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Integration im 16:9 Format

50 Jahre Koreaner in Deutschland – Stille und Unsichtbarkeit überwinden

Im Oktober 2011 wurde das deutsch-türkische Anwerbeabkommen gefeiert – auf höchster Ebene. Medien schrieben und berichteten ausführlich – schon Monate im Voraus. Im November 2013 steht das 50-jährige Jubiläum der koreanischen „Gastarbeiter“ an – und es tut sich nichts.

Von Montag, 22.04.2013, 8:28 Uhr|zuletzt aktualisiert: Samstag, 09.05.2020, 0:58 Uhr Lesedauer: 4 Minuten  |  

Als sich im Oktober 2011 das deutsch-türkische Anwerbeabkommen zum 50. Male jährte, waren die Bundesregierung und die Medienanstalten sehr bemüht, diesem Anlass einen würdigen Rahmen zu verleihen. Schon Monate vor dem Jubiläum berichteten die Medien fast täglich über das bevorstehende Ereignis. Dokumentarfilme über die Ankunft und das Leben der Türken in Deutschland wurden in regelmäßigen Abständen gezeigt. Große Zeitungen brachten Geschichten über die türkischen Gastarbeiter auf den Titelseiten. Landesweit wurden Festakte gehalten und große Reden geschwungen. Stiftungen hielten Podiumsdiskussionen. Museen organisierten Ausstellungen. Die Integrationsbeauftragte Maria Böhmer besuchte die Türkei und fuhr sogar eine kurze Strecke des in Istanbul gestarteten Sonderzugs mit einer deutsch-türkischen Delegation bis zur Endhaltestelle München mit. Natürlich durften Worte der Dankbarkeit des Bundespräsidenten und der Bundeskanzlerin nicht fehlen. Spätestens dann wusste jeder in dieser Republik über diesen feierlichen Anlass Bescheid.

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50 Jahre Koreaner in Deutschland
Im November 2013 feiern die ehemaligen koreanischen Gastarbeiter ihr 50-jähriges Jubiläum in Deutschland. Am 16. November 1963 trat das Anwerbeabkommen, eine „Vereinbarung über ein Programm zur vorübergehenden Beschäftigung koreanischer Bergarbeiter im deutschen Steinkohlenbergbau“ zwischen beiden Ländern in Kraft. Die erste Gruppe von 263 koreanischen Bergarbeitern traf im Zeitraum zwischen dem 21. und 27. Dezember 1963 in Deutschland ein. Rund 120 koreanische Bergarbeiter fanden bei Grubenunglücken den Tod. Auch die Koreaner haben maßgeblich zum Beitrag des Wirtschaftswunders in Deutschland beigetragen. Von 1963 bis zum Anwerbestopp 1977 kamen rund 8.000 koreanische Bergarbeiter nach Deutschland. Weitere 10.000 Krankenschwestern folgten ihnen. Vom allgemeinen Anwerbestopp ausländischer Arbeitnehmer, bedingt durch die Ölkrise im Jahr 1973, waren die Koreaner zunächst verschont geblieben. Die Anwerbung weiterer koreanischer Gastarbeiter wurde damit begründet, dass Deutschland dadurch „technische Entwicklungshilfe“ leistet. Im Jahr 2004 geht der letzte koreanische Bergarbeiter in Rente. Als die Bundeskanzlerin rund 150 ehemalige Gastarbeiter zu ihrer Veranstaltung „Deutschland sagt Danke“ ins Bundeskanzleramt einlädt, sind die ehemaligen koreanischen Bergarbeiter nicht vertreten.

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Warum ich damit anfing
Als ich vor zwei Jahren anfing auf das 50-jährige Jubiläum der Koreaner in Deutschland hinzuarbeiten, hörte ich von vielen u.a. auch hochrangige Politiker, dass dies vergebene Mühe ist. Doch zu meiner deutsch-koreanischen Eigenschaft gehört die Hartnäckigkeit dazu. Denn, wenn nicht ich bzw. wir, wer sonst wird sich für die Generation meiner Eltern einsetzen. Die Mehrheit der einheimischen Gesellschaft ist unwissend über diesen Teil der doch bedeutsamen „deutschen“ Geschichte. Es wurde zu meiner Lebensaufgabe, die Taten der ersten Generation koreanischer Gastarbeiter in Erinnerung zu halten. Denn sie waren der Anfang unseres Lebens in Deutschland. Ohne ihre Aufopferung und Glauben an einer besseren Zukunft wäre der Wechsel vom Arbeiter zum Akademiker innerhalb einer Generation nicht gelungen.

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Auflösen wie eine Aspirin-Tablette
Mein Freund der Rabbiner Yitzchak Mendel aus Krefeld sagte mir einmal, dass Integration nicht bedeuten darf, sich wie ein Aspirin in Wasser aufzulösen. Die Koreaner in Deutschland haben sich gut, vielleicht zu gut, integriert, wie ein Aspirin, das sich in Wasser aufgelöst hat. Doch mit der aussterbenden ersten Generation Koreaner in Deutschland wird spätestens nach der vierten Generation keine koreanische Kultur in Deutschland geben, wenn wir es weiter zulassen uns so zu formen, wie die Mehrheitsgesellschaft es will. Mit lakaienhaften, lautlosen und schwachen Asiaten kann man das schließlich machen.

Integrationspolitik – Nur eine Show?
Das 50-jährige Jubiläum des deutsch-koreanischen Anwerbeabkommens gibt Anlass über unsere Integrationspolitik nachzudenken und sich die Frage zu stellen, warum die Bundesregierung und die Medien stumm bleiben. Warum werden hier keine Reden geschwungen, keine Festakte zelebriert, Podiumsdiskussionen veranstaltet und Ausstellungen organisiert? Warum bereist die Integrationsbeauftragte Maria Böhmer nicht Korea, wie sie es im Jubiläumsjahr des deutsch-türkischen Anwerbeabkommens getan hatte? Bedeutet die Integrationspolitik in Wirklichkeit nur die Einbindung der Türken in Deutschland? Gehören nur der Islam zu Deutschland und ihre Muslime? Was ist mit den anderen Minderheiten in Deutschland? Sind sie überflüssig bzw. politisch irrelevant, weil sie nicht die Stärke der Anzahl der rund drei Millionen Türken verfügt?

Mit den Koreanern haben wir kein Problem bei der Integration. Sie sind schließlich gut integriert, so heißt es. Doch wenn laut- und teilnahmslos, sowie in einer parallelen koreanischen Infrastruktur zu leben Integration bedeutet, dann sollten wir diesen Begriff neu anfangen zu definieren. Zudem sollten wir uns die Frage stellen, wenn die Koreaner in Deutschland so eine hohe Bildungsquote vorweisen, wo spiegelt sie sich in den deutschen Unternehmen wieder? Dort sehe ich kaum asiatische Gesichter.

50 Jahre der Stille und Lautlosigkeit sind genug. Jetzt ist die Zeit gekommen, die Stille und Lautlosigkeit in ohrenbetäubendem Lärm und Partizipation umzuwandeln. Leitartikel Meinung

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  1. Die Emotionale sagt:

    Wir sind alle Ausländer – überall!! Es kommt darauf an zu lernen und zu akzeptieren, dass man nicht immer geliebt, aber – hoffentlich – respektiert wird.