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Studie

Kaum interkulturelle Vielfalt in Stiftungen

Stiftungen propagieren gerne kulturelle Vielfalt, Integration und Anti-Rassismus. In den Stiftungen selbst sieht es einer Studie zufolge aber nicht besser aus: Nur jede 11. Person in Führungspositionen hat einen Migrationshintergrund, in den großen Stiftungen sogar nur jeder 30.

Montag, 02.06.2014, 8:25 Uhr|zuletzt aktualisiert: Mittwoch, 08.01.2020, 15:44 Uhr Lesedauer: 1 Minuten  |  

Private und öffentliche Stiftungen sind Motoren der gesellschaftlichen Entwicklung. Kulturelle Vielfalt, Integration, Anti-Rassismus und interkultureller Dialog bilden oft Schwerpunkte ihrer operativen und fördernden Tätigkeit. Trotz dieser gesellschaftlichen Vorreiterrolle hat allerdings nur jede elfte Person (9 Prozent) in Führungspositionen deutscher Stiftungen einen Migrationshintergrund, wie Citizens for Europe in seiner Erhebung „Vielfalt entscheidet“ aufzeigt.

In den 30 größten Stiftungen, wie der Robert Bosch Stiftung, Körber Stiftung oder der Volkswagen Stiftung, hat sogar nur jeder dreißigste (3 Prozent) einen Migrationshintergrund im Vorstand, Rat oder Geschäftsführung. Damit liegen Stiftungen deutlich hinter den Dax-Konzernen, deren Vorstände mit über 29 Prozent von Menschen mit Migrationshintergrund besetzt sind.

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Der Bevölkerungsanteil von Menschen mit Migrationshintergrund in Deutschland liegt bei 20 Prozent und in Berlin bei 26 Prozent. Die Initiatoren von „Vielfalt entscheidet“ fordern, dass Stiftungen das Potenzial der kulturellen Vielfalt in der Bevölkerung stärker nutzen sollten, um ihre gesellschaftliche Aufgabe und Vorreiterrolle besser wahrzunehmen, wie Catherine Wurth, Projektleiterin, zusammenfasst: „Die Ergebnisse weisen darauf hin, dass die Rekrutierung der Führungspositionen Mechanismen folgen, welche die Stiftungen mit ihrem Engagement in der Gesellschaft eigentlich überwinden wollen. Stiftungen dürfen den Anschluss nicht weiter verpassen, sonst gehen ihnen Innovationskraft, Kreativität und gesellschaftliche Repräsentanz verloren.“

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Das dies nicht so sein muss, zeigen auch positive Beispiele von Stiftungen, in denen kulturelle Vielfalt in Führungsgremien bereits aktiv gefördert und gelebt wird, wie z.B. in der Stiftung Digitale Chancen, der Bürgerstiftung Neukölln oder der Stiftung Erinnerung, Zukunft und Verantwortung.

Untersucht wurden rund 3.000 Führungspositionen der Stiftungsorgane (Beirat, Kuratorium, Rat, Vorstand und Geschäftsführung) der 30 größten privaten und öffentlichen Stiftungen Deutschlands sowie weiteren 250 Stiftungen mit Rechtssitz in Berlin. (bk) Leitartikel Studien Wirtschaft

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  1. Ochljuff sagt:

    Interessant. Tendenziell ist bei der Erhebungsmethode aber von einem prozentual zu niedrigem Ergebnis auszugehen, vor allem, wenn angenommen wird, dass Migrationshintergrund tendenziell stigmatisierend (oder nicht nennenswert) wirkt und in einigen Fällen nicht in biografischen Angaben thematisiert wird.

    Zur Erhebung steht in der Studie:
    „Dabei stützen wir uns auf die
    öffentlich zugänglichen biographischen
    Informationen der Personen in den
    Führungspositionen der untersuchten
    Stiftungen.
    Wir sind zuversichtlich, dabei niemandem
    einen Migrationshintergrund irrtümlich
    zugeschrieben zu haben. Es ist dennoch
    möglich, dass wir den Migrationshintergrund
    einiger Personen nicht erkannt haben.“

    Die Aussagekraft ist also nur eingeschränkt gegeben, meiner Meinung nach leider ziemlich eingeschränkt, da nicht einmal irgendwo angegeben wird, wie „Migrationshintergrund“ überhaupt definiert wird (oder habe ich das übersehen?). Es kann also durchaus sein, dass hier Äppel mit Eiern verglichen werden.

  2. posteo sagt:

    Der Bundesverband deutscher Stiftungen geht von etwa 20.000 Stiftungen aus. Davon wurden seither nur eine Hand voll Stiftungen von Migranten oder Migrantenverbänden gegründet. Wer sich über eine Stiftung verwirklichen will, kann selbst eine Stiftung gründen oder eine andere Stiftung finanziell unterstützen. Um professionell für eine Stiftung tätig zu sein benötigt man juristische, betriebswirtschaftliche und natürlich auch fachliche Kenntnisse über den jeweiligen Stiftungszweck. Migrant zu sein reicht als Qualifikation nicht aus.
    Neben den Migrantenstiftungen haben sich auch zahlreiche deutsche Stiftungen nicht nur der Förderung interkultureller Beziehungen verschrieben sondern fördern Migranten in Deutschland ganz direkt. Andere, besonders die große Industriestiftungen und die parteinahen Stiftungen finanzieren und managen auch Bildungs-, Wissenschafts- und Technologieprojekte in verschiedenen Partnerländern und haben auch Auslandsniederlassungen dort.

    Siehe: http://www.stiftungen.org/fileadmin/bvds/de/Termine_und_Vernetzung/Deutsche_StiftungsTage/StiftungsTag_2011/Dokumentation/Lehmann_Festansprache_Stifterpreis.pdf

  3. Anne sagt:

    Tja wann sind denn die meisten Stiftungen entstanden? Zu Zeiten als man in vielen Dörfern und Städten Deutschlands nicht wusste, wie ein „Schwarzer“, ein „Moslem“ oder ein „Asiate“ aussieht. Das ist noch nicht so lange her.