Europawahl 2014
Wahlprogramme zu Freizügigkeit, Flucht und Arbeitsmigration
Am 25. Mai finden in Deutschland die Wahlen zum Europäischen Parlament statt. Doch wie stehen die Parteien zu Freizügigkeit, Flucht und Arbeitsmigration? Migration und Bevölkerung hat sie miteinander verglichen:
Freitag, 23.05.2014, 8:23 Uhr|zuletzt aktualisiert: Sonntag, 25.05.2014, 23:49 Uhr Lesedauer: 3 Minuten |
Freizügigkeit
Die Personenfreizügigkeit zählt neben der Dienstleistungsfreiheit, dem freien Waren- sowie dem freien Kapital- und Zahlungsverkehr zu den vier Grundfreiheiten der Europäischen Union. Von CDU, SPD, FDP und Bündnis 90/Die Grünen wird sie als eine der bedeutendsten Errungenschaften der EU angesehen. Vor dem Hintergrund steigender Zuwandererzahlen aus Bulgarien und Rumänien wird sie seit Ende der Einreise- und Arbeitsmarktbeschränkungen für Bürger beider EU-Länder in Deutschland und anderen Mitgliedstaaten zunehmend kritisiert.
CDU und SPD sprechen sich explizit für Maßnahmen gegen einen Missbrauch der Freizügigkeit aus. Die CDU will die EU-Freizügigkeitsrichtlinie so gestalten, dass die Anreize für eine „allein durch Sozialleistungen motivierte Zuwanderung“ gesenkt werden. Außerdem gelte es, die Lebensbedingungen in den Herkunftsländern der „Armutsmigranten“ zu verbessern.
Die Grünen lehnen eine Einschränkung des Rechts auf Freizügigkeit ab. Sie halten „Forderungen nach Ausweisung und Wiedereinreisesperren“ für Unionsbürger wegen „rechtswidrigen Bezugs von Sozialleistungen“ für „europarechtswidrig“. Stattdessen will sich die Partei für eine stärkere finanzielle Unterstützung der Kommunen bei der Integration von Zugewanderten einsetzen.
Die Linke betont, dass das Freizügigkeitsrecht uneingeschränkt auch für Sinti und Roma gelte.
Die AfD bejaht grundsätzlich die Niederlassungsfreiheit und Arbeitnehmerfreizügigkeit, warnt aber vor einer „Erosion des Sozialstaates“ durch eine erhöhte Einwanderung aus Bulgarien und Rumänien. Die Partei will straffällig gewordene und rechtskräftig verurteilte Unionsbürger abschieben und deren biometrische Daten erheben, um eine Wiedereinreise zu unterbinden. Sozialleistungen sollen laut AfD nur solche Zuwanderer erhalten, die „in erheblichem Umfang Steuern bzw. Sozialversicherungsbeiträge in Deutschland gezahlt haben“.
Arbeitsmigration aus Drittstaaten
Die CDU fordert die Stärkung der Willkommens- und Anerkennungskultur, damit Deutschland für Zuwanderer attraktiver wird. Die SPD betont, dass Zuwanderung für alle EU-Staaten wichtig sei, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Qualifikationen von Zuwandernden sollen einfacher anerkannt werden.
Die Grünen fordern neue Wege zur legalen und dauerhaften Einwanderung, die sich nicht nur an Hochqualifizierte richten.
Die FDP strebt ein europaweites System der geregelten Einwanderung und die Einführung eines transparenten Punktesystems nach kanadischem Vorbild an, dem sich die Mitgliedstaaten freiwillig anschließen können.
Die Linke betont, dass Migranten nicht als temporäre Arbeitskräfte ausgebeutet werden dürfen.
Die AfD befürwortet, dass sich die Arbeitsmigration aus Drittstaaten ausschließlich am Bedarf der deutschen Wirtschaft ausrichten soll und fordert ebenfalls die Einführung eines Punktesystems.
Grenzschutz, Flucht und Asyl
Angesichts der Flüchtlingskatastrophen im Mittelmeer rückt die Politik zur Einreiseverhinderung an der europäischen Außengrenze regelmäßig in den Fokus der öffentlichen Aufmerksamkeit.
Für die CDU ist der Schutz der europäischen Außengrenze ein „Garant für die Sicherheit in Europa“. Sie unterstützt daher den Aufbau eines elektronischen Ein- und Ausreiseregisters und will den Auftrag der Grenzschutzagentur Frontex stärken.
Die SPD fordert die Weiterentwicklung des Gemeinsamen Europäischen Asylsystems (GEAS). Damit soll eine bessere Verantwortungsverteilung zwischen den Mitgliedstaaten erreicht werden.
Die Grünen sehen in der Grenzpolitik „eine der größten europäischen Fehlentwicklungen“ und fordern einen „Neuanfang“. Sie setzen sich für mehr legale Zuwanderungsmöglichkeiten ein und fordern EU-weit einheitliche und faire Asylverfahren.
Die Linke spricht sich ebenfalls gegen die Abschottung Europas aus. Sie lehnt das Seeüberwachungssystem Eurosur ab und will Frontex auflösen.
Ein europäischer Verteilerschlüssel für Asylsuchende, der Bevölkerungsstärke und Wirtschaftskraft eines Landes, aber auch familiäre Bindungen und Sprachkenntnisse berücksichtigt, wird von der FDP angestrebt.
Die AfD fordert EU-weit einheitliche Mindeststandards zur Versorgung und Unterbringung Asylsuchender. Hilfe für Kriegsflüchtlinge soll möglichst „heimatnah“ gewährleistet werden.
CDU, SPD und die Linke sind sich darin einig, dass die Fluchtursachen in den Herkunftsländern bekämpft werden müssen. Sie betonen wie auch FDP und die Grünen, dass der Grundsatz der Nichtzurückweisung eingehalten werden muss. Aktuell Politik
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