Uni-Studie
Antisemitismus und Islamfeindlichkeit auch unter Studenten keine Seltenheit
Wissenschaftler der Uni Osnabrück untersuchten mit kanadischen Kollegen soziale Vorurteile unter Studierenden. Die Ergebnisse sind eindeutig: Sowohl bei deutschen als auch bei kanadischen Studierenden sind soziale Vorurteile zu finden, und das nicht zu knapp.
Dienstag, 02.07.2013, 8:30 Uhr|zuletzt aktualisiert: Mittwoch, 08.01.2020, 15:45 Uhr Lesedauer: 2 Minuten |
Studierende gelten gemeinhin als liberal, aufgeschlossen und tolerant. Doch ist dem wirklich so? In einem kooperativen Projekt der Universität Osnabrück mit der Partneruniversität University of Victoria in British Columbia, Kanada wurden nun die öffentlichen Ansichten und persönlichen Meinungen zu sozialen Vorurteilen bei Studierenden untersucht. Ein Ergebnis der Studie, die dem MiGAZIN in wesentlichen Teilen vorliegt, lautet: Viele Studenten pflegen ähnlich wie die Allgemeinbevölkerung ausgeprägte soziale Vorurteile – und dies sowohl in Deutschland als auch in Kanada.
Laut einer wissenschaftlichen Definition sind soziale Vorurteile „religiöse, vermeintlich biologische und kulturelle Merkmale, aufgrund derer Menschen … kategorisiert und abgewertet werden“. Der Osnabrücker Erziehungswissenschaftler Prof. Dr. Wassilis Kassis und seine kanadische Kollegin Prof. Dr. Charlotte Schallié wollten nun herausfinden, inwieweit solche sozialen Vorurteile bei deutschen und kanadischen Studierenden bezogen auf Ausländerfeindlichkeit, Geschlechterrollenstereotypen, Antisemitismus und antimuslimischen Einstellungen zu finden sind. Eine vergleichbare internationale Studie zu sozialen Vorurteilen Studierender existiert bislang nicht.
Ausgeprägte Vorurteile
In Osnabrück wurden rund 1000 Studierende befragt, an der University of Victoria knapp 800. Im Mittelpunkt dabei stand das von der Bielefelder Forschungsgruppe um Wilhelm Heitmeyer und Andreas Zick entwickelte „Syndrom der Gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit“, welches sich aus verschiedenen Einstellungen, wie beispielsweise Antisemitismus, antimuslimischen Einstellungen, Gewaltakzeptanz gegenüber Minoritäten oder Ausländerfeindlichkeit zusammensetzt.
Die Ergebnisse der Studie belegen unter anderem eines: Sowohl bei deutschen als auch bei kanadischen Studierenden sind ausgeprägte soziale Vorurteile zu finden. „Es zeigt sich, dass Studierende, wenn sie anonym befragt werden, durchaus Vorurteile gegenüber jüdisch- und muslimischgläubigen Menschen hegen, sie scheinen nicht sehr tolerant. Dabei weichen die Studierenden hierin nicht relevant von der Allgemeinbevölkerung ab, was allerdings auch nicht wirklich beruhigend ist“, so Kassis. „Was aber sicherlich erstaunt, ist, dass sich keine nennenswerten Unterschiede zwischen deutschen und kanadischen Studierenden finden, obwohl sich die gesellschaftlichen Kontexte beider Länder durchaus unterscheiden.“
Subtiler Antisemitismus und Islamfeindlichkeit
Weitere konkretere Ergebnisse lauten, dass rund 50 Prozent der befragten Studierenden „klassischen“ oder „sekundären“, also einen weniger offensichtlich und subtiler geäußerten, Antisemitismus aufweisen und rund 80 Prozent der Studenten an beiden Universitäten antimuslimische Vorurteile vertreten. Wobei der Erziehungswissenschaftler zugleich auch die Grenzen der Studie deutlich macht: „Wir können hier nur feststellen, dass Vorurteile existieren. Woher sie stammen, wird dabei nicht erklärt.“
Bei solchen Ergebnissen scheint vor allem fraglich zu sein, wie erfolgreich die soziale Integration internationaler Studierender, die nicht den Mehrheitskulturen entstammen, überhaupt sein kann. Kassis: „Die Universität muss sich hierzu fragen, welchen Beitrag sie zu einer offenen Gesellschaft leisten kann und möchte. Von ihrem Grundverständnis her sollte dies eine ihrer vordringlichen gesellschaftsrelevanten Aufgaben sein.“ (uo/hs) Gesellschaft Leitartikel Studien
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@Marie
Sie verfehlen erneut den Punkt und verlieren sich in Nebensächlichkeiten.
Es geht nicht darum, was die Medien oder andere über die Türkei sagten, es geht darum, was ICH über die Türkei sagte. Meine Kritik gegen die türkische Regierung entspricht dem was auch Amnesty International kritisierte.
Sie warfen MIR wegen MEINER Aussagen Rassismus, Hetze und Heuchelei vor.
Und es geht darum, wie SIE Deutschland und Israel beurteilen. Während meine Kritik, die von Amnesty International gestützt wird für Sie Ausdruck meines Rassismus, meiner Heuchelei und Verlogenheit ist, verwenden Sie Berichte derselben Organisation, um zu erklären, dass Kritik gegen Israel nicht rassistisch sei.
Sie wenden universelle Prinzipien nicht universell an. Es gelten bei Ihnen andere Kriterien für die Türkei als für Deutschland und Israel. Das bestätigen Sie erneut durch Ihre Aussage:
—
Sie werden doch hoffentlich damit leben können, dass ich Ihre Meinung über die Türkei nicht im Mindesten teile.
—
Meine Meinung finden Sie bei Amnesty International, Ihren Zeugen, um Israel zu kritisieren.
Ich kann sehr gut damit leben, dass Sie kein Problem damit haben, wenn universelle Prinzipien in der Türkei missachtet werden, jedoch lautstark die Verletzung universeller Prinzipien in Israel und in Deutschland anprangern. Es geht hier ja nicht darum, Sie von meiner Meinung zu überzeugen. Es geht darum, dass man seinen Standpunkt schlüssig und plausibel begründen kann. Sie haben in einem Forum die Möglichkeit das zu machen. Es ist Ihre Sache, ob Sie weiter mit kognitiven Dissonanzen durch die Welt laufen wollen oder nicht. Mich stört das beileibe nicht. Ich frage mich dann allerdings, weshalb Sie überhaupt diskutieren.
Ich habe mir den Bericht über die Studie genau angesehen – und m. E. gibt es grundsätzlich an der Methodik nichts zu bekritteln. Ich denke, auch die „Eher nicht“ Antwort auf die Frage „Stimmen Sie der Aussage zu: Deutsche Frauen sollten keine Juden heiraten“ lässt antisemitische Ressentiments sehr wohl erkennen. Wer keinerlei Ressentiments hat, wird der Aussage m. E. ohne Abschwächung (mittels des Begriffes „eher) NICHT zustimmen. Da der Fragenkatalog nicht bekannt ist, kann ich nichts darüber sagen, ob die abgefragten Aussagen in ihrer Gesamtheit geeignet sind, rassistische Vorurteile zu belegen. Die o. g. Aussage ist es m. E. zweifellos.
Was ich an diesem Bericht geradezu erschreckend finde: Obwohl doppelt so viele Studienteilnehmer antimuslimische Vorurteile haben (80 %) und noch mehr ausländerfeindliche Einstellungen (90 %), thematisiert der Bericht fast ausschließlich allein den Antisemitismus. Im fettgedruckten ersten Absatz (Einführung in das Thema) ist die Ausländerfeindlichkeit und die Muslimfeindlichkeit im Gegensatz zum Antisemitismus erst gar nicht erwähnt. Im dritten Absatz werden im letzen Satz beiläufig lediglich die Zahlen zur Ausländer- und Muslimfeindlichkeit erwähnt. Danach wird erneut über mehrere Absätze hinweg neben der Methodik allein der Antisemitismus thematisiert. erst nach zahlreichen Absätzen, die ausschließlich den Antisemitismus thematisieren, ist dann kurz auch von den Vorurteilen gegenüber verschleierten Frauen die Rede, im Gesamttext ein verschwindend kleiner Bereich. Die allgemeine Ausländerfeindlichkeit (90!) wird an keiner Stelle thematisiert,
Fazit: Der Text zur Studie und die dort reproduzierten Aussagen des für die Studie offenbar Verantwortlichen W. Kassis vermitteln die Botschaft, dass ein halb so hoher Anteil antisemitischer Aussagen ein weit gravierenderes und schlimmeres Problem sei, als eine doppelt so hohe Zustimmung zu antimuslimischen Aussagen und eine mehr als doppelt so hohe Zustimmung zu ausländerfeindlichen Aussagen. Letztere wird gar nicht thematsiert, die Zustimmung zu antimuslimischen Aussagen erst gegen Ende des Textes in einem kleinen Absatz von einer Theologin – der Studienverantwortliche sagt dazu gar nichts. M. E. lässt diese gravierende Ungleichgewichtung darauf schließen, dass nur der halb so oft auftretende Antisemitismus ein echtes Problem sei, während ausländer- und muslimfeindliche Einstellungen, die erheblich viel häufiger sind, nicht/kaum der Rede wert sind. Rassismus gegen Juden ist schlimm, Rassismus gegen Muslime und Ausländer kaum der Rede wert. Eine diskriminierende Botschaft, finde ich.
Auch im Migazin wird der Antisemitismus trotz deutlich geringerer Ausprägung stets an erster Stelle genannt. Warum eigentlich? Sind Muslime und Ausländer weniger wichtig?
„Ich kann sehr gut damit leben, dass Sie kein Problem damit haben, wenn universelle Prinzipien in der Türkei missachtet werden, jedoch lautstark die Verletzung universeller Prinzipien in Israel und in Deutschland anprangern. Es geht hier ja nicht darum, Sie von meiner Meinung zu überzeugen. Es geht darum, dass man seinen Standpunkt schlüssig und plausibel begründen kann. Sie haben in einem Forum die Möglichkeit das zu machen. Es ist Ihre Sache, ob Sie weiter mit kognitiven Dissonanzen durch die Welt laufen wollen oder nicht. Mich stört das beileibe nicht. Ich frage mich dann allerdings, weshalb Sie überhaupt diskutieren.“
Ihre Behauptungen, Herr Masala sind unrichtig und ich habe meinen Standpunkt nun mittlerweile gefühlte 20 Mal „schlüssig und plausibel“ begründet. Ein weiteres Mal werde ich das sicher nicht mehr tun. Ihre Krankheits-Fern-Diagnose, ich würde mit „kongnitiven Dissonanzen durch die Welt laufen“, ist ebenso unrichtig, wie m.E. der komplette Rest ihrer Gedankenkonstrukte. Sie müssen sich auch nicht fragen, weshalb ich diskutiere. Lassen Sie das bitte allein meine Sache sein, weil es allein meine Sache und keinesfalls die Ihrige ist. ich kümmere mich ja schließlich auch nicht darum, weshalb Sie diskutieren oder um Ihre „Dissonanzen.“. Ehrlich gesagt, an der weiteren Diskussion mit Ihnen ist mir überhaupt nicht gelegen, ganz im Gegenteil – aber es gibt hier ja noch eine Menge anderer Foristen, mit denen ich sehr gerne und auf erheblich angenehmere Weise gewinnbringend diskutieren kann. Es wäre schön, wenn Sie freundlicherweise akzeptieren würden, dass ich mit Ihnen gar nicht diskutieren möchte und wenn Sie es dabei bewenden ließen.
@Marie
Gewinnbringend diskutiert man, wenn man die Irrtümer im eigenen und im Standpunkt der anderen aufdeckt. Das ist der eigentliche Zweck einer politischen Diskussion, der dann letztlich in die politische Willensbildung mündet.
Gewinnbringend diskutiert man, wenn man auf die relevanten Punkte eingeht […]
Eine ideologische Verbal-Diarrhoe ist nicht diskursfähig.
Eine ideologische Verbal-Diarrhoe ist nicht diskursfähig.
Dem stimme ich zu.
Das Begriffspaar Antisemitismus und Islamfeindlichkeit suggeriert, dass antisemitische Einstellungen bei Muslim/innen nicht vorkommen. So wird das nichts mit dem Wir.
@posteo
Soli hatte einen ähnlichen Einwand eingebracht. Das Ziel der Studie ist jedoch nicht, soziale Vorurteile in Abhängigkeit verschiedener ethnischer oder religiöser Gruppen zu untersuchen, sondern dreht sich um die Fragestellung, wie hohe Bildung und soziale Vorurteile zusammenhängen.
„Das Begriffspaar Antisemitismus und Islamfeindlichkeit suggeriert, dass antisemitische Einstellungen bei Muslim/innen nicht vorkommen. So wird das nichts mit dem Wir.“
Das Begriffspaar suggeriert m.E. gar nichts – genauso könnte man behaupten, das Begriffspaar würde suggerieren, antimuslimische Einstellungen kämen bei Juden/Jüdinnen nicht vor. Aber auf DIE Idee kommen Sie natürlich nicht, Posteo – ihr Feindbild ist der Muslim.
Und noch eins Posteo – die Studie wurde nicht von Muslimen gemacht – Ihr Satz, so wird das nichts mit dem Wir, spricht Bände über Ihre innere Einstellung. Was können die Muslime dafür, für die Begriffspaare der Studienersteller, selbst wenn diese etwas suggerieren würden, was überhaupt nicht der Fall ist? […]