Auswanderung
Türken wollen Deutschland verlassen, bleiben aber
In Umfragen geben Türkeistämmige der zweiten und dritten Generation häufig an, in die Türkei auswandern zu wollen. Grund: fehlendes Heimatgefühl. Tatsächlich wandern aber die wenigsten ab. Zu diesem Ergebnis kommt eine neue BAMF -Studie.
Montag, 16.06.2014, 8:24 Uhr|zuletzt aktualisiert: Mittwoch, 08.01.2020, 15:44 Uhr Lesedauer: 2 Minuten |
Zwischen der Absicht, Deutschland zu verlassen und der tatsächlichen Abwanderung in die Türkei klafft bei jungen Türkeistämmigen eine riesige Lücke. Zwar wandern jährlich etwa 14.000 bis 17.000 türkische Staatsangehörige ab, doch angesichts der rund drei Millionen Türkeistämmigen in Deutschland ist diese eine recht geringe Anzahl.
Zu dieser Einschätzung kommt eine aktuelle Studie des Forschungszentrums des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (BAMF), die vergangene Woche veröffentlicht wurde. Für den Forschungsband „Abwanderung von Türkeistämmigen: Wer verlässt Deutschland und warum?“ haben Autoren aus der Türkei, Großbritannien und Deutschland sowohl türkische als auch deutsche Datenquellen ausgewertet.
Nur die Wenigsten verlassen Deutschland
Aus den Ergebnissen der Studie geht hervor: Gerade diejenigen, die in Deutschland geboren bzw. aufgewachsen sind, wandern besonders selten ab. „Einigen Umfragen zufolge äußerte zwar bis zu ein Drittel der Befragten die Absicht, eventuell Deutschland zu verlassen. Unsere Auswertungen zeigen aber, dass weniger als 1 Prozent der in Deutschland aufgewachsenen Türkeistämmigen tatsächlich abwandern“, erläutert Dr. Axel Kreienbrink, Mit-Herausgeber der Studie.
Im Zeitraum 2007 bis 2012 verließen jährlich zwischen 3.000 und 4.000 Angehörige der so genannten „Folgegenerationen“ Deutschland. Das entspricht etwa 0,5 Prozent aller in Deutschland aufgewachsenen türkischen Staatsangehörigen. „Somit ist die Abwanderung von Menschen mit türkischen Wurzeln, die in Deutschland geboren bzw. aufgewachsen sind, viel niedriger als vielfach angenommen“, unterstreicht der zweite Herausgeber Dr. Stefan Alscher. „Von einer massiven Abwanderung der zweiten und dritten Generation Türkeistämmiger kann also nicht die Rede sein.“
Was sind die Gründe für eine Abwanderung aus Deutschland? Umfragen unter Abwanderern in der Türkei zeigen, dass es vor allem familiäre oder partnerschaftliche Gründe sind, die Menschen zu einer solchen Entscheidung bewegen. Diskriminierungserfahrungen scheinen hingegen nicht wanderungsentscheidend zu sein, doch geben 40 bis 60 Prozent „fehlendes Heimatgefühl“ als Motiv an. Schließlich zeigt die Studie, dass eine Abwanderung keinesfalls eine endgültige „Abkehr“ von Deutschland bedeutet. Ein Teil der Abwanderer hält sich eine Rückkehr nach Deutschland offen.
Ruhestandsmigration geht zurück
Besonders häufig ziehen solche türkischen Zuwanderer aus Deutschland fort, die nur kurz- oder mittelfristig zum Studium oder zu Arbeitszwecken gekommen waren. So verlassen zwischen 30 und 40 Prozent der Studierenden aus der Türkei und rund 25 Prozent der Arbeitsmigranten Deutschland innerhalb von sechs Jahren. Auch im internationalen Vergleich sind Studierende und junge Berufstätige generell die mobilsten Bevölkerungsgruppen.
Auch Personen im Rentenalter sind international mobil. Die so genannte „Ruhestandsmigration“ ist jedoch im Laufe der letzten Jahre zurückgegangen. „Es kann vermutet werden, dass immer mehr Rentner mit türkischen Wurzeln ihren Lebensabend in Deutschland verbringen wollen, also in dem Land, in dem sie zumindest einen Großteil ihres Erwerbslebens verbracht haben“, so die Autoren. Ein Teil der Ruheständler pendelt zudem zwischen alter und neuer Heimat. (bk) Aktuell Gesellschaft Studien
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Man sollte sich eher die Frage stellen warum bleiben die Leute mit ausländichen Wurzeln.
Die Alten wegen ihrer Kinder und Enkelkinder , die Jungen weil ihnen die finanzielen Mittel fehlen.