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Plakataktion "Vermisst"

Fatima hat die Schnauze voll

Was will uns das Bundesinnenministerium mit der Plakataktion "Vermisst" eigentlich sagen und interessiert uns das? Diesen und weiteren Fragen geht Anja Hilscher nach und schreibt, was sie an dieser Kampagne am meisten stört.

Von Montag, 03.09.2012, 8:28 Uhr|zuletzt aktualisiert: Dienstag, 25.03.2014, 9:39 Uhr Lesedauer: 9 Minuten  |  

Was hat Herrn Friedrich eigentlich genau zu dieser Plakataktion bewogen? Was veranlasste ihn, Plakate in Auftrag zu geben, die an das radikale Potential in Ahmed, Hassan und Fatima gemahnen (als ob man das vergessen könnte…)? Wer ist wirklich als Zielgruppe intendiert? Wird man sie mit dieser Aktion erreichen, und wenn ja, wird die Reaktion sein wie erhofft? Was löst der Anblick dieser Plakate in dem ständig wachsenden Teil der Mehrheitsbevölkerung aus, die ohnehin latent ausländerfeindlich und islamophob ist? (Sicher nichts Gutes!) Was löst ihr Anblick in denen aus, die sich mit den auf dem Plakat abgebildeten Personen identifizieren? (Mit Sicherheit nicht das kleinste bisschen Gute!) Und zu guter Letzt die wichtigste aller Fragen. Die Frage, die alle Ahmeds, Hassans und Fatimas bewegt: Ging’s nicht noch ein bisschen platter?

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Doch! Es wäre gegangen. Wenn man „Tim“ weggelassen hätte. Tim ist nämlich auch „vermisst“ und will nicht so ganz da reinpassen, in die Riege. Aber Tatsache ist ja nun mal, dass unter den Nachwuchsterroristen einige Tims, Daniels und Erics waren. Dem muss man ja, nolens volens, Rechnung tragen. Dafür hat man bei der Auswahl der andern Namen umso tiefer in die Klischeekiste gegriffen. Im Nachhinein betrachtet ist es ja für unsere schwarzhaarigen Mitbürger, also die Ahmeds, Fatimas und Hassans, ja sicher irgendwie erleichternd, dass die im Kopf des latent islamophoben Otto Normalverbraucher wenigstens nicht mehr lautet „Orientalischer Schwarzkopf = potentieller Terrorattentäter“. Die Gleichung lautet nun „Moslem = potentieller Terrorattentäter“. Günstig für orientalische Schwarzköpfe, die mit dem Islam nichts am Hut haben. Ärgerlich dagegen für alle Moslems. Speziell die hellhaarigen und blauäugigen, die bis dato lediglich in der Schublade der nicht ganz für voll zu nehmenden Konvertiten gesessen hatten. Solche, denen man eher geneigt ist, eine Therapie zu bewilligen, statt sie im Hochsicherungtrakt versauern zu lassen. Kategorie „dumm, aber lieb“. Damit ist ja nun Schluss. Nix mehr mit Mitleidsbonus für seelisch Labile.

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Als ich eins der Plakate zum ersten Mal sah – ich glaube, es war die Fatima-Version – dachte ich (ich gebe es zu): „Naja. Ein bisschen hilflos, ein bisschen dümmlich, aber irgendwie muss man ja anfangen…“ Ich persönlich habe keine Bedenken, zu Protokoll zu geben, dass mich weder mit Terrorattentätern noch mit deren Sympathisanten geschwisterliche Liebe verbindet. Hotlines für Neonazi-Aussteiger gibt es ja auch. Und Tatsache ist nun mal, dass Hardcore-Fraktionen überall Zulauf haben. Dass das so ist, dafür braucht man keine Statistiken zu studieren. Die Fronten verhärten sich, und Politiker und Prediger mit schlichten Botschaften haben überall Zulauf. Bei den Muslimen wie anderswo, und es ist prinzipiell sinnvoll und wichtig, dagegen was zu tun. Freilich drängte sich mir erstens bald die Frage auf, ob die Verhältnismäßigkeit da eigentlich auch nur ansatzweise gewahrt bleibt. Ist wirklich ganz Kreuzberg von Al-Qaida-Sympathisanten unterwandert? Wer hat hierzulande mehr Menschenleben auf dem Gewissen – aus dem Ruder gelaufene Dschihadisten oder Neonazis? Wir alle kennen die Antwort. Zweitens stellt sich die Frage, ob diese Plakataktion uneingeschränkt als pädagogisch ausgeklügelt bezeichnet werden kann. Angesichts der wachsenden Islamophobie, angesichts des Verfassungsschutzskandals und der nicht abreißenden Debatte um Burka- und Beschneidungsverbote und ob der Islam irgendwie und überhaupt zu Deutschland gehöre, fragt es sich, ob es sehr diplomatisch ist, noch Öl ins Feuer zu gießen. Da muss die „Integrationswilligkeit“ eines Moslems ihrerseits schon ans Radikale grenzen, damit jemand einen Verwandten, der „irgendwie komisch“ geworden ist, ausgerechnet bei Herrn Friedrich anschwärzt – dem Politiker des Vertrauens aller Moscheegänger. Die Aktion wird vielmehr einen Solidarisierungseffekt hervorrufen und manch einen „Kulturmoslem“ zu seinem islamischen Coming-Out zu veranlassen.

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Imageproblem, das Buch von Anja Hilscher, erscheint am 23. April 2012.

Drittens haben solche Plakate meiner Meinung nach in der Öffentlichkeit nichts zu suchen. Dort werden sie aber hängen. Warum? Ja, wo denn sonst? In einschlägigen Dschihadisten-Treffs wird man sie, aus irgendwelchen unerfindlichen Gründen, gar nicht erst aufhängen . Irgendwo muss man aber hin mit den Dingern, die immerhin satte 300.000 Eier gekostet haben. Will man, wie behauptet, wirklich nur Muslime ansprechen? Viertens: Warum ein Kopftuch? Warum so platt? Warum Fatima? Warum nicht Kadriye oder Najar-Sofia? Die klischeehafte Auswahl der Bilder und Namen, von Tim abgesehen, signalisiert (beabsichtigt oder nicht): Es geht nicht um reale Personen. Es geht nicht um einzelne Personen. Die Botschaft der Plakate ist eben nicht, dass ganz vereinzelte, verirrte Muslime Gefahr laufen können, sich zu radikalisieren, so wie auch jeder andere Mensch Gefahr läuft, sich irgendwie ideologisch zu vergaloppieren. Es geht vielmehr um den Standard-Moslem. Den Standard-Hassan. Den kleinen, schwarzhaarigen Hassan oder Ali in den Köpfen derer, die in Wirklichkeit keinen einzigen Hassan oder Ali näher kennen. Geschweige denn seine Lebenseinstellung. Meine erste, uneindeutige Reaktion war wahrscheinlich der Tatsache geschuldet, dass ich weder Fatima heiße noch aussehe wie sie. Ich habe, obwohl ich Muslima bin, nicht in dem Maße am eigenen Leib erfahren müssen, wie es sich anfühlt, bereits in zweiter oder dritter Generation offen oder unterschwellig diskriminiert zu werden. Ich denke jetzt: Die Wirkung, die diese Plakate haben, dürfte fatal sein. Ich erkläre Ihnen, anhand einer kleinen Begebenheit, die mir in diesem Zusammenhang wieder eingefallen ist, warum.

Neulich saß ich mit einer Freundin im Café. Sämtliche Plätze waren besetzt und der Geräuschpegel enorm. Meine Freundin bestellte einen Latte, ich eine Tasse Kakao. „Eine Frage!“ sagte ich, in einem Anfall von Entschlossenheit, zu der Bedienung, als die die Bestellung aufgab. „Diese superleckeren Rumkugeln, die es immer zum Kakao gibt – ist das echter Rum oder nur Rumaroma?“ Jetzt war sie raus, die Frage, um die ich mich seit 23 Jahren gedrückt hatte. Die sind nämlich verdammt lecker, diese Rumkugeln, aber Rum ist Alkohol, und ich trinke als Muslima keinen Alkohol. Freiwillig. Aus Überzeugung. Und überhaupt nicht. Manchmal – wie im Falle der Rumkugeln – legt man es natürlich nicht gerade darauf an, zu erfahren, ob irgendwelche Buletten möglicherweise doch Schweinefleisch enthalten oder irgendwo Alkohol drin ist. Man soll den Islam prinzipiell nicht so praktizieren, dass er „schwer zu befolgen“ ist. Aber irgendwo zieht man halt für sich selbst die Grenze. Nichtmuslime sind regelmäßig geschockt, wie früh die meist gezogen wird. Tatsache ist, dass selbst „gemäßigt praktizierende“ Muslime auf Nichtmuslime weit prüder und „strenger“ wirken als jeder mittelalterliche Benediktinermönch.

Meine Freundin sah mich aus den Augenwinkeln bestürzt an, als ich die Frage stellte. Übrigens war es echter Rum, und ich verzichtete schweren Herzens auf das Ding. Nachdem wir eine Weile über religiöse Themen gesprochen hatten, und sich herausstellte, dass unsere Ansichten weitgehend überein stimmten, wirkte meine Freundin irgendwie irritiert. Sie versuchte, ihrer Irritation Ausdruck zu verleihen, was in Anbetracht des besagten Geräuschpegels sehr schwierig war. Zirka eine Minute starrte sie vor sich hin, um ihre Gedanken zu ordnen. Dann begann sie, untermalt von lebhafter Gestik, um Worte zu ringen. „Ich sehe da irgendwie eine Diskrepanz bei dir…“ Eine Denkpause folgte. „In welcher Hinsicht?“ fragte ich interessiert. „Naja. Wie soll ich sagen?“ fuhr sie fort. „Einerseits zeichnest du ein so tolerantes Bild des Islam. Du erzählst von einem Gott, der allbarmherzig sei und den Namen ‚Wahrheit’ und ‚Leben’ trage. Eine Wahrheit, die so groß sei, dass sie sich dauernd wandele. Du sprichst von einem angeborenen Gewissen, dem Gebrauch des Verstandes, der gefordert werde. Andererseits befolgst du doch auf – nun ja, sagen wir mal – ziemlich stringente Weise ziemlich viele Gebote… Wie passt das zusammen?“ Aktuell Meinung

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  1. Rasti sagt:

    „Religiosität und geistige Offenheit, eigenständiges Denken und Handeln gelten als antagonistischer Widerspruch.“

    Dem ist leider nichts hinzuzufügen.

  2. Mercks sagt:

    Also dieses Alkoholverbot für Muslime ist doch eigentlich ziemlich lächerlich und was die Muslime daraus machen ist noch lächerlicher. Eine Rumkugel nicht zu essen, weil da „Alkohol“ drin ist, ist Erbsenzählerei und sagt mir eigentlich nur, dass dieser Mensch das Prinzip dieses Gebotes nicht verstanden hat. Es geht doch nicht darum mit Alkohol überhaupt nicht in Kontakt zu kommen bzw. nicht mal ein Kuchen essen zu dürfen in dem dieser enthalten ist. Sonst dürfte man auch kein Orangensaft und kein Apfelsaft trinken, denn dort sind auch Spuren von Alkohol drin, genauso wie in der Rumkugel. Sogar Obst das zu lange in der Obstschale lag bildet Alkohol.

    Wo fängt man eigentlich an mit dem Alkoholverbot? Reicht es wenn ein einziges Ethanolmolekül enthalten ist um es als alkoholisch gelten zu lassen? Wie sieht es bei der Desinfektion und bei der Einnahme von Medikamenten aus?
    Das Alkoholverbot sehe ich genauso wie das Kopftuchgebot. Die Menschen hatten Probleme sich zivilisiert zu benehmen und deshalb hat man es einfach verboten bzw. versteckt. Gott hat mit diesem Gebot wenig am Hut. Aber ich weiss ja auch, dass es euch verboten ist das Denken zu dürfen. Was für eine Bredouille! Was für ein Teufelskreis!

  3. Anja Hilscher sagt:

    Zitat:
    „Wo fängt man eigentlich an mit dem Alkoholverbot? Reicht es wenn ein einziges Ethanolmolekül enthalten ist um es als alkoholisch gelten zu lassen? (…) Aber ich weiss ja auch, dass es euch verboten ist das Denken zu dürfen. Was für eine Bredouille! Was für ein Teufelskreis!“

    @Mercks – die Antwort auf deine (rhetorische, denn du weißt ja bereits, dass wir nicht selbst denken dürfen!) Frage gebe ich im Text:

    Zitat: „Aber irgendwo zieht man halt für sich selbst die Grenze“

    …und zwar durchaus eigenständig!
    Mit deiner Reaktion bestätigst du genau das, was ich darzulegen versucht habe. Es wird (meistens) nicht nur in Frage gestellt, dass Muslime selbstverständlich, gerade aufgrund der Fülle an Geboten, tagtäglich sehr selbständig immer wieder Entscheidungen treffen und treffen müssen. Mehr noch. Meistens weckt man Aggressionen!

    Von daher: Danke für diesen Kommentar, der auf anschauliche Weise noch einmal meine Behauptungen belegt. :) Nicht böse sein!

    Gruß Anja

  4. Sebastian Reichel sagt:

    „Es geht vielmehr um den Standard-Moslem. Den Standard-Hassan.“

    Naja, einen Generalverdacht gegenüber dem Islam allein wegen beliebten Namen, häufigen Haarfarben und Kopftüchern zu unterstellen, finde ich überzogen. Ich bin sogar eher der Meinung, die Darstellung auf den Plakaten verdeutlicht, dass Islamisten_innen selbst auch verführte Opfer sind und eben nicht gemeine Gläubige aus der Mitte des Islams.

    Die Motivation der Plakatkampagne liegt offensichtlich im alamierenden Wachstum des Salafismus in Deutschland. Das Verhalten von Herrn Friedrich kann ich auch nur als rüde und ungeschickt bewerten, aber das Innenministerium mit seiner Sicherheitsverantwortung hätte früher oder später ohnehin reagieren müssen. Ich hätte mir daher von den Islamverbänden keine Kündigung der Partnerschaft, sondern eher einen Alternativvorschlag gewünscht…

    Ich als Nichtmuslim kann problemlos über die Diskriminierung von Muslima_Moslems in der Gesellschaft reden – es wäre in einer multikulturellen Gesellschaft hilfreich, wenn auch Muslima_Moslems über die Probleme des Islams reden könnten, zu denen nun mal auch Islamismus gehört.

    Als Vegetarier kann ich immerhin Ihren Unmut über die öffentliche Irritation über muslimische Essgewohnheiten verstehen. Eine öffentliche Thematisierung im Schulunterricht für mehr Verständnis wäre hier wohl ratsam.

    Mit freundlichen Grüßen,
    Sebastian Reichel
    (Sozialdemokrat)

  5. aloo masala sagt:

    @ Sebastian Reichel

    Die Plakataktion sowie der gesamten Initiative Sicherheitspartnerschaft ist eine politische Inszenierung von Innenminister Friedrich, um die übliche islamfeindliche Klientel zu bedienen.

    Der islamistischen Radikalisierung begegnet man nicht mit Beratungshotlines und Plakataktionen, die für die Beratungshotline werben sollen. Das Rezept gegen Radikalisierung jeglicher Art ist

    a) Ursachenforschung
    b) Integration

    Eine Ursachenanalyse spielt in der Initiative keine Rolle. Bekannt ist, dass soziale Asymmetrien häufig die Ursache von Radikalisierungen jeglicher Art sind. Da Radikalisierung ein Zeichen einer Desintegration ist, liegt es nahe, dass ein Rezept gegen Radikalisierung Integration ist und Bildung ist der Schlüssel für Integration.

    Das alles interessiert Friedrich nicht. Es gibt in der Initiative keine Vertreter der zahlreichen muslimischen Verbände, die mit ihrem Engagement sozialen Asymmetrien bessen entgegen wirken als jeder Salafismusexperte. Es gibt auch keine Bildungsexperten in der Initiative. Es gibt nur Sicherheitsbehörden und muslimische Verbände, die um ihren politischen Einfluss buhlen.

    Ich habe testweise E-Mails an die Beratungshotline für die die Plakataktion geworben hat. Dabei schilderte ich reale Fälle. Mich interessierte, wie diese Beratungshotline arbeitet. Sie antwortet nicht.

    Das alles deutet nicht auf ein ernsthaftes Anliegen hin, islamistische Radikalisierungen zu begegne. Die ganze Initiative ist derart substanz- und konzeptlos, dass es hier offensichtlich um andere Dinge geht.

    Beste Grüße

    al masala

  6. Sebastian Reichel sagt:

    @ al masala
    Diese Vorstellungen sind tatächlich verständlich und für eine Erprobung sicher geeignet. Die Kombination aus Ursachenforschung und Integration findet sich ja zum Beispiel auch im Programm EXIT-Deutschland, mit dem bis heute ca. 300 Personen aus rechtsextremen Kreisen wieder in die Gesellschaft zurückgeholt werden konnten.

    Mit der lautstarken Ablehnung der Kampagne von muslimischer Seite stellt sich aber doch die Frage, welche eigenen Projekte es nach Ursachenanalyse und Integrationskonzeption konkret geben würde. Eine Art antiislamisches EXIT-Programm wäre vielleicht sinnvoll, müsste aber ja auch irgendwie umworben werden.

    Auch die oben vorgetragene Kritik an der Zusammensetzung der Sicherheitspartnerschaft klingt einleuchtend. Hier ist aber immerhin die Überlegung sinnvoll, ob die Forderung nach personeller Umstrukturierung doch besser gewesen wäre, als die jetzige Deaktivierung…

    Wie immer es auch mit Rechtsterrorismus und Diskriminierung einerseits sowie Ehrenmorden und Islamismus andererseits weitergehen mag, bleibt uns die Spannung in der Integrationspolitik ganz sicher erhalten. Wünsch noch einen schönen Tag:)

    Mit sozialdemokratischen Grüßen,
    Sebastian Reichel

  7. Söder sagt:

    Zur Namensgebung:

    Die Namen „Hassan“, „Ali“, „Fatima“ und „Tim“ dürften aus dem früheren Beratungstelefon „HATIF – Heraus Aus Terrorismus und Islamistischem Fanatismus“ des Bundesamts für Verfassungsschutz geboren sein.

  8. AI sagt:

    das ist es also worauf sozialdemokraten den umstand der integration und migration beschränken? sehen sie wie banal und chauvinistisch populistische politik ist. da spreche ich nicht mehr von ihnen, sondern von „den“ sozialdemokraten! Toller Artikel, mehr davon, mehr von diesen Augenblicken.

  9. aloo masala sagt:

    @ Sebastian Reichel

    —-
    Mit der lautstarken Ablehnung der Kampagne von muslimischer Seite stellt sich aber doch die Frage, welche eigenen Projekte es nach Ursachenanalyse und Integrationskonzeption konkret geben würde.
    —-

    Die Kampagne ist kein eigenes Projekt sondern lediglich Werbung für ein „Projekt“, nämlich für die „Beratungsstelle Radikalisierung“. Die muslimischen Verbände tragen diese Projekt mit, sind jedoch nicht mit der speziellen Werbekampagne einverstanden. Hier hätte man – wie es sich für eine Partnerschaft gehört – sich eine andere Werbestrategie überlegen können. Das wurde jedoch nicht gemacht. Der Innenminister ignorierte jedoch die Einlassungen seiner Partner. Stattdessen beharrte er kompromisslos auf seinen Vorstellungen und setzte sich über die Köpfe seiner muslimischen Partner hinweg.

    Die jetztige „Deaktivierung“ ist eine notwendige Konsequenz. Die Intiative Sicherheitspartnerschaft ist nicht nur dem Namen nach als Partnerschaft zwischen Sicherheitsbehörden und muslimischen Verbänden zu verstehen sondern das wird auch ausdrücklich mit eigens formulierten Kriterien in der Selbstdarstellung der Initiative betont. Friedrich fühlte sich aber an die selbst auferlegten Kriterien einer Partnerschaft nicht gebunden. Er handelte eigenmächtig und unkooperativ entgegen aller Absprachen. Folgerichtig begründeten die 4 Verbände ihre „Deaktivierung“ nicht mit der Plakataktion sondern faktisch damit, dass sie als Partner regelrecht und offenbar auch regelmäßig brüskiert und vor vollendete Tatsachen gestellt wurden. Das wurde in der Pressemitteilung der muslimischen Verbände natürlich vornehmer formuliert. So funktioniert keine Partnerschaft auf gleicher Augenhöhe, dass wissen Sie als Sozialdemokrat vermutlich besser als ich.

    Beste Grüße

    al masala

  10. FaRo sagt:

    @ al masala


    „So funktioniert keine Partnerschaft auf gleicher Augenhöhe, dass wissen Sie als Sozialdemokrat vermutlich besser als ich.“

    Es ist keine Partnerschaft auf Augenhöhe. Bundesinnenminister und Islamverbände sind nicht gleichberechtigt. Der Bundesinnenminister ist ein Verfassungsorgan. Er ist demokratisch legitimiert. Die Islamverbände sind Vertreter einer Interessengruppe und sind nicht demokratisch legitimiert.

    Der Bundesinnenminister gewährt den Islamverbänden das Privileg des öffentlichen Dialoges. Die Sicherheitspartnerschaft ist die Gegenleistung, die der Bundesinnenminister erwarten darf.

    Möglicherweise gelingt es den Islamverbänden, dem Bundesinnenminister ihren Willen aufzuzwingen. Vielleicht gelingt es auch nicht. Der Bundesinnenminister ist jedoch nicht an „die selbst auferlegten Kriterien einer Partnerschaft“ gebunden.