Anzeige

Debatte

Keleks ultimativer Kopftuch-Wahnsinn

Necla Kelek, zu Gast beim NDR, forderte erneut das Kopftuchverbot, um muslimische Frauen zu befreien und Europa vor der Unterwanderung zu retten. Sie sollte sich wieder äußern, wenn sie Europa errettet und die Frauen befreit hat. In den vergangenen zehn Jahren hat es nicht geklappt. Mal sehen, wie lange sie noch braucht...

Von Nida Gondal Mittwoch, 16.10.2013, 8:25 Uhr|zuletzt aktualisiert: Sonntag, 20.10.2013, 21:10 Uhr Lesedauer: 8 Minuten  |  

Anlässlich des zehnjährigen „Jubiläums“ des Kopftuch-Urteils in Deutschland lud man Ehrengast Necla Kelek gleich zwei mal ins Radioprogramm von NDR ein – einmal allein und einmal mit der freien Journalistin und Autorin Khola Maryam Hübsch, dem Soziologen Armin Nassehi und dem Autor Christoph Peters.

Anzeige

Stummschaltung durch Bevormundung und Vorverurteilung
Laut Kelek sollten muslimische Frauen kein Kopftuch tragen, da es gemäß ihrer persönlichen Auslegung des Islam kein Gebot gibt, welches das Tragen eines Kopftuchs verlange. Es sei eher eine politische Bewegung, die die Frauen unterdrücken wolle und ihnen das Kopftuch aufzwinge. Hinter jedem Kopftuch stecken angeblich Verbände, die die „politische Fahne der Sharia“, so Kelek, tragen. Auch der Grund für die große Zahl der muslimischen Jurastudenten und -studentinnen sei damit zu begründen, dass sie das „Sharia-System“ in Europa unterwandern wollen. Kelek führt weiter aus, dass das Tragen eines Kopftuchs bedeute, sich aus der Öffentlichkeit zurück zu ziehen, da die Frau nicht gleichwertig sei wie der Mann. So sei es ihr verboten, aus dem Haus zu treten und sich vor fremden Männern zu zeigen. Zudem müsse sie ihre Haare bedeckt lassen. Nur einem einzigen Mann dürfe sie sich öffnen. Zur Integration aber sei es gerade wichtig, dass muslimische Frauen lernen, sich in der Öffentlichkeit politisch zu äußern, sich daran zu beteiligen, unsere Gesellschaft mit den Männern zusammen zu gestalten.

___STEADY_PAYWALL___

In Keleks Augen gibt es also nur einen Stereotypen von kopftuchtragenden muslimischen Frauen, die ihre „wahre Identität“ auf verschiedene Art und Weisen „verstecken“. Erstens, die muslimischen Frauen, die in patriarchalischen Familienstrukturen unterdrückt leben und folglich zu Hause bleiben müssen. Sie haben nicht die Freiheit, in der Öffentlichkeit zu sprechen oder sich gar zu zeigen, wie Kelek es ausführt. Zweitens, die muslimischen Frauen, die Kopftuch tragen und ihre Stimme hörbar machen, um ihr Recht auf Emanzipation und Selbstbestimmung mit Kopftuch zu äußern – aber als Spielfiguren von politischen Verbänden, die das „Sharia-System“ (was auch immer das sein magl) in Deutschland und Europa unterwandern wollen. Ja, selbst die muslimischen Frauen, die kein Kopftuch tragen und Jura studieren, tun es laut Kelek mit der Absicht, einen islamischen Rechtsstaat in Deutschland einzuführen. Das wäre dann die dritte Version des ein und selben Stereotyps „Muslima“, das sich auf verschiedene Weisen präsentiert. Die Möglichkeit, dass eine kopftuchtragende Muslima einfach nur eine Muslima sein könnte, die das Kopftuch aus religiöser Überzeugung und freiwillig trägt, wird völlig ausgeschlossen.

Anzeige

Die Philosophie hinter dem Kopftuch ist aber eine ganz andere, wie der Koran es sagt: „Das ist besser, damit sie erkannt und nicht belästigt werden.“ (33:60) Erkannt werden sie als muslimische Frauen, die nicht objektiviert werden möchten. Und wie der zweite Teil des Verses deutlich werden lässt, hat es eine Schutzfunktion. Aber wo trägt man denn das Kopftuch? Keleks Argumentation, dass die bösen Männer den Frauen das Kopftuch aufzwingen und sie zu Hause einsperren, entspricht nicht der Logik, wenn die Antwort auf diese Frage vor Augen geführt wird. Nicht nur vor dem eigenen Ehemann, wie Kelek es fälschlicherweise behauptet, sondern auch im engen Verwandtschaftskreis ist das Tragen eines Kopftuchs nicht erforderlich. Erst wenn man sich aus diesem Kreis hinaus begibt, wird das Kopftuch getragen. Eben damit die Frau in der Öffentlichkeit ungehindert agieren kann, wird ihr geraten, das Kopftuch zu tragen und nicht um zu Hause eingesperrt zu bleiben. Zuhause wird gar kein Kopftuch benötigt.

Es geht doch nur um das Recht muslimischer Mädchen auf Kindheit – oder doch nicht?
In der Diskussion mit den oben genannten Gästen behauptet Kelek, dass sie es akzeptiere, wenn es sich jemand im Erwachsenenalter aussucht, religiös zu leben. Das verbiete ja auch niemand. Laut Kelek sei die Kindheit der muslimischen Mädchen zu schützen, da von ihnen erwartet werde, dass sie sich „wie erwachsene Frauen“ verhalten. So findet sie, dass es nicht sein kann, wenn muslimische Grundschülerinnen nicht am Schwimmunterricht teilnehmen dürften und Kopftuch tragen müssten. Man kann Kelek hier als Muslima absolut Recht geben, denn das Kopftuch ist nicht für Kinder gedacht. Erst mit Anbruch der Pubertät kommt das Tragen eines Kopftuchs in Frage. Aber im Eifer, sich vor den Gegenargumenten in Schutz zu nehmen, weicht Kelek hier vom Thema ab: Es geht um erwachsene, gebildete Frauen, die sich bewusst für das Kopftuch entschieden haben. Denn sie sind diejenigen, die das Kopftuchverbot betrifft. Aber wie schon oben festgestellt wurde, kann es nach Kelek diese Form von Muslima nicht geben und somit kann ihrer These nach nur suggeriert werden, dass das Kopftuchtragen einer Lehrerin als Befürwortung der Kindheitsberaubung gewertet werden muss.

Das Kopftuch ohne religiöse Basis?
Wie schon oben beschrieben, sieht Kelek im Koran keinen Aufruf zum Kopftuchtragen. Sie geht noch einen Schritt weiter mit ihrer persönlichen und individuellen „Islamwissenschaft“, indem sie behauptet, dass der Koran verlange, dass der Glaube für sich allein ausgeführt werde:

„Das Kopftuch trennt die Frauen von der Gesellschaft ab. Warum tragen die Frauen Kopftuch? Es ist ein bestimmtes Gesellschaftssystem dahinter. Frauen mit Kopftuch rufen nach bestimmten Gesetzen. Sie rufen das Gesetz, dass sie es überall tragen dürfen sollen. Das ist eine religiöse Demonstration. Ich bin keine praktizierende Muslima. […] Und im Koran gibt es Stellen, wo das verboten ist. Man soll andere nicht damit belästigen, an was man glaubt, sondern das soll man im Stillen für sich selber tun und es nicht nach außen demonstrieren. Ich merke, dass bei jedem Auftrag, wo eine Frau mit Kopftuch verlangt, es tragen zu dürfen, Vereine dahinter stecken und diese Vereine wollen Europa unterwandern. Die Gesetze Europas sollen religiöser werden. Sie wollen das Sharia-Gesetz in Europa rechtlich durchsetzen und damit auch erlauben, dass es in Europa ganz normal ist, religiöse Demonstrationen durchzuführen.“ (Kelek, NDR Kultur, 26.09.2013)

Kelek dreht die Tatsache, dass das Kopftuchverbot als Gesetz erlassen wurde, um und behauptet, dass die Kopftuchträgerinnen verlangen, dass ein Gesetz erlassen werde, das ihnen das Tragen eines Kopftuchs erlaube. Dabei ist es das Gesetz, das sich zuerst in dieser Sache geäußert hat und die muslimischen Frauen klagen dagegen, da es ihre Berufs- und Religionsfreiheit enorm beeinträchtigt. Aber dieses Klagen interpretiert Kelek als aktive Demonstration des eigenen Glaubens, welche angeblich laut Koran verboten sei. Dabei macht der Islam gerade auf die Pflichten eines Menschen außerhalb des privaten Raumes aufmerksam und verlangt, dass man diese noch viel sorgfältiger erfüllen sollte, als die Pflichten, die man Gott gegenüber als Muslim erfüllt. Der Islam ist für einen Muslimen eine Richtschnur, die ihn in jeder Situation leitet und den richtigen Weg zeigt. Er ist, wie Frau Hübsch in dem Beitrag entgegnet, nicht etwas „für das stille Kämmerlein“.

Wenn also ein Muslim seinen Glauben beim Verlassen des privaten Raumes quasi an den Nagel hängen soll, so gehören auch die alltäglichen Handlungsweisen dazu, die der Islam betont, um ein gutes gesellschaftliches Klima zu erlangen. Zum Beispiel das Grüßen, wenn man jemandem über den Weg läuft oder das Anlächeln des Gegenübers, was übrigens auch Sunnah ist, sind Dinge, die der Islam ebenfalls lehrt und welche auch zur Sharia dazugehören, wenn man so will. Die Sharia ist kein Gesetzbuch und daher gibt es auch kein „Sharia-System“, wie Kelek es beschreibt. Sharia bedeutet „Weg“ und ist eine Richtschnur für Muslime. Hierbei steht „die Scharia“, obwohl es keine eindeutige gibt, nicht im Wege der Demokratie oder der Integration. Im Gegenteil: Der Islam fordert durch seine Lehre zur Integration auf.

Fern von Freiheit und Realität?
Nach Keleks Vorstellung kann eine kopftuchtragende Muslima nicht frei sein. Die Freiheit, das Kopftuch zu tragen, möchte sie nicht gewähren und die Freiheit es nicht zu tragen, möchten diese Frauen aber nicht in Anspruch nehmen. Kelek entgegnet dem damit, dass sie behauptet, dass in den Ländern, in denen zunehmend Frauen Kopftuch tragen, die Frauen unterdrückt werden und der Humanismus sich dort niemals etabliert hätte. Daher sollte man es in Deutschland auch nicht erlauben, dass die Frauen Kopftuch tragen. Sie zwingt daraus zu folgern, dass eine höhere Anzahl von Kopftuchträgerinnen die „schwer gewonnene Freiheit“ in Deutschland in Gefahr bringen würde. Dabei vergisst Kelek aber, wie auch Herr Peters in der Diskussion anmerkt, dass in den östlichen Ländern, die sie anspricht, ein ganz anderer kultureller Kontext herrscht als in Deutschland. Deutschland ist ein etabliertes Land, das dazu fähig ist, Freiheit mit all ihren Facetten zu entfalten. So sehen es nun mal manche Frauen als Freiheit, wenn sie das Kopftuch nicht tragen und andere es als ihre Freiheit, wenn sie sich bewusst dafür entscheiden, es zu tragen. Freiheit ist kein Patent, dessen Nutzungsrecht nur eine bestimmte Gruppe hat. Freiheit kann verschieden definiert werden. Für Deutschland heißt die wachsende Zahl der Kopftuchträgerinnen in verschiedenen Berufen eher gelingende Integration, wie auch in der Diskussion Heinz Bude zitiert wurde. Einerseits wird beklagt, dass muslimische Frauen sich nicht in der Öffentlichkeit präsentieren. Es wird auch oft behauptet, sie seien nicht gebildet. Aber die muslimischen Frauen, die ein Studium abgelegt haben in Deutschland und berufstätig sein möchten, werden andererseits abgewiesen, da sie wünschen, auch dabei ihren Glauben praktizieren zu dürfen – praktizieren, nicht missionieren. Hier wird übersehen, dass Integration von beiden Seiten passieren muss. Einseitige Versuche bringen keinen Fortschritt, der zur gesellschaftlichen Harmonie beiträgt.

Kelek hat zwar in der Diskussion umfangreich Gegenargumente eingeworfen, jedoch versäumt sie es leider dabei, bei der Realität zu bleiben. Sie baut eine Scheinwelt auf, die einem Horrorfilm zu gleichen scheint, in dem nicht etwa Zombies die Welt in den Untergang stürzen, sondern kopftuchtragende, hinterhältige Scheinheilige, die den europäischen Liberalismus durch das furchteinflößende „Sharia-System“ ersetzen wollen. Sie darf sich gern wieder äußern, wenn sie Europa errettet hat und Zahlen nennen kann, wie vielen Frauen sie durch das Kopftuchverbot zur Selbstbestimmung und Freiheit verholfen hat. In den vergangenen zehn Jahren hat es nicht geklappt. Mal sehen, wie lange sie noch braucht… Aktuell Meinung

Zurück zur Startseite
MiGLETTER (mehr Informationen)

Verpasse nichts mehr. Bestelle jetzt den kostenlosen MiGAZIN-Newsletter:

UNTERSTÜTZE MiGAZIN! (mehr Informationen)

Wir informieren täglich über das Wichtigste zu Migration, Integration und Rassismus. Dafür wurde MiGAZIN mit dem Grimme Online Award ausgezeichnet. Unterstüzte diese Arbeit und verpasse nichts mehr: Werde jetzt Mitglied.

MiGGLIED WERDEN
Auch interessant
MiGDISKUTIEREN (Bitte die Netiquette beachten.)

  1. openyourmind sagt:

    @ Nida Gondal:

    „Der Islam ist für Muslime eine Richtschnur“; „Die Scharia ist kein Gesetzbuch“

    Was spricht dann eigentlich dagegen das Kopftuch abzunehmen, wenn man im Staatsdienst tätig sein will oder in ein privaten Unternehmen, wo eben darauf Rücksicht zu nehmen ist, dass anderen Menschen vielleicht eine andere Richtschnur vorschwebt?

    Ich denke, dass Frau Kelek Recht hat. Beim Kopftuchtragen handelt es sich um eine aktive Demonstration des Glaubens oder einer politischen Überzeugung. Das hat selbstverständlich im Privatleben seine Berechtigung aber auch nur dort. Der Arbeitsplatz soll keine Bühne dafür sein.

  2. Hazan D. sagt:

    Sind wir doch mal ehrlich: Würde es den Islam bereits seit dem Mittelalter hier in Europa geben, dann hätten die Muslime die gleiche Entwicklung wie das Christentum durchgemacht. Man hätte sich auch reformieren müssen und genau wie die Christen gelernt ihre Religion zu hinterfragen und auf den spirituellen Kern zu reduzieren. Der Islam hat Heute noch ganz ähnliche Probleme wie das Christentum im Mittelalter nämlich, dass es einen fließenden Übergang zwischen Religion und (weltlicher Macht) Politik zu geben scheint. Die wenigsten Menschen (nicht mal die Islamophoben) stören sich an dem spirituellen Teil des Islams, sondern es ist die veraltete politische Ausrichtung, die der ganzen Religion schadet und somit auch den Gläubigen. Das tragen eines Kopftuchs ist nunmal nicht nur eine Verhüllung, sondern auch eine Fahne die man bewusst oder unbewusst in der Öffentlichkeit schwenkt.

    Ich weiß manchmal nicht ob ich lachen oder weinen soll, wenn eine Muslima mit Kopftuch, die sich grösste Mühe gibt sich von allen anderen Menschen ihrer Umgebung zu unterscheiden, sich darüber beklagt, sie würde in der Gesellschaft nicht akzeptiert werden. Religionsfreiheit hin oder her, man kann nicht von der Gesellschaft erwarten, dass sie einem hinterherläuft, wenn man ständig dabei ist sich von ihr abzukapseln. Es gibt einfach zuviele Menschen mit denen der Umgang viel leichter ist, als mit einer bornierten Korananhänger/in. Irgendwann muß man auch einfach akzeptieren, dass man mit seinen Vorstellungen, vielleicht einfach nicht in diese moderne Gesellschaft passt.

    Ich kann nur jedem raten sich gegenüber andersgläubigen nicht ständig auf seine Religion zu berufen, denn wenn das ständig alle machen würden, dann haben wir bald ähnliche Zustände wie im Nahen Osten. Außerdem ist es für den Gegenüber schwer nachzuvollziehen, ob das was eine gläubige Muslima behauptet religiöse Pflicht zu sein, das Resultat einer religiösen Rosinenpickerei ist. Denn es scheint ja schon so zu sein, dass man nicht alles so ernt nehmen soll/muss, was im Koran steht und die gläubigen Muslime sich herauspicken können was jetzt besonders wichtig ist und was nicht. Und wenn jemand sich ausgerechnet die Regeln aussucht und zu befolgen versucht, die am schwersten mit der hiesigen Kultur und Gesellschaft vereinbar sind, dann darf man sich nicht über die erfolgende Zurückweisung beklagen.

    Wenn man die Koranweisung, dass man als Muslim möglichst in einem muslimischen Land leben sollte, nicht ernt nimmt, dann kann man ja auch bei anderen „Pflichten“ ein bisschen nachlässiger sein. Oder? Also wenn schon wortwörtlich und stringent, dann bitte durchgehen, aber nicht diese auf Provokation ausgelegte Rosinenpickerei.

  3. Soli sagt:

    @Hazan D.: vielen Dank für diesen Kommentar. Gerade im Hinblick auf die „Rosinenpickerei“ bei Pflichten und Rechten sollten sich die Muslime die immer nur „Toleranz“ und „Rücksicht“ fordern mal zu Herzen nehmen.

    Das käme allen hier lebenden Muslimen sicherlich sehr entgegen, denn vor allem die gemäßigten (im sinne von eher säkularisirten) Muslime leidern ja unter dem „Stigma“ Muslim obwohl sie selbst oftmals gar nicht die gleichen Ansichten teilen.

  4. M.m. sagt:

    @nirvana: Sie machen einen Nebenschauplatz auf. Über Darstellugn religiöser und weltanschaulicher (insbesondere parteiliche) an der Schule (Sonderfall) gibt es bekanntermaßen Gerichtsbeschlüsse. Ein Unternehmen darf trotzdem eine Person nicht nur deshalb nicht einstellen, weil sie Kopftuchträgerin ist.

    @posteo: Danke für die lange Erläuterung. Geht aber an dem vorbei, was ich geschrieben habe: Es ging darum, ob das der Bezug zum Glauben durch Kleidung/Schmuck usw. zum Ausdruck gebracht werden kann, oder ob dies ein „Armutszeugnis“ (nirvana) sei. Offensichtlich gibt es genügend Belege dafür, dass das sehr wohl allgemeine Praxis in verschiedenen Religionen/Weltanschauungen ist. Vielleicht zählt da sogar das erwähnte T-Shirt dazu, wer weiß ;)
    Irrelevant für mich insofern, als dass es dabei egal ist, ob die jeweilige Religion das jetzt als Gebot ansieht oder nicht. Es geht dem deutschen Gesetzgeber um das Recht der Religionsausübung. Kopftuchtragen (und anderes) gehört da dazu.

  5. nirvana sagt:

    @ M.m.:
    Von der europäischen Menschenrechtskonvention sind Religion und politische und sonstige Anschauung in gleicher Wertigkeit geschützt:

    Artikel 14 EMRK -Diskriminierungsverbot.

    Der Genuß der in dieser Konvention anerkannten Rechte und Freiheiten ist ohne Diskriminierung insbesondere wegen des Geschlechts, der Rasse, der Hautfarbe, der Sprache, der Religion, der politischen oder sonstigen Anschauung, der nationalen oder sozialen Herkunft, der Zugehörigkeit zu einer nationalen Minderheit, des Vermögens, der Geburt oder eines sonstigen Status zu gewährleisten.

    Wenn Sie der Meinung sind, dass die Nichteinstellung einer Kopftuchträgerin in der privaten Arbeitswelt eine Diskriminierung darstellt, dann wären auch Anhänger der Giordano Bruno Stiftung berechtigt ihr atheistisches Weltbild am Arbeitsplatz sichbar zu machen, wenn ihnen das wichtig ist, z.B. durch T-Shirts oder Buttons mit der Aufschrift „Gottlos Glücklich“. Oder sind Sie der Meinung, dass religiöse Menschen gegenüber Atheisten Vorrechte haben sollen was persönliche Bekleidungsvorlieben im Berufsleben betrifft?
    http://www.buskampagne.de/?page_id=33

  6. Hazan D. sagt:

    @M.m.
    Übrigens: Es gibt in Deutschland Nudisten oder Naturalisten, die würden liebendgern auch ständig nackt rumlaufen wollen. Und diese könnten sich genauso über mangelnde Toleranz der Mehrheitsgesellschaft aufregen, wie es viele Muslima mit Kopftuch tun. Man hat diese angebliche Intoleranz so gar in ein Gesetz gegossen, man nennt es: „erregnis öffentlichen Ärgernisses.“
    Man hat also per Gesetz festgelegt, dass man nicht nackt rumlaufen darf, warum sollte man also nicht auch verbieten können mit einem Kopftuch rumzulaufen? Das ist doch genauso willkürlich!? Man kann ein Minimum vorschreiben, aber kein Maximum? Warum denn? Nur weil es mehr Kopftuchträgerinnen gibt als Nudisten?

    Ich bin gegen eine ideologisierung des Rechts auf Religionsfreiheit, sondern für eine die auf Vernunft basiert und auch rücksicht auf kulturelle und soziale Gegebenheiten nimmt. Und es hängt an den Richtern und unseren Politikern, Deutschland nicht als kulturelle und religiöses Sammelbecken für jegliche Kultur auf dieser Welt zu sehen, sondern als eigenständiges Land, das eine eigene Kultur hat, zu der man auch stehen muß, schließlich hat die vorhanden Kultur die Gegebenheiten geschaffen, dass es sich für andere Kulturen lohnt einzuwandern. Ein bisschen mehr Selbstbewusstsein auf deutscher Seite könnte uns so manche unnötige Diskussion ersparen! Man muß es nicht allen Recht machen!

  7. hatiseas sagt:

    @ Hazan .D Nudisten, Naturialisten

    Seit wann sind denn die „Nudisten und Naturalisten“ eine Religionsge-
    meinschaft, vergleichbar mit Judentum, Christentum o.Islam..Habe ich etwas verpasst?

  8. Die Emotionale sagt:

    @ hatiseas

    Ihre Frage hat mich nachdenklich gemacht. Wer „erfindet“ eigentlich eine Religion? Wer ist beauftragt, zu sagen, ich verkünde das und das und jederman soll es für wahrhaftig und glaubenswert halten? Wenn heute Nudisten und Naturalisten sagen, dass was wir tun ist uns heilig, also erklären wir es zur Religion! Was ist dagegen einzuwenden?

    Religionsgemeinschaften wurden – bisher – meistens von einer Person, z.B. von Jesus Christus, gegründet. Wie ging das von statten? Und wie konnte diese Religonsgemeinschaft über 2000 Jahre „überleben? Die Freikörperkultur existiert auch schon eine Weile, wer kann es verhindern, wenn da jemand kommt, und diese Lebensform als Religion erklärt?

    Auf Ihre Antwort bin ich sehr gespannt. :-)

  9. Hazan D. sagt:

    @hatiseas
    Mir gehts ja nicht um ReligionsGEMEINSCHAFTEN sondern um Religions- oder Glaubensindividuuen. Jeder ist doch immer nur vertreter seiner eigenen Weltansicht. Selbst vom Islam gibt es soviele unterschiedliche Interpretationen wie es Muslime gibt.
    Es gibt keinen Grund manche Glaubensrichtungen wie den Islam oder dem Christentum gewisse Privilegien zukommen zu lassen und den Glaubensindividuuen nicht.
    Und bevor ich immer wieder von klagenden Muslime gelesen habe, die ihr Kopftuchrecht eingeklagt habe, wusste ich nicht mal, dass man sich als Angehörige einer Religionsgemeinschaft derart viele „Freiheiten“ erdreisten kann. Ich dachte wir wären alle gleich.

  10. M.m. sagt:

    @Hassan D. und Nirvana: Was ich finde oder von Buttons mit Weltanschauungsbekenntnis respektive Nudisten halte, ist für das was ich geschrieben habe völlig unerheblich. Auch bin nicht nur ich der Meinung, dass die Nichteinstellung/Entlassung wegen des Kopftuches in den meisten Branchen eine Diskrimminierung darstellt, der deutsche Gesetzgeber ist das auch. Sie können gerne noch ein bisschen rumpolemisieren und weitere Gruppen und T-Shirtträger aufzählen, die durch das Grundgesetz nicht gleichermaßen geschützt sind, wie Kopftuchträgerinnen, ich bin nur dafür der falsche Adressat. Es ist eben ein rechliches Faktum: Muslime fallen in einen anderen Schutzbereich als Nudisten. Regen Sie doch eine Grundgesetzänderung an, wenn Sie das alles oder nichts davon schützen wollen, viel Erfolg bei ihren Argumenten. Vielleicht denken Sie vorher aber beide mal über den Art. 3 nach, warum es ihn geben könnte und warum sein Schutzbereich so ist, wie er im Moment ist.

    Nebenbei bemerkt: Toleranz ist die (natürlich nicht schrankenlose) Duldung von Überzeugungen, die man NICHT teilt. Oder frei nach Voltaire: Ich bin nicht Ihrer Meinung, aber ich werde darum kämpfen, dass Ihr sie haben könnt.