Flüchtlinge
Festung Europa
Vor Lampedusa fanden erneut zahlreiche Flüchtlinge aus Afrika einen grausamen Tod im Meer. Ein weiteres Mal erkennt man, dass all die Werte, welche die Europäische Union vorgibt zu präsentieren, spätestens vor den Toren Europas enden.
Von Emran Feroz Freitag, 04.10.2013, 8:30 Uhr|zuletzt aktualisiert: Donnerstag, 10.10.2013, 9:31 Uhr Lesedauer: 3 Minuten |
Vor der italienischen Mittelmeerinsel Lampedusa ist ein Schiff mit mehr als 500 Flüchtlingen an Bord gesunken. Mindestens 82 Passagiere ertranken im Meer, unter ihnen mehrere Kinder. Die meisten Flüchtlinge stammten aus dem kriegsgeschundenen und verarmten Somalia. Der Vorfall, der schon der zweite innerhalb einer Woche ist – am Montag starben vor Sizilien mindestens dreizehn Flüchtlinge – macht ein weiteres Mal die bittere Realität von Flüchtlingen deutlich, die immer wieder auf dem Weg nach Europa scheitern und im schlimmsten Fall den Tod finden.
Die Verantwortlichen hierfür lassen sich vor allem im sicheren Brüssel finden. Allerdings herrscht nur geringes Interesse. Der Friedensnobelpreisträger – die Europäische Union – will vom Leid der Flüchtlinge nichts wissen. Jene Werte, auf die man anscheinend immer wieder Wert legen will, sprich, Freiheit, Menschlichkeit und Solidarität, scheinen an den Grenzen der europäischen Festung tagtäglich ihr Ende zu finden.
Kein Wunder, denn die EU-Grenzen werden seit Jahren streng überwacht. Dies liegt vor allem an der „Europäischen Agentur für die operative Zusammenarbeit an den Außengrenzen“, kurz, Frontex. Diese Organisation, die vorgibt, für „Sicherheit“ zu sorgen, hat in der Vergangenheit immer wieder bewiesen, dass sie auf Menschenrechte keinen Wert legt. Stattdessen wird eiskalt Jagd auf Flüchtlinge gemacht.
Ein Beispiel hierfür ist ein Fall aus dem Jahr 2009. Damals hat Frontex ein senegalesisches Flüchtlingsschiff auf hoher See aufgebracht. An Bord waren nicht nur Menschen, die dem Verdursten nahe waren, sondern auch Leichen. Dies berührte die Flüchtlingsjäger – anders kann man die Mitglieder von Frontex gar nicht bezeichnen – in keinster Weise. Stattdessen wollte man den Flüchtlingen kein Wasser geben, drohte, ihr Schiff zu zerstören und schickte sie zurück in den Senegal.
Dieses Ereignis ist kein Einzelfall. Auf diese Art und Weise wurden schon Tausende von Flüchtlingen zurück nach Afrika getrieben. Zahlreiche Zeugenaussagen und Berichte bestätigen die gewalttätige und skrupellose Vorgehensweise der Organisation immer wieder. Obwohl Frontex des Öfteren von Menschenrechtsorganisationen scharf kritisiert wurde, gab es bis zum heutigen Tag keine Konsequenzen seitens der EU. Stattdessen wird erbarmungslos weitergemacht.
Um die Belange von Flüchtlingen will man sich ohnehin nicht kümmern. Diese erleiden nicht nur auf hoher See derartige Schicksale. In Griechenland werden Flüchtlinge auf den Straßen von Neonazis gejagt. Die Polizei schreitet nicht ein, sondern unterstützt derartige Hetzjagden. Dass Flüchtlinge – unter ihnen auch Minderjährige – in griechischen Gefängnissen oftmals schwerst misshandelt werden, interessiert in Brüssel niemanden.
Ähnliche Zustände herrschen in Ungarn. Dort nimmt sich die extremistische Regierung Viktor Orbáns kein Blatt vor dem Mund. Flüchtlinge enden oftmals auf der Straße. Von Unterstützung fehlt jede Spur. Nun – zur „Krönung“ des Ganzen – entschloss sich die Regierung, Obdachlosen das Übernachten im Freien zu verbieten. Ein Protest seitens der EU war praktisch nicht vorhanden. Obendrein darf man nicht vergessen, dass man den Herrschaften von Frontex auch an den Landesgrenzen dieser Staaten begegnet. Diese gehen auch zu Lande alles andere als zimperlich mit den Flüchtlingen um.
In Staaten wie Deutschland und Österreich kann man solche Zustände nicht vorfinden. Stattdessen hat man sich entschlossen, Flüchtlingen auf bürokratischer Ebene Steine in den Weg zu legen. Aufgrund dieser Tatsache wissen syrische Flüchtlinge in Deutschland immer noch nicht, wie sie ihre Familien aus dem Krieg in der Heimat herausholen können. Das Gleiche gilt für Syrer mit deutscher Staatsbürgerschaft. Auch dieses Verhalten bringt die Doppelmoral sowie die Scheinheiligkeit der Politik in diesen Fragen zum Vorschein. Während man nur begrenzt Flüchtlinge aus Syrien aufnehmen will, schreckt man vor Kriegsrhetorik, der Bewaffnung Aufständischer in fernen Ländern und der darauffolgenden Aufheizung des Krieges nicht zurück.
Diese Praxis kann man nicht nur im Hinblick auf Syrien beobachten. Man bombardiert Länder wie Afghanistan, den Irak, Libyen oder Mali, man lässt den afrikanischen Kontinent aushungern und man lechzt nach Flächenbränden in Krisenregionen. Nur die Flüchtlingswellen aus diesen Ländern sind nicht erwünscht, denn die Festung muss „sicher“ bleiben. So will es der Friedensnobelpreisträger. Leitartikel Meinung
Wir informieren täglich über das Wichtigste zu Migration, Integration und Rassismus. Dafür wurde MiGAZIN mit dem Grimme Online Award ausgezeichnet. Unterstüzte diese Arbeit und verpasse nichts mehr: Werde jetzt Mitglied.
MiGGLIED WERDEN- AfD beschließt „Remigration“ Abschiebung von „Personengruppen mit schwach…
- Fachkräftemangel vs. Abschiebung Pflegeheim wehrt sich gegen Ausweisung seiner Pfleger
- „Diskriminierend und rassistisch“ Thüringer Aktion will Bezahlkarte für Geflüchtete aushebeln
- Verwaltungsgerichtshof Nürnberg muss Allianz gegen rechts verlassen
- Brandenburg Flüchtlingsrat: Minister schürt Hass gegen Ausländer
- Spurwechsel ermöglichen Migrationsexperte fordert Bleiberecht für arbeitende…
Es geht nicht um mich Heinrich, wenn sie das nicht verstehen können tut es mir leid. Europa ist schuld, ich schäme mich als Europäer und sie sollten sich auch schämen und nicht auf die Italiener verweisen. Niemand trägt eine Erbschuld, jeder ist für sich selbst verantwortlich. Es gibt sogar ein Lied ja: wo sind all die Indianer hin! Falls sie das noch nicht bemerkt haben, das viele Geld (unsere Steuergelder, und die unserer Kinder und kindeskinder usw) ging für die Banken drauf. Ihre Kommentare finde ich sehr unverschämt aber dennoch akzeptiere ich ihre Meinung als ihre Meinung.
Europa macht das, was sie geerbt hat aus Urzeiten: Augen zu, Mauer drum, Ave Maria und Kuchen statt Brot für die Verhungernden.. Verbrannte Erde, Hass, Zerstörung, reines Gewissen.. Alles hat seinen Preis.. Selbst muss sie nicht mehr zu der Waffe greifen, geplündert hat sie bereits alles.. Wem hat’s geholfen? Ihr selbst.. Und drüber kreist der Gerd in seinem Airbus durch bloße Imaginationskraft..
Wenn man Europa ins Verhältnis zu Afrika setzt und eine Rechnung aufmachen will, dann muss man die Summe sehen. Krankheiten, die heute dank europäischen Ärzten, europäisch finanzierten Krankenhäusern und in Europa entwickelten Impfstoffen weitgehend keine Gefahr mehr darstellen, wurden nicht von Kolonialherren eingeschleppt.
Es wird auch tonnenweise Brot eingeflogen und ein Brunnen nach dem anderen gebaut. Aber es ist nicht so einfach, Afrika aus der Misere zu holen, denn Entwicklungshilfe kann auch zerstören. Siehe hier: http://www.spiegel.de/politik/ausland/hungerkrise-wie-entwicklungshelfer-den-tod-nach-afrika-bringen-a-551508-2.html
Auch das ausbeuterische Gebahren von Großkonzernen (die nicht alle europäischer Herkunft sind) lässt sich nicht immer regierungsseitig verhindern. Und ob bestimmte Projekte sinnvoll sind oder zerstörerisch, darüber kann man geteilter Meinung sein – ganz gewiss gibt es aber nicht eine einheitliche europäische Linie der Ausbeutung, wie hier in manchem Kommentar versimplifiziert wird. Ich empfehle den Film „Darwins Alptraum“ (http://de.wikipedia.org/wiki/Darwin%E2%80%99s_Nightmare), dessen Thesen nicht unumstritten sind: http://www.arte.tv/de/die-situation-heute-katastrophe-oder-chance/1178870,CmC=2013590.html
Und: http://www.taz.de/1/archiv/archiv/?dig=2005/03/17/a0151
Wer die Artikel gelesen hat, kann ja mal sagen, ob die Antworten wirklich so einfach sind.
@Cengiz K
Ich verstehe, dass man gerne einfache Antworten hätte, wo man mit dem Zeigefinger auf andere zeigen kann. Die Bildzeitung lebt ja teilweise auch davon.
Heinrich sagt: 10. Oktober 2013 um 11:58
„Also soweit ich weiß wurde der Großteil der in Afrika vorhandenen Infrakstruktur in der Kolonialzeit aufgebaut und sind danach einfach nur noch sich selbst überlassen worden. Wer hat diese Infrastruktur wohl bezahlt und dort hin gebracht? Und dass die Infrastruktur nur auf die Wirtschaft der Kolonialisten ausgerichtet war und nur diese davon profitierten ist unmöglich! Wie soll man das denn bewerkstelligen uns was ist das für eine Logik? Wie soll man eine Eisenbahn oder eine Strasse bauen von der die Einheimischen nicht profitieren können?“
Da Afrika die Wiege der Menschheit ist, kann man wohl kaum unterstellen, dass die Menschen es dort in Jahrtausenden nicht geschafft hätten eine eigene Wirtschaft und Verwaltungsstrukturen zu unterhalten. Ich will nicht behaupten, dass da Friede, Freude, Eierkuchen geherrschte hätte, es gab ebenfalls Kriege, Völkermorde, Völkerwanderungen usw. usf. Es ist aber lächerlich zu behaupten, erst die Europäer hätten die Segnungen der Zivilisation in die Welt getragen.
Natürlich wurde die Wirtschaft und Infrastruktur lediglich zum Nutzen der Kolonialmacht angepasst. Immerhin haben die dort Geld investiert und zwar nicht aus altruistischen Motiven, sondern um Profit zu generieren. Große Monokulturplantagen waren z.B., bis zur Ankunft der Europäer unbekannt. Ferner ist es auch bezeichnend, dass in den ehemaligen Kolonien so gut wie keine Industrie oberhalb des primären und sekundären Sektors aufgehaut wurden.
Heinrich sagt: 10. Oktober 2013 um 11:58
„Wer bohrt denn Heute die ganzen Brunnen in Afrika und baut Schulen und Krankenhäuser? Wer baut denn in Afrika momentan das Internet aus? Woher stammen die Helfer die ihr Leben aufs Spiel setzen um den armen Menschen dahinten zu helfen? Woher kommen die Tonnen an Nahrungsmittel? Wissen Sie wieviele Billionen schon nach Afrika geflossen sind?“
Die meisten Billionen an Geldern sind Kredite. Es ist ja nicht so, dass man daran nichts verdienen würde. Ferner sind diese ja auch an Bedingungen geknüpft, welche den einheimischen Wirtschaften nicht gerade zum Vorteil gereichen. So werden Zollgrenzen verhindert, welche die Wirtschaften vor der globalen Konkurrenz bewahren. Viele Versuche eine verarbeitende Industrie aufzubauen sind inzwischen wieder gescheitert.
Auch ist Fakt, dass z.B. die subventionierte europ. Agrarindustrie die Einheimischen niederkonkurriert. In vielen Ländern Afrikas aber auch in Lateinamerika und zunehmend auch in Indien wurden einheimische Pflanzensorten inzwischen von gezüchteten Hybridpflanzen verdrängt, die jedes Jahr neu gekauft werden müssen, für die auch spezieller Dünger gekauft werden muss. Davon profitieren aber auch nur die westl. Konzerne wie Mosante, Bayer usw.
Westl. Rohstoffkonzernen müssen Konzessionen eingeräumt werden, strenge Umweltauflagen dürfen nicht gemacht werden, Das Umweltdesaster in der Nigermündung spricht hier Bände. Während BP im Golf von Mexiko zu Milliarden an Schadensersatz verklagt wurde, kann sich in Afrika das niemand leisten, es sei denn, dass er Interesse an einem plötzlichen Putsch hat.
Was die Entwicklungshilfe angeht, so werden die Zahlungen welche in diesem Rahmen zur Anwendung kommen, schon lange von den Rücküberweisungen der Migranten selbst übertroffen. Die Entwicklungs- und Katastrophenhilfe ist hier nur ein Tropfen auf den heißen Stein und, wie Haiti beweist, oft noch völlig unfähig organisiert und eher kontraproduktiv.
Da in den letzen Jahren wieder verstärktes Interesse an Afrika gezeigt wird, dient lediglich der Ressourcensicherung wie auch das verstärkte Landgrabbing beweist. Auch sei doch mal gefragt, wer die lokalen Diktatoren und Potentaten nach Kräften unterstützt, die ihre Länder in Korruption und Bürgerkrieg versinken lassen. Der arab. Frühling hat doch Europa und hier speziell Frankreich, mit herunter gelassenen Hosen erwischt. Gerade noch treue Freunde und Verbündete, mit Millionen von Steuergeldern unterstützt, stellte man ganz plötzlich fest, dass die ja Diktatoren waren.
Heinrich sagt: 10. Oktober 2013 um 12:07
„Ja, aber die HAUPTprobleme sind nicht die Grenzen oder eine auf Kolonialzeiten ausgerichtete Infrastruktur! Die Probleme die sie beschreiben gibt es in jedem afrikanischen Land und man sieht ja, dass nicht alle aus ihrer Heimat aus den von ihnen benannten Gründen flüchten müssen!“
Natürlich flüchten nicht alle nach Europa. Es gibt auch etliche Migrationsbewegungen in den arabischen Raum, vor allem aus muslimischen Gebieten Ostafrikas und auch Südafrika darf sich seit einigen Jahren über wachsende Flüchtlingsströme „freuen“. Es wäre auch lächerlich anzunehmen, dass ALLE einfach so nach Europa flüchten könnten. Übrigens leben die meisten Flüchtlinge in Ländern der dritten Welt. Die, die es überhaupt nach Europa schaffen, sind nur ein Bruchteil.
Ebenfalls lächerlich ist es aber den Kolonialismus als Ursache auszuschließen. Wieso sind denn praktisch alle Länder der dritten Welt ehemalige Kolonien, Mandate und Protektorate? Weil sich schlicht über Jahrzehnte bis Jahrhunderte ausgeplündert wurden und noch werden, wobei dies heute weniger durch Staaten als mehr durch private Konzerne passiert. Dass es einigen Ländern in Lateinamerika und Asien gelungen ist hier trotzdem Fortschritte zu erreichen, ändert nichts am kausalen Zusammenhang.
aloo masala sagt: 10. Oktober 2013 um 22:10
„Die Schuldzuweisungen, die hier mit erhobenen Zeigefinger und moralischer Entrüstung hervorgebracht werden können richtig sein, gehen aber völlig am Thema vorbei.
Eine Antwort auf die Schuldfrage gibt keine Antwort auf den Umgang mit Flüchtlingsströmen und Migrationsdruck. Denn selbst wenn Europa völlig unschuldig wäre, folgt ja nicht daraus, dass man dann die Flüchtlingsströme ignorieren dürfe.“
Es geht hier nicht um Schuldzuweisungen sondern um Analyse. Solange in Abrede gestellt wird, dass Flüchtlingsströme die Folge aus globaler Ausbeutung und Profitdenken sind, wird sich nichts ändern. Jean Ziegler hat deutlich gesagt: „Jedes Kind, das heute an Hunger stirbt, wird ermordet.“ Während wir in DE jedes Jahr der tausend Toten an der innerdeutschen Grenze gedenken, interessieren uns die Toten an den europ. Außengrenzen, deren Zahl in letzten zwanzig Jahren auf deutlich über 10.000 gestiegen ist, überhaupt nicht. Das sind ja alles „nur“ Wirtschaftsflüchtlinge. Die Flüchtlingsströme WERDEN also bereits konsequent ignoriert. Schön, wir haben jetzt mal Schlagzeilen, weil ein paar hundert in Sichtweite der Küste ums Leben gekommen sind. Dass aber praktisch JEDEN Tag Flüchtlinge umkommen hört man aber nicht.
mo sagt: 11. Oktober 2013 um 08:14
„Wenn man Europa ins Verhältnis zu Afrika setzt und eine Rechnung aufmachen will, dann muss man die Summe sehen…
Es wird auch tonnenweise Brot eingeflogen und ein Brunnen nach dem anderen gebaut. …
Auch das ausbeuterische Gebahren von Großkonzernen (die nicht alle europäischer Herkunft sind) lässt sich nicht immer regierungsseitig verhindern.“
Es geht hier nicht um Aufrechnung. Es geht um Verantwortlichkeiten. Es ist nun mal Fakt, dass praktisch alle Länder der dritten Welt mal Gebiete waren, die von europ. Mächten annektiert und kolonialisiert oder sonst was waren und diese Zeit reicht bei einigen gerade mal 50 bis 60 Jahre zurück. Der kausale Zusammenhang ist nicht von der Hand zu weisen.
Es ist inzwischen auch Fakt, das die weltweiten Rücküberweisung der Migranten, die sich ja aus ehemaligen Flüchtlingen und Auswanderern zusammensetzen, inzwischen die offizielle Entwicklungshilfe in den Schatten stellt. Die Migranten selber tragen also inzwischen wesentlich mehr zur Hilfe bei. Hier muss jedoch relativiert werden, dass die Hilfe kaum in strukturelle Projekte einfließt.
Wer sagt denn, dass das Gebahren der Konzerne nicht regierungsseitig gewollt ist? Das Bsp. Elfenbeinküste zeigt doch deutlich, dass z.B. Frankreich und UNO Armeen zur Verfügung stellten um hier den Wunschkandidaten ins Präsidentenamt zu bringen. Nicht das der letzte kein Diktator gewesen wäre, nur wollte der plötzlich eine Zölle erheben, die einige Konzerne getroffen hätten. Flugs wurde der Gegenkandidat zum Wahlsieger erklärt (unter bis heute recht mysteriösen Bedingung) und sofort militärisch im Kampf gegen den alten Diktator unterstütz.
Oder gehen wir etwas weiter zurück. Wie war das noch mal mit dem Putsch im Iran? Da wagte es doch so ein demokratisch gewählter Frechling die Ölförderung zu verstaatlichen. Prompt wurde seitens BP mit Hilfe der CIA der Iran in eine absolutistische Monarchie verwandelt. Das Ergebnis sehen wir heute, der Iran ist weiter von jeglicher Demokratie entfernt als je zuvor, auch wenn´s dem Westen heute nicht mehr zum Vorteil gereicht. Dafür halten sich nun Russen und Chinesen hier gütlich.
Wir finden auch noch mehr Bsp. wie Lumumba im Kongo oder Allende in Chile. Demokratisch gewählte Regierungen wurden, da sie den Interessen einiger Konzerne im Wege standen regelmäßig beseitigt. Oder nehmen wir den Sudan. Ein Land, seit Jahrzehnten im Bürgerkrieg (übrigens Nachlass der brit. Kolonialverwaltung, die hatte lange Zeit große Probleme mit dem christl. Süden – der Laie wundert sich ;) ), hat Niemanden interessiert, solange nur das Öl aus dem ressourcenreichen Süden an westliche Konzerne ging. Als sich die sudanesische Junta jedoch mehr dem chinesischem Markt zuwandte, flugs erklärte man die Ölquellen im Süden für „Unabhängig“ und der Südsudan war geboren.
@TaiFei
Also ich werde nicht nochmal auf einzelne Aspekte ihres letzten Kommentars eingehen. Sie haben halt ihre Meinung, die ich für auf falschen Tatsachen basierend halte und Sie denken das gleiche ja ganz offensichtlich über mich.
Aber jetzt mal weg vom Erbschuldthema und lassen Sie uns doch mal die Situation in Europa analysieren ganz unabhängig davon ob sie mit ihrer Opfer-Täter-Ideologie recht haben oder nicht:
1. Europa steckt mitten in einer Wirtschafts- und Finanzkrise. Übrigens die schlimmste seit über 70 Jahren! Das Geld ist also ohnehin knapp bis gar nicht vorhanden!
2. Wie man gestern lesen konnte sind 43 Millionen Europäer von Suppenküchen abhängig, die höchste Zahl seit 60 Jahren! (http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/rotes-kreuz-43-millionen-europaeer-koennen-sich-kein-essen-leisten-a-927251.html)
3. In sämtlichen europäischen Ländern sind die Rechtspopulisten und -extremisten auf dem Vormarsch, die genau deshalb zulauf erhalten, weil die meisten der Meinung sind es gäbe keine kontrollierte Einwanderung!
4. Es gibt innerhalb Europas (EU) schon eine große Anzahl an Armutsflüchtlingen aus Bulgarien und Rumänien, für die es keine Lösung gibt!
5. Es gibt in Europa Gruppen von Migranten die extrem viel Aufmerksamkeit erfordern und nur sehr schwer integrierbar sind und für die es keine Lösung gibt!
6. Es gibt überhaupt keine Infrastruktur für weitere Flüchtlinge und Geld dafür gibt es auch nicht! In den Ballungsräumen (wo nunmal alle hin wollen) gibt es kein Platz mehr ohne die „Einheimischen“ (reguläre Migranten mit eingeschlossen) damit zu verärgern bzw zu belasten und aufs Land will ja keiner!
7. Massanarbeitslosigkeit ist in Europa ein Faktum, das keiner bestreiten kann. Selbst in Deutschland ist die Arbeitslosenquote noch sehr hoch, wenn man mal die Menschen die für Dumpinglöhne arbeiten mit rein rechnet und deren Arbeitsplätze von Flüchtlingen (die für noch weniger Geld arbeiten würden) bedroht sehen.
8. Es werden jetzt bereits jährlich (!!!) soviele Flüchtlinge aufgenommen, dass es der Population einer Großstadt entspricht!
Also selbst, wenn Sie jetzt recht hätten, dass die EUropäer für die Misere in Somalia und Eritrea schuld sind, sogar dann würde ich es ablehnen weitere Flüchtlinge aufzunehmen! Die Situation ist momentan so angespannt, dass es einfach nur fahrlässig dumm und naiv wäre Menschen in ein Land einwandern zu lassen, das ein soziales Pulverfass ist. Und wenn die Rechtspopulisten weiteren Zulauf erhalten, dann werden alle Migranten ungemütliche Zeiten erwarten die schon seit Jahren hier wohnen und eigentlich keine Probleme machen. Und ich habe auf diese Schwachmaten genau so wenige Lust wie Sie, nur ich mache was dagegen!
Offene Grenzen durchsetzen zu wollen oder mehr Flüchtlinge aufzunehmen kann ganz schön nach hinten los gehen. Und wer sich wirklich für Europa verantwortlich fühlt überlegt sich etwas clevereres, als einfach nur an die Toleranz der Europäer zu appelieren, die ist nämlich grösstenteil aufgebraucht! Und den Europäern erzählen zu wollen, sie hätten aus ihrer Geschichte heraus zu akzeptieren, dass jetzt Millionen Flüchtlinge nach Europa wollen ist wohl eher kontraproduktiv! Die meisten fühlen sich nicht für die Greueltaten ihrer UrUrUrUrgroßväter verantwortlich oder von irgendwelchen turbokapitalistischen Unternehmen die ihren Sitz in Europa haben!
Würde man die Menschen in Afrika und im Nahen Osten über diese 8 Faktoren informieren, dann würden viele es sich überlegen ihr Leben aufs Spiel setzen zu wollen um nach Europa zu kommen, es würde sich nämlich nicht mehr lohnen!
@Heinrich
Nochmal es geht hier nicht um Erbschuld und so ein Quatsch.
Deutschland war 40 Jahre geteilt als Konsequenz des zweiten Weltkrieges. Die Lebensverhältnisse sind auch heute in DE immer noch geteilt und das knapp 70 Jahre nach Ende des WW2. Das ist ein kausaler Zusammenhang.
Die Lebensverhältnisse in den meisten Teilen der dritten Welt, die teilweise ebenfalls erst seit 50 Jahren formal unabhängig sind, haben bis heute nicht das Niveau der ersten Welt erreicht. Auch hier besteht ein kausaler Zusammenhang.
Wenn Sie historische Entwicklungen die teils Jahrhunderte andauern nicht im Kontext mit der aktuellen politischen Lage betrachten, werden Sie die Grenzen Ihres engen Horizontes niemals überschreiten. Ich habe auch NIRGENDS, in keinem einzigem Satz, dafür plädiert die Grenzen zu öffnen und alle Flüchtlinge der Welt Einlass in Europa/DE zu bieten. Dass das nicht funktioniert ist klar. Die Menschen müssen in ihrer Heimat ein ausreichendes Auskommen finden. Nur das kann letztendlich das Ziel sein. Auch wenn es ständig behauptet wird, verlassen die meisten Menschen i.d.R. nicht freiwillig ihre Heimat.
Wie Sie aber bereits selbst bemerkt haben ist dass mit dem ausreichendem Einkommen inzwischen nicht einmal mehr in Europa/USA gegeben. Auch bei uns rutscht ein immer größer werdender Teil der Gesellschaft in Armut ab. Hier muss man ansetzen. Fragen Sie sich doch mal was die Ursache ist? Wird dieses Problem gelöst, kann auch das Problem der dritten Welt gelöst werden und zwar VOR ORT.
Noch etwas zu einigen Punkten von Ihnen:
Zu 1. Es ist falsch, dass das Geld knapp ist. Geld ist nicht knapp es ist nur wo anders ;). Die Vermögen der Reichsten weltweit haben trotz/wegen der Krise zugelegt.
Zu 4. Falsch, diese Menschen sind keine Flüchtlinge, sie nutzen ihr europäisches Recht der Niederlassungsfreiheit. Zwar hat man in den Verträgen hier hauptsächlich an die Freiheit für das Kapital gedacht, die der Menschen jedoch nicht ausgeklammert. Das ist nun die Konsequenz.
Zu 5. Wieso fordern in Europa einige Migranten extrem viel Aufmerksamkeit? Wenn dies so wäre, würden sie eventuell bevorzugt oder diskriminiert werden. Dies würde aber gegen den Gleichheitsgrundsatz verstoßen. Verstößt Europa etwa gegen seine eigene rechtsstaatliche Grundordnung?
@Heinrich:
Eines der reichsten Gegenden der Welt ist vor allem geistig zu arm, um zu helfen.
@TaiFei
Da bleiben aber immer noch 5 Punkt für die Sie keine Ausrede gefunden haben!
Und natürlich ist das Geld knapp! Eigentlich besitzt Europa überhaupt kein Geld, sondern hat nur noch genügend Vertrauen bei den Finanzmärkten sich weiter Geld leihen zu dürfen, aber zu behaupten wir würden im Geld schwimmen stimmt allerhöchsten für die oberen 10%! Zu denen gehöre aber weder ich noch sonst einer hier im Forum!