Anzeige

Rezension zum Wochenende

Zigeuner. Begegnungen mit einem ungeliebten Volk – ein Buch von Rolf Bauerdick

Seit der der EU-Osterweiterung 2007 schießen „Roma-Experten“ wie Pilze aus dem Boden. So auch Rolf Bauerdick. Er brachte ein Buch heraus, das schwerlich dazu führen wird, antiziganistische Einstellung der deutschen Bevölkerung zu senken.

Von Freitag, 20.09.2013, 8:26 Uhr|zuletzt aktualisiert: Freitag, 27.09.2013, 14:18 Uhr Lesedauer: 5 Minuten  |  

Im Zuge der EU-Osterweiterung 2007 siedelten sich Einwanderer aus Rumänien und Bulgarien, darunter auch Roma, in bundesdeutschen Städten an. Seitdem schießen „Roma-Experten“ innerhalb der autochthonen Dominanzgesellschaft wie Pilze aus dem Boden: In drittklassigen Talkshows, in Kolumnen von Printmedien oder in politischen Kreisen finden sich Stellungnahmen von Personen, die schon immer alles wahlweise über „die Roma“, „das Volk der Roma“ oder schlimmer noch über „die Zigeuner“ wussten. Dazu gehört auch der Journalist Rolf Bauerdick, der im DVA-Verlag Anfang 2013 ein Buch mit dem vielsagenden Titel „Zigeuner. Begegnung mit einem ungeliebten Volk“ herausbrachte.

Schon der Gebrauch des Wortes „Zigeuner“ ist eine Provokation und eine Hommage an diejenigen Leser, die aus den jahrhundertelangen Verfolgungen von Sinti und Roma in Deutschland nichts gelernt haben oder lernen wollen. Der „unerschrockene Polemiker“ 1 Bauerdick sieht die Wortschöpfung „Zigeuner“ als „ehrenwerten Begriff“ (166) und liefert einige Beispielen, wo Roma selbst den Begriff „Zigeuner“ akzeptieren. Laut Bauerdick hätten nicht näher genannte „Meinungsbildner in den Medien die Ächtung des Begriffs ‚Zigeuner‘“ durch den Zentralrat Deutscher Sinti und Roma „weitgehend zu ihrer eigenen Sache“ gemacht und damit „die Sichtweise der Funktionäre zur Norm erhoben“ (175). Wahrscheinlich meint Bauerdick damit bekannte Antiziganismusforscher wie Markus End, Wolfgang Wippermann, Klaus-Michael Bogdal, Wilhelm Solms usw. Bauerdick selbst bekundet seine „Abneigung gegen die stereotype Verwendung des Begriffspaares ,Sinti und Roma‘“.

___STEADY_PAYWALL___

Dass eine kleine Minderheit den Begriff „Zigeuner“ als Selbstbezeichnung wählt, ist unbestritten. Von der großen Mehrheit wird der Begriff „Zigeuner“ jedoch als diskriminierendes Konstrukt der Dominanzgesellschaft unter anderem von Zentralrat Deutscher Sinti und Roma abgelehnt. Die Sinti Allianz Deutschland aus Köln akzeptiert die Bezeichnung auch nur dann, wenn das Wort wohlmeinend gebraucht wird.

Anzeige

Bauerdick, der „weit mehr als einhundert Reisen zu Zigeunern in zwölf europäischen Ländern unternommen“ (17) haben will, beklagt ein „intellektuelles Klima, in dem sich politisch Korrekte Meinungen gegen jedes Erfahrungswissen behaupten wollen“. (15) Er will durch sein „Erfahrungswissen“ die „Akademiker“ widerlegen. (71) Damit verfolgt er die Absicht, als zuverlässiger Insider zu erscheinen, um seine Glaubwürdigkeit zu untermauern. Dabei ist sein Blickwinkel, wie sich seinem Untersuchungsgegenstand Roma annähert, höchst fragwürdig und unseriös. Bauerdick schafft es nicht, sich von den Normalitätsvostellungen seiner eigenen westlichen Kultur zu distanzieren und eine andere aus dessen eigenem Kontext zu begreifen. Das, was Bauerdick als Realität vorgibt, ist lediglich eine individuelle Interpretation seiner Begegnungen mit Roma. Seine Herangehensweise erinnert stark an Erfahrungsberichte a la Scholl-Latour, die nur die gesammelten subjektiven Erfahrungen wiedergeben und niemals (wissenschaftliche) Objektivität widerspiegeln können. Von einer multiperspektivischen Reflexion ist Bauerdick weit entfernt; sein Blickwinkel könnte eher als Nostrismus bezeichnet werden, wo das Eigene zum Maßstab mit der Begegnung mit dem Anderen wird.

Bauerdick geht es darum, die These zu entkräften, dass die Mehrheitsgesellschaft immer nur die Täter stellt und die Minderheit immer die Opfer. Auf die Fragen, wer diese These überhaupt aufgestellt hat und warum sie angeblich hegemonialen Charakter besitzt, geht er nicht ein. Aus einer essenzialistischen Sicht kritisiert die angeblich fehlende Eigenverantwortung zur Verbesserung ihrer Situation: „Nach ungezählten Begegnungen in über zwanzig Jahren erinnere ich kaum einen Rom, der für die Wurzel seiner Misere ein Stück Verantwortung bei sich selber gesucht, geschweige denn gefunden hatte.“ (14) Bauerdick fordert von den Roma ein, „den Opferstatus aufzugeben und endlich einmal die Ursachen des Dauerelends nicht bei der (…) Mehrheit zu suchen, sondern bei sich selbst.“ (151) Nicht die zum Teil jahrhundertelange Sklaverei wie in Rumänien, die politische und rechtliche Diskriminierung durch die Mehrheitsgesellschaften sind also schuld an der Situation der Roma, sondern ihre angeblich fehlende Eigeninitiative. Diese Standpunkte sind typisch für viele Angehörige der Mehrheitsgesellschaft: mit der Verweis auf die Schuld der Roma müssen eigene Schuldanteile und das eigene antiziganistische Weltbild nicht hinterfragt werden.

Seine Polemik wendet sich besonders gegen den Zentralrat Deutscher Sinti und Roma und so genannte „Anti-Antiziganisten“. Er beschimpft die Mitglieder des Zentralrats als „Kongreß-Roma“, die „die Diskriminierung ihres Volkes und das Elend in jenen Siedlungen beklagen, die sie selbst nur dann betreten, wenn sie von Reportern und Kameras begleitet werden.“ (205) Außerdem unterstellt er Antiziganismusforschern, dass sie „im Elfenbeinturm ihrer Bibliotheken nicht wissen, wovon sie reden.“ (242f) Dieser „selbstgerechte(n) Empörungsclique“ unterstellt Bauerdick sogar Rassismus. Er bemerkt: „Der subtile Rassismus der Sinti-und Roma-Freunde besteht darin, dass sie der Gesellschaft alles, den Zigeunern indes nichts abverlangen. So verhält man sich gewöhnlich gegenüber Menschen, denen man nichts zutraut.“ (206)

Bauerdick zementiert jahrhundertelang tradierte Stereotype über Sinti und Roma innerhalb der deutschen Bevölkerung. Er schreibt Roma spezifisch deviante Eigenschaften zu: „Dass sie nicht arbeiten und in den Tag hineinleben, dass sie auf eine kärgliche Fürsorge spekulieren und immer neue Kinder zur Welt bringen, das alles ist gewiß ein Problem.“ (84) Dabei redet Bauerdick lange und gerne über die Kriminalität der Roma, da „seriöse Debatten über die Kriminalität (…) aus dem öffentlichen Raum verbannt werden“ (216) Einzelne spektakuläre Fälle von Mord und Vergewaltigung nehmen großen Raum ein, genauso wie „organisierte Bettelnetzwerke und Diebesbanden in Westeuropa“. (261) Roma werden von Bauerdick im Gegensatz zu westlichen Gesellschaften als vormodern und primitiv dargestellt. In der Unterüberschrift des 4. Kapitels heißt es: „Bulgarien. Mit einem Bein im Mittelalter.“ (77) Unter den „Menschen, die noch nicht einmal im 20. Jahrhundert angekommen schienen“, herrsche „eine rückständige Armut“. (78). Damit wird implizit suggeriert, dass eine kulturelle Integration in westliche Industriegesellschaften nicht möglich sei. Die alte Zuschreibung der Wahrsagerei darf auch nicht fehlen: angeblich soll es in Rumänien noch 4.000-20.000 „Hexen“ geben. (68)

Eine entscheidende Schwäche des Buches liegt darin, dass Bauerdick zwar häufig Personen zitiert und manchmal Hintergründe zu bestimmten Themenbereichen beleuchtet, ohne jedoch Nachweise in Form von Literaturangaben zu liefern.

Aus einer 2011 durchgeführten Studie zur gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit geht hervor, dass über 40% der deutschen Bevölkerung antiziganistisch eingestellt sind. Bauerdicks Buch wird schwerlich dazu führen, diesen für einen demokratischen Staat desaströsen Wert zu senken. Im Gegenteil: Das Buch von Bauerdick ist eine weitere Bestätigung für bildungsbürgerliche Teile der Mehrheitsgesellschaft, die jahrhundertelang tradierte Stereotype über „Zigeuner“ verinnerlicht haben und nicht bereit sind, jedes Individuum fern von einem essenzialistischem Kontext zu beurteilen.

  1. FAZ vom 6.7.2013
Aktuell Rezension
Zurück zur Startseite
MiGLETTER (mehr Informationen)

Verpasse nichts mehr. Bestelle jetzt den kostenlosen MiGAZIN-Newsletter:

UNTERSTÜTZE MiGAZIN! (mehr Informationen)

Wir informieren täglich über das Wichtigste zu Migration, Integration und Rassismus. Dafür wurde MiGAZIN mit dem Grimme Online Award ausgezeichnet. Unterstüzte diese Arbeit und verpasse nichts mehr: Werde jetzt Mitglied.

MiGGLIED WERDEN
Auch interessant
MiGDISKUTIEREN (Bitte die Netiquette beachten.)

  1. Marie sagt:

    Es ist völlig wurscht, ob der Kölner Markus R. eine „entspannte Meinung“ zum „Zigeuner-Begriff“ hat. Es geht hier nicht um Markus Reinhard. Im Übrigen sind Ihre Behauptungen unrichtig: Nur 14.9 % haben kein Problem mit der Verwendung des Begriffs Zigeuner, nach dieser Untersuchung, für 57,5 % ist der Begriff IMMER ein Problem und für weitere 25,7 % ist der Begriff ein Problem wenn er abwertend gebraucht wird. Der Begriff wird in den meisten Fällen abwertend gebraucht.

    „„Zigeuner“ ist eine seit dem frühen 15. Jahrhundert im deutschen Sprachraum belegte, mutmaßlich auf das byzantinische Griechisch zurückgehende Fremdbezeichnung für Bevölkerungsgruppen, denen in Stereotypen ausgeprägte, jeweils auffällige, von der Mehrheitsbevölkerung abweichende Eigenschaften zugeordnet werden.“ (wikipedia) und es ist somit festzuhalten, dass mehr als 83 % der Betroffenen ein sehr erhebliches Problem mit diesem Begriff (und das völlig zu Recht) haben. Diejenigen, die damit kein Problem haben, sind eine kleine Minderheit.

    Es ist typisch für Menschen mit einer diskriminierenden Grundeinstellung gegenüber den Angehörigen der Roma und Sinti, derartige Fakten zu verdrehen und zu verfälschen und es ist typisch für solche Zeitgenossen, auf Einzelpersonen wie Reinhard zu verweisen, in der Absicht, ihre eigene Grundeinstellung zu rechtfertigen und zu verharmlosen.
    Der Autor wurde keineswegs nur deshalb „zum Rassisten gekürt“, weil er von „Zigeunern spricht“ , so wie Sie das unrichtig behaupten, Herr Mathis. Vielmehr hat der Autor über die provozierende Verwendung dieses stigmatisierenden Fremdbegriffs hinaus beispielsweise “ Schilderungen von Roma-Verbrechen und Roma-Verbrechern in geradezu penetranter Ausführlichkeit“ in sein unterirddisches Buch eingefügt, während er für „ungarische Neofaschisten von Jobbik milde Worte findet.“. Und vieles andere mehr – nachzulesen nicht nur in der Lausberg-Rezension, belegt mit Zitaten und Seitenangaben. Sondern auch in anderen Publikationen, nachzulesen in den Kommentaren in diesem Thread. Dass Leute mit rassistischer Grundeinstellung all das unterschlagen bzw. verfälschend ins Gegenteil verkehren, ist nichts Neues.

  2. aloo masala sagt:

    Das Lausberg mit gezinkten Karten spielt, hatte ich bereits zuvor mit einigen Beispielen angedeutet. Hier ist eine Fortsetzung, die dokumentiert, dass Lausberg die Leser mit seiner Rezension bösartig täuscht. Bösartig deswegen, weil Lausberg als Wissenschafter weiß, wie man korrekt zitiert und er die wichtigsten Zitate sinnentstellt. Paradox ist, dass diese Person am Schluss fehlende Zitate bei Bauerdick als entscheidende Schwäche des Buchs bemängelt.

    Nun zu den Belegen:

    Michael Lausberg schreibt: „Bauerdick fordert von den Roma ein, „den Opferstatus aufzugeben und endlich einmal die Ursachen des Dauerelends nicht bei der (…) Mehrheit zu suchen, sondern bei sich selbst.“ (151)“

    Bauerdick berichtet auf den Seiten 149ff über Laktatos, einen Roma-Führer in einem Bezirk in Ungarn. Unter anderem berichtet er über eine Rede Lakatos. In dieser Rede sprach Lakatos die Worte, die Lausberg zitierte und Bauerdick fälschlicherweise zuschreibt. Es war Lakatos, der forderte und nicht Bauerdick.

    Damit bricht die anschließende Argumentation von Lausberg bis zum Ende des Absatz in sich zusammen. Denn sie beruht auf einer falschen Prämisse.

    Die Zitate mit Seiten (68, 77, 78, 84, 216, 261) sollen belegen, das Bauerdick laut Lausberg „jahrhundertelang tradierte Stereotype über Sinti und Roma innerhalb der deutschen Bevölkerung zementieren“ würde. Die genannten Seiten beschreiben die Situation von Zigeunern in und aus Ost- und Südosteuropa. Von deutschen Sinti und Roma ist nicht die Rede. Damit belegen die Seite nichts von dem, was Lausberg behauptet.

    Lausberg argumentiert suggestiv und sucht sich gezielt Textbausteine heraus, die er für seine Vorwürfe benötigt und ignoriert dabei den Kontext. Schauen wir uns das etwas genauer an:

    Seite 68: Lausberg schreibt: Die alte Zuschreibung der Wahrsagerei darf auch nicht fehlen: angeblich soll es in Rumänien noch 4.000-20.000 „Hexen“ geben. (68).

    Das interessante ist hier, dass Lausberg den gleichen Fehler wie der Politologe Michael End macht. Bauerdick schreibt dazu auf Seite 70: Folgt man Politologen wie Markus End, dann betteln, stehlen und wahrsagen Roma nicht. Sie betteln, stehlen und wahrsagen nur „angeblich“.

    Nun ist das nicht angeblich, sondern so real, dass in Rumänien eine Hexensteuer erhoben wurde (http://www.freitag.de/autoren/bambulie/die-sache-mit-den-hexen).

    Seite 77/78: Lausberg schreibt: „“Mit einem Bein im Mittelalter.“ (77) Unter den „Menschen, die noch nicht einmal im 20. Jahrhundert angekommen schienen“, herrsche „eine rückständige Armut“. (78). Damit wird implizit suggeriert, dass eine kulturelle Integration in westliche Industriegesellschaften nicht möglich sei.“

    und

    Seite 84: Lausberg schreibt: „Dass sie nicht arbeiten und in den Tag hineinleben, dass sie auf eine kärgliche Fürsorge spekulieren und immer neue Kinder zur Welt bringen, das alles ist gewiß ein Problem.“ (84)

    Der Kontext dieses drei Zitate ist, dass Bauerdick zunächst von der Entwurzelung der Roma in Südosteuropa bedingt durch die Globalisierung und anderen Faktoren spricht und dann die Auswirkungen der Entwurzelung beschreibt. Es ist also gewissermaßen ein Phänomen, das wir auch bei den Indianern und Aboriginees vorfinden. Den Roma sind ihre traditionellen Jobs wie beispielsweise Kesselflicker wegen der chinesischen Billigplastikprodukte verlustig gegangen. Vollständig lautet das Zitat:

    „Die Besuche bei bulgarischen Roma glichen Zeitreisen in die Vergangenheit. An der Schwelle zum 21. Jahrhundert begegneten wir Menschen, die noch nicht einmal im 20. Jahrhundert angekommen schienen und deren rückständige Armut uns ebenso bestürzte wie ihr aufrichtiges Gemüt uns bewegte. Wehmut überkam mich, als die Ahnung zur Gewissheit wurde, dass die meisten Zigeuner mir ihren tradierten Berufen im dritte Jahrtausend keinen Platz mehr finden würden. Die Roma, Überlebenskünstler seit ihrer Ankunft in Europa mussten erfahren, dass nicht nur die Macht der Märkte gegen sie war […].“

    Lausberg entreißt alle drei Zitate aus diesem Kontext, entstellt ihren eigentlichen Sinn, um sie schließlich gegen Bauerdick verwenden zu können.

    Seite 216/261. Hier kombiniert Lausberg willkürlich Aussagen, die er aus dem Zusammenhang gerissen hat: „Dabei redet Bauerdick lange und gerne über die Kriminalität der Roma, da „seriöse Debatten über die Kriminalität (…) aus dem öffentlichen Raum verbannt werden“ (216) Einzelne spektakuläre Fälle von Mord und Vergewaltigung nehmen großen Raum ein, genauso wie „organisierte Bettelnetzwerke und Diebesbanden in Westeuropa“. (261)“.

    Das vollständige Zitat von S. 216 sieht bei Bauerdick so aus: „Da seriöse Debatten über die Kriminalität der Roma aus dem öffentlichen Raum verbannt werden, überlässt man das Problem der BILD-Zeitung und nationalistischen Internetforen, um sich beklagen zu können, die Rechte schüre antiziganistische Vorurteile.“

    Der Kontext der Aussage ist, wie man zum Schutz von Roma-Frauen umgehen sollte, die sich massenhaft zu Spottpreisen prostituieren. Das interessiert aber Lausberg nicht. Er unterstellt Bauerdick, dass er lieber lange und gerne von Kriminalität spricht, weil es dafür keinen öffentlichen Raum gäbe. Nur hat Bauerdick, in diesem Kontext, die Kriminalität knapp auf genau drei Zeilen beschränkt.

    Das Zitat von S. 261 wurde von Lausberg völlig entstellt. Korrekt heißt es: „Das die wirtschaftliche Not die Roma nach Italien, Frankreich, Spanien oder Deutschland treibe, andererseits organisierte Bettelnetzwerke und Diebesbanden in Westeuropa dem Image der Zigeuner enormen Schaden zufügen, zumal die westliche Presse, besonders in Italien, eine mediale Hysterie gegen die Roma schüre und europäische Neofaschisten zum Rassenhass aufstachelten“

    Das ist inhaltlich eine völlig andere Aussage, als sie Lausberg zu vermitteln versucht und passt nicht in das Schema, dass Lausberg gerne über Kriminalität berichten möchte.

  3. mo sagt:

    @Mathis
    Vielleicht liegt es daran, dass man in anderen Sprachen keine Probleme mit der Fremdbezeichnung, wie Gypsy beispielsweise, hat. Es soll ja Leute geben, die ein bisschen cosmopolitisch denken und für die ist es einfach schizophren, dass im Englischen der Begriff Gypsy unproblematisch ist, bei der deutschen Übersetzung aber nazi sein soll.
    Ein Amerikaner erklärte mal, den Begriff Roma kannte er nicht, hatte ihn zum ersten Mal am Holocaust Memorial in Berlin gehört.

  4. Mathis sagt:

    @ mo , ja die Begriffe differieren ebenso, wie die „Zuschreibungen“
    @ Marie , 6,9% bezeichnen sich selbst sowohl als Zigeuner als auch als Sinti,bzw.Roma; 25,7% sagen, dass die „Haltung“ entscheidend sei;14,9% nennen sich selbst nicht Zigeuner,sehen aber kein Problem darin, wenn andere sie so bezeichnen = 47,5%, die zu einer undogmatischen Haltung neigen,also, wie ich es nenne,entspannt sind.
    Masalas Ausführungen (Text-genaue Zitate) komplettieren das Bild.
    Im übrigen zähle ich mich nicht zu den Menschen, die irgendein Ressentiment gegen Roma oder Sinti hegen.Meine Skepsis bezieht sich einzig auf den hier eingestellten Artikel.Es ist also gar nicht nötig, dass Sie sich derartig vergaloppieren.Dass Meinungen von realen Angehörigen einer Minderheit Sie nicht wirklich interessieren (Reinhards Meinung ist unwesentlich), wenn diese Sie in Ihrem Furor zu stoppen drohen (Denkpause gefällig?), ist naheliegend.
    Im übrigen habe ich ja schon darauf hingewiesen, wie ich Ihre Urteilsfähigkeit bewerte.

  5. Marie sagt:

    Na, jetzt schlägts 13, Herr Mathis – Sie scheinen nicht rechnen zu können. „für 57,5 % war der Fremdbegriff „immer ein Problem“, 14,9 % hatten „kein Problem mit der Verwendung des Zigeuner-Begriffs durch andere“ und weitere 25,7 % fanden, „dass es darauf ankommt, ob dieser Begriff abwertend oder gar als Schimpfwort benutzt wird“. 6,9 % wandten den Zigeunerterminus auf sich selbst an, z. T. neben Roma oder Sinti“

    Eventuell könnten hätte Ihnen ja auffallen können, (jedenfalls dann, wenn Sie nicht, wie Sie das tun, die Zahlen passend zu Ihrer „Meinung“ sich zurechtbiegen würden), dass 57,5 %, für die der Zigeunerbegriff immer ein Problem ist und die von Ihnen genannten 47, 5 %, die das nach Ihrer Interpretation „entspannt“ sehen, in der Summe 105 % ergeben, na so was aber auch. Schon mal etwas von Teilmengen gehört, Herr Mathis? Also,die 6,9 %, die sich selbst so bezeichnen, die sind in den 14,9 %, die kein Problem damit haben, dass andere sie so bezeichnen, eine Teilmenge, da kann man nicht einfach zusammenzählen, damit das Ergebnis zur eigenen „entspannten“ Meinung passt. Es bleibt dabei:

    Lediglich 14,9 % haben kein Problem, wenn andere sie als Zigeuner bezeichnen, die 6.9 % , die sich selbst so bezeichnen, sind darin enthalten. Der Rest, deutlich mehr als 80%, haben ein Problem, denn der Begriff wird in aller Regel abwertend gebraucht. Siehe Zitat Wikipedia, das wohl absichtlich passend zu Ihrer Einstellung „überlesen“ wurde.

    Masalas „Ausführungen“ komplettieren gar nichts,

    Bauerdick behauptet, dass Laktatos gefordert hätte – um sich bei der Verbreitung seiner eigenen stigmatisierend-hetzenden Gesinnung hinter einem „Zigeuner“ zu verstecken, ein beliebtes Stilmittel von Rassisten, um den eigenen Pelz vermeintlich rein zu halten – dass Bauerdick dem von einem „Zigeuner“ angeblich verbreiteten Käse etwas entgegengesetzt hätte, davon habe ich nichts gelesen. Ich habe auch nichts davon gelesen, dass B. die „Zigeuner“ zitiert hätte, die diese Auffassung NICHT teilen, und die sind in der überwältigenden Mehrheit.

    Lausberg hat nicht behauptet, dass von deutschen Sinti und Roma die Rede sei, wie Masala zwecks Irreführung unterstellt, er hat vielmehr behauptet, dass das, was der Autor über die als „Zigeuner“ betitelten Sinti und Roma in den genannten Ländern geschrieben hat, geeignet ist, “ jahrhundertelang tradierte Stereotype über Sinti und Roma innerhalb der deutschen Bevölkerung zu zementieren“ .

    Und so weiter und so fort.
    Masala verdreht die Fakten auf die gleiche Weise, wie Sie das tun. Lausberg „unterstellt“ dem Bauerdick nicht, dass dieser lange und breit die „Kriminalität“ der von ihm als Zigeuner entwürdigten Roma und Sinti thematisiere, vielmehr tritt Bauerdick die „Kriminalität“ tatsächlich in endlosen Wiederholungen breit. Und so weiter und so fort.

    Dass Leute wie Sie, die eine diskriminierende Einstellung gegenüber „Zigeunern“ haben, gerne die Methode anwenden, die eigene Einstellung hinter seltenen Ausnahmemeinungen der rassistisch Diskriminierrten zu verstecken, die die überwältigende Mehrheit der Diskriminierten nicht teilt, hatte ich bereits erwähnt. Selbstverständlich ist es unwesentlich, wenn einige wenige „Zigeuner“ nichts dabei finden, sich derart entwürdigend von der Mehrheitsgesellschaft titulieren zu lassen, maßgeblich ist, dass die überwiegende Mehrzahl aus gutem Grund NICHT so tituliert werden will. Es soll auch Sklaven gegeben haben, die das Sklavendasein ganz toll fanden, die Mehrheit war das aber nicht und es stellt auch keine rechtfertigung der Sklavenhaltung dar..

    Die Penetranz, mit der Masala hier die Roma und Sinti mit dem stigmatisierenden Begriff „Zigeuner“ entwürdigt, zeigt, wes Geistes Kind dieser Forist ist.

  6. aloo masala sagt:

    Die von Mathis erwähnte Studie aus Wikipedia ist ein weiteres Beispiel dafür, dass Lausberg Argumentation den Fakten nicht standhält.

    Lausberg schreibt: „Von der großen Mehrheit wird der Begriff „Zigeuner“ jedoch als diskriminierendes Konstrukt (…) abgelehnt.“

    Die von der Studie genannten 47,5% lehnen den Begriff Zigeuner jedoch nicht als diskriminierendes Konstrukt ab.

    Die Zahlen beziehen sich allerdings nur auf deutsche Verhältnisse. Auf dem Balkan, in Rumänien oder Ungarn können die Zigeuner mit der deutschen sprachlichen Korrektheit bedingt durch den Holocaust nicht viel anfangen. So hat beispielsweise die Literaturnobelpreisträgerin Herta Müller geschrieben:

    “Ich bin mit dem Wort ‘Roma’ nach Rumänien gefahren, habe es in den Gesprächen anfangs benutzt und bin damit überall auf Unverständnis gestoßen. ‘Das Wort ist scheinheilig’, hat man mir gesagt, ‘wir sind Zigeuner, und das Wort ist gut, wenn man uns gut behandelt.’

    Der Autor Franz Remmel zitiert den Bulibascha, das Oberhaupt der rumänischen Zigeunerfamilien: “Sagst du zu mir Rom, dann beleidigst du mich. Nennst du mich Zigeuner, dann sprichst du mir zu Herzen.”

    Dieser Sachverhalt entzieht dem Standpunkt von Lausberg die Grundlage.

  7. mo sagt:

    @aloo masala
    Vielen Dank für die Mühe, die Sie aufgewendet haben, um einen dreisten Versuch der Diskreditierung richtig zu stellen.
    Sie wuchern mit Fakten, wo andere außer plumper Beschimpfung nichts entgegen zu setzen haben.

  8. Marie sagt:

    Dass Sie sich den faelschlich addierten Zahlen anschliessen und zusätzlich diejenigen, die den abwertenden Gebrauch ablehnen, (der Gebrauch ist in der Regel ABWERTEND) kurzerhand zu denen zaehlen, die angeblich nichts Diskriminierendes entdecken können, belegt Ihre unlauteren, perfiden und faktenverdrehenden Diskussionsstil ein weiteres Mal eindrucksvoll. Mit Ihnen ist jeder Versuch, sachlich zu diskutieren, absolut sinnlos. Hatten Sie nicht versprochen, sich aus der Diskussion zu verabschieden, Herr Masala? Halten Sie bitte wenigstens Ihre Versprechen. Was Herta Müller sagt, ist genauso irrelevant, wie das, was andere Vertreter der Mehrheitsgesellschaft ÜBER die „Zigeuner“ sagen. Genau so irrelevant ist es, was Remmel zitiert. Die Auswahl derer, die zitiert werden und dessen, was „zitiert“ wird, treffen Leute mit rassistischer Einstellung stets passend zu ihrer rassistischen Einstellung und ihre subjektiven Eindrücke schildern sie so, wie es ihnen ihre rassistische Einstellung vorgibt. Die perfide Methode, sich mit der eigenen rassistischen Einstellung hinter angeblichen „Kronzeugen“zu versstecken, ist ein äusserst beliebter Schachzug von Rassisten. Massgeblich ist allein, dass die überwiegende Mehrzahl mit diesem stigmatisierende Fremdbegriff völlig zu Recht nicht titulielt werden wollen. „Zigeuner“ werden und wurden noch nie „gut behandelt“. NIRGENDWO. Der Gipfel der Scheinheiligkeit

  9. Marie sagt:

    und Verlogenheit ist es, zu behaupten, man wuerde „respektieren“ wenn die Roma und Sinti so nicht tituliert werden wollen und dann in Veröffentlichungen, die auch die Mehrzahl derer liest, die sich diese Abwertung nicht gefallen lassen wollen, diesen negativ konnotierten Fremdbegriff pausenlos verwendet. RESPEKT sieht anders aus.

Kommentare sind nicht erlaubt.