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Fachkräftemangel

Was wir lernen müssen und worauf es heute ankommt

Jedes Jahr verliert der deutsche Arbeitsmarkt hunderttausende Arbeitskräfte. Wieso die Löhne trotzdem nicht steigen und was sich durch den Fachkräftemangel ändert - für Arbeiter wie für Personalabteilungen - erklärt Chris Pyak. Eine Replik auf Sabine Schiffers "Fachkräftemangel – gibt es den überhaupt?"

Von Chris Pyak Donnerstag, 23.01.2014, 8:24 Uhr|zuletzt aktualisiert: Freitag, 24.01.2014, 7:26 Uhr Lesedauer: 6 Minuten  |  

Wuppertal ist menschenleer. Die Geschäfte verwaist, die Wohnungen aufgegeben. Niemand fährt mehr Schwebebahn oder füttert die Tiere im Wuppertaler Zoo. 350.000 Menschen – alle verschwunden. Das ist die Realität auf dem deutschen Arbeitsmarkt. In diesem Jahr gehen 1,1 Millionen Menschen des Jahrgangs 1950 in Rente. Ersetzt werden sie durch den Jahrgang 1995, der jetzt erste Berufserfahrungen sammelt. Doch der umfasst nur 765.000 Menschen.

Es gibt dieses Jahr eine Lücke von 365.000 potenziellen Arbeitnehmern, die nicht gefüllt werden kann. Größer als die gesamte Einwohnerzahl von Wuppertal. Und das ist erst der Anfang. Seit 40 Jahren werden in Deutschland weniger Kinder geboren, als alte Menschen sterben. Das rächt sich jetzt. Von nun an verlieren wir jedes Jahr eine Großstadt an Arbeitskräften: Kassel, Münster, Bonn, Bielefeld, Wuppertal, Bochum, Duisburg, Nürnberg, Hannover, Leipzig, Dresden, Bremen, Essen, Dortmund und Düsseldorf: Stellen Sie sich all diese Städte als menschenleere Ruinen vor – und sie verstehen wie viele Arbeitskräfte unserem Land in den nächsten zehn Jahren verloren gehen.

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Bis 2025 verlassen 6,5 Millionen Arbeitnehmer ihre Schreibtische und Werkbänke. Jeder sechste Arbeitsplatz kann in zehn Jahren nicht mehr besetzt werden, hat die Bundesagentur für Arbeit errechnet. Und machen Sie sich keine Illusionen: Dies ist keine Vorhersage die auf Vermutungen aufbaut. Denn wie viele Menschen in Rente gehen und wie viele neue Arbeitskräfte verfügbar sind, ist genau bekannt. Wer 2025 seinen ersten Job antritt ist bereits geboren – oder eben nicht.

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Angesichts der Fakten ist es verwunderlich, dass Argumente im Stil von „Die nehmen uns die Arbeitsplätze weg“, selbst bei gebildeten Mitmenschen überleben. Auch wenn Sabine Schiffer im MiGAZIN vom „Lohndumping“ spricht, meint sie in Wirklichkeit die vermeintliche Konkurrenz durch ausländische Mitarbeiter. In Wirklichkeit sollten wir die jungen Menschen, die zu uns kommen, mit offenen Armen empfangen. Wir brauchen Sie dringend:

Was wir heute als Fachkräftemangel erleben sind nur die ersten Kiesel der anrollenden Lawine. Ein Blick in die Krankenpflege zeigt die Zukunft aller Branchen: Schon heute fehlen 30.000 Pflegekräfte. Diese Lücke wird in wenigen Jahren auf weit über 100.000 steigen. Denn die 6,5 Millionen zusätzlichen Rentner wollen versorgt werden. 37.000 Jobs sind in der IT-Branche offen. Den 27.000 arbeitslosen Ingenieuren stehen 54.000 offene Stellen gegenüber. All das: nur die erste Brise des heranziehenden Sturms.

Wenn wir nicht mehr Arbeitskräfte gewinnen, wird unsere Wirtschaft an Kraft verlieren – genau zu dem Zeitpunkt, an dem wir mehr Geld benötigen, um all die Alten zu versorgen. Dann werden die Verteilungskämpfe zwischen Jung und Alt unser Land zerreißen. Bleibt eine Frage: Wenn das alles wahr ist, warum steigen dann die Löhne nicht? Warum müssen sich so viele junge Leute mit Praktika und befristeten Stellen begnügen?

Die Antwort: Trägheit.

Die Entscheider in den Personalabteilungen erkennen das Problem. Sie sehen, dass Positionen immer länger unbesetzt bleiben. Aber dann handeln sie so, als ob sich nichts geändert hätte. Mit Gimmicks wie Social Media versuchen sie, die gleichen Auswahlprozesse wie in der Vergangenheit durchzuführen. Doch die Spielregeln haben sich geändert:

In der Industriegesellschaft mussten Bewerber möglichst exakt in eine Schablone passen. Das machte Sinn, denn die meisten Jobs waren standardisierte Aufgaben die immer wiederholt wurden. Henry Ford hat das „Model T“ nicht aus einer Laune heraus nur in Schwarz angeboten. Schwarz ist die Farbe, die am schnellsten trocknet. Je identischer alle Arbeiter, desto größer die Produktion. Doch die Industriegesellschaft ist tot.

Heute fertigen Maschinen individualisierte Produkte. In wenigen Jahren werden 3D Drucker die „Massenproduktion“ durch persönliche Designs für jeden einzelnen Kunden ersetzen.

Tot ist auch die Wissensgesellschaft. Reine Information gibt es heute im Überfluss. Sie ist ein Rohstoff – und entsprechend billig. Wer vor Jahren noch mit analytischem Denken punkten konnte, sieht sich heute auf dem Abstellgleis. Denn analytisches Denken heißt: Ursache – Wirkung Denken. Prozesse in einzelne Schritte zerlegen können. Wer kann das besonders gut? Computer.

Juristen sind hochintelligente Menschen. Doch die Einstiegsjobs, die nur analytisches Denken und Recherche erfordern, werden in Indien erledigt. Wir erleben den Anfang der Kreativgesellschaft. Analytisches Denken bleibt wertvoll – ist aber alleine nicht ausreichend. Heutige Kunden erwarten individuelle Lösungen und persönliche Ansprechpartner.

Wer in Zukunft beruflich erfolgreich sein will, muss deshalb Neues erschaffen können. Es nützt nichts, die Faxmaschine zu perfektionieren, wenn heute alle email nutzen. Kreatives Denken lässt sich nicht ersetzen: Hier wird Wert geschaffen. Und damit sichere Arbeitsplätze.

Der zweite Bereich mit großer Zukunft: Menschliche Beziehungen. Wer – zum Beispiel – alle Arbeitslosen in die Altenpflege pressen will, unterschätzt die Herausforderungen dieses Berufes. Denn neben dem immensen Fachwissen und körperlicher Geschicklichkeit brauchen Pflegekräfte vor allem Empathie – und gleichzeitig die Fähigkeit, diese Gefühle am Ende des Arbeitstages auf der Station zu lassen. Das kann man nicht lernen. Dazu braucht man Talent.

Wie gut Ihre persönlichen Berufsaussichten sind, können Sie leicht testen: Lässt sich Ihre Arbeit in einzelne Schritte zerlegen, die immer wiederholt werden? Dann werden Sie es schwer haben. Ein Computer oder Arbeitskräfte in Indien werden immer billiger sein als Sie.

Wenn Sie in Ihrem Job jedoch nicht nur analytisch denken, sondern auch täglich individuelle Lösungen finden müssen: Dann stehen die Chancen gut, dass ihre Arbeitskraft immer wertvoller wird. Gleiches gilt, wenn Ihre Leistung für den Arbeitgeber im Aufbau zwischenmenschlicher Beziehungen besteht.

Wenn Kreativität und die Fähigkeit, Beziehungen aufzubauen zum Asset werden, müssen Personalabteilungen nach anderen Bewerbern suchen als in der Industriegesellschaft. Sie brauchen niemanden, der in die Schablone passt, sondern: Individualität. Zu viele Personalabteilungen sind unfähig, diesen geistigen Wechsel zu vollziehen. Sie schaden ihrem Unternehmen jeden Tag. Ein Beispiel aus meiner Praxis als Personalberater:

Eine Kandidatin von mir hatte ihren Bachelor in Afrika gemacht und ihren Master in Großbritannien. Die Personalabteilung lehnte die Kandidatin ab. Die Sachbearbeiterin kenne die afrikanische Universität nicht und könne daher die Qualität nicht beurteilen. Man gehe lieber auf Nummer sicher und suche jemanden mit deutschem Abschluss. Die britische Universität, an der meine Kandidatin ihren Master gemacht hatte, war Cambridge.

Diese geistige Fixierung auf die Auswahlprozesse der Vergangenheit erklärt die Diskrepanz zwischen realem Fachkräftemangel und irrationalem Verhalten von Arbeitgebern. Doch keine Sorge. Der Schmerz wird jetzt jedes Jahr größer. Irgendwann lernen die Personalabteilungen. Jene Firmen die sich zu langsam verändern, werden vom Markt verschwinden.

Profitieren werden Unternehmen, die sich jetzt für einzigartige Kandidaten öffnen. Die Frauen, Ältere, Einwanderer als wertvolle Ressourcen schätzen – gerade WEIL sie Individuen mit ganz eigenen Erfahrungen sind.

Mittelständische Unternehmen haben hier eine große Gelegenheit: Wer sich jetzt öffnet, kann selbst von großen Konzernen Top-Kandidaten abwerben: Ich habe zum Beispiel gerade eine Beraterin von Kienbaum eingestellt. Wie habe ich sie für unsere kleine Personalberatung gewonnen? Ganz einfach: Nach Auslandserfahrung in Singapur und kürzlicher Heirat wollten andere Unternehmen sie nicht haben. Anfang 30 war das „Risiko“ des Kinderkriegens zu groß. Mir nicht! Jetzt habe ich eine wertvolle Mitarbeiterin, die mir am ersten Arbeitstag gleich einen neuen Kunden mitgebracht hat.

Der Fachkräftemangel ist die größte Herausforderung unseres Landes. Wie können wir mit sechs Millionen weniger Arbeitnehmern gleichzeitig 6 Millionen Rentner mehr versorgen? Nur indem wir mehr Frauen beschäftigen, mehr Ältere – und mehr Einwanderer ins Land holen.

Gleichzeitig ist der Fachkräftemangel eine große Chance: Er zwingt Unternehmen, sich für Individuen zu öffnen und menschlichere Arbeitsplätze zu gestalten. Damit treffen Firmen genau den globalen Trend zu immer individuelleren Produkten – ein perfektes Match zwischen Mitarbeitern und Markt. Aktuell Meinung

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  1. Chris Pyak sagt:

    LIeber Posteo,

    „Wenn dem so ist, können Computer ihre eigenen zunehmend individuellen Software-Lösungen entwickeln.“

    Software-Programme ist eine kreative Leistung. Keine rein analytische. Bestätigt also nur mein Argument. Allerdings gibt es tatsächlich versuche Software zu entwickeln, die selbst eigene Software herstellen kann.

    „medizinischem Fachpersonal lassen wir uns von Diagnose-Computern untersuchen und von Robotern behandeln, einschließlich der kompliziertesten Operationen mit all ihren individuellen Unwägbarkeiten.“

    Genau solche Programme gibt es bereits, einige dieser Programme können Sie leicht als app auf Ihr smartphone runterladen. Auch Roboter die Operationen durchführen gibt es schon.

    Was sich nicht ersetzen lässt Kreativität, menschliches Einfühlungsvermögen, Reaktion auf neue, unbekannte Situation.

  2. Chris Pyak sagt:

    Marianne: „Demographielüge“ , „Horrorszenarien“ , „Lüge“ „neoliberale Kreise“…

    Mit solchen Formulierungen schaden Sie ihrer Glaubwürdigkeit. Sie erwecken den Anschein als ob sie die Wirklichkeit ihrer ideologischen Sichtweise anpassen.

    Sie werfen Stichworte „Produktivität“, „Frauenarbeit“ „Spanien“ in die Diskussion ohne die Auswirkungen dieser Faktoren wirklich zu verstehen.

    In Spanien gibt es wenig wettbewerbsfähige Industrie – darum stehen die Menschen auf der Strasse. Die Produktivitätssteigerungen in Deutschland liegen seit vielen Jahren zwischen 1-2% – zu wenig um 1/4 der Arbeitskräfte zu ersetzen. Mehr Frauen im Erwerbsleben ist Teil der Lösung. Alleine aber nicht ausreichend.

    Das wir bald fast 9 Millionen Rentner mehr pflegen müssen, haben Sie gar nicht in Betracht gezogen. Diese Menschen brauchen nicht nur physische Versorgung – sondern menschliche Zuwendung. „Produktivitätssteigerungen“ sind da kaum zu erwarten. (Tatsächlich ist das Verhältnis Anzahl Patienten pro Pflegekraft schon heute nirgendwo in Europa so schlecht wie bei uns)

    Übrigens: Fällt Ihnen selbst gar nicht auf, dass Sie die ganze Zeit das polemische Totschlagargument von den „biligen Ausländern“ wiederholen?

  3. posteo sagt:

    Lieber Chris Pyak,
    Computerprogramme werden nicht für Computer sondern für Anwender (neudeutsch user) geschrieben. Und daher muss es aus weiterhin „IT-Dolmetscher“ geben, die die speziellen Bedürfnisse des Kunden überhaupt verstehen und direkt in Programmiersprache, oder mittelbar dem Programmierer übersetzen können.
    Und dass die EDV inzwischen nicht nur in der medizinischen Dokumentation sondern auch der Diagnostik Einzug gehalten hat, nehme auch ich dankbar zur Kenntnis. Aber in Sachen Intuition, den Gesamteindruck zu erfassen, den ein Patient als Patient macht, sind (zumindest) wir (Frauen) auch in absehbarer Zukunft nicht durch Computer zu schlagen.

    Sicher kennen sie auch die Legende von Kekules Traum: Einer Legende nach kam dem Chemiker Kekulé der Einfall von der Ringstruktur des Benzols im Traum. Er träumte von einer Schlange, die sich selbst in den Schwanz biss. Kurzum die Intuition, und damit die Fähigkeit Neues zu (er-)finden ist eine Intelligenzleistung, die entgegen der Erwartungen aus den 80er Jahren, in absehbarer Zeit nicht durch künstliche Intelligenz ersetzt werden kann.
    Noch ein Wort zu den allverfügbaren Wissensdatenbanken. (Recherche-)Zeit ist bekanntlich Geld, und daher sollte man gewisse Grundlagen auch weiterhin im Kopf parat haben.

  4. Marianne sagt:

    Zu ihrem einzigen Sachargument: Das Verhältnis Pflegebedürftige pro Pflegekraft würde sich exorbitant zum Besseren wenden, wenn Pflegekräfte ordentlich bezahlt würden. Solange die angeblich dringend benötigten und überaus raren Pflegekräfte, die so dringend benötigt werden, weder eine ordentliche Bezahlung noch akzeptable Arbeitsbedingungen erhalten, ist das Problem nicht demographiebedingt, sondern neoliberal hausgemacht. Das trifft auch auf die Sozialkassen in gleicher Weise zu: Solange es möglich ist, fast 30 % der angeblich so dringend benötigten Arbeitskräfte in prekären Arbeitsverhältnissen zu Lasten der Sozialkassen und zum Wohle der Arbeitgeber zu beschäftigen und auf Beiträge in die Sozialkassen zum Wohle der Arbeitgeber zu verzichten, ist das Problem hausgemacht und hat mit Demographie nicht das Geringste zu tun. Denn die angeblichen Lücken werden zum Wohle der Arbeitgeber nicht mit den zur Verfügung stehenden Arbeitskräften ausgefüllt, weil Minijobber und Zeitarbeiter und Praktikanten den Profit der Arbeitgeber steigern.

    Im Übrigen, Herr Pyak, warte ich gerne auf die Beantwortung meiner Fragen bezüglich der in Massen in den Vorruhestand geschickten Arbeitnehmer und der in Massen in Hartz IV und prekären Arbeitsverhältnissen geparkten Arbeitnehmer sowie der in Massen nicht ausgebildeten jungen Menschen sowie der fehlenden Vollbeschäftigung trotz angeblicher demographiebedingter „Lücken“ und angeblichem demographiebedingtem Fachkräftemangel..

  5. Marianne sagt:

    „Und dass die EDV inzwischen nicht nur in der medizinischen Dokumentation sondern auch der Diagnostik Einzug gehalten hat, nehme auch ich dankbar zur Kenntnis. Aber in Sachen Intuition, den Gesamteindruck zu erfassen, den ein Patient als Patient macht, sind (zumindest) wir (Frauen) auch in absehbarer Zukunft nicht durch Computer zu schlagen.“

    Die segensreichen Auswirkungen der Roboter-Ops wurden durch „Robodoc“ ja eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Unzähligen Patienten hat diese tolle Neuerung die Gelenke zertrümmert und sie zu Dauerpflegefällen gemacht, der im Artikel beschriebene Patient ist beileibe kein Einzelfall. Gerade in meinem Heimatort gibt es sehr viele Opfer. Dass Ärzte sich bei der Diagnosse nicht mehr auf ihr medizinisches Wissen, sondern auf Computer verlassen, ist zudem in vielen Fällen keineswegs ein Segen für die Patienten, sondern eine Katastrophe. Derartige Ärzte sind, wie ich es selbst erleben musste, nicht einmal in der Lage, die Symptome einer lebensbedrohenden Lungenembolie oder einer lebensbedrohlichen Eileiterschwangerschaft zu erkennen, die eine Krankenschwester im ersten Lehrjahr lernt. Ich habe das und vieles andere mehr selbst erleben müssen.

    http://www.spiegel.de/spiegel/spiegelwissen/d-65886423.html

  6. posteo sagt:

    Lieber Herr Pyak,
    nachdem ich alles nochmal sorgfältig durchgelesen habe finde ich immer noch ein paar Ungereimtheiten.
    In ihrer Betonung von „Kreativität, menschlichem Einfühlungsvermögen, Reaktion(-sfähigkeit) auf neue, unbekannte Situationen“ stimme ich ihnen zu, aber nicht in ihrem Lösungsansatz für unsere Demographieprobleme: “ indem wir mehr Frauen beschäftigen, mehr Ältere – und mehr Einwanderer ins Land holen.“ Frauen sind nicht kreativer als Männer und ältere Menschen stellen sich nun mal nicht mehr so leicht auf neue, unbekannte Situationen ein, das hat nichts mit geistiger Faulheit oder Ignoranz zu tun. In der Pflege, auf der Ihr besonderes Augenmerk liegt, sind ältere Beschäftigte oft auch körperlich schlicht überfordert. Bleiben noch Fachkräfte aus dem Ausland. Aber diese kann und sollte man gezielt als Fachkräfte anwerben, wie in den 70ern schon einmal geschehen und nicht „WEIL sie Individuen mit ganz eigenen Erfahrungen sind.“

  7. Chris Pyak sagt:

    Lieber Posteo,

    genau das Gleiche sage ich auch. Wir sind da ganz einer Meinung.

  8. Chris Pyak sagt:

    Mariannne,

    meine erste Ausbildung war in den 90er Jahren als Krankenpfleger. Damals wurden gerade die Bergwerke bei uns im Ruhrgebiet dichtgemacht – und viele Bergbau-Ingenieure zu Krankenpflegern umgeschult. Auch bei uns in der Klasse.

    Funktioniert hat dass bei den wenigsten. Den eine Krankenschwester braucht nun einmal ganz andere Talente als ein „Kumpel“.

    Ein Bergbau-Ingenieur ist eine gut ausgebildete Fachkraft. Trotzdem wird er heute in Deutschland keine Arbeit finden. Es gibt einfach keinen Bedarf.

    Ich bekomme den Eindruck dass Sie immer einen „Schuldigen“ brauchen. Doch wenn es regnet sind die Wolken nicht „böse“. Das ist einfach Wetter. Es liegt bei Ihnen in den Himmel zu schauen und sich entsprechend anzuziehen.

    Ich streite gar nicht ab, dass es viele unsinnige Entscheidungen gibt – die ich ja auch in meinem Artikel kritisiere. Dass es irrationales Verhalten gibt bedeutet aber nicht, dass die grundlegende Problematik verschwindet.

    Etwa 10% unserer Jugendlichen schaffen nicht mal den Realschulabschluss. Für diese Jugendlichen sieht die Zukunft düster aus. Denn die Low-Level-Jobs die sie ausüben könnten, werden immer mehr verschwinden.

    Daran ist aber niemand „Schuld“. Im Gegenteil: Unsere Arbeitswelt wird immer besser – die Jobs die Zukunft haben interessanter und anspruchsvoller.

    Ich selbst habe mich vom Krankenpfleger, zum Hörfunk- und TV Journalist bis zum Coach und Personalberater weiterentwickelt. Ich komme aus ganz einfachen Verhältnissen und wurde von meinen Eltern nie ermutigt. Trotzdem ist etwas aus mir geworden:

    Weil ich verstanden habe, dass es an MIR liegt Neues zu lernen – und weil ich begreife dass lernen und wachsen ein Lebensstil (!) ist – und keine einmalige „Massnahme“.

    Ich verabschiede mich jetzt aus der Diskussion. Es gibt Kandidaten für die ich großartige Jobs finden will.

  9. Kehrhelm Kroeger sagt:

    Es muss volkswirtschaftlich gute Gruende fuer die hohe Sockelarbeitslosigkeit geben, d.h die Wirtschaft hat sich ihren Weg wie ein Fluss derart gebahnt, dass sie sich bestaendig optimiert, und dabei hat es als Seiteneffekt Arbeitsplatzabbau gegeben. Die hohe Arbeitslosigkeit ist Zeichen unseres Fortschritts und, wie ich meine, ein Riesensegen! Die Frage, die selten gestellt wird, ist doch: warum sollen/wollen eigentlich alle arbeiten? Arbeit ist nicht das Nonplusultra und nicht Selbstzweck des Lebens. Der Adel hat frueher auch nicht gearbeitet, na und? Erstmal sollten die Unzufriedenen mal das Thema loslassen und es sich mit Transferleistungen gemuetlich machen,die nicht zuletzt dadurch moeglich sind, dass „die Wirtschaft“ sich kraft Massenarbeitslosigkeit so vorzueglich entwickeln konnte. Dann ist man erstmal frei, und kann seinem Leben neuen Sinn geben. Wer allerdings nur „Arbeit“ ,Lohn und die vermeintlichen Pflichten von „Arbeitgebern“ im Kopf hat, wird sowieso immer ein beschraenktes Dasein hegen. Es ist ja auch auffaellig, dass die ganzen Diskussionen sich exakt wiederholen, ohne je einen Schritt weiterzukommen. Wenn dein Pferd totgeritten ist, steig ab!

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