Konferenz „Cities of Migration“
„Ich frage mich, wenn ich sterbe, wo willst Du begraben sein?“
Sie heißen unter anderem Toronto, Amsterdam und Berlin. Städte, die eines miteinander gemeinsam haben: engagierte Menschen, die für eine vielfältige Stadt kämpfen. Nun trafen sich Vertreter aus der ganzen Welt in Berlin, um voneinander zu lernen. Doch eine Person stach mit ihrem persönlichen Werdegang ganz besonders hervor.
Von Hakan Demir Donnerstag, 12.06.2014, 8:21 Uhr|zuletzt aktualisiert: Dienstag, 17.06.2014, 11:05 Uhr Lesedauer: 2 Minuten |
Etwas zu vergleichen ist ebenso die natürlichste wie auch die einfachste Methode, um etwas zu lernen. Was haben andere Städte in der Bildungspolitik anders gemacht? Warum hat diese Stadt mehr Politiker mit Migrationshintergrund; die andere mehr Neueinstellungen von Migranten bei der Polizei? Und wie kann ich überhaupt den Anteil von Migranten in den Führungsetagen erhöhen?
Über diese und weitere Fragen diskutierten Experten aus Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft ganze drei Tage in Workshops und Podiumsdiskussionen in Berlin. Eingeladen zur Konferenz von „Cities of Migration“ hatte vom 4. bis zum 6. Juni unter anderem die Maytree Foundation, die Bertelsmann Stiftung und die Open Society Foundations.
Doch eine Rede von Aynur Boldaz-Özdemir stach in diesen drei Tagen hervor. Die Geschäftsführerin von „Forever Clean“, einem Reinigungsunternehmen, berichtete von ihrem persönlichen Werdegang. Sie fing als Reinigungskraft im Krankenhaus an und musste immerzu um 3 Uhr in der Früh zur Arbeit. Dann eines Tages wurde sie von ihrem Chef gefragt, der ihr Engagement zu würdigen wusste: „Wollen sie nicht einfach Gebietsleiterin von 150 Mitarbeitern werden“. Sie nahm das Angebot natürlich an. Doch nach einigen Jahren kündigte sie ihre Arbeitsstelle, weil sie sich mehr zutraute. Ein Jahr bereitete sie sich auf die Selbständigkeit in Schulungen vor.
Trotz der erheblichen Hürden schaffte es die alleinerziehende Mutter und gründete zur Jahrtausendwende ihr eigenes Unternehmen. Ihr Credo heißt deshalb einfach nur: Durchhalten. Vom Staat erwartet sie, dass er die Migration als ein Plus erkennt. „Anderssein habe ich immer als Bereicherung gesehen“, sagt die Unternehmerin.
Sie hat in Deutschland einen beeindruckenden Werdegang von der Reinigungskraft zur Unternehmerin mit inzwischen 600 Mitarbeitern zurückgelegt. Was nach ihrem Ableben passieren soll, weiß Boldaz-Özdemir auch schon. „Ich frage mich, wenn ich sterbe, wo willst Du begraben sein? Seit ein paar Jahren sage ich: Deutschland“. Doch eines würde sie diesmal anders machen, wenn sie heute wieder in ein anderes Land auswandern würde: „Ich würde diesmal die Landesprache vorher lernen“, erklärte sie. Aktuell Gesellschaft
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