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Ausländerpolitik in den 80ern (8/9)

„Hierzubleiben, aber nicht und nie Berliner und Deutscher werden zu wollen ist keine Dauerlösung“

Bonn, 4. Februar 1982. Im Bundestag debattieren die Parteien über Ausländerpolitik – Familienzusammenführung, Assimilation, Einbürgerung, Gettos oder auch darüber, wie man Türken “loswird”. MiGAZIN veröffentlicht in einer neunteiligen Serie die Debatte in voller Länge. Heute: Ulf Fink (CDU)

Freitag, 16.08.2013, 8:26 Uhr|zuletzt aktualisiert: Sonntag, 18.08.2013, 21:18 Uhr Lesedauer: 9 Minuten  |  

Herr Präsident! Meine Damen und Herren!

Ulf Fink (CDU) wurde 1981 von Richard von Weizsäcker als Senator für Gesundheit und Soziales in den Senat von Berlin berufen. Dieses Amt bekleidete er bis 1989.

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Wenn ich hier im Deutschen Bundestag für das Land Berlin das Wort nehme, so deshalb, weil Berlin die Stadt unter den deutschen Großstädten ist, in der die meisten Ausländer leben. Über 240 000 sind es mittlerweile. Ein internationaler Vergleich: In unserer Stadt leben halb so viele Ausländer wie in ganz Schweden, das flächenmäßig etwa tausendmal so groß wie das Gebiet von West- Berlin ist und viermal so viele Einwohner hat.

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Wie notwendig es ist, in dieser Debatte das Wort zu ergreifen, zeigen mir auch die Debattenbeiträge der Abgeordneten Hirsch und Hölscher. Herr Hirsch hat auf die Hugenotten hingewiesen, mit Recht. Allerdings war die Zahlenangabe nicht ganz richtig, und er hat verschwiegen, daß es über hundert Jahre gedauert hat, bis der Integrationsprozeß vollzogen gewesen ist. Der Abgeordnete Hölscher hat den Kreuzberger Mitbürgern empfohlen, sie mögen es doch gut finden, so, wie es sei. Das ist sein gutes Recht. Die Frage ist nur: Hat er je mit den Kreuzberger Mitbürgern darüber gesprochen?

(Beifall bei der CDU/CSU- Wehner [SPD]: Sie sind wohl ein Anfänger in einem Parlament? Das klingt mir so!)

Lassen Sie mich einige Fakten nennen, die zeigen, wie die Situation tatsächlich ist. Der Zustrom von Ausländern in unsere Stadt hat sich in den letzten Jahren stark erhöht. 1965, als das Ausländergesetz erlassen wurde, lebten 40 000 Ausländer in Berlin. 1973, zum Zeitpunkt des Anwerbestopps, hielten sich 178 000 Ausländer bei uns auf. Jetzt sind es, wie gesagt, über 240 000. Jeder Achte in Berlin ist mittlerweile ein Ausländer. Zu dieser Entwicklung hat das überproportionale Ansteigen der Zahl der Türken entscheidend beigetragen, von denen jetzt 120 000 in unserer Stadt leben. Fazit: der Anwerbestopp, so richtig er war, hat den Zustrom nicht stoppen können.

Familiennachzug und Zuheirat haben die Zahlen dennoch steigen lassen. Viele Nachziehende kommen erst in einem Alter nach Beendigung der Schulpflicht zu uns. Sie können nur unter ungeheuren Schwierigkeiten überhaupt noch integriert werden. Daraus folgt: erfolgversprechende Integrationsversuche in Berlin drohen im Meer der großen Zahl unterzugehen. Immer mehr konzentrieren sich die Ausländer, besonders die Türken, auf die drei Bezirke Kreuzberg, Tiergarten und Wedding. Mittlerweile leben dort schon die Hälfte aller Berliner Türken, während die Zahl der dort lebenden Deutschen sinkt.

„der Anwerbestopp, so richtig er war, hat den Zustrom nicht stoppen können.“

Integration ist ohne schulische Bildung nicht denkbar. Aber wie soll Integration vollzogen werden, wenn in den Ausländerballungsgebieten zum Teil bis 80% der Schulanfänger ausländische Kinder sind? Auch wissen wir bereits jetzt, daß im Schuljahr 1983/84 die absolute Zahl der Ausländerkinder in den Hauptschulen Berlins größer als die Zahl der deutschen Schüler sein wird. Da hilft auch kein hussing mehr – also der Pendelverkehr mit dem Bus -, um das der Kreuzberger Bezirksbürgermeister in einem beschwörenden Appell meine Kollegin Laurien bittet.

Ganz abgesehen von der Problematik des hussing. Was uns besonders bedrückt, ist die fortschreitende Gettoisierung. Das Problem der Koranschulen ist bekannt. So sehr wir die Religionsfreiheit und die Freiheit der religiösen Erziehung auch bei Ausländern achten wollen – bedenklich wird die Sache dann, wenn in den Ausländerzentren zunehmend von selbsternannten Hodschas eine strenge soziale Kontrolle über die Lebensgewohnheiten der muslemischen Familien ausgeübt wird.

Was ist zu tun? Der weitere Zustrom von Ausländern muß im Interesse des partnerschaftlichen Zusammenlebens von Deutschen und Ausländern unter Berücksichtigung der sozialen und humanen Gesichtspunkte gestoppt werden.

(Beifall bei der CDU/CSU)

Wir haben in Berlin das Problem des Familiennachzugs in diesem Sinne gelöst. Ich weiß, das hat manche Besorgnis und Befürchtung ausgelöst. Tatsache aber ist, daß diese Maßnahmen in ihrer endgültigen Form richtig und notwendig waren, nicht zuletzt auch im Interesse der hier seit längerer Zeit lebenden Ausländer selbst.

(Beifall bei der CDU/CSU)

Diese Regelungen sind mittlerweile von fast allen Ländern übernommen worden.

„Das Problem der Koranschulen ist bekannt. So sehr wir die Religionsfreiheit und die Freiheit der religiösen Erziehung auch bei Ausländern achten wollen – bedenklich wird die Sache dann, wenn in den Ausländerzentren zunehmend von selbsternannten Hodschas eine strenge soziale Kontrolle über die Lebensgewohnheiten der muslemischen Familien ausgeübt wird.“

Ich füge noch eines hinzu: diese Maßnahmen sind noch nicht ausreichend. Das Einreisealter für nachziehende Kinder muß deutlich gesenkt werden, damit Integration überhaupt möglich wird. Dies setzt eine Änderung des Ausländergesetzes durch den Deutschen Bundestag voraus, um die wir bitten. Wir wollen damit den Ausländern nicht den familiären Zusammenhalt nehmen, der gerade in einem fremden Land besonders wichtig ist. Aber die Dinge liegen eben deutlich anders, wenn die Kinder nach dem Schulbesuch in der Türkei hierhergeholt werden, um eine meist unqualifizierte Arbeit aufzunehmen und den Anwerbestopp unterlaufen.

Ein weiterer Problemkreis: Dringend notwendig ist die Verabschiedung des Gesetzentwurfs zur Beschleunigung des Asylverfahrens.

(Beifall bei der CDU/CSU)

Der entsprechende Gesetzentwurf des Bundesrates liegt seit langem vor. Das Land Berlin bittet dringend darum, dieses Gesetz nun wirklich bald zu verabschieden. Bei uns in Berlin leben mittlerweile schon 21 000 Asylbewerber. Sie kosten die Sozialhilfe jährlich 60 Millionen DM. Das ist ein Betrag, der ausreichen würde, 1 500 Stellen für Menschen zu finanzieren, die sich die Integration zur Aufgabe machen.

Vizepräsident Wurbs: Herr Senator, gestatten Sie eine Zwischenfrage des Abgeordneten Dr. Hirsch?

Bitte.

Dr. Hirsch (FDP): Herr Senator, würden Sie bitte zur Kenntnis nehmen, daß der Bericht der Bund- Länder-Arbeitsgruppe, der zahlreiche notwendigerweise zu regelnde Positionen enthielt, erst im Juni des vorigen Jahres vorgelegen

(Lachen und Zurufe von der CDU/CSU)

– natürlich – und unverzüglich zu den Beratungen geführt hat, die dann zur Einbringung des Gesetzes im September des vergangenen Jahres geführt haben?

(Anhaltende Zurufe von der CDU/CSU)

Wie lange wollen Sie denn an einem Gesetz arbeiten? Oder wollen Sie alle zwei Jahre oder alle drei Monate ein neues Gesetz machen? Wie stellen Sie sich das vor? Aktuell Politik

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  1. aloo masala sagt:

    Marie schreibt:


    [a] Die Hetze bürgerlicher Kreise gegen die Linke wird schon seit vielen Jahren betrieben – und natürlich muss auch hier wieder mal die SED und die DDR herhalten. Darüber reden die Bürgerlichen viel lieber, als über Rassismus, Neonazis oder die Nazidiktatur und deren Millionen von Toten.

    […]

    [b] ich verbuche […] die diffamierende “Diskussion” hier im Forum unter dem Item Linkenbashing. Im Dritten Reich waren es die Linken, die gegen das mörderische und rassistische Naziregime ihr Leben riskierten und häufig auch verloren – die Mehrzahl der Bürgerlichen hat applaudiert und sich arrangiert.
    —-

    Was Punkt [a] angeht, hat Marie im Allgemeinen sicher recht. Doch bezogen auf die laufende Diskussion im Forum sind beide Aussagen [a] und [b] sehr erhellend. Denn sie offenbaren eine Argumentationsstruktur, die sich wie ein roter Faden durch sämtliche Diskussionen zieht. Die Struktur sieht so aus:

    1) Wie in Punkt [a] wird Andersdenkenden eine vorurteilsbehaftete und verlogene Haltung unterstellt. Dabei handelt es sich meistens um Konstruktionen, die selten belegt werden können, jedoch den notwendigen Steigbügel bieten, um dann eine Diffamierung wie in Punkt [b] einzuleiten.

    2) In Punkt [b] werden Andersdenkende dann in die Nähe der Rassisten und Nazis gerückt.

    Zu Punkt 1). Die Prämisse von Marie ist unhaltbar. In der laufenden Diskussion ist in erster Linie Ausländerfeindlichkeit ein Thema. Während man über Ausländerfeindlichkeit in allen Parteien debattieren kann, werden Foristen bei der Erwähnung von Ausländerfeindlichkeit bei den Linken mit Diffamierungen überzogen (siehe Beiträge von Kigili & Marie), ohne das man auf die Argumente der Andersdenkenden mit einem Wort eingeht.

    Zu Punkt 2) Auch wenn der Andersdenkende ein Heuchler; Rassist, Nazi, Antisemit oder gar der Mann mit dem Schnurrbart höchstpersönlich ist, sein Argument wird dadurch nicht falsch. Es spielt keine Rolle, was für ein schlechter Mensch oder wie unglaubwürdig derjenige ist, der ein Argument hervorbringt, sondern was der Inhalt dieses Arguments ist. Wie unter Punkt 1) beschrieben findet aber keine Auseinandersetzung mit dem Inhalt der Argumente statt, sondern alleine die Person wird angegriffen und in die Nähe der Nazis gerückt.

    Paradox dabei ist, dass man selbst ohne jegliche Grenzen des Respekts Personen diffamiert und gleichzeitig ihnen vorwirft, sie würden diffamieren. Dieser Widerspruch ist symptomatisch für sämtliche Aussagen in Punkt [a] und [b]. Das was den politisch Andersdenkenden vorgeworfen wird, sind in erster Linie Selbstbeschreibungen.

    Während in der laufenden Diskussion Aussagen zu Ausländerfeindlichkeit in allen Parteien zu finden sind, sprechen Marie und Kigili, viel lieber über die verlogenen Bundestagsparteien und Heuchler rechts von den Linken, als über die Ausländerfeindlichkeit in den eigenen Reihen.

    Während man lieber über die Nazivergangenheit spricht auch im Zusammenhang mit der Kontinuität in der CDU/CSU, duldet man keine Diskussionen über die SED-Vergangenheit der Linken.

    So funktioniert keine sachliche Diskussion. Um eine laufenden Diskussion auf die sachliche Ebene zurückzubringen, muss man bei diesen, teilweise perfiden Konstruktionen und Unterstellungen nachhaken, weil sie sich sonst durch die ganze Diskussion ziehen und auch als ein Rattenschwanz von Unterstellungen in der nächsten Diskussion auftauchen.

    Deswegen bitte ich Marie und Kigili höflich, auf die Sachargumente zu konzentrieren und den ganzen persönlichen Aspekt aus der Debatte zu lassen.

  2. Marie sagt:

    „Masala schreibt:

    Die Struktur sieht so aus:

    1) Wie in Punkt [a] wird Andersdenkenden eine vorurteilsbehaftete und verlogene Haltung unterstellt. Dabei handelt es sich meistens um Konstruktionen, die selten belegt werden können, jedoch den notwendigen Steigbügel bieten, um dann eine Diffamierung wie in Punkt [b] einzuleiten.

    2) In Punkt [b] werden Andersdenkende dann in die Nähe der Rassisten und Nazis gerückt.

    Zu Punkt 1). Die Prämisse von Marie ist unhaltbar. In der laufenden Diskussion ist in erster Linie Ausländerfeindlichkeit ein Thema. Während man über Ausländerfeindlichkeit in allen Parteien debattieren kann, werden Foristen bei der Erwähnung von Ausländerfeindlichkeit bei den Linken mit Diffamierungen überzogen (siehe Beiträge von Kigili & Marie), ohne das man auf die Argumente der Andersdenkenden mit einem Wort eingeht.

    Zu Punkt 2) Auch wenn der Andersdenkende ein Heuchler; Rassist, Nazi, Antisemit oder gar der Mann mit dem Schnurrbart höchstpersönlich ist, sein Argument wird dadurch nicht falsch. Es spielt keine Rolle, was für ein schlechter Mensch oder wie unglaubwürdig derjenige ist, der ein Argument hervorbringt, sondern was der Inhalt dieses Arguments ist. Wie unter Punkt 1) beschrieben findet aber keine Auseinandersetzung mit dem Inhalt der Argumente statt, sondern alleine die Person wird angegriffen und in die Nähe der Nazis gerückt.“

    Die Ausführungen Masalas sind unhaltbar. Ich habe niemanden in dem zitierten Beitrag mit „Diffamierungen überzogen“ oder in die Nähe von „Nazis gerückt:“. Masala geht mit keinem Wort auf Sachargumente ein, vielmehr überzieht Masala Andersdenkende erneut mit (den oben stehenden) Diffamierungen. Die Ausführungen Masalas sind für die Diskussion irrelevant, da dem zitierten Beitrag von Heuchlern, Rassisten, Nazis usw, keine Rede war. M.E. beschreibt Masala hier seine eigene Struktur, wie an dem obigen Beitrag und den darin enthaltenen unsachlichen und unhaltbaren Diffamierungen unschwer zu erkennen ist.

    „Paradox dabei ist, dass man selbst ohne jegliche Grenzen des Respekts Personen diffamiert und gleichzeitig ihnen vorwirft, sie würden diffamieren. Dieser Widerspruch ist symptomatisch für sämtliche Aussagen in Punkt [a] und [b]. Das was den politisch Andersdenkenden vorgeworfen wird, sind in erster Linie Selbstbeschreibungen.“

    Paradox dabei ist, dss Masala ohne jede Grenzen des Respekts mit haarsträubenden Gedankenkonstrukten diffamierende Behauptungen über den Inhalt meines Beitrags und meine Person anstellt, die jeder realen Grundlage entbehren. Symptomatisch ist, dass Masala anderen Personen vorwirft, sie würden diffamieren und gleichzeitig selbst die Beschuldigten mittels abenteuerlicher Verdrehung ihrer Aussage diffamiert. Das, was Masala politisch Andersdenkenden vorwirft, sind in erster Linie Selbstbeschreibungen.

    „Während in der laufenden Diskussion Aussagen zu Ausländerfeindlichkeit in allen Parteien zu finden sind, sprechen Marie und Kigili, viel lieber über die verlogenen Bundestagsparteien und Heuchler rechts von den Linken, als über die Ausländerfeindlichkeit in den eigenen Reihen.“

    Da die angeblich ausländerfeindlichen Wähler der Linken nicht meine eigenen Reihen sind, entbehrt auch diese Behauptung jeder Grundlage – Masala regt sich darüber auf, wenn Andersdenkende schreiben, dass Bürgerliche lieber über die SED und die DDR reden, als über Nazis und Fremdenfeindlichkeit und konstruiert aus dieser Aussage abenteuerliche Diffamierungen, während Masala die obige Aussage, exakt dieselbe, nur umgekehrt, völlig in Ordnung findet. Das nennt man im allgemeinen Sprachgebrauch Heuchelei. Masala hat weder mir noch Kigili vorzuschreiben,, welche Schwerpunkte uns wichtig erscheinen. Wir dürfen unsere eigenen Schwerpunkte setzen – Masala hat etwas dagegen.

    „Während man lieber über die Nazivergangenheit spricht auch im Zusammenhang mit der Kontinuität in der CDU/CSU, duldet man keine Diskussionen über die SED-Vergangenheit der Linken.“

    Während „man“ lieber über die DDR und die SED spricht, duldet Masala keine Diskussionen über die Nazivergangenheit und versucht anderen vorzuschreiben, worüber sie diskutieren dürfen. .

    „So funktioniert keine sachliche Diskussion. Um eine laufenden Diskussion auf die sachliche Ebene zurückzubringen, muss man bei diesen, teilweise perfiden Konstruktionen und Unterstellungen nachhaken, weil sie sich sonst durch die ganze Diskussion ziehen und auch als ein Rattenschwanz von Unterstellungen in der nächsten Diskussion auftauchen.“

    So funktioniert keine sachliche Diskussion. Um eine sachliche Diskussion zu gewährleisten, muss man bei diesen teilweise perfiden Konstruktionen und Unterstellungen besser NICHT nachhaken oder Stellung beziehen, weil jede Richtigstellung als ein Rattenschawanz von Unterstellungen in der nächsten Diskussion auftaucht.

    „Deswegen bitte ich Marie und Kigili höflich, auf die Sachargumente zu konzentrieren und den ganzen persönlichen Aspekt aus der Debatte zu lassen.“

    Da eine höfliche Bitte an die Adresse von Masala leider noch nie etwas bewirkt hat, werde ich die Diffamierungen zukünftig ignorieren und weise darauf hin, dass Schweigen keine Zustimmung bedeutet.

  3. aloo masala sagt:


    Da eine höfliche Bitte an die Adresse von Masala leider noch nie etwas bewirkt hat, werde ich die Diffamierungen zukünftig ignorieren und weise darauf hin, dass Schweigen keine Zustimmung bedeutet.

    Schade.

    Politische Diskussionen werden manchmal mit harten Bandagen geführt. Manchmal bekleckert man sich auch in der Hitze des Gefechts. Auch ich mache meine Fehler und diskutiere unlauter und unfair. Sie sollten wissen, es geht mir stets um die Sache und nicht um die Person.

  4. Lionel sagt:

    @mo

    Danke für ihre Hinweise zur Lage der Vertragssarbeiter in der DDR, das war mir nicht mehr präsent.

    Ab und zu hörte ich früher die „Stimme der DDR“ – es war ganz amüsant, was da über Imperialismus, Neo-Kolonialismus, FaschismusmNeo-Faschismus und den revanchistischen Klassenfeind im Westen hinter dem anti-imperialistischen Schutzwall zu hören war.

    Die Linke besteht eigentlich aus zwei Parteien: Einer realpolitischen im Osten, deren Anhänger und Mitglieder durch die bekannten unglücklichen geschichtlichen Umstände nicht den Weg zur SPD finden konnten, sowie einer sektiererischen Abteilung im Westen (wobei es auf kommunalpolitischer Ebene sporadisch erfreuliche Ausnahmen gibt) – Oskar Lafontaine hat einfach alles genommen, was eine rote Fahne halten konnte.

    Mich als „Wessi“ (glücklicherweise kommt diese Sprachformulierung außer Gebrauch) erinnern die Verlautbarungen der Linken zur Integration an die DKP.
    Beschwörung der internationalen Solidarität und die üblichen Worthülsen und Textbausteine wie gehabt.
    Mit Ausnahme von einigen Kurden (die Land- und Bundestagsabgeordneten mit MGH sind es überwiegend) hat die Linke bisher auch keine andere Einwanderergruppe für sich zu gewinnen vermocht.

  5. mo sagt:

    @Lionel
    Ja, auch Wessi-Ohren reagieren sensibel auf bestimmte Begriffe und Formulierungen. Wer sich auf die Tradition des „Antifaschismus“ beruft, sollte folgendes zur Kenntnis nehmen: Der Spiegel (Ausgabe 19/1994) schreibt: „Ausgerechnet der SED-Staat, der sich vor aller Welt als antifaschistischer Saubermann stilisiert hat, nutzte nicht nur NS-Täter als willfährige Handlanger. Auch die rote Einheitspartei selbst war von braunen Ex-Kadern durchsetzt. Das Eigenlob vom besseren, weil antifaschistischen Deutschland, so belegen jetzt aufgefundene Unterlagen aus SED-Archiven und dem Fundus des Ost-Berliner Ministeriums für Staatssicherheit (MfS), war eine der größten Propagandalügen der Deutschen Demokratischen Republik. (…) In der SED, so geht aus zahlreichen Parteidokumenten hervor, tummelten sich bis weit in die sechziger Jahre zahlreiche Alt-Nazis und braune Mitläufer. Laut einer parteiinternen Analyse von 1954 waren republikweit 25,8 Prozent der Mitglieder durch ihre NS-Vergangenheit belastet. Im SED-Bezirk Magdeburg war jeder vierte, in den Bezirken Halle und Erfurt sogar jeder dritte Genosse ehemals Nazi gewesen. In einzelnen Parteiorganisationen stellten die Alt-Braunen laut SED-Statistik sogar mehr als 85 Prozent der Mitglieder. (…) Die Stasi warb gezielt NS-Kriminelle an, die nach der Direktive Nr. 38 des Alliierten Kontrollrats vom Oktober 1946 als „Hauptschuldige“ eingestuft waren.“ (http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-13684238.html)

  6. Recep sagt:

    Was juckt mich die DDR. Ich bin Türke. Ich wähle Linke weil sie politik in meinem interesse machen.

  7. aloo masala sagt:


    Ich bin Türke. Ich wähle Linke weil sie politik in meinem interesse machen.

    So eindeutig sind die Interessen der „Türken“ nicht. Beispielsweise sind die Interessen der Türken sowohl in der Türkei als auch in Deutschland tief gespalten, was beispielsweise die landesweiten Proteste angeht. Die Linke hat dazu eine klare Position bezogen:

    „Solange nicht endlich die brutale Polizeigewalt gegen die Demonstrierenden beendet wird und die Verantwortlichen für die Polizeigewalt strafrechtlich belangt werden, ist es unverantwortlich, bei den EU-Beitrittsverhandlungen mit der Türkei neue Kapitel zu eröffnen“

    Je nachdem, ob man nun als Deutsch-Türke ein Erdogan-Anhänger ist oder eben nicht, vertritt die Linke die Interessen der Türken oder eben auch nicht. Das sich in Deutschland viele Türken für die Proteste interessieren, zeigen die Demonstrationen der Aleviten und der Erdogan-Anhänger. Die Demonstration der Aleviten wurde von den Grünen und den Linken gekapert.

    Besonders delikat ist der Spagat für diejenigen, die hier auf der einen Seite

    – die Linken unterstützen,
    – andere Parteien der Heuchelei bezichtigen und als neoliberal anprangen,
    – sowie die hier hervorgebrachte Kritik als Linkenbashing verbuchen,

    aber auf der anderen Seite als bekennende Linke an der neoliberale Politik Erdogans kaum etwas auszusetzen haben und die Kritik gegen das brutale Vorgehen der türkischen Polizei als

    – Erdogan- und Türkei-Bashing,
    – Türkenfeindlichkeit
    – Rassismus und
    – Heuchelei

    abbuchten. Das alles und vieles mehr kann man in diesem Thread und in der Diskussion um den Artikel „KÜMMERT EUCH UM EURE EIGENE POLITIK! Das Erdoğan-Bashing der deutschen Leitmedien nervt“ von Mustafa Esmer nachlesen.

    Ich denke es in Ordnung, wenn man die Linke wählt. Aber man sollte sich dabei bitte nur auf seine eigenen Interessen berufen und nicht die angeblichen Interessen der Türken vereinnahmen. Viele Türken nehmen es den Grünen übel, dass sie Erdogan kritisierten. Die Linke wird dagegen von den meisten Türken nicht weiter wahrgenommen.

  8. Marie sagt:

    Es erheitert mich immer wieder, wie sich die Wahrheit meiner Aussage:
    „und natürlich muss auch hier wieder mal die SED und die DDR herhalten. Darüber reden die Bürgerlichen viel lieber, als über Rassismus, Neonazis oder die Nazidiktatur und deren Millionen von Toten.“ erindrucksvoll bestätig – es genügt vollkommen, wenn einer eine Aussage tätigt, mit der er zu erkennen gibt, dass er die Politik der Linken unterstützt, und schon wird der Beiß-Reflex ausgelöst. Linken-Bashing ist der bevorzugte Volkssport der Bürgerlichen, da überschlagen sie sich regelrecht, auch wenn die DDR-Betrachtungen mit dem eigentlichen Thema Nullkommagarnichts zu tun haben. Es geht nämlich nicht um die DDR, sondern um das Programm derheutigen Linken und um die Gegenwart.

    Ich könnte ja hier seitenlang über die Geschichte der BRD und ihrer Parteien schwadronieren, über die „junge Demokratie“, die mit Altnazis an allen Schalthebeln der Macht aufgebaut wurde, über die Altnazis im BKA, dem auswärtigen Amt, in der Regierung, den Parteien und so weiter und so fort, über die Globkes, Filbingers und Oberländers und wie sie alle hießen in dieser „Demokratie“, über die Berufsverbote für Linke, die schon im Faschismus Opfer waren und wenig später erneut, – hat aber nichts mit dem Thema zu tun, deshalb lasse ich das sein. ich leide ja auch nicht an Beißreflexen.

  9. aloo masala sagt:

    @Marie

    Wer immer auch die sogenannten „Bürgerlichen“ sind und was sie tun, der Hinweis auf deren angebliche Unglaubwürdigkeit und andere Defizite widerlegt keines der Argumente von Lionel oder mo hinsichtlich deren Behauptungen über die Linke und DDR.

    In der Diskussion genießen sie bei sehr vielen Foristen einen hohen Ruf und stoßen auf breite Zustimmung, weil Sie aus deren Sicht tolle analytische Argumente hervorbringen, die den Kern der Sache auf den Punkt treffen. Ich bin deswegen überzeugt, dass Sie auch in dieser Diskussion die Argumente von Lionel und mo im Handumdrehen mit sachlichen Argumenten widerlegen können und es überhaupt nicht nötig haben, sich polemisch über den bürgerlichen Teil dieser Gesellschaft abfällig zu äußern.

  10. Mathis sagt:

    Stichwort „Vereinnahmung“
    Das ist die perfideste Strategie aller potentiellen Despotie: Eine bestimmte Bevölkerungsgruppe wird zum Instrument (oder Waffe) gegen gegen die „Anderen“, zu bekämpfenden eingesetzt.Dem Despoten geht es dabei selbstverständlich nur um seine eigenen Interessen.Machtspielchen versucht auch Marie in diesem Forum zu etablieren:die „Einen“ sind „erleuchtet“, die „Anderen“ auf dem Holzweg.Dazwischen gibt´s gar nichts.Das nennt man wohl „Simplifizierung“, Gesellschaftskunde für das „autoritätshörige“, „rettungsbedürftige“ Klientel.Jede Studie, die die Defizite einer Gesellschaft offenlegt, wird heimlich bejubelt, jede Fortentwicklung von Toleranz, Gemeinschaftssinn und Übereinstimmung wird geleugnet und Rassismus und Diskriminierung als „systemimmanent“ , d.h. „unveränderlich“ beschrieben. So wird Gefolgschaft sicher gestellt.Die Verhältnisse sind allerdings komplizierter.Und wer sich der Wirklichkeit nicht verweigert, sollte die Mühen genauerer, differenzierterer Betrachtungen nicht scheuen.Aloo Masala zeigt hier ja unermüdlich, wie man viel-perspektivisch unterwegs sein kann und das Ressentiment des vermeintlich objektiven Beobachters der Verhältnisse sichtbar macht.