Buchtipp zum Wochenende
Neue Nazis – „Freiheit statt Islam“ statt „Ausländer raus!“
Die extreme Rechte wandelt und radikalisiert sich. Trotz des Auffliegens des NSU-Terrors wird die Gefahr weiter unterschätzt. Und die emsige Verbotsdiskussion um die NPD lenkt die Aufmerksamkeit in die falsche Richtung.
Freitag, 01.02.2013, 8:24 Uhr|zuletzt aktualisiert: Mittwoch, 06.02.2013, 6:16 Uhr Lesedauer: 1 Minuten |
Die Journalisten Toralf Staud und Johannes Radke sind Kenner der rechtsextremen Szene und geübte Stilisten. In ihrem Buch „Neue Nazis. Jenseits der NPD: Populisten, Autonome Nationalisten und der Terror von rechts“, konstatieren die beiden, dass trotz des Auffliegens der Zwickauer Terrorzelle der Rechtsextremismus unterschätzt wird. Das habe unter anderem auch damit zu tun, dass sich das Erscheinungsbild der Rechtsradikalen grundlegend verändert habe, während medial weiterhin das Bild vom Skinhead in Springerstiefeln und Bomberjacke vermittelt werde.
Das ist nach Auffassung der beiden Autoren aber weitgehend überholt. Die „Autonomen Nationalisten“ (AN) mit ihrem aktionistischen Auftreten und der bewussten Anlehnung an den popkulturellen Stil der Linksautonomen wirkten heute anziehender auf Jugendliche als jede andere rechtsextreme Szene.
Zudem ist Staud überzeugt davon, dass die gegenwärtige Debatte um ein NPD-Verbot wenig bringt. „Sie ist in hohem Maße Symbolpolitik und lenkt den Blick eher weg von den akut gewaltbereiten Rechtsextremisten.“
Das Buch bietet einen guten und gut lesbaren Überblick darüber, wie sich Rechtsradikalismus in Deutschland heute darstellt. Sie zeichnen den Aufstieg rechtspopulistischer Bewegungen nach, die ihren Rassismus unter dem Deckmantel der „Islamkritik“ im Internet pflegen. Diesem Thema ist vor allem das Kapitel „Freiheit statt Islam“ statt „Ausländer raus!“ gewidmet.
Der Vorsitzende des Bundestags-Untersuchungsausschusses zum NSU-Terrorismus, Sebastian Edathy (SPD): „Das Buch liefert eine gute, kompakte Übersicht aktueller Entwicklungen im deutschen Rechtsextremismus.“ Aktuell Feuilleton
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Meine Antwort auf die unzutreffende Behauptung, der Islam bedeute Unfreiheit lautet:
Bereits der römische Philosoph Seneca hatte erkannt: „In einem Königreich sind wir geboren: Gott gehorchen ist Freiheit“ [De vita beata – vom glücklichen Leben 15.7.]. Dieser Gehorsam Gott gegenüber befreit uns davon, unserer Triebseele (Nafs, Ego) in deren Neigungen und Gelüsten und derjenigen anderer Geschöpfe zu folgen und zu gehorchen.
Mißbraucht jemand die Religion – welche auch immer – für seine eigenen machtpolitischen Interessen, dann ist das nicht die Schuld der Religion als solcher.
Diejenigen, die Machtmißbrauch, Unfreiheit, Unterdrückung und Verfolgung am ehesten zu verwirklichen bereit und imstande sind, sind gerade diejenigen, die den Islam mit Unfreiheit gleichsetzen.