe und zuletzt auch die „Mehrheitsgesellschaft“ gerichtet, zumindest abstrus und abwegig, durch keine Indizien oder Belege hinreichend gedeckt.

    Bereits die Aussagen der ersten drei Sätze Ihres Beitrags haben m.E. etwas zu viel fragwürdige „Subjektivität“ in sich:
    1. über zehn Jahre morden Naziterroristen frei (mit Geheimdienst-Ausweisen) durch Deutschland
    2. Ermittlungsbehörden diskreditieren die Opfer und ihre Angehörigen mit falschen Verdächtigungen
    3. Ermittlungsbehörden verhöhnen die türkischstämmigen Opfer mit der Vorgangsbezeichnung „Dönermorde“.

    ad1. Ein Hinweis auf die Anzahl von „drei“ Naziterroristen wäre der Wirklichkeitsbeschreibung deutlich näher gekommen, Auslassung wirkt hier bewußt „dramatisierend“. Ebenso ein Hinweis darauf, daß diese eben nicht „frei“ (von Behörden geduldet oder wie von Ihnen angedeutet „unterstützt“) agierten sondern in hohem Maße subversiv, (nicht hinreichend) beobachtet und verfolgt durch deutsche Sicherheitsbehörden, letztlich eben terroristisch.

    ad2. Ermittlungsbehörden diskreditieren zunächst mal niemanden, den sie im Rahmen ihrer Ermittlungen als Zeugen befragen oder sogar „verdächtigen“ – das ist Teil ihrer Arbeit und sie wahren die Unschuldsvermutung, solange sie dem Ermittlungs- und Erkenntnisstand entsprechend Spekulation und Mutmaßung auch als solche kennzeichnen. Natürlich gehört hierzu eine große Sensibilität, die manche Opfer von Schwerverbrechen und deren Angehörige leider nicht immer angemessen erfahren.

    ad 3. Die Vorgangsbezeichnung „Döner-Morde“ ist nun wahrlich grob fahrlässig falsch gewählt – daß diese ursprünglich interne Bezeichnung (wo sie auch bereits unangebracht war!) auch Außenwirkung haben würde und dann sicher diskriminierend zu interpretieren sein würde, hätte von vornherein klar sein müssen. Und tatsächlich wurde dieses Wort von den Medien (zunächst unkritisch!) übernommen, weil „folkloristisch“-plakativ, leider aber auch entsprechend dumm und falsch. Die Wahl zum „Unwort des Jahres“ zeigt deutlich, daß dies eine breite Mehrheit (auch und gerade der „Urdeutschen“) genau so empfindet.
    Mit einigermaßen Menschenkenntnis und hinreichend Unvoreingenommenheit ist aber wohl hier von Gedankenlosigkeit weniger Beamter und nicht von tief sitzendem ‚Türkenhaß‘ der deutschen Gesellschaft und insbesondere ihrer Beamten generell auszugehen.

    (Wodurch auch immer induzierter) Hass ist für solcherlei ansonsten kaum nachvollziehbar monoparadigmatische Gedankengänge naheliegende Erklärung, was nicht heißt, daß er in Ihrem Fall gegeben, ausschlaggebend oder die einzige Motivation ist. Vielleicht können Sie ja die tiefer liegenden Hintergründe und Ursachen Ihrer spürbaren, allgemein negativen Grundstimmung nächstes Mal deutlicher beleuchten.

    „ und zwar keine neue [Kritik], sondern eine, die ich -wie im Text zitiert- u.a. mit Michel Friedmann (“mangelnde emotionale Solidarität”) und Gesine Schwan (“plötzliche”Angst vor den sog. Salafisten, nachdem “hohe Behörden bei den Morden durch Neonazis blind waren auf dem rechten Auge”) teile, sagt mehr über Sie als über mich aus.“

    Über die Qualität dieser Stellungnahmen beider politischen Akteure darf man jeweils geteilter Meinung sein, sie ist ganz sicher kontextsensitiv zu prüfen, jedenfalls nicht in Ihrem Sinne instrumentalisierbar. Beide gehen nämlich nicht so weit, einen direkten Zusammenhang zu konstruieren, wie Sie es tun. Die Übertreibung in Sachen ‚Salafisten‘ ist eher dem Mechanismus unserer freien Presse geschuldet (ein Presse-Reflex, wenn Sie so wollen), als einer konzertierten Vertuschungsaktion der NSU-Morde, wie Sie es implizieren. Da wird dann auch schon mal „auf Knopfdruck“ über die Tagesthemen das NSU-Thema gezielt durch die Berichterstattung über die Salafisten-Thematik „weggesprengt“.
    DAS sagt nun möglicherweise eben etwas über Sie und Ihre sonderbaren Vermutungen zum anti-türkischen oder gar anti-islamischen Zusammenwirken von Gesellschaft, Staat und Presse aus – wobei sie natürlich niemals konkretisieren, immer im Schutz der Andeutung verharren – im übrigen ein beliebtes „Stilmittel“ von Hetzrede.

    Im Kontext der NSU-Untersuchungen ist zudem sehr klar geworden, daß unsere Behörden (in toto) mitnichten „blind auf dem rechten Auge“ waren, sondern eher in erstaunlicher Weise dicht dran am Geschehen – die Täter waren ja längst in Observation. Warum die Verfassungsschutzbehörden hier ihre Aufgabe letztlich nicht erfüllten, Landeskriminalämter nicht wirksam kooperierten und das BKA nicht eingeschaltet wurde, sind Fragen, die zu klären sind und im Ergebnis zu einer Verbesserung der „Sichtschärfe“ führen müssen.

    „ “Skandalisierungs-Reflex”! Besser hätte ich es nicht bezeichnen können. ”

    Mehr noch – Sie scheinen ihm sogar erlegen.

    „Ich danke Ihnen aber dennoch für Ihr Interesse. Seien Sie unbesorgt: Meine jahrelange, ehrenamtliche, erfolgreiche, “völkerverbindende” Graßwurzelarbeit werde ich (verstärkt) fortführen, und zwar aus eigener und nicht fremder Überzeugung, aber auch solche Defizite offen ansprechen, die ein Verfassungspatriot wie ich als Defizite empfinde.“

    Wenn Sie es dann noch schaffen, die (unzweifelhaft gegebenen) „Defizite“ des Staates definitorisch genau einzugrenzen und eben nicht in wilder Interpretation über’s Ziel hinaus zu schießen, leisten Sie wichtige und gute Arbeit.
    Soweit Sie allerdings das im Artikel sichtbare pauschlisierende „Feindbild deutscher Staat“ in Ihrer Graswurzelarbeit tatsächlich leben, sind zumindest Zweifel an Ihrer Interpretation von Verfassungspatriotismus angebracht.

    „So viel “Kritikmündigkeit” sollten Sie mir gewähren, ohne mich gleich zum “Hetzer”, “Hasser” etc. zu erklären.“

    Kritik ist wichtig und gut in unserer Demokratie – und darf doch auch selbst Gegenstand von Kritik werden. Nur in diesem Sinne bitte ich meinen Beitrag zu verstehen. Ich will Sie auch mitnichten generell als „Hetzer“ diskreditieren, ich weise nur auf die entsprechende, zumindest mißverständliche Qualität und Wirkung dieses konkreten Ausgangs-Artikels hin.

    „Ihre grundsätzliche Einstellung zu unserem Staat und seinen Institutionen (abgesehen von der überzogenen persönlichen Kritik an mich) freut mich sehr!“

    Ihr Bekenntnis zu unserer gemeinsamen Verfassung und damit den darin verkörperten Werten und Werteauffassungen (abgesehen von der überzogenen persönlichen Kritik an unserem Staat und seinen Institutionen) freut mich!

  5. Zeitungsente sagt:

    @Ihr Reflex-Privileg?

    „Die Vorgangsbezeichnung „Döner-Morde“ ist nun wahrlich grob fahrlässig falsch gewählt – daß diese ursprünglich interne Bezeichnung […]“

    Das Wort „Döner-Morde“ war eine Erfindung der Medien. Die Arbeitsgruppen hießen „Bosporus“ bzw. „Halbmond“ (München).

  6. zeh5 sagt:

    Ich muss Herrn Ademi widersprechen. Muslime tun gut daran, sich vom Salafismus loszusagen, und zwar so oft und so laut es geht.

    Die meisten Muslime wissen sehr genau, dass der Salafismus und der ihm nahestehende Wahabismus überall dort, wo er sich ausbreitet, eine gewaltige Blutspur hinter sich her zieht und auch vor den eigenen Glaubensbrüdern keinen Halt macht. Dagestan, Tschetschenien, Pakistan, Afghanistan, Al-Qaida im Irak, Jemen, Maghreb, al-Shabaab in Somalia, Boko Haram in Nigeria usw. Von Saudi-Arabien ganz zu schweigen. Finden sich keine Ungläubigen, die man in die Luft sprengen kann, richtet sich der Blutrausch gegen andere Muslime; der letzte Giftgasanschlag der Taliban gegen eine Mädchenschule liegt gerade mal zwei Wochen zurück.

    Der gewalttätige salafistische und wahabitische Dschihad hat mittlerweile eine globale Dimension erreicht, vor diesem Hintergrund ist es eher makaber, dass Herr Ademi diesen religiösen Terror dadurch relativiert, dass er Muslimen vorwirft, sich von einem »substanziell nicht hinreichend ausdifferenzierten Staatsfeind« zu distanzieren. Ob Terroranschläge von Nazis, Salafisten oder Marsmenschen begangen werden, spielt keine Rolle und selbst wenn es den »Salafisten« als scharf umrandete Figur gar nicht geben mag, bleiben deren Gewaltorgien trotzdem real.

  7. Gast sagt:

    Was mir immer wieder in Kommentarbereichen auffällt ist, dass die Meinungen oder hierbei die Kritik zum Relativieren, Vergleichen (Kein Fall ist gleich), zum Revidieren und auch gerade in Bezug auf Rassismus und rechtsradikale Gewalt, versucht wird die Verharmlosung der Situation dadurch zu bewirken. Wir haben in Deutschland viele verschieden Arten von Diskriminierung, die täglich in Erscheinung treten. Die NSU ist nur die Spitze des Eisberges hierbei, und immer wieder wird die sich aufbauende Struktur der rechten Szene und der Netzwerke, ausgeblendet und entschärft! Wer sich mit der Thematik intensiv beschäftigt, dem fällt allerdings auf, dass es eben nicht mehr harmlos ist sondern in jeder Schicht vorhanden ist! Die Minderheiten, die in diesem Fall betroffen und Opfer sind müssen eigentlich von der Mehrheitsgesellchaft in Schutz genommen werden. Es ist wirklich so, dass eben gerade dies bis dato nicht eingetroffen ist und der Aufschrei, den man als Echo erwartet hatte ausblieb. Somit ist es für alle Bürger, die hier seit Jahrzehnten leben und sich eigentlich sicher fühlten ein unbeschreiblicher Schock! Die fehlende Resonanz. Dies hat aber auch eine Vorgeschichte…Sarrazins Thesen,Propaganda gegen Muslime, die als Islamisten als Gefahr Nr. 1 deklariert werden (oder eher eine ganze Religion als Terrorgemeinde im Innenministerium unter Generalverdacht traktiert wird, durch eine Islamkonferenz, die die angeblichen Gefahren, die von 4 Millionen Muslimen in Deutschland ausgeht unter Kontrolle zu bekommen vesucht), Rechtsgesinnte Statements von Politikern, die die Situation des Anti-Islam verschärfen, 196 Studien über Muslime innerhalb der letzten Jahre, die uns MENSCHEN versuchen zu erklären, gleichzeitig eine Warnung an die Mehrheitsgesellschaft manifestieren und ein Bild projezieren, das eben nicht der Realität entspricht. Natürlich hat sich nach 9/11 die Abneigung und die Ausgrenzung von jener Gruppe ins Extreme verschärft, doch vorhanden ist sie schon viel länger! Die Medien helfen natürlich fleissig dabei, die politisierten islamischen Klischees und Vorurteile weiterhin zu propagandieren. Es ist ein Fauxpas der Politik bis vor 10 Jahren sich selbst NIE als Einwanderungsland betiteln wollen zu lassen und die Anhäufung von Defiziten haben wir dort zu suchen wo die Rangigkeiten festgelegt werden! In der Gesetzgebung ist klar beschrieben, dass eben nach aussenpolitischen Gesichtspunkten, die innenpolitischen Wertigkeiten vorgenommen werden. D.h. im Bereich der Arbeitsmarktpolitik wird eine Rangfolge angewandt, die ausdrücklich nach Herkunfstländern differenziert. Allein diese Tatsache führte immer dazu, dass Arbeitskräfte aus Drittstaatenländern immer an letzter Stelle standen/stehen! Ebenso im Bereich der politischen, aktiven Partizipation sind diese benachteiligt! Es herrscht dieses Ungleichgewicht und gerade das ist ein Trauerspiel! Als Beispiel darf ein Engländer, der morgen hier seinen Wohnsitz anmeldet ohne Sprachkenntnisse oder Staatsbürgerschaft an den kommunalen Wahlen teilnehmen, wobei ein Drittstaatenbürger erst deutscher Staatsbürger werden muss unter Voraussetzung fliessender Deutschkenntisse! Ist es nun Gerechtigkeit und Gleichheit vor dem Gesetz und der Verfassung dieses Landes, wenn ein Einwanderer nun 50 Jahre hier lebt, aber nicht einmal eine Stimme hat? Und wenn er Staatsbürger ist und eine Stimme hat so wird im ein Hintergrund, religiöser oder nationaler Art, dazugedichtet um ihn klar als FREMD zu titulieren und klare Grenzen zu ziehen! Ich denke, wir haben noch viel zu tun und zu lernen, denn Demokratie und Grundrecht muss man täglich leben und neu erkämpfen! In diesem Sinne eine klein Anregung zum NACHdenken!

  8. Kosmopolit sagt:

    @Gast
    In der Gesetzgebung ist klar beschrieben, dass eben nach aussenpolitischen Gesichtspunkten, die innenpolitischen Wertigkeiten vorgenommen werden. D.h. im Bereich der Arbeitsmarktpolitik wird eine Rangfolge angewandt, die ausdrücklich nach Herkunfstländern differenziert. Allein diese Tatsache führte immer dazu, dass Arbeitskräfte aus Drittstaatenländern immer an letzter Stelle standen/stehen! Ebenso im Bereich der politischen, aktiven Partizipation sind diese benachteiligt!

    Frage: Warum sind die restlichen 8 Mill. Zuwanderer nicht im Focus der Medien.
    Weitere Frage: Wenn sie Deutscher sind, können Sie jemals einen türkischen Pass bekommen, wenn sie sich dort niederlassen, oder eine Halskette mit Kreuz durch die Gegend tragen?
    Kann es nicht sein, dass jedes Land seine eigene Vorstellung hat, wie diese das Thema Einwanderung sehen ?

  9. Gast sagt:

    @ Kosmopolit

    zu 1) Die Masse fällt ins Auge! Die Emanzipation von 4 Millionen Muslimen ist ein Dorn im Auge der Gesellschaft.

    zu 2) Klar können sie türkischer Staatsbürger werden, aber das deutsche Recht verbietet eine 2. Staatsangehörigkeit auch den deutschen Staatsbürgern ist es verwehrt! Sicher stört es in der Türkei niemanden, wenn man mit Kreuzkettchen herumläuft, wird an jedem Schmuckstand verkauft und es gibt multiethnische und multireligiöse Gemeinschaften.
    Aber hier taucht wieder der Beweis auf, VERGLEICHE zu tätigen, die man eben nicht machen kann, weil die Gesetzesgrundlagen verschieden sind! Somit fällt ein Vergleich immer weg. Es geht um die Anwendung von RECHT in diesem Land und sind klar geregelt, werden aber eben nicht angewandt. Wenn man auf der Suche ist nach einer friedlichen Gesellschaftsordnung, dann sind im Grundgesetz diese klar geregelt und lassen eben keine UNgleiche Behandlung von Menschen mit anderer Herkunft, Abstammung, Religion, Geschlecht etc. zu! Wer natürlich nicht danach LEBT kann es auch nicht fordern. Verantwortung und gegenseitiger Respekt muss jeder Einzelne täglich beweisen, um der Demokratie gerecht zu werden! Diese Menschen leben hier und haben wohl mit der Herkunft von Eltern und Grosseltern genauso viel zu tun wie jeder andere Urlauber auch. Es entsteht ein Identitätskampf wenn man diese Menschen immer als FREMDE ausgrenzt obwohl sie hier aufwachsen in einer Demokratie und die selbe Bildung geniessen, wie jeder andere auch! Das es Defizite gibt liegt eben nicht nur auf einer Seite sondern an der Art und Weise inwieweit man den Menschen entgegenkommt und selbst die Integration auf allen Ebenen und Strukturen zulässt! Dies fällt der Mehrheitsgesellschaft beim Zuzug aus christlichen Regionen natürlich leichter, weil sie irgendein Merkmal und einen Bezug sehen, aber das Fundament sollte eben nicht die Religion darstellen sondern der Humanismus auf dem eine friedliche und gleiche Behandlung möglich ist. Es geht um Menschen, Menschen sind nicht fremd, sondern IMMER anders und gerade die Vielfalt an Kulturen und Meinung sind die Basis für Reichtum an Ideen und Entwicklung!

    Im historischen Vergleich, hatten wir diese Debatten schon mit anderen Religionen und Nationalitäten und im 21. Jahrhundert ist es einfach untragbar und unerträglich sich immer wieder die selbe Geschichte anzusehen. Nur die Namen der Feinde ändern sich, der Kampf ist immer der Selbe! Dies ist zwar kein deutsches Phänomen, Rassismus, aber gerade in diesem Land und der Verfassung, die nach Millionen Opfern eben auf der Akzeptanz von Multikulturalität basiert ist es erschreckend, dass es noch nicht Ansatzweise ausgeführt wird.

    P.S.: ÜBER jemanden reden ist immer einfach, es wurde vergessen MIT den Menschen zu reden und daran scheitert auch momentan die politische Atmosphäre!

  10. Kosmopolit sagt:

    Irgendwie lustig.
    Wenn ein Deutscher Türke werden will, was so seine Zeit benötigt, muss beim Einbürgerungstest die türkische Staatshymne vor einem Komitee verlangt. Möglicherweise muss auch eine Namensänderung vorgenommen werden. Und was passiert umgekehrt hier ????
    Übrigens, es gibt auch türkische Studien, die zeigen, wie man über andere denkt (Nation, Religion), die man als Nachbar haben will.
    @ Gast, der Rest ihres Beitrages ist Sülze. Bestimmen Migranten unsere Gesellschaftsordnung ???
    Als ( Türke?) sollten Sie nie die eigene Geschichte vergessen.