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Türken und Russen kaufen mehr Obst

Andere Herkunft, anderes Konsumverhalten

Was unterscheidet türkische, russische sowie deutsche Konsumenten voneinander? Wer legt mehr Wert auf mobiles Surfen, Auto- oder Hauskauf? Eine aktuelle Studie bringt Licht ins Dunkel: Türken und Russen weisen ein ungenutztes Konsumpotenzial in Milliardenhöhe auf.

Mittwoch, 10.07.2013, 8:30 Uhr|zuletzt aktualisiert: Mittwoch, 08.01.2020, 15:45 Uhr Lesedauer: 3 Minuten  |  

19 Prozent der Bevölkerung in Deutschland hat einen Migrationshintergrund. Die beiden größten Gruppen sind mit je drei Millionen die türkisch- und russischstämmigen Migranten. Sie haben zusammen ein Konsumpotenzial von circa 84 Milliarden Euro pro Jahr – das bisher jedoch zu wenig genutzt wird. Das geht aus einer Umfrage der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) hervor, die vergangenen Freitag in Nürnberg im Rahmen einer der GfK-Tagung 2013 vorgestellt wurde.

Vom Auto über Finanzprodukte bis zum Smartphone: Ulrike Mühlbacher, Research Managerin bei der GfK SE, stellte einige Ergebnisse vor: „Deutsche achten im Vergleich stärker auf den Preis, während türkischstämmige Migranten aufgeschlossen gegenüber Neuem sind, mehr Spaß am Einkaufen und ein ausgeprägteres Markenbewusstsein haben.“ Russischstämmige Migranten konsumierten traditioneller – sie bevorzugten Marken, die sie von zu Hause kennen.

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Türken surfen häufiger mobil
Dementsprechend stehen bei türkischstämmigen Migranten quer durch alle Altersgruppen Smartphones und mobiles Internet hoch im Kurs: Sie nutzen deutlich häufiger Smartphones als die anderen beiden untersuchten Gruppen. 68 Prozent der türkischstämmigen Befragten surfen auch mobil im Internet. Bei den Russischstämmigen sind es 36 Prozent, bei den Deutschen 40 Prozent.

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Unterschiede gibt es auch beim Autokauf: Für türkischstämmige Menschen ist das Auto ein Statussymbol, das am besten nicht nur viel Platz für die Familie bietet, sondern auch von einem deutschen Hersteller stammt. Russischstämmige Verbraucher legen vor allem Wert darauf, dass der Wagen gut gepflegt und neuwertig ist.

Beratung in Muttersprache gewünscht
Großes Potenzial gibt es laut der Studie bei Finanzprodukten und Versicherungen: Hier werden Beratung in der Muttersprache und eine persönliche Ansprache gewünscht. Vor dem Hintergrund, dass viele türkischstämmige Migranten in den kommenden ein bis zwei Jahren den Kauf eines Einfamilienhauses planen, ist dieses Ergebnis wichtig für die Immobilien- und Finanzbranche.

Auch für andere Branchen gilt: Nur mit einem zielgruppenspezifischen Marketingkonzept, das auf Kulturverständnis und Respekt gründet, kann das Konsumpotenzial ethnischer Zielgruppen genutzt werden, so das Fazit von Ulrike Mühlbacher. Dazu sei es notwendig, nicht nur kulturelle, sondern auch soziodemografische und ökonomische Hintergründe weiter zu erforschen.

Geschichte der Migration aufarbeiten
Dieser Einschätzung schloss sich Dr. Robert Kecskes, Manager Strategic Customer Development, Consumer Panels bei GfK SE, an: „Um Unterschiede im Konsumverhalten von Deutschen und Migrantengruppen verstehen zu können, ist es notwendig, auch die Geschichte der Migration qualitativ aufzuarbeiten.“ Die Kenntnis der jeweiligen Sozialstrukturen oder rechtlichen Rahmenbedingungen erleichterten das Verständnis von unterschiedlichem Konsumverhalten.

Anhand der GfK Consumer Panels zeigte Kecskes, wie und was türkisch- und russischstämmige sowie im Vergleich deutsche Haushalte konsumieren. Migrantenhaushalte beispielsweise geben viel Geld in Discountern und Drogeriemärkten aus, russischstämmige Käufer außerdem in SB-Märkten. Beide ethnische Gruppen kaufen deutlich mehr Frische-Produkte als Deutsche, vor allem Obst und Gemüse.

Während Migranten beim Einkauf im Near-Food-Bereich großen Wert auf Herstellermarken legen, wird bei Lebensmitteln gespart und eher zu Handelsmarken gegriffen. Um in diesem Marktbereich wieder zu gewinnen, so Kecskes, müssten Markenhersteller mehr Innovationen anbieten. Beide Migrantengruppen sind dafür besonders aufgeschlossen. (etb) Gesellschaft Leitartikel Studien

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