Partiziano
MINTegratione Wenn und Aber
Heute sind wir alle Serengeti. Schließlich gibt es da ja weder Meer noch Migrationsströme, die es zu b(e)rech(n)en gilt, sondern das Gesetz des Stärkeren. Und wer 1 und 1 zusammenrechnen und Asyl fehlerfrei buchstabieren kann, ist laut OECD-Studie weder aus Deutschland noch aus Italien.
Von Marcello Buzzanca Freitag, 11.10.2013, 8:26 Uhr|zuletzt aktualisiert: Dienstag, 15.10.2013, 22:21 Uhr Lesedauer: 10 Minuten |
Zugegeben, meine sprachwissenschaftlichen Werkzeuge sind mittlerweile etwas angerostet und irgendwo in den Tiefen meines zerebralen Kellers eingemottet. Manchmal aber muss ich sie unbedingt herausnehmen, damit sie meiner migrantischen Mecker-Manie wenigstens elementare Dienste leisten und sich zumindest als Kehraus-Konsorten nützlich machen. Apropos sauber machen und Kompagnons: Silvio Berlusconi entscheidet sich gegen einen Zwangsurlaub im goldenen Käfig und dafür, Sozialstunden zu leisten.
Ich vermute, die Entscheidung wurde auch dadurch beeinflusst, dass er im Falle eines Hausarrests jeden Besuch anmelden müsste: „Also heute erwarte ich zwei fast volljährige Prostituierte und morgen kommt ein Mafia-Boss zum K(r)okant essen!“ In jedem Fall stehen die sozialen Einrichtungen Schlange. Zu denen gehört übrigens auch der Verbraucherschutz-Verband Codacons. Wer, wenn nicht Berlusconi, weiß denn besser darüber Bescheid, was im Sinne der Verbraucher ist?
Noch viel maßgeschneiderter scheint das Angebot der von den Toren Paduas liegenden Gemeinde San Giorgio in Bosco (was ungefähr Heiliger Georg im Walde bedeutet). Sie sollen bereits ein Büro für ihn freihalten, damit er von dort aus von Insolvenz bedrohte Unternehmer berate: „Also, Signor Padovano, Sie machen das so: Sie gehen zum Bürgermeister und sagen ihm, dass er Ihnen dabei hilft, Ihre Gläubiger zu beseitigen und dafür schenken Sie ihm einen Urlaub in Courmayeur. Um die passende Begleitung kümmere ich mich, capisce?
Sprache hat künftig nichts zu sagen
Ich persönlich würde Silvio Berlusconi gerne dabei sehen, wie er die Taubenscheiße vor dem Mailänder Dom beseitigt oder als Kartenabreißer bei den Shows von Roberto Benigni die Gäste begrüßt: Benvenuti e buon divertimento! Aber ja, das Leben ist kein Wunschkonzert. Und schon gar nicht dann, wenn man immer das falsche Instrument spielt. Wird Zeit, dass ich mich endlich richtig orchestriere, perfekt stimme und dann den Takt vorgebe. Schließlich folgt ja auch Sprache einem bestimmten Rhythmus. Und will man dem Ökonomen – pardon dem Behavioral economist und UCLA-Professor Keith Chen glauben, gibt die Grammatik einer Sprache auch vor, wie gesund und reich deren Sprecher sind.
Chen hat nämlich herausgefunden, dass Sprecher einer Sprache, die keine starken Futurformen (also solche, bei denen man beispielsweise Hilfsverben wie werden nutzt oder bei denen sich der Stamm des Verbs in der Zukunftsform ändert) besitzt, eher dazu neigen, etwas anzusparen, nicht zu rauchen und überhaupt gesünder zu leben – so als sei ihnen aufgrund des Fehlens der Futurform bewusst, wie eng das Heute und das Morgen zusammenhängen.
Selbst in der viersprachigen Schweiz, wo eher romanische Lèche-moi le cul, demaine- Attitüden herrschen, hat sich der germanische Häuslebauer durchgesetzt weil er weiß, dass es für die Zukunft heute bereits zu spät sein kann. Aber wie sagte bereits Karl Valentin: „Früher war die Zukunft auch besser!“ Und was die Schweizer angeht, erinnere ich nur an Roger Köppel, Chefredakteur der Schweizer „Weltwoche“ und seinem Auftritt bei Hart aber fair. Dort stellte er unmissverständlich klar, dass die Toten vor der Küste Lampedusas natürlich auf das Konto der Schlepper gehen und überhaupt müsse man aufhören, in Europa falsche Anreize in der Asylpolitik zu schaffen. Dadurch nämlich kämen immer mehr Flüchtlinge.
Heute sind wir alle Serengeti
Wäre ich ein Videokünstler, würde ich an die Aussage des Schweizer Scherzkeks noch das Kauderwelsch des Vorsitzenden der CDU/CSU-Bundestagsfraktion setzen, der selig von der Serengeti schwärmt, die nicht sterben darf. Das nämlich müssen andere Afrikaner tun – und bitte nicht in der Grizmek-Idylle der späten 1950er Jahre. Gehört sich einfach nicht, dem schwäbischen Verwaltungshengst in den Vorgarten zu spucken.
Schließlich (und hier käme dann noch der Einwurf von Hape Friedrich) muss man auch in Fragen von Flüchtlingen auch mal härter hinlangen, das gehört dazu. Davor hatte der Innenminister den Italienern ja auch gesagt: Hört mal, Freunde, so könnt ihr das aber nicht machen. Und überhaupt gehört Lampedusa zu Italien! Basta pasta, tutti completo und arrivederci Roma! Oder Capri? Da versinkt doch schließlich die rote Sonne im Meer. Und das Meer ist weniger tief, wenn man nichts zu verlieren hat, so wie die Roten eben.
Na ja, in jedem Fall vielen Dank an dieser Stelle an die Kolleginnen und Kollegen von frontal 21 und ihrer wirklich genialen Toll-Satire! Die hat mich nicht nur an die Glotze gefesselt, sondern auch schlecht träumen lassen: Ich stehe auf der Bühne eines dieser Stand-up-Comedy-Keller (ja, genau der Keller, in dem meine sprachwissenschaftlichen Werkzeuge rosten). In der ersten Reihe sitzt Atil, ein lieber Freund und mein schärfster Kritiker.
Er beginnt bereits zu buhen, bevor ich überhaupt mein Programm begonnen habe: „Marcello, du schreibst zu kompliziert! Wer soll das denn verstehen? Ich hab bei deiner letzten Kolumne nach zwei Absätzen aufgehört zu lesen!“
Ich beginne zu schwitzen, auch weil ich eine Reihe hinter Atil Sigmar Gabriel thronen sehe. Das macht mir deswegen zu schaffen, weil ich nirgendwo Cem Özdemir erspähe, aber den hatte Atil mir doch versprochen. Ich müsse nämlich unbedingt Politik machen, hatte er mir bei unserem letzten Telefonat eindringlich suggeriert …“ und wo machst du als Kanake Karriere? Richtig, bei den Grünen!“
Sigmar Zischlaut und leise
War den Sigmar Gabriel nicht mal bei den Grünen? Nein, er war Lehrer und hat u.a. Germanistik studiert. Perfekt, denke ich in meinem Traum und spüre, wie ich anfange, noch stärker zu schwitzen. Ich hoffe, den folgenden Witz wird Germanisten-Gabriel doch verstehen. Und dann geht es los: Sigma ist ein Zischlaut und nicht nur Logopäden wissen zu berichten, dass Kinder, die Zischlaute unterdrücken, oft Opfer oder Zeugen häuslicher Gewalt waren. Und wenn eine Koalition mit der CDU als Mutter und der SPD als Junior-Partnerin keine Zwangsehe mit Hieben und Stichen ist, weiß ich’s auch nicht.
Und überhaupt steht Gabriel, der 2. der 4 Erzengel, sowohl im Islam, wie auch im Juden- und Christentum als Ausleger von Visionen und Gottesbotschaften im Allgemeinen und von Endzeitwarnungen im Speziellen. Seine effeminierte Darstellung in der Kunst weist auf einen unentschiedenen Charakter hin, mindestens so menetekelartig wie die Forderungen der SPD nach … wonach eigentlich? Ach so, ja, keinen Merkelantilismus. HAHA!
Georg Schramm hüstelt in der dritten Reihe, während Garibaldi seinen Degen richtet. Ziemlich surreal, schießt es mir im Traum durch den Kopf. Noch härter aber trifft mich die Anwesenheit von Giorgio de Chirico. Er steht nämlich mitten in meinem Manifest auf und sagt: „Die Mathematik als wissenschaftliche Disziplin lieferte die Basis nicht nur zur Begründung des Realitätsprinzips im Sur-Realismus, sondern auch zur Konstruktion des “Sur” selbst.“
Effeminiertes Flusspferd echauffiert sich
Ich schreie: Das ist doch der Klappentext aus Mathematik im Surrealismus von Gabriele Werner! Gabriele? Sigmar steht auf und beschwert sich darüber, dass ich ihn als effeminiertes und arrogantes Flusspferd bezeichne und ich schreie SERENGETI!
Plötzlich stürmen Moses P. und Thomas H. die Bühne. Sind aus der Zeitmaschine direkt aus Rödelheim hier gelandet und sie beginnen:
Moses P ist der Chabo der schmeißt
mit Verben Adjektiven
mir egal wie der Scheiß heißt
Das Publikum tobt und auch Atil findet das toll: Guck, Abi, so musst du schreiben. Einfach! Nein, weigere ich moch wortlaut, ich schreibe kompliziert, so wie Kokalition. Kauder hebt seinen Kopf aus der vierten Reihe (und mir fällt auf, dass er wie ein Wellensittich aussieht) versenkt ihn dann wieder im Angelus-Schoß. Ich reiße kurz entschlossen meine eigene Pittura metafisica hoch:
Linke im Westen der Rechten
De Chirico schüttelt nur den Kopf und alle anderen verstehen es sowieso nicht. Na ja, auch egal, sage ich mir und fahre fort: Lieber Picard als Peak Car, schließlich soll die Autoproduktion ja nicht den Zenit, sondern wir den Orbit erreichen. Captain Worf, der Klingonen-Kommandant, ruft einfach ungefragt rein: Buzzanca, bringen Sie jetzt die Sapir-Whorf-Hypothese! Sonst wird das hier nix mehr! Aktuell Meinung
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