Buchtipp zum Wochenende
Platon in Bagdad – Wie das Wissen der Antike zurück nach Europa kam
Mit dem Islam kam ein Schatz zurück nach Europa: das verlorene Erbe der griechischen Antike. Ein Who is Who der Denker, Sterndeuter und Naturforscher: von den griechischen Anfängen über die Blütezeit der islamischen Gelehrsamkeit bis ins frühneuzeitliche Westeuropa.
Freitag, 28.09.2012, 8:23 Uhr|zuletzt aktualisiert: Sonntag, 30.09.2012, 22:37 Uhr Lesedauer: 1 Minuten |
Diese Geschichte des Wissenstransfers beginnt im 7. Jahrhundert v. Chr. in Ionien an der kleinasiatischen Küste. Naturphilosophen wie Thales von Milet erforschen hier Himmel und Erde. Auf Milet folgen Athen, Alexandria, Rom und Byzanz als Zentren der Wissenschaft.
Doch zu Beginn des Mittelalters geht dieses Wissen in Europa verloren. Aufbewahrt wird es in der arabischen Welt: Über das abbasidische Bagdad, das fatimidische Kairo und das omayyadische Damaskus folgt Freely arabischsprachigen Gelehrten, Ärzten und Mathematikern nach Andalusien.
Muslime, nestorianische Christen, Juden und Sabier bringen das verlorene Wissen im Zuge der Expansion des Islams zurück nach Europa und liefern dem Westen damit die Voraussetzung für das neue wissenschaftliche Weltbild, das in den neuen Zentren der Wissenschaft wie Paris und Oxford entsteht.
Alles in allem eine faszinierende Reise durch die Zeit zwischen Ost und West. Über das, was Europa der islamischen Welt zu verdanken hat und eine Gegenerzählung zum „clash of civilisations“ und der angeblichen Wissenschaftsfeindlichkeit des Islam.
„Seite für Seite spürt man dem Buch die Leidenschaft Freelys für sein Thema ab und darf sich als Leser durchaus daran freuen, dass Freely komplexe Zusammenhänge und Erkenntnisse der Wissenschaft in verständlicher Sprache mitzuteilen versteht.“ Michael Lehmann-Pape.
Der Autor
John Freely, geboren 1926 in Brooklyn, lebt in Istanbul, wo er an der Bosporus University Physik und Wissenschaftsgeschichte unterrichtet hat. Er hat zahlreiche Reisebücher und historische Sachbücher über Venedig, Athen, Griechenland, die Türkei und das Osmanische Reich veröffentlicht. Aktuell Feuilleton
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Was mir an der Rezension missfällt ist die Beschränkung der arabisch-islamischen Welt auf eine Art Konserve antiken Wissens, ohne auf die darauf aufbauenden wissenschaftsgeschichtlich nicht minderbedeutenden Errungenschaften, Innovationen und Weiterentwicklungen hinzuweisen. Da kann man nur hoffen, dass es ein Versehen des Rezenten und nicht des Autors ist.
In den Anfängen war der islam reines, auch religiöses Multikulti und sehr erfolgreich. Juden, Crhisten und Moslems haben damals in den islamischen Ländern geforscht und gelehrt. Der Islam war damals nicht so starr, er hat sich selbst mehr Luft gelassen. Ich glaube, dieser wissenschaftliche Erfolg hing damit zusammen, wenn man heutigen Multi-Kulti-Theorien glauben mag. Heutzutage ist das anders, heutzutage ist Islam Mono-Kulti.