TV-Tipps des Tages
31.05.2012 – Islamic Banking, Singapur, Malaysia, Turkmenistan, Islam, Asien
TV-Tipps des Tages sind: Ohne Zins ins Paradies: Singapur, Motor der islamischen Weltwirtschaftsmacht in Asien. In muslimisch geprägten Ländern Südostasiens wie Malaysia, Singapur und Indonesien ist "Islamic Finance"; Absurdistan in Turkmenistan: In der ehemaligen Sowjetrepublik Turkmenistan sind nicht nur Oppositionsparteien verboten
Von Ümit Küçük Donnerstag, 31.05.2012, 8:18 Uhr|zuletzt aktualisiert: Montag, 28.05.2012, 11:01 Uhr Lesedauer: 4 Minuten |
Ohne Zins ins Paradies
Singapur, Motor der islamischen Weltwirtschaftsmacht in Asien
Dokumentation – In muslimisch geprägten Ländern Südostasiens wie Malaysia, Singapur und Indonesien ist „Islamic Finance“, also ein Finanzsystem, das sich religiösen Werten verpflichtet fühlt, zu einem identitätsstiftenden Faktor geworden. Hier verzeichnet auch „Islamic Banking“ – eine Bankenpolitik, die zum Beispiel auf Geschäfte mit Schweinefleisch, Waffen und Einnahmen aus Glücksspiel und Pornografie verzichtet – enorme Wachstumsraten. Und unter den Vorzeichen einer gesellschaftlich liberaleren Ausprägung des Islams sind Frauen in Führungspositionen schon lange keine Seltenheit mehr. Diese Tatsachen lassen immer mehr junge moderne Muslime Kunden entsprechend ausgerichteter Banken werden.
Weltweit leben die meisten Menschen muslimischen Glaubens in Südostasien. Allein Indonesien ist mit 240 Millionen Gläubigen das bevölkerungsreichste islamische Land. Zwar ist die Religion im Vergleich zu den arabischen Staaten hier weitaus liberaler und erscheint im täglichen Leben weniger präsent, doch gerade das religiös geprägte Bankwesen – „Islamic Banking“ – verzeichnet Wachstumsraten, von denen westliche Banken nur träumen können.
Das Verbot von Zinsen, die Vorgabe, nur in real existierende Werte zu investieren und Geschäfte mit Schweinefleisch, Waffen, Glücksspiel und Pornografie vollkommen zu untersagen, sind die Eckpfeiler dieses Modells. Auch das islamische Gebot der Wohlfahrt, also der Förderung Benachteiligter, findet hier Anwendung. Statt einfacher Geldgeschenke werden zinslose Darlehen vergeben. „Warum sollten wir uns nicht für eine islamische Bank entscheiden, wenn Infrastruktur, Kosten und weitere Leistungen einer konventionellen Bank entsprechen?“, fragen sich junge, moderne Muslime. Sogar Frauen in Führungspositionen von Banken, als islamische Rechtsgelehrte und Universitätsprofessorinnen sind in den muslimisch geprägten Ländern Südostasiens selbstverständlich geworden.
Die Dokumentation stellt Menschen vor, die den modernen Aufschwung in Asien prägen, aber auch solche, die diese Entwicklung mehr als skeptisch betrachten. Ist die Rückkehr zu einem Investmentmodel aus Ziegen und Gold, wie es Iqbal Muhaimin vorschlägt, ein alternativer Lösungsansatz, um den Spekulationen und Krisen des globalen Finanzmarktes zu entgehen? 11:25-12:16 • arte
Absurdistan in Turkmenistan
Dokumentation – In der ehemaligen Sowjetrepublik Turkmenistan sind nicht nur Oppositionsparteien verboten, sondern auch öffentliches Rauchen, der Theaterbesuch sowie die freie Wahl der Studienfächer. Es gibt keine Pressefreiheit und auch das Internet wird streng kontrolliert. Ende der 90er Jahre ließ sich der inzwischen verstorbene Präsident, Saparmyrat Nyýazow, zum Staatsoberhaupt auf Lebenszeit ausrufen. Seitdem hat der Personenkult in Turkmenistan skurrile Formen angenommen: Überall stehen Statuen vom „Führer der Turkmenen“ und eines seiner Bücher ist Pflichtlektüre für alle Bürger. Bestandsaufnahme einer absurd anmutenden Gesellschaft.
Turkmenistan ist eine ehemalige Sowjetrepublik, die sich nach dem Zusammenbruch der UdSSR auf Präsidialsystem ausrichtete. Ende 1999 ließ sich der frühere Vorsitzende der Kommunistischen Partei, Saparmyrat Nyýazow, durch das Parlament zum Präsidenten auf Lebenszeit ernennen.
Am Ende von Nyýazows Herrschaft waren sämtliche Oppositionsparteien verboten und die meisten Oppositionspolitiker ins Ausland geflohen. Nyýazow ließ auch Theater und Oper verbieten, ebenso das Rauchen in der Öffentlichkeit und die freie Wahl von Studienfächern. Eines seiner Bücher – die Ruhnama – bestimmte er zur offiziellen Pflichtlektüre für sein Volk. Überall wurden Statuen von ihm, seinem Vater und seiner Mutter aufgestellt. In der Hauptstadt entstanden luxuriöse Repräsentationsbauten und großzügige Plätze. Gleichzeitig reduzierte der Türkmenbasy – „Führer der Turkmenen“, wie sich Nyýazow nennen ließ – die Sozialausgaben des Staates. 2004 wurden 15.000 Krankenhausangestellte entlassen und durch Wehrpflichtige ersetzt. Nyýazow plante alle Spitäler im Land zu schließen, bis auf eines in der Hauptstadt.
Nach dem Tod von Nyýazow im Dezember 2006 setzte sein Nachfolger Gurbanguly Berdimuhammedow den von Nyýazow eingeschlagenen Kurs im Großen und Ganzen fort. In der „Rangliste der Pressefreiheit 2006“ rangiert der Organisation Reporter ohne Grenzen zufolge Turkmenistan auf dem zweitletzten Platz, vor dem Schlusslicht Nordkorea. Alle inländischen Medien unterstehen der Zensur. Russischsprachige Zeitungen dürfen nicht vertrieben werden. Der einzige Internetanbieter ist die staatliche Monopolgesellschaft TurkmenTelekom.
Der Film „Absurdistan in Turkmenistan“ beleuchtet die absurden und skurrilen Auswüchse des Personenkultes um den Türkmenbasy und sein Buch Ruhnama und untersucht die Verbindungen, die zwischen dem Regime und dem internationalem Wirtschaftsverkehr bestehen. 23:35-00:27 • arte TV-Tipps
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