Buchtipp zum Wochenende
Rendezvous auf dem Friedhof Feriköy – von Barış Uygur
Deniz Deren geht einkaufen und kommt nicht wieder. Ihr Ehemann, der bekannte Sportjournalist Cengiz Deren vermutet eine Entführung und beauftragt den Privatdetektiv Süreyya Sami mit der Suche nach ihr. Dem jungen Autor Barış Uygur ist mit seinem Debütroman „Rendezvous auf dem Friedhof Feriköy“ ein spannend-ironischer Krimi gelungen.
Von Rukiye Çankıran Freitag, 11.04.2014, 8:23 Uhr|zuletzt aktualisiert: Montag, 14.04.2014, 23:31 Uhr Lesedauer: 3 Minuten |
Süreyya Sami, ehemaliger Polizist, lebt in dem Stadtteil Zeytinburnu in Istanbul und verdient seinen Lebensunterhalt mit allen möglichen Jobs. Durch seine früheren Kontakte bekommt er immer mal wieder den Auftrag, vermisste Personen zu finden. Er lebt allein in einem Haus, das er von seinen Eltern geerbt hat, hat keine Freunde, ist Kettenraucher und fast immer pleite. Es ist also ganz gut, dass er diesen Suchauftrag bekommt. „Ich war nichts als eine jämmerliche Gestalt, die sich mit Malerarbeiten, Reparaturen und Vermittlungsgeschäften über Wasser hielt, alle Jubeljahre, wenn jemand in Schwierigkeiten steckt, den Detektiv spielte, und ansonsten nutzlos herumhing…“ Deshalb kommt der Auftrag des beunruhigten Ehemanns Cengis Deren zur rechten Zeit, Süreyya Sami soll seine geliebte Frau Deniz Deren finden und zurückbringen.
Auf den Spuren berühmter Detektive
Der nicht sehr ambitionierte und ehrgeizige Detektiv ist zwar ein wenig unbeholfen, aber irgendwie doch sympathisch. Er ist kein selbstverliebter „Mike Hammer“ aus den bekannten Romanen von Frank Morrison Spillane aus den 1950er Jahren. Aber er ist auch kein zynischer „Dirty Harry“ aus dem amerikanischen Krimi der 1970er Jahre, verfilmt mit Clint Eastwood. Der Leser schließt den eigenartigen Süreyya Sami ins Herz und denkt dabei unwillkürlich an den türkischen Hauptkommissar Behzat C., ins Leben gerufen mit den Romanen von Emrah Serbes und derzeit im türkischen Fernsehen als Serie zu sehen. Die beiden Ermittler verbindet insbesondere ihre Naivität im Umgang mit Frauen. Süreyya Sami braucht Stunden, um die richtige Krawatte für ein Date auszusuchen und ist schweißgebadet, wenn er es geschafft hat, im Restaurant einen Tisch zu reservieren. Komisch, dass uns Frauen diese Typen in Romanen entzücken, wir aber im wirklichen Leben gern auf sie verzichten.
Wo ist Deniz Deren?
Dieser sonderbare Detektiv glaubt jedenfalls, dass die verschwundene Gattin Deniz Deren freiwillig gegangen ist. Eine interessante Nachforschung beginnt. Die Spur führt in die dunkle Vergangenheit dieser schönen Gattin und es kommt natürlich wie es kommen muss: Süreyya Sami findet die Vermisste und muss sich entscheiden, ob er sie ihrem Mann ausliefern will, denn die Dinge entwickeln sich ganz anders als erwartet.
Dem jungen Autor Barış Ugur ist ein Krimi mit interessanten und spannenden Wendungen gelungen. Schauplätze und Charaktere sind überschaubar, es tauchen keine unnötigen und den Leser verwirrenden Figuren auf. Es ist eine gemütliche Lektüre auf 174 Seiten, die den Leser schmunzeln lässt. Barış Uygur profitiert natürlich von seiner langjährigen Erfahrung als Autor von Karikaturzeitschriften und seiner Liebe zu Krimis. Der Roman geht ihm leicht von der Hand. Dem Leser fällt nicht auf, dass Barış Uygur acht Jahre gebraucht hat, um all die tagesaktuellen Details wie Zeitungsschlagzeilen oder Radiokommentare einzubauen, die eine witzige Nebenerscheinung im Roman sind.
Spannend und ironisch
„Rendezvous auf dem Friedhof Feriköy“ ist der Auftakt zu einer Süreyya Sami-Krimiserie. In der Türkei ist der Roman bereits 2012 erschienen und war ein großer Erfolg. Auf Türkisch gibt es auch den zweiten Süreyya Sami-Roman „Cehennem Çiftliğinden Kaçış“, was soviel bedeutet wie „Flucht aus der Bauernhof-Hölle“. Hier bekommt der Ermittler von einem alten Freund den Auftrag, dessen Tochter aus den Fängen einer Sekte zu befreien. Der Name Süreyya Sami geht übrigens auf Ebüssüreyya Sami, den ersten Polizeiserie-Autor im osmanischen Reich, zurück und wurde von Barış Uygur ganz bewusst gewählt.
Die deutschsprachigen Leser können zunächst den ersten Roman genießen. Eine schnelle Übersetzung des zweiten Krimis ist aber dringend notwendig! Diese witzigen Parodien auf übliche harte Krimis, sind ein Genuss… und man hat des Nachts auch keine Albträume. Aktuell Rezension
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