Anti-Islam-Film
Schweigen, Provokation, Radikalität
Daniel ärgert, mobbt, schikaniert und provoziert seinen Klassenkameraden Peter mit Worten. Und das seit Wochen und Monaten. Irgendwann platzt Peter der Kragen und im Klassenzimmer wirft er ein Buch gegen Daniel.
Von Cemil Şahinöz Dienstag, 02.10.2012, 8:24 Uhr|zuletzt aktualisiert: Dienstag, 03.05.2016, 17:02 Uhr Lesedauer: 2 Minuten |
Unser modernes Rechtssystem würde in den meisten Fällen Peter für schuldig erklären, da Daniels Verhalten nicht “handfest“ erfassbar ist. Nicht alles ist aber juristisch zu klären. Es gibt auch ein immaterielles Rechtssystem: das Gewissen. Unser Gewissen würde uns sagen, dass Daniel mindestens 50%, wenn nicht sogar viel mehr der Schuld trägt.
Übertragen wir dieses Beispiel auf die letzten 10 Jahre, dann sehen wir, dass weltweit Muslime unter dem Deckmantel der “Meinungs- und Pressefreiheit“ ständig gedemütigt und diskriminiert werden. Dieser psychologische Krieg führt dazu, dass Muslime sich wie Peter verhalten.
Dieses Verhalten – Proteste mit Gewalt oder Anzünden von Staatsflaggen – soll gar nicht verschönt oder verharmlost werden. Jedoch müssen die Ursachen gewissenhaft und unparteiisch analysiert werden.
So führt die ständige Bloßstellung der muslimischen Kultur zu Radikalisierungen und Ausgrenzungen. Differenzierte Islam- und Integrationsdebatten finden nicht statt. Die Integrationsdebatten sind zu reinen Islamdebatten geworden. Die Islamophobie hat längst zur Islamfeindlichkeit gewechselt.
„Die Diener des Gnadenreichen sind diejenigen, die in würdiger Weise auf Erden wandeln, und wenn die Unwissenden sie anreden, sprechen sie: «Frieden»“. Koran, 25:63
Dabei sind Presse- und Meinungsfreiheit Werte, die uns allen wichtig sind. Darauf kann nicht verzichtet werden. Auch in Form von Satire, Humor oder anderer Kunst. Sachliche und kritische Äußerungen sind willkommen. Persönliche Beleidigungen jedoch, die darauf abzielen, andere Kulturen oder Gruppen zu schikanieren, und keine Kritiken oder Meinungen beinhalten, die einen Gegenstand sachlich betrachten, sind nicht konstruktiv, sondern führen nur zu Bloßstellungen und eben Auseinandersetzungen.
Wenn Daniel Peter beleidigt oder auf eine perverse Art und Weise darstellt, ist das keine Meinungsfreiheit. Eine Ungerechtigkeit lässt sich nicht hinter dieser Freiheit verstecken.
Letztendlich führen Blasphemie, Demütigungen und Bloßstellungen zu Wut und Ausschreitungen weltweit. Denn jeder Mensch hat eine Geduldsgrenze. Die ist irgendwann auch bei dem Geduldigsten erreicht. Das kann jeder an sich selbst nachvollziehen.
Daher muss sich auch Daniel an der eigenen Nase fassen. Den Peter monatelang zu schikanieren und sich dann aufzuregen, dass er ein Buch nach ihm geworfen hat, ist ein höchst barbarisches und mittelalterliches Verhalten und hat nichts mit Vernunft zu tun.
Daher braucht die Gesellschaft mehr Gewissen. Mehr gewissenhafte Menschen. Personen und Gruppen, die sich von jeglicher Art von Demütigung, Bloßstellung und Radikalität distanzieren und sich für mehr Gerechtigkeit, Gewissen, Vernunft und Verständnis einsetzen.
Nur wenn gewissenhaften Menschen diese Arten der Bloßstellungen und Diskriminierungen verurteilen – auch öffentlich – können Volksverhetzungen vorgebeugt werden. Je mehr Schweigen, desto mehr Provokationen, desto mehr Radikalität. Dies ist die Folge fehlenden Gewissens. Aktuell Meinung
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da hier von einigen Diskutanten jegliche sachliche und nicht beleidigende Kritik an dem Artikel in die rechtsradikale Ecke (PI) gerückt wird, werde ich mich nicht mehr aktiv an dieser Diskusion beteiligen. Evtl. sollten sich einige Gedanken machen wer Gräben in die Gesellschaft tärgt. Und richtig: je mehr Schweigen, desto mehr Provokation, desto mehr radikalität. Und je mehr die Islamische Welt gegenüber den „eigenen“ radikalen Kräften schweigt desto mehr fühlen sich die radikalen Kräfte bestättigt. Solange aber Hochrangige Politiker in Pakistan zum Mord aufrufen können und gar die Taliban und Co. „zur Hilfe“ rufen, und der öffentliche Aufschrei diesbezüglich ausbleibt, dafür aber gewaltrechtfertigende Artikel veröffentlichlt werden, wird es schwer werden einen vernünftigen Dialog zu finden. Schade.
„Wenn hier die Moscheen brennen, will es wieder keiner gewesen sein“
Volker Pispers.
Wenn Karikaturisten und Buchautoren um ihr leben fürchten müssen, will es keiner gewesen sein.
Welche Bedeutung hat eigentlich noch das Wort Brandstifter, wenn man dabei zuerst an Leute denkt, die mit einem Film Wut auslösen und nicht an die, die Botschaften und Flaggen angezündet haben?
Sogar Rechtsradikale können doch nicht leugnen, was Muslime seit Jahren auch hier in Deutschland ertragen müssen. Jeden Tag eine neue Schlagzeile. Jeden Tag Bild Zeitung, Innenminister, Check-Listen, Verbote, Diskriminierungen……
Ich frage mich, wo “die ständige Bloßstellung der muslimischen Kultur” stattfinden soll. Wenn man das liest, was der Autor so zusammenschreibt, meint man gerade hier würde systematischer Staatsterror betrieben werden wie im Dritten Reich. Sorry, aber wer mit Flugzeugen in Hochhäuser fliegt und U-Bahnzüge in die Luft sprengt, darf sich über Kritik nicht wundern, auch wenn’s nur die berühmten 0,01 % sind, die zu Gewalt neigen. Oder waren das vielleicht auch nur Antworten auf Provokationen?
Der Autor übersieht zweierlei: Mit der Provokation haben die Religionen angefangen. In den sog. Heiligen Schriften von Juden, Christen und Muslimen werden Anders- bzw. Nicht-Gläubige auf das Übelste beschimpft, diffamiert und beleidigt. Man droht ihnen mit körperlichen und seelischen Qualen, ewiger Verdammnis und einem Dasein abseits von Gott. Allerdings nicht dafür, dass sie etwas getan hätten, sondern dafür, dass sie etwas anders denken bzw. glauben. Schlimmer als die schlimmste Satire das jemals vermag.
Zum Zweiten sollte man sich immer vor Augen halten, dass die Religionen in ihrer Entstehungsgeschichte sich selbst zunächst dem Blasphemie-Vorwurf aussetzen mussten. Sie galten als Gotteslästerung gegenüber anderen, früheren Religionen. Mohammed wurde von den Mekkanern verfolgt, die Christen von den Römern. Hier läge eigentlich eine Chance, es besser zu machen, als frühere Glaubensauffassungen. Chance leider vertan, zurück ins Glied und erst mal die eigenen Fensterscheiben putzen.
Und der Vergleich mit den Schulkindern hinkt so dermaßen, dass sich die Balken biegen. Wenn mein Nachbar nachts wilde Party feiert, darf ich ihm dann die Reifen zerstechen? Jeder vernünftige Menschen würde sagen Nein, folgt man dem Autor, dürfte ich das vielleicht auch nicht, aber mein Nachbar ist ja irgendwie auch mitschuldig. also darf ich es irgendwie doch. So ziemlich der schlechteste Artikel, den ich hier jemals gelesen habe, und vor allem gefährlich.
@Susi
„Wer das nicht ertragen kann, der sollte ernsthaft überleben ob er nicht in einem unfreien Land, also da wo Islam- und Mohammedkritik verboten ist, besser aufgehoben ist.“
Wir leben heute in einer globalisierten Welt, wo einem die Schmähungen des Islams und seines Propheten in den hintersten Winkel nachgetragen werden, und auszuwandern hilft da nicht. Ferner ist das, worüber wir hier sprechen, keine „Kritik“, sondern Schmähung und Beleidigung.
Ich habe bereits versucht, das verständlich zu machen: Wirkliche Kritik ist etwas anderes als Massenbeleidigung. Als Islamkritiker kommen bspw. einige anerkannte und qualifizierte Islamwissenschaftler in Betracht, die Fachwissen haben und ihre Kritik in einer Weise formulieren, die es erlaubt, sie zu akzeptieren und sachlich darauf zu antworten. Einen Film z. B., der die Deutschen insgesamt als blutrünstige Bestien darstellt, würden Sie vermutlich auch nicht als „deutschenkritisch“ bezeichnen, sondern eher als ein deutschenfeindliches Machwerk.
Meint man, von einem Ordnungshüter ungerecht behandelt worden zu sein und sagt zu ihm: „Herr Wachtmeister, ich glaube, Sie haben da einen Fehler gemacht…“ oder ähnliche Worte, dann bekommt man vielleicht eine ebenso höfliche Antwort, und vielleicht lenkt der Polizist ein und korrigiert sein Verhalten. Drückt man seine Kritik jedoch mit „Scheißbulle“ aus, dann kann es sein, daß man dafür eine Anzeige wegen Beamtenbeleidigung erhält. Es kommt hier nicht so sehr darauf an, ob man Kritik äußert, sondern in welcher Form.
Sie scheinen nicht verstanden zu haben, daß ich gar nicht die Meinungsfreiheit als solche angreife, sondern die Form, in der diese angewandt und mißbraucht wird. Nochmals: Nicht die Muslime werden sich daran gewöhnen, daß das, was ihnen heilig ist, im mißbrauchten Namen der Meinungsfreiheit geschmäht und beleidigt wird, sondern Sie sollten ihren Verstand gebrauchen und den Unterschied zwischen sachlicher Kritik und Massenbeleidigung erkennen.
In manchen Staaten, die noch Monarchien sind, wie Thailand oder Jordanien, wird Majestätsbeleidigung mit Gefängnis bestraft, und es es erscheinen dort keine Karikaturen der Könige. Warum sollte das Vorbild und religiöse Ideal von eineinhalb Milliarden Menschen weniger vor Beleidigung geschützt sein als solche weltlichen Herrscher?
Aus meiner Sicht wird ebensogut die Meinungsfreiheit von einigen Muslimen missbraucht wie aus deren Sicht andere die Meinungsfreiheit missbrauchen. Aus meiner Sicht wird nämlich der Film instrumentalisiert, um sich als Opfer darzustellen und dadurch Kritik generell zu tabuisieren. Ähnlich ist es, wenn Kritik geübt wird und dann diese Kritiker pauschal als PI-Leute diffarmiert werden. Oder etwa Rassismus-Vorwürfe gegenüber Einzelnen oder Gruppen (wie der Giordano-Bruno-Stiftung), die über solche Vorwürfe aufgrund Ihrer Handlungen erhaben sind. Das kann man durchaus auch als Hetze, Propaganda und Schmähungen interpretieren.
Wie kommt man nun aus dem Dilemma heraus? Wer hat die Deutungshoheit über Missbrauch von Meinungsfreiheit und welche Maßnahmen könnten dies verhindern?
Letztlich kann man nur das tun, was in der eigenen Macht liegt. Das heißt, wenn man Wert auf Respekt liegt, kann man ihn anderen gegenüber aufbringen. Man kann ihn auch fordern, aber eben nicht erzwingen.
Und was das Beleidigtsein angeht, sollte man sich vor Augen führen, dass das 100 Prozent der Bevölkerung so ergeht, dass Dinge passieren, die einen verletzen. Ebenso wie sich keiner davon frei sprechen kann, dass er Dinge tut oder sagt, die andere verletzen, manchmal bewusst, oft unbewusst. Je mehr man öffentlich agiert, desto mehr. Aber nicht jeder hat dann auch gleich den Wunsch, den anderen zu bestrafen. Man hätte den Film auch bei Youtube mit 10 Klicks vor sich hinvegitieren lassen können.
Wer die Meinungsfreiheit verteidigt, verteidigt damit nicht automatisch den Inhalt des Films.
Man sollte sich vor Augen führen, dass nur dadurch, dass man andere gewähren lässt (natürlich bis zu den Grenzen, die Gesetze vorgeben, wo man also die Ebene der Meinung verlässt) gesichert ist, dass andere einen selbst auch gewähren lassen. Deshalb ist die Verteidigung auch von Filmen, Meinungen usw. die man inhaltlich ablehnt, immer auch eine Verteidigung des eigenen Rechts auf Meinungsfreiheit.
„Warum sollte das Vorbild und religiöse Ideal von eineinhalb Milliarden Menschen weniger vor Beleidigung geschützt sein als solche weltlichen Herrscher?“
Weil er seit 1400 Jahren tot ist. Können Sie einen Toten beleidigen?
„Einen Film z. B., der die Deutschen insgesamt als blutrünstige Bestien darstellt, würden Sie vermutlich auch nicht als „deutschenkritisch“ bezeichnen, sondern eher als ein deutschenfeindliches Machwerk.“
Sehr richtig. Der Film stellt aber nicht alle Muslime an den Pranger, sondern Mohammed.
„Es kommt hier nicht so sehr darauf an, ob man Kritik äußert, sondern in welcher Form.“
Verstehe ich Sie richtig, dass Kritik nur dann erlaubt ist, wenn sie eine angemessene Form hat? Dürfen also nur „anerkannte und qualifizierte Islamwissenschaftler“ Kritik üben? Wer entscheidet darüber?
„Nochmals: Nicht die Muslime werden sich daran gewöhnen, daß das, was ihnen heilig ist, im mißbrauchten Namen der Meinungsfreiheit geschmäht und beleidigt wird […]“
Was ist „heilig“? Es gibt Menschen, denen ist ihr Auto heilig. Hindus betrachten Kühe als heilig. Würden Sie deswegen auf den Verzehr von Rindfleisch verzichten? Und auch hier wieder die Frage: Wer definiert, was heilig ist und was nicht?
Wie es aussieht, gibt es hier eine Menge Daniels, die sich angesprochen fühlen. PI-News lässt grüßen. Immer wieder witzig, wenn Hassprediger von Meinungsfreiheit fabulieren. Ich glaube Hitler war auch ein Anhänger der Meinungsfreiheit, bis er an die Macht gekommen ist.