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Das Kopftuch

Verschleierte Probleme

Nur wenig wird in Integrationsdebatten so leidenschaftlich diskutiert wie das Kopftuch. Immer wieder wird in Diskussionen der Ruf nach Kopftuchverboten laut. Dabei ist das Kopftuch in Wirklichkeit nicht das Problem.

Von Laura Wallner Donnerstag, 23.05.2013, 8:28 Uhr|zuletzt aktualisiert: Sonntag, 26.05.2013, 22:00 Uhr Lesedauer: 4 Minuten  |  

Das Kopftuch ist in den vergangenen Jahren zu einem viel diskutierten Symbol des Islam in Deutschland geworden und hat leidenschaftliche Diskussionen über Integration ausgelöst.

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In acht der 16 Bundesländer gibt es mittlerweile ein Kopftuchverbot für Lehrerinnen, die an staatlichen Schulen unterrichten. Die meisten dieser Gesetze enthalten ein Verbot religiöser Symbole, mit Ausnahme von Symbolen der christlichen oder jüdischen Tradition vor – nur Berlin hat sämtliche religiöse Symbole für Lehrer verboten.

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Von Befürwortern des Kopftuchverbots werden hauptsächlich zwei Gründe genannt: die negative Religionsfreiheit der Schüler, sowie die Gleichstellung der Frau, der das Kopftuch als Unterdrückungssymbol entgegen stehe. Es wird dabei grundsätzlich davon ausgegangen, dass die betroffenen Frauen das Kopftuch nicht freiwillig tragen, sondern von einem Mann, meistens dem Vater oder dem Ehemann, dazu gezwungen worden seien.

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Die negative Religionsfreiheit wird durch Artikel 4 des Grundgesetzes geschützt und steht in diesem Zusammenhang im Widerspruch zur Religionsfreiheit der betroffenen Lehrerin. Die Frage ist, inwieweit die Religionsfreiheit der Schüler durch das Tragen eines Kopftuchs durch eine Lehrerin beeinträchtigt wird. Insbesondere die Tatsache, dass christliche oder jüdische Symbole, wie zum Beispiel eine Kette mit einem Kreuz, erlaubt sind, lässt daran zweifeln. Verfassungsgemäß wären im Grunde nur zwei Regelungen: entweder alle religiösen Symbole würden an Schulen verboten oder alle religiösen Symbole werden zugelassen. Zweiteres erscheint wünschenswert, da so die Pluralität einer Gesellschaft auch in der Schule abgebildet werden kann und niemand in seiner Religionsfreiheit beeinträchtigt wird. Es ist erstrebenswert, dass junge Menschen der Vielfalt einer Gesellschaft auch in der Schule begegnen. Erst so kann sie eine Selbstverständlichkeit werden.

Wesentlich bedenklicher als ein Kopftuch oder eine Kette mit einem Kreuz, die deutlich einer Person und damit ihrer persönlichen Religionsfreiheit zuzuordnen sind, sind hingegen die Kruzifixe, die beispielsweise in Bayern in vielen Klassenzimmern hängen. Hier ist das religiöse Symbol ganz eindeutig nicht mit einer Person, sondern mit einem staatlichen Gebäude verbunden, weshalb die religiöse Neutralität des Staates nicht mehr gewahrt ist.

Der wesentlich kritischere Punkt in der Diskussion um das Kopftuch ist die Symbolik, die ihm insbesondere von Verbotsbefürwortern und Migrationskritikern zugeschrieben wird. Frauen, die ein Kopftuch tragen, werden grundsätzlich als unterdrückt und schlecht integriert angesehen. Dies ist nicht nur, aber insbesondere, im Bezug auf Lehrerinnen zweifelhaft. Die Frauenrechtlerin Alice Schwarzer hat das Kopftuch bereits mehrfach als „die Flagge des Islamismus“ bezeichnet und mit dem Judenstern verglichen. Dieser Vergleich ist vollkommen unangebracht, da er suggeriert, das Kopftuch sei eine Kennzeichnung von außen. Den Kopftuchträgerinnen wird somit jegliche Selbstbestimmung von vornherein abgesprochen. Er stellt sie zudem in die Ecke des Terrorismus, da dieser mit dem Begriff des Islamismus verbunden ist. Dies ist im Allgemeinen vollkommen unbegründet.

Die Symbolik des Kopftuchs ist nicht die entscheidende Frage. Durch ein Kopftuchverbot sollen Frauen dazu gezwungen werden, ihr Kopftuch abzulegen. Man nimmt wegen ihres Kopftuches an, dass sie von ihren Männern unterdrückt und bevormundet werden. Ein – angenommener – Zwang wird hier also lediglich durch einen anderen ersetzt. Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch hat sich mit den Auswirkungen des Kopftuchverbots für Lehrerinnen beschäftigt und kommt zu einem eindeutigen Ergebnis: Das Kopftuchverbot bringt die Lehrerinnen in eine unglaublich schwierige Situation. Viele der befragten Frauen tragen ihr Kopftuch aus Überzeugung und sind nun hin- und hergerissen zwischen ihrer Überzeugung und der Ausübung ihres Berufes.

Das selbstbestimmte Leben dieser Frauen wird durch ein Kopftuchverbot keinesfalls verbessert, es wird im Gegenteil eher verhindert. Das Kopftuchtragen zu verbieten trägt also weder zur Emanzipation der betroffenen Frauen bei, noch zur Integration von Frauen mit Migrationshintergrund. Oftmals wird zusätzlich ein Migrationshintergrund unterstellt, obwohl es sich um Menschen ohne Migrationshintergrund handelt, die zum Islam konvertiert sind. Die Gleichsetzung von Kopftuch und Migrationshintergrund ist das zentrale Problem.

Es ist also offensichtlich, dass das Kopftuch in der Debatte eine vollkommen andere Symbolik bekommen hat. Es steht für unterdrückte Frauen als Zeichen der Rückständigkeit des Islam und für fehlende Integration. Das sagt mehr über die unsere Gesellschaft aus als über Kopftuchträgerinnen.

Zusätzlich ist die Frage, warum ein Sturm der Empörung losbricht, wenn eine vermeintlich unterdrückte Frau ein Kopftuch trägt, die Empörung bei Gehaltsunterschieden von 22 Prozent zwischen Männern und Frauen in Deutschland aber ausbleibt. Auch diese Tatsache deutet darauf hin, dass es Verbotsbefürwortern nicht um die Gleichstellung der Frau geht.

Gedanken machen müssen wir uns über unseren Umgang mit Vielfalt und über die strukturelle Benachteiligung von Frauen in unserer Gesellschaft.

Das Kopftuch ist jedenfalls nicht das Problem. Aktuell Meinung

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  1. Lionel sagt:

    Das Kopftuch einer Muslimin ist sicher kein Glaubenssymbol, aber es kann der sichtbare Ausdruck einer bestimmten Glaubensüberzeugung sein.
    Fr. Ludin jedenfalls hat es so gesehen, sie betrachtete das Tragen eines Koptuchs als religiöse Verpflichtung.
    Ganz unstrittig ist ein Kruzifix ein Glaubenssymbol – jedoch können sowohl ein Glaubenssymbol (Kreuz), als auch der sichtbare Ausdruck einer religiösen Überzeugung (Kopftuch) auf die negative Religionsfreiheit einwirken.

    Mit Fr. Ludin direkt vergleichbar wäre eine den Ordenshabit tragende Nonne oder ein evangelikaler Lehrer, der ein T-Shirt mit der Aufschrift“Jesus liebt Dich“ trägt.
    Das sind natürlich auch keine Glaubenssymbole, jedoch wird man auch hier eine potentielle Einwirkung auf die negative Religionsfreiheit kaum verkennen können.

    Der Vorwurf an das BVerfG, es würde bei der Beurteilung der negativen Religionsfreiheit je nach betroffener Religion unterschiedliche Maßstäbe
    anwenden, scheint mir nicht zutreffend zu sein.
    Das BVerfG folgt in seiner Argumentation im Fall Ludin im wesentlichen der Argumentation im Kruzifix-Beschluss von 1995.
    Auch hier wurde Einwirkung auf die negative Religionsfreiheit als gegeben angenommen.

    Die in der Tat inkonsistenten Kruzifix-Urteile des EGMR in Straßburg sind dagegen eine andere Baustelle.
    Hier ging es um Italien und dort entschied die Große Kammer 2011 anders als die Kleine Kammer 2009.

    Einmal von dieser Thematik abgesehen, habe ich auch den Eindruck, dass bestimmte Einwanderergruppen mit der über Jahrhunderte gewachsenen Struktur und der Tradition dieses Nationalstaats ihre Schwierigkeiten haben.
    Um es deutlich zu sagen: Ich empfinde da mangelnde Achtung (das Wort Respekt schätze ich nicht)
    Wer nur Achtung für die eigene (mitgebrachte) Tradition einfordert, die Vorgefundene aber ignoriert, macht sich nicht nur unglaubwürdig, er setzt sich auch dem berechtigten Vorwurf aus, ihm gehe es nicht um allgemeingültige Werte, sondern lediglichum Vorteile und Privilegien für eine bestimmte Personengruppe.

  2. Marie sagt:

    @aloo masala

    Das BVerfG hat überhaupt nicht die Befugnis ein Urteil zu kassieren, es ist kein Oberstes Gericht, keine “Superrevisionsinstanz”.
    Die erforderliche Rechtsgrundlage ergab sich spätestens mit dem Urteil des VG Stuttgart im Jahr 2000 in diesem Fall, in dem dem Land BW Recht gegeben wurde.
    Der Verwaltungsgerichtshof BW und das BVerwG haben nachfolgend dieses Urteil bestätigt.
    Und deshalb bestand bis zum Entscheid des BverfG im Jahr 2003 natürlich eine gerichtsbestätigte Rechtsgrundlage.
    Das BVerfG erachtete diese als zwar nicht ausreichend, zeigte aber an, wie diese geschaffen werden könne.
    Und der Gesetzgeber in BW hat dann umgehend die gesetzliche Grundlage geschaffen – wo ist das Problem?

    Ihre Wortklaubereien sind mal wieder vom Feinsten – ob das VG Stuttgart dem Land BW recht gegeben hat, spielt bei der Beurteilung keine Rolle – vielmehr belegt dieser Umstand, dass das Land BW vor dem VG Stuttgart trotz fehlender hinreichender Rechtsgrundlage recht bekommen hat, eindrucksvoll, dass es das VG Stuttgart mit der Verfassung und den hinreichenden Rechtsgrundlagen für die Einschränkung der Religionsfreiheit nicht so genau nimmt, wenn es um Kopftücher und die Religion der Anderen geht.

    Die erforderliche Rechtsgrundlage ergab sich keineswegs durch das Urteil des VG, wie Sie hier flott behaupten, denn die erforderliche Rechtsgrundlage muss selbstverständlich hinreichend sein.

    Im Übrigen halte ich die von Baden-Württemberg nachträglich geschaffene sogenannte Rechtsgrundlage ebenfalls für verfassungswidrig – entweder man verbietet sämtliche Symbole jedweder Religion ausnahmslos bei allen Lehrkräften, in diesem Falle dürften auch christliche Lehrkräfte kein Kreuz mehr um den Hals tragen, oder eben nicht. Dann dürfen die einen Kreuze um den Hals und die anderen Kopftücher oder sonstwas tragen. Alles andere ist Diskriminierung aufgrund der Religionszugehörigkeit. . Noch unglaublicher wird die Angelegenheit, wenn man bedenkt, dass im „Freistaat“ staatliche Kruzifixe an staatlichen Wänden hängen, während man Andersgläubigen private Kopftücher auf privaten Köpfen verbietet. Da bekommt der Begriff „Freistaat“ einen ganz neuen Inhalt – frei von elementaren Rechtsgrundsätzen im Hinblick auf die universalen Menschenrechte.

  3. aloo masala sagt:

    @Lionel

    Können Sie bitte konkreter sagen, welche Einwanderer-Gruppen Ihrer Meinung nach pauschal mangelnde Achtung gegenüber der Struktur und den Traditionen dieses Nationalstaats entgegenbringen und es ihnen lediglich um eigene Vorteile und Privilegien geht?

  4. aloo masala sagt:

    Die Frage an Lionel lautete:

    —-
    Können Sie bitte konkreter sagen, welche Einwanderer-Gruppen Ihrer Meinung nach pauschal mangelnde Achtung gegenüber der Struktur und den Traditionen dieses Nationalstaats entgegenbringen und es ihnen lediglich um eigene Vorteile und Privilegien geht?
    —-

    Eine Antwort steht weiterhin aus. Meine Schlussfolgerung ist, dass in Lionels Äußerungen eine glasklare rassistische Denkweise zutage tritt, sofern man die am weitesten verbreitete und am meisten akzeptierte Definition von Albert Memmi zugrunde legt.

    Memmis Definition besteht aus 4 Komponenten:

    1. Differenz: Lionel betont (fiktive) Unterschiede zwischen bestimmten Einwanderer-Gruppen, die er nicht näher kennzeichnet. Berücksichtigt man den Kontext der Diskussion, kann Lionel nur die türkischen und muslimischen Einwanderer gemeint haben. Der fiktive Unterschied besteht darin, dass bestimmte Einwanderergruppen den deutschen Traditionen mangelnde Achtung entgegen bringen und nur auf eigene Vorteile bedacht sind.

    Es handelt sich hier um ein Konstrukt, weil Lionel in seinem Argument ignoriert, dass es vor allem nicht-christliche Deutsche sind, die in Klagen gegen das Kruzefix ihre „mangelnde Achtung gegenüber den Traditionen dieses Nationalstaats“ entgegenbringen.

    Auf der anderen Seite sprachen sich in der Vergangenheit beispielsweise islamische Verbände gegen ein Kruzefix-Verbot aus.

    Lionel konstruiert also einen fiktiven Unterschied zwischen den „bestimmten Einwanderergruppen“ und den ganzen Rest.

    2. Wertung: Das bloße Aufzeigen eines (hier: konstruierten) Unterschieds zwischen zwei Gruppen stellt für sich allein genommen noch keinen Rassismus dar. Rassismus beginnt mit der Wertung. Die Wertung ist bei Lionel durch negative Konnotationen gegeben (mangelnde Achtung, Egoismus). Bemerkenswert ist, dass die größten Kritiker des Christentums aus den eigenen Reihen der Deutschen kommen, diese Kritik jedoch bestimmten Einwanderergruppen zugeschrieben und als negative empfunden wird. Man selbst nimmt sich jedoch gerne das Recht heraus, den Islam bis unterhalb der Gürtellinie zu kritisieren. Das nennt man dann Verteidigung der Traditionen und demokratischen Werte.

    3. Verallgemeinerung: Die Verallgemeinerung drückt sich durch eine kollektive und pauschale Beschreibung der bestimmten Einwanderergruppen aus.

    4. Funktion: Über die Motivation kann natürlich immer nur spekuliert werden. Üblicherweise besteht der Zweck darin, die eigene Position durch Schwächung der Anderen zu festigen.

    Ich bitte Lionel erneut, wegen seiner fragwürdigen, für mich eindeutig rassistischen Aussagen Stellung zu beziehen.

  5. Paco sagt:

    Diese ganze Diskussion hier finde ich sehr Schade. Ich bin Atheist und finde, dass Religion eine reine Privatsache ist, die nichts in Schulen verloren hat. Ich persoenlich finde sowohl Kruzifixe an Waenden, wie auch an Haelsen, aber auch Kopftuecher oder Jesus-T-shirts, komplett unangebracht. Kinder kommen unschuldig auf die Welt und ohne irgendeine Ideologie. Es ist eine Schande, dass ihnen dann Weltanschauungen aufgezwungen werden, die von irgendwelchen Maennern im mittleren Osten vor 4000, 2000 oder 1400 Jahren erfunden wurden. Sorry, aber das Europa vo heute ist schwer mit dem antiken Palaestina oder dem mittelalterlichen Saudi Arabien vergleichbar. Regeln von damals moegen damals ihre Richtigkeit gehabt haben (vielleicht?!), aber wohl kaum heute. Die meisten Europaer gehoeren und haben auch noch nie einer Beduinengesellschafft aus dem 6 Jhr. angehoert.

    Die meisten Juden, Christen und Moslems sehen das natuerlich anders und manipulieren ihre Kinder von kleinauf, damit sie auch schoen auf dem „richtigen“ Pfad bleiben. Die meisten dieser Kinder werden bei der Religion ihrer Eltern bleiben und diese dann wiederum an ihre Kinder weitergeben. Ich faende es toll, wenn man Kindern 14-16 Jahre Zeit geben wuerde, sich eine eigene Meinung zu bilden, bevor man sie mit diesen „Maerchen“ konfrontiert. Ich bin sicher, dass es dann weniger religioese Menschen gaebe, aber das waere natuerlich eine Katastrophe fuer unsere grossen monotheistischen Religionen des Friedens, denn es wuerde zeigen, dass man weder Christ noch Moslem sein muss, um ein guter Mensch zu sein.

  6. Lionel sagt:

    @aloo masala

    Normalerweise beantworte ich keine rabulistisch konstruierten Fragen, wie jene in ihrem Beitrag vom 9. Juni, aber da ich so nett gebeten werde…

    Ich schrieb: „Einmal von dieser Thematik (Kruzifix/Kopftuch) abgesehen, habe ich auch den Eindruck, dass bestimmte Einwanderergruppen mit der über Jahrhunderte gewachsenen Struktur und Tradition dieses Nationalstaats ihre Schwierigkeiten haben.“
    Man beachte das Wort Eindruck. Ein Eindruck kann objektiv richtig oder falsch sein – es ging mir aber nicht darum, Wahrheiten zu verkünden, sondern um mein ganz persönliches, rein subjektives Empfinden wiederzugeben.
    Was kann daran verwerflich sein?
    Selbstverständlich können emotionale Eindrücke trügen, es ändert jedoch nichts an der Tatsache, dass man sie hat, das kundzutun, darauf kam es mir an.

    Nun zu den „bestimmten Einwanderergruppen“. Ich habe über Jahre mit Tausenden (nachmaligen) Einwanderern zu tun gehabt.
    Religion oder Ethnie sind zur Konkretisierung dieser Gruppen überhaupt keine zureichenden Merkmale.
    Zur Bestimmung von Gruppen zählen für mich u. a.: Bildung, sozio-ökonomische Situation, Altruismus, Offenheit, Sozialverhalten, Familialismus, regionale Traditionen etc. (die Liste ist bei weitem nicht vollständig)
    Wen Sie diese in der Sozialforschung völlig üblichen Unterscheidungsmerkmale als diskriminierend empfinden, ist das nicht mein Problem.

    Als ich schrieb: „(…) setzt sich dem Vorwurf aus, ihm gehe es nicht um allgemeingültige Werte, sondern um Vorteile und Privilegien für eine bestimmte Personengruppe“, meinte ich gewisse Exponenten und keine Gruppe als solche, was ja auch logisch ist, denn in der Regel spricht ein Verteter.

    So, ich habe keine Namen genannt und werde das auch nicht tun.
    Denn es ging mir in dem Absatz aus dem ich zitiert habe nicht um irgendwelche Zuschreibungen, sondern um die Darstellung persönlicher Betroffenheit, um die Verlautbarung eines Unbehagens.
    Er war als zustimmende Ergänzung zum Beitrag von Federleicht (S.4, unten, letzter Absatz) gedacht.
    Dass Ihnen aloo masala jegliche Empathie dafür zu fehlen scheint, ist bedauerlich.

  7. aloo masala sagt:

    @Lionel

    Eine Frage, die um nähere Erläuterung Ihrer Position bittet, wird dann rabulistisch, wenn Ihre Position mit rhetorischen Spitzfindigkeiten verdreht wird. Ihre Position habe ich allerdings nahezu wortwörtlich wiedergegeben. Lediglich das Wort „mein Eindruck“ wurde durch „Meinung“ ausgewechselt. Wer in diesem Zusammenhang Rabulismus vorwirft, meint wohl vor allem sich selbst.

    Wie auch immer, zunächst einmal herzlichen Dank, dass Sie auf meine Frage eingehen, wenn auch erst nach dem Rassismus-Vorwurf.

    Ihre Stellungnahme zum Rassismus Vorwurf ist geprägt von Rabulismus, von spitzfindigen rhetorischen Verrenkungen, um eine Aussage schönzureden, die sämtlichen rassistischen Kriterien genügt. Das ist verständlich. Denn niemand lässt gerne Rassismus oder Antisemitismus vorwerfen. Für einen Rassisten sind selbst die rassistischen Äußerungen völlig im Rahmen.

    Schauen wir uns Ihr erstes Argument an. Das erste Argument ist Ihr „Eindruck“. Sie haben, so verstehe ich Sie, lediglich Ihr inneres subjektives Empfinden kundgetan. Das wird man ja wohl noch dürfen.

    Es ist typisch für den Antisemiten, dass seinem Eindruck nach, seinem inneren subjektiven Empfinden nach der Jude stets zu seinem eigenen Vorteil bedacht ist. Vor über 70 Jahren konnten Sie solche antisemitischen Äußerungen Ihrer inneren Empfindungen frank und frei verkünden.

    Es ist typisch für die Rassisten, dass ihrem Eindruck nach, also ihren inneren subjektiven Empfindungen gemäß, der Muslim nur auf seine eigenen Vorteile und Privilegien bedacht ist.

    Ihre Erklärungen über „bestimmten Einwanderergruppen“ in einer Diskussion über das Kopftuch und in einem türkisch-muslimisch geprägten Online-Magazin kommen für jemanden, der in Diskussionen stets penibel bei sich selbst als auch bei anderen auf die richtige Wortwahl achtet, äußerst unglaubwürdig vor. Immerhin werfen Sie mir Rabulistik vor und dozieren über das Wort „Eindruck“. Wieso schaffen Sie es dann nicht ebenso glasklar zu spezifizieren, welche „bestimmte Einwanderungsgruppen“ Sie meinen, um jeglichen Verdacht des Rassismus auszuräumen.

    Sie hielten es nicht nötig, meine Frage zu beantworten. Erst als der Rassismus-Vorwurf ausdrücklich im Raum stand, versuchten Sie es mit dem typischen Erklärungsmuster. Mit Ihren aus den Ärmeln geschüttelten „sozi-ökonomischen“ Kriterien machen Sie sich etwas vor.

    Ich sage Ihnen ganz offen meinen Eindruck über Sie, mein subjektives Empfinden. Sie schaffen es nicht glasklar zu sagen, an welche „bestimmte“ Einwanderungsgruppen sie gedacht haben, als Sie Ihre rassistischen Äußerungen vom Stapel ließen. Sie schaffen es nicht, im Kontext der Kopftuchdebatte innerhalb eines Magazins, das wesentlich von einer „bestimmten“ Einwanderergruppe geprägt ist, diesen Verdacht auszuräumen, sondern bekräftigen den Eindruck Ihrer rassistischen Denkweise. Mein persönlicher Eindruck ist, dass Sie unterschwellig rassistisch sind, jetzt entlarvt wurden und nun um den heißen Brei reden. Das wird ja mal gesagt werden dürfen, schließlich sind das meine inneren Empfindungen.

  8. Claudia sagt:

    @aloo masala
    Ist schon klar, dass Sie die Diskussion jetzt mal wieder in Richtung „Rassismus oder nicht?“ lenken wollen, weil ihnen zu den Vorwürfen einfach sachliche Argumente fehlen.
    Wenn Sie die Argumentation von Lionel nicht verstehen (wollen) dann ist das ihr Problem. Wenn Sie ein grundsätzliches Problem damit haben, wenn man Probleme anspricht die nur aus einer bestimmten Einwanderungsgruppe kommen, dann geben Sie das wenigstens auch zu. Aber das tun sie natürlich nicht, da dies ihre Gesinnung offenlegen würde und wer will schon selbst für das verteilen von Maulkörben verantwortlich sein. ;)
    Übrigens wurde nie von DEN Muslimen gesprochen, sondern immer nur von einer bestimmten Gruppe innerhalb der muslimischen Community. Für die Überspitzungen sind alleine Sie verantwortlich.

    Es ist einfach nicht zu leugnen, dass es unter den Muslimen Menschen gibt die glauben die komplette Gesellschaft umkrempeln zu müssen von der Schule bis zur Meinungsfreiheit. Den gemässigten Muslimen kann ich nur vorwerfen, dass sie den radikalen Muslimen dabei zuschauen, wie sie den Ruf ihrer Religion in Europa aufs Spiel setzen und grösstenteils schon geschadet haben. Ihre Relativierungen bzw. ihre Ignoranz gegenüber den Einheimischen ist leider nicht zu verkennen und ist Teil des Problem und deshalb kommen ihre Rassismusvorwürfe sehr unglaubwürdig rüber!

    Sie wollen lediglich Maulkörbe verteilen. Dabei tun die Einheimischen das gleiche wie die Muslime: sie verteidigen ihre Kultur und ihre Werte und das nicht am Hindukusch, sondern in Deutschland selbst.

    Sie finden Kopftücher eine richtig tolle und modische Kleidung und ich und Lionel sind halt der Meinung, dass das Kleidungsstück und die dahinter steckende Moral anachronistisch Erscheinungen sind, die in Schulen nicht zu suchen haben. Damit müssen Sie auch leben können ohne Rassismus vermuten zu müssen. Übrigens sind Lionels Meinung zum Kopftuch und meine auch in der Türkei sehr verbreitet (außer vllt auf’m Land, aber da leben wir ja nicht)! ;)

  9. Mathis sagt:

    Nun, eines scheint diese Diskussion hier deutlich zu machen: wir werden die Anzahl der Kirchtürme nicht auf die Anzahl der Minarette herunterbrechen können, um zu einem gleichrangigen Bild der sich präsentierenden Bekenntnisse zu kommen.Das christliche Erbe ist nicht zu übersehen, aber auch die anderen Bekenntnisse werden sichtbarer.
    Dagegen sollte man doch wohl nichts einzuwenden haben.
    Die Überschrift des Artikels „Verschleierte Probleme“ ist nach der Debatte hier auch „mehrdeutig“ zu verstehen: Es geht gar nicht nur ums Kopftuch, es geht um viel mehr.Wenn das, worum es wirklich geht, offen ausgesprochen würde, müsste man auch nicht solch rhetorische Pirouetten drehen.

  10. aloo masala sagt:

    @Claudia

    Wir befinden uns hier in einem Umfeld von Menschen, die mehr oder wenig dem alltäglichen Rassismus ausgesetzt sind. Es ist deswegen kaum überraschend, dass Rassismus auch ein häufiges Thema in den Artikeln und Diskussionen ist.

    Es ist naheliegend, dass Diskussionsteilnehmer, die vom Alltagsrassismus betroffen sind, nicht nur bei rassistischen Äußerungen empfindlich reagieren, sondern auch darauf aufmerksam machen. Warum Lionels Äußerung rassistisch ist, wurde systematisch belegt. Die Erklärung von Lionel ist eine geistige Bankrotterklärung, die seine rassistische Einstellung zu „bestimmten Einwanderergruppen“ bestätigt.

    Wenn Sie nun meinen, diese rassistischen Äußerungen verteidigen zu müssen, sprechen Sie keine dringenden Probleme an, sondern setzen sich ebenfalls den Verdacht aus, Sympathien für rassistische Gesinnungen zu haben. Und wenn sie meinen, rassistische Gesinnungen lassen sich durch die Mehrheitsmeinung rechtfertigen, dann sind sie ebenfalls auf dem Holzweg.

    Wenn eine Mann der peniblen und genauen Worte wie Lionel im Kontext der Kopftuchdebatte in einem überwiegend türkisch-muslimischen Umfeld von „bestimmten Einwandererrguppen“ spricht, die keine Achtung vor deutschen Traditionen hätten und nur auf eigene Privilegien bedacht seien, offenbart ungeniert seine rassistische Denkweise. Insbesondere dann, wenn er trotz meiner Nachfrage es nicht nötig hält, etwaige Missverständnisse umgehend auszuräumen. Erst als er mit dem Rassismusvorwurf konfrontiert wurde, zog er sein ultimatives As aus dem Ärmel: sozio-ökonomische Kriterien.

    Ein völlig unglaubwürdiges Argument, denn es wird nur auf Einwanderer angewendet – auch wenn zuvor erwähnt wurde, dass es vor allem westliche Bürger waren, die Klagen gegen Das Kruzefix-Urteil angestrengt hatten, während islamische Verbände sich gegen ein Kruzefix-Verbot ausgesprochen haben.

    Ist man (frei von jeglicher rassistischen Gesinnung) der Meinung, dass sozio-ökonomische Faktoren die entscheidende Rolle spielen, dann erwähnt man nicht eigens den Einwandererstatus.

    Wir brauchen uns aber nicht weiter mit diesem aberwitzigen Konstrukt zu beschäftigen. Es geht nicht um die hochtrabend daher kommenden sozio-ökonomische Kriterien. Es geht darum, wie man sich am besten herausreden kann. Das sich nun Lionel um Kopf und Kragen geredet hat, ist bedauerlich. Ich denke, da brauchen wir uns nichts vormachen.