Ausbildungskooperation
Bildungsministerin Schavan wirbt um spanische Jugendliche
Spanien hat unter Jugendlichen EU-weit die höchste Arbeitslosenquote; Jugendliche, die dem deutschen Arbeitsmarkt fehlen. Was liegt da näher, zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen? Deutschland und Spanien vereinbaren eine Zusammenarbeit bei der Berufsausbildung.
Freitag, 13.07.2012, 8:30 Uhr|zuletzt aktualisiert: Donnerstag, 19.07.2012, 2:50 Uhr Lesedauer: 3 Minuten |
Spanien hat mit 22,4 Prozent die höchste Arbeitslosenquote in der Europäischen Union. Bei Jugendlichen unter 25 Jahren liegt sie sogar bei 52,1 Prozent, ebenfalls ein Negativ-Rekord in der EU. Von den im Mai registrierten 3,3 Millionen arbeitslosen Jugendlichen in der Eurozone lebten 921 000 in Spanien.
Unterdessen warnt die Bundesagentur für Arbeit vor Nachwuchsproblemen bei vielen Berufen. „In manchen Berufen ist erkennbar, dass es mittelfristig relativ viele Renteneintritte und daher einen relativ hohen Ersatzbedarf geben wird“, erklärte Raimund Becker, Vorstandsmitglied der Bundesagentur für Arbeit. Einer neuen Erhebung seiner Behörde zufolge werden in den nächsten zehn Jahren beispielsweise knapp 28 Prozent der Baggerfahrer und etwa 25 Prozent der Buchhalter, Industriemeister und Werkmeister in den Ruhestand gehen.
Bildungskooperation
Ein Problem, die Bildungsministerin Annete Schavan (CDU) und sein spanischer Amtskollege Wert Ortega gemeinsam lösen wollen. Die beiden Bildungsminister trafen sich im Rahmen der Deutsch-Spanischen Ausbildungskonferenz am Donnerstag in Stuttgart und vereinbarten eine enge Kooperation in der beruflichen Bildung.
„Wir können nicht zulassen, dass eine ganze Generation junger Menschen verloren geht“, sagte Schavan und ergänzte: „Spanische Unternehmen, die in Deutschland eine Niederlassung haben, sind wichtige Botschafter. Und deutsche Unternehmen stehen auch in Spanien bereit, nach diesen Grundsätzen auszubilden.“
Spanische Jugendliche nach Deutschland
Mit der Kooperation sollen ein enger Erfahrungs- und Expertenaustausch zum Berufsbildungssystem sowie Maßnahmen zur Unterstützung der Mobilität von Auszubildenden initiiert werden. Deutsche und spanische Unternehmen sollen beim Aufbau einer am dualen System orientierten Ausbildung in Spanien eng zusammenarbeiten. Die Qualifizierung von Bildungspersonal und die Nutzung des EU-Bildungsprogramms „Lebenslanges Lernen“ für den Expertenaustausch (peer learning) sind weitere Themen der Zusammenarbeit.
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Deutschland und Spanien sind sich einig, dass die EURES-Datenbank zur Vermittlung von Arbeitsplätzen innerhalb der EU künftig auch auf die Vermittlung von Ausbildungsplätzen ausgeweitet werden soll. „Wir wollen gemeinsam Lösungen entwickeln, um arbeitslosen Jugendlichen eine Perspektive zu geben. Wegen des Fachkräftemangels bei uns gibt es für spanische Jugendliche auch in Deutschland interessante Ausbildungsmöglichkeiten“, erklärte Schavan. Sie erhofft sich, dass von der Konferenz ein Impuls für ganz Europa ausgeht. Die deutsch-spanische Pionierarbeit solle zum Modell auch für andere Länder werden.
Deutschland EU-weit mit niedrigster Jugendarbeitslosigkeit
Nach einem Bericht der Europäischen Kommission sind 5,5 Millionen Jugendliche zwischen 14 und 25 Jahren in Europa arbeitslos, insbesondere südeuropäische Länder sind stark betroffen. Die europaweit niedrigste Jugendarbeitslosigkeit von 7,9 Prozent in Deutschland wird zu einem erheblichen Anteil dem deutschen Berufsbildungssystem zugeschrieben. Das duale System ist dadurch gekennzeichnet, dass die primäre Verantwortung für die Ausbildung im Unternehmen und damit praxisnah erfolgt. Die Berufsschule vermittelt zusätzlich theoretisches Grundlagenwissen. Durch den Schwerpunkt der Ausbildung im Betrieb wachsen die Auszubildenden frühzeitig in das Arbeitsleben hinein. Der Übergang in das Arbeits- und Erwerbsleben wird hierdurch erheblich erleichtert.
Die Jugendarbeitslosigkeit in Südeuropa war vor kurzem auch Thema auf dem Gipfeltreffen der europäischen Staats- und Regierungschefs, in dem ein „Pakt für Wachstum- und Beschäftigung“ in Höhe 120 Milliarden Euro beschlossen wurde. Rund 55 Milliarden Euro aus dem Europäischen Sozialfonds (ESF), die noch nicht für konkrete Projekte gebunden sind, sollen für wachstumssteigernde Maßnahmen und zur Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit genutzt werden. 7,3 Milliarden Euro soll die Europäische Kommission für konkrete Maßnahmen zum Abbau der Jugendarbeitslosigkeit verwenden. (etb) Leitartikel Politik
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