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Filmtipp zum Wochenende

Monaco, Italia. Geschichten vom Ankommen in Deutschland von Alessandro Melazzini

Wie kommt man an, wenn die eigentliche Reise bereits seit langem abgeschlossen ist? Nun, man integriert sich, taucht ein und unter in die/der Aufnahmegesellschaft. Und wenn diese am Fuße der Alpen liegt, fällt das Fehlen des Meeres umso mehr auf.

Von Freitag, 22.06.2012, 8:24 Uhr|zuletzt aktualisiert: Dienstag, 26.06.2012, 0:06 Uhr Lesedauer: 4 Minuten  |  

Dafür genießt man jedoch andere Ein- und Ausblicke in das, was diese Aufnahmegesellschaft ausmacht. Ein schönes Panorama eben, welches der großartige Dokumentarfilm Monaco, Italia. Geschichten vom Ankommen in Deutschland von Alessandro Melazzini bietet. Nicht zuletzt auch mir als Italo-Tedesco, Deutsch-Italiener, Frankfurter Sizilianer und jetzt Wahl-Sauerländer.

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Gar nicht so konfus, sondern seit Jahren und Jahrzehnten in jener inneren Pendelbewegung gefestigt, sind die Protagonisten dieser u.a. mit dem Publikumspreis der Internationalen Grenzland-Filmtage Selb 2012 prämierten Dokumentation. Ihre Geschichten sind spannend und Alessandro Melazzini gibt ihnen viel Platz. So können sich die unterschiedlichen Blickpunkte- und winkel der Italiener in Deutschland, und präziser in München und weiterer Umgebung, entfalten und auf den Zuschauer wirken.

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Spannend und vielfältig wird der Film auch durch die verschiedenen regionalen und alterbedingten Hintergründe, welche die Personen in sich tragen, die sie mit in ihre neue bayrische Heimat gebracht und diese dadurch geprägt haben.

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Ad astra per aspera
So berichtet der Astrophysiker Claudio Cumani, der seit den 1990er Jahren in München lebt, arbeitet und sich als Comites- Vorsitzender im Konsularbezirk München für die Interessen der Italiener in Deutschland einsetzt, dass ihm am Anfang seines Münchner Lebens das Licht fehlte. Und der Mut, sich unter Deutschen zu bewegen, da ihm anfangs die deutschen Worte fehlten. Claudio Cumanis Leben in Deutschland beginnt so, wie es jetzt noch immer ist: Zweigleisig. Denn die Ankunft am Münchner Hauptbahnhof auf Binario 11 (also Gleis 11) teilt er mit all jenen Gastarbeitern der frühen 60er Jahre. Doch hier enden dann schon die Gemeinsamkeiten, sagt er nachdenklich.

Tatsächlich spiegeln die Aussagen der Protagonisten in Monaco, Italia. Geschichten vom Ankommen in Deutschland etwas anderes wider: Alle teilen, dass die Integration beinahe vorbildlich ist und dass immer wieder die Sehnsucht nach Italien und nach Anerkennung und Wahrnehmung in Italien mitschwingt. Die verbindenden Elemente überwiegen die Unterschiede. Natürlich gibt es sie, die Mikrokosmen in Form der circoli, also der kleinen Vereine oder die kulinarischen Refugien, die eines klar stellen: Integration geht durch den Magen.

Integration auf Italienisch: Parmesan auf Pilzsuppe
Die Gastronomin Maria de Sena erzählt beispielsweise davon, wie sie ihren deutschen Gästen italienische Namen gibt. Denn Wörter wie Knut kann sie rein lautlich nicht verdauen. Deshalb wird daraus Claudio und die Gäste sind froh und dankbar für dieses sprachliche Amuse-Gueule. Auch wird Maria die Angewohnheit nicht los, jedem – ganz in neapolitanischer Manier – einen Titel zu verleihen. Ist jemand dann tatsächlich un dottore, ist dieser verwundert ob der treffsicheren Einschätzung seitens der patenten und lebensfrohen Gastronomin.

Weitere Informationen zum Film unter: monacoitalia.com

Für andere wiederum bedeutet Integration eben auch, deutsche Gerichte zu essen und wenn es wirklich sein muss, Parmesan über die Pilzsuppe zu streuen. Integration geht eben auch auf den Magen.

Ein echter deutscher Ingenieur aus Italien
Roberto Gusmini ist Ingenieur – und zwar ein deutscher. Denn obwohl er aus der Gegend um Bergamo kommt, realisiert er in München seinen Traum. Ein echter deutscher Ingenieur werden ungeachtet der anfänglichen Schwierigkeiten. Dies zeigt die Wertschätzung, die Deutschland seitens der Italiener entgegengebracht wird, auch wenn anfangs die Welt jenseits der Heimat so fremd schien. Jetzt entwirft er Hubschrauber und erzählt beflügelt davon, wie er sich durchgebissen hat.

Schnee auf dem Ätna, aber nicht im Mai
Giacomo Lando ist Sizilianer in Landshut, trägt eine Mütze, war einstmals Kommunist und ist jetzt Mitglied im CSU-Kreisverband seiner Stadt. Ungewöhnlich wie die Tatsache, dass seine Frau, bevor sie Anfang der 1960er Jahre nach Deutschland kam, noch niemals Schnee gesehen hatte. Vor allem nicht im Mai. Sie und ihr Mann stammen zwar aus einem Dorf in der Nähe des Ätna, und doch war ihnen der Schnee und alles andere so suspekt, dass sie ihre gerade ausgepackten Koffer beinahe wieder gepackt hätten. Letztlich blieben sie jedoch und mit ihnen die Gewissheit, dass ihre Heimat nun hier ist, auch wenn es schneit.

Ihr Sohn Salvatore Lando beschreibt seine Integration mit fehlenden Worten, fällt ihm doch nicht ein, wie Heimat eigentlich auf Italienisch heißt und wie man sagt, dass man gleich zwei davon hat. Patria, sagt sein Vater und besser hätte man das dieser Dokumentation innewohnende Gefühl nicht beschreiben können als durch Sprache, die nach Worten ringt, um jenes auszudrücken, was sich schwer auf Laute und Buchstaben reduzieren lässt. Umso wertvoller sind die Bilder und Interviews dieses Films. Sie zeigen und untermalen jenes, was die meisten in Monaco, Italia. Geschichten vom Ankommen in Deutschland sagen: Wir sind italienischer als die Italiener in Italien, weil wir in Deutschland leben und uns als Italiener in Deutschland definieren. Durch Integration und Wahrung unserer Traditionen. Aktuell Rezension

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