Partiziano
Eine neue Liga-Tour
Zwischen der Liga und der Lega Nord bildet Berlusconi ein Band oder auch bindende Verflechtungen, die dem Filz der FIFA sehr ähnlich sind. Inzwischen wählt Kevin-Prince Boateng den Königsweg und überlässt den Rassisten damit eben nicht das Feld, sondern schickt sie vom Platz und aus dem Stadion - für 6 Jahre und hoffentlich noch weitere cien años de soledad.
Von Marcello Buzzanca Donnerstag, 10.01.2013, 8:28 Uhr|zuletzt aktualisiert: Montag, 14.01.2013, 20:59 Uhr Lesedauer: 5 Minuten |
Bitte nicht den Rasen betreten! Dieses Schild findet sich ja oft auf Grünflächen, die gerade neu gepflanzt wurden oder aus Prinzip vor fremdem Versen verschont werden sollen. Schließlich können ja auch Wortkletterpflanzen aus artikulatorischen Keimen Reime verbreiten, die eine große Infektionsgefahr für geschützte Arten darstellen können. Zu diesen geschützen … pardon … gehätschelten Arten gehört ohne Zweifel auch die Spezies Homo Pes Pillarum Professionensis.
Diese unter Laienwissenschaftlern auch Profi-Fußballer genannte Art ist schützenswert, zumindest für deren Züchter, die großen Traditionsvereine. Diese bauen deshalb eben Zäune um ihre Rasen. Dass diese Barrikaden andererseits keine Chance haben, verbale Virusattacken abzuhalten, hat sich jüngst in der norditalienischen Provinz gezeigt.
Lega-Land versinkt
Das Land der Lega ist an und für sich bestens bekannt dafür, dass es fremde Ra(s)sisten gerne beherbergt und sogar eigene heranzieht. Aus den eigenen Reihen nämlich stammt einer jener Schreihälse, die Kevin-Prince Boateng letztlich dazu bewogen, den Königsweg zu nehmen und den Platz nach rassistischen Häemrufen zu verlassen: Riccardo Gritti, 21jähriger Lokalpolitiker und Mitglied der Lega Nord.
Die Lega Nord ihrerseits versinkt gerade im eigenen Veruntreuungsmolloch, was aber kein Wunder ist, da die Po-Ebene an sich ja mit Geröll und anderem Material von den Alpen ausgefüllt wurde, sagt Wikipedia. Dort steht übrigens auch noch etwas von Morassetrog und flachmarinen Ablagerungsumgebungen. Keine Ahnung, was das genau ist, aber es scheint klar, wer aus einem Trog frisst und dass Hohlköpfe immer oben schwimmen, auch wenn die Marina geringes Niveau hat.
Von höchster Stelle kamen in jedem Fall Lob und Anerkennung für Boatengs Entschluss, sich nicht von den Fans eines Regionalliga-Klubs beleidigen zu lassen. Also schoss er den Ball in die Menge, traf leider keinen der buhenden Idioten und verließ den Platz – und mit ihm wenig später das gesamte Team.
Schon sprang der Cavaliere von seinem im Hinterhalt geparkten Ross aus dem Gebüsch der Schönheitsfarm, vielleicht aber auch aus dem Sauerstoffsarg oder von seiner Geliebten und mitten in die Kamera: Als Präsident des AC Mailand ergriff er Partei für Boateng und sagte, dass seine Mannschaft auch bei einem Championsleague-Spiel gegen Real Madrid vom Platz ginge, wenn rassistische Beleidigungen aus dem Publikum kämen.
Platzverweis mit Netzer-Move abgewehrt
Leider nimmt sich der Polter-Politiker niemals selbst vom Platz, sondern wechselt sich lieber immer wieder aus und ein – auf verschiedene Positionen und immer in dieselbe Lega. Die hat nämlich nun wieder Kontakt mit ihrem Lieblingsstürmer aufgenommen und gemeinsam werden sie Mario Monti und die anderen Kandidaten um den Schleudersitz im Palazzo Chigi herausfordern.
Chigi spricht sich übrigens ungefähr so wie Kidji, wobei das j ein eher weiches wie bei Journalist ist. In jedem Fall erinnert es mich immer an Kitschi, was einem eher harten Tsch-Laut entspricht und damit die Wahrheit um Journalisten und deren Leben am Hofe von Silvio Sainte Berlusconi nicht widerspiegelt. Die werden nämlich auch dann wieder ein gutes Leben haben, wenn sie sich mit der Hofberichterstattung des künftigen Wirtschaftsministers zufriedengeben.
Ja, des Wirtschaftsministers. Dieses Amt nämlich strebt Berlusconi an und schon stehen der Bundeskanzlerin die Haare zu Berge. Berlusconi und Wirtschatfsminister! Dann würde er wahrscheinlich seine Orgien mit der Ausgabe italienischer Staatsanleihen finanzieren. Jede Emission trüge dann den Titel der teuersten Prostituierten, die er zu dem jeweiligen Gelage einlanden würde: Heute folgt die Emission mit dem Titel Tette Culo (was man wohl nicht übersetzen muss).
Die Iden oder Idioten des März, die ihn wählen, werden damit zu Messerschärfern für noch fließendere Übergänge zwischen Politik und Porno – also jenes, was der Ex-Ex-Premier ja traditionell in sich und seinen Ämtern vereint hat. Und wenn die Bettgeschichten des Medien-Moglis die Titten-Titel-Seiten der Gazzetta dello Sport schmücken, hat Silvio wieder einmal den Netzer-Move gemacht…
Es zwitschert die FIFA-Fauna
Fast unisono ist die Anerkennung für Kevin-Prince Boateng und das Verständnis für seine Empörung. Seiner Enttäuschung hat er übrigens bei Twitter Luft gemacht. Einen Twitter-Account hat übrigens auch der FIFA-Präsident. Dafür hat er einen oder mehrere Ghostwriter angeheuert. Seppo blättert nämlich gerne mal was hin, wenn es darum geht, Enttäuschungen zu verkraften, wenn sich beispielsweise Stimmen gegen ihn erheben oder eben verstummen, also ihm keine Stimme gegeben wird. In jedem Fall äußerte sich der oberste Ball-Kopf skeptisch über Boatengs Entschluss, den Platz zu verlassen.
Schließlich könne man das ja künftig pauschal dazu nutzen, immer dann abzuhauen, wenn man gerade verliere, somit einen Spielabbruch provozieren und die Niederlage zumindest zeitweilig abwenden. Das schien er zumindest sagen zu wollen, als er von einem starken Signal Boatengs aber auch davon sprach, dass ein Verlassen des Platzes doch langfristig keine Lösung sei.
Sedisvakanz? Lieber weiter bla(e)tter(n)!
Das Kleben am Stuhl hat der FIFA-Boss ja schließlich professionalisiert und jeder weiß, dass Blatter auch bei den übelsten Niederlagen niemals den Platz verlassen, sondern eher die Brieftasche und/oder Platzkarten für hohe FIFA-Gremien gezückt hat: Isch gütli, moi Bäschter! Gibscht mir doi Stimm, odrrr?? Und wer auf die Stimme nicht hören wollte, der konnte zusehen, wie sein Land aus dem Fußball-Kosmos gestrichen wurde. Ersatzlos auf die Bank verbannt, aber die hat ja nun auch in der Schweiz keinen unantastbaren Stand mehr. Da kann einem Angst und Bange werden, oder wie man in Italien sagt: Ho una fifa blu – Ich habe einen Mordsschiss.
Und wenn wir schon bei Fußball-Geschichte, mahnenden Moneten und Momenten der Furcht sind, sei noch auf den Profifußballer Gerald Asamoah und sein bald erscheinendes Buch hingewiesen. Das Werk „Dieser Weg wird kein leichter sein,,,“ Mein Leben und ich ist nicht etwa die bälletristische Interpretation des Songs von Xavier Naidoo, sondern ein Rückblick des in Ghana geborenen Profi-Kickers auch auf seine Zusammentreffen mit dem Rassismus der Rasisten: Mit respektlosen Zuschauern und Affen-Rufen, Ausgrenzung statt Anerkennung für seine Leistungen, mit Enttäuschung ob fehlender Unterstützung seitens seiner Teamkameraden und mit dem Willen, trotzdem das Trikot der deutschen Nationalmannschaft mit Stolz zu tragen – und nicht zu er-tragen. In diesem Sinne sind wir alle Boatengsamoah, Asamboahtengs und in jedem Fall Zeugen Yebohas , denn wie Dragoslav „Stepi“ Stepanovic bereits 1992 sagte: Lebbe geht weider! Aktuell Meinung
Wir informieren täglich über das Wichtigste zu Migration, Integration und Rassismus. Dafür wurde MiGAZIN mit dem Grimme Online Award ausgezeichnet. Unterstüzte diese Arbeit und verpasse nichts mehr: Werde jetzt Mitglied.
MiGGLIED WERDEN- Fachkräftemangel vs. Abschiebung Pflegeheim wehrt sich gegen Ausweisung seiner Pfleger
- Nach Budget-Halbierung Regierungsbeauftragter für Reform der Integrationskurse
- „Diskriminierend und rassistisch“ Thüringer Aktion will Bezahlkarte für Geflüchtete aushebeln
- „Hölle“ nach Trump-Sieg Massenabschiebungen in den USA sollen Realität werden
- Verwaltungsgerichtshof Nürnberg muss Allianz gegen rechts verlassen
- Ein Jahr Fachkräftegesetz Bundesregierung sieht Erfolg bei Einwanderung von…
Pingback: Partiziano – Migrationsdynamimik | MiGAZIN
Pingback: Rezension: Gerald Asamoah - "Dieser Weg wird kein leichter sein..." - Diskriminierung, Fremdenfeindlichkeit, Fussball, Gerald Asamoah, Integration, Marcello Buzzanca, Rassismus - MiGAZIN