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Der Triebtäter

Flucht und Vertreibung

Hier stehe ich, ihr habt es ja nicht anders gewollt. Ihr seid ja schon zur Europawahl mit diesen Nationaltrikots aufgelaufen, bloß weil demnächst ein paar Milchgesichter eine Pause vom tagtäglichen Nougatcreme-, Gammelwurst- und Chips-in-sich-hineinstopfen machen und mit ihren Nobelkarossen durch das Naturschutzgebiet brettern, um in den heiligen Stätten der Korruption schweizer Prägung einem Ball nachzujagen.

Von Dienstag, 03.06.2014, 8:22 Uhr|zuletzt aktualisiert: Donnerstag, 05.06.2014, 0:08 Uhr Lesedauer: 2 Minuten  |  

Der gemeine Deutsche nennt solcherlei Veranstaltungen für gewöhnlich „Fußball Weh Ämm“ und hält sie für den Hohepunkt seines deprimierenden Lohnsklabventumkalenders. Er kleidet sich dazu natürlich im politisch korrekteren Schwarzrotgold.

Das nennt man heutzutage anglizistisch überkorrekt „public viewing“, was die öffentliche Ausstellung des aufgebahrten Leichnams bezeichnet: ein Begriff, der gewählt wurde, um die Siegeschancen des deutschen Teams treffend zu beschreiben, die heute nicht wesentlich besser sind als früher. Wenn einem dabei nutzlose Gesetze, wie etwa die Nachtruhe, in die Quere kommen, so werden diese natürlich per Notverordnung außer Kraft gesetzt. Fußball ist Staatsraison – und wer nicht mitmacht, vielleicht nur, weil er etwa arbeiten muss, der soll leiden.

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Immerhin hierin steht Deutschland dann aber auch nicht allein. Brasilien, Ausrichter dieser Weh Ämm und seit Fünfundvierzig mit besten Verbindungen nach Mitteleuropa ausgestattet, hält es auch so.

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Um nämlich millionenschwere Großstadien für Drittligaclubs zu bauen, in denen die FIFA ihre Zeremonien abhalten kann, mussten die überflüssigen Bewohner ja erst einmal deloziert werden. Von den milliardenschweren Sparprogrammen zu Lasten der Ärmsten, den nicht gebauten Schulen und Krankenhäusern, den schmerzhaften Einschnitten, die nötig waren, um diese Spiele ausrichten zu können, davon will ich hier schweigen.

Auch will ich hier gar nicht davon reden, dass Deutschland sich für zwei Wochen Aufenthalt in Brasilien ein eigenes Hotel samt Sportplatz in ein Naturschutzgebiet brandroden ließ, denn allein an den zwölf Ausrichtungsstätten wurden ja schon mehr als 250.000 Menschen mit Hilfe ihrer eigenen Steuergelder aus ihrem Zuhause vertrieben, oft völlig ohne Vorankündigung. Natürlich, diesen Menschen wird meist eine neue Unterkunft zur Verfügung gestellt und Entschädigungen werden im Allgemeinen auch gezahlt – diese sind aber wie gewohnt viel zu gering, die Unterkünfte selbst oft in grauenvollem Zustand. Für die Bewohner illegal errichteter Favelas gilt natürlich nicht einmal das – wurden ihre Unterkünfte zuvor faktisch anerkannt, so werden die Bewohner nun einfach kalt enteignet. Organisierte und unorganisierte Kriminalität, der Touristenschreck schlechthin, kann man so natürlich nicht bekämpfen, aber die ist in Brasilien ja ohnehin kein Problem.

Und immerhin geht’s hier um König Fußball. Aktuell Meinung

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