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Der Hass

Wir steuern auf einen Kollaps zu und niemanden interessiert‘s

Seit 2002 messen die „Mitte-Studien“ von der Uni Leipzig den Puls unserer Gesellschaft. Die jüngsten Ergebnisse wurden Anfang Juni vorgestellt. Eine Diskussion über die teils dramatischen Ergebnisse hat nicht stattgefunden, obwohl ein Kollaps bevorsteht.

Von Mittwoch, 02.07.2014, 8:21 Uhr|zuletzt aktualisiert: Dienstag, 01.12.2015, 9:30 Uhr Lesedauer: 2 Minuten  |  

Die Ergebnisse dieser wichtigen sozialwissenschaftlichen und sozialpsychologischen Studie hätten mindestens eine breite gesellschaftliche Debatte nötig gehabt. Aber in der Regel blieb es bei randnotizhaften Berichten. Teile der auflagenstarken Zeitungen sahen sogar erfreuliche Resultate in der diesjährigen Untersuchung. Dass jedoch der Hass auf Asylsuchende, Sinti, Roma und Muslime auf einen Höchststand angelangt ist und kein guter Vorbote für die Zukunft des friedlichen Zusammenlebens darstellt, wurde von vielen bewusst oder unbewusst übergangen.

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„Es gibt 2014 eine gute Nachricht: Wie die Ausländerfeindlichkeit so nimmt auch die Zustimmung zu rechtsextremen Aussagen insgesamt ab,“ stellte Oliver Decker fest, relativierte jedoch sogleich: „Es gibt aber auch eine schlechte Nachricht: Bestimmte Gruppen von Migranten werden umso deutlicher diskriminiert.“

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Nicht alle Migranten würden also abgelehnt. „Aber jene, die die Fantasie auslösen, sie seien grundlegend anders oder hätten ein gutes Leben ohne Arbeit, die ziehen die Wut auf sich. Wir nennen das den sekundären Autoritarismus. Das hat auch etwas mit der Stellung der Wirtschaft in Deutschland zu tun: sie ist zu so etwas wie eine unhinterfragbare Autorität geworden. Wenn sie stark ist, freuen sich die Menschen. Aber trotzdem müssen sie sich ihr unterordnen und das produziert Aggressionen, die sich dann gegen Abweichende oder Schwächere richten“, so der Oliver Decker

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Das spiegelt sich dann woanders wieder. Laut dem kürzlich veröffentlichten Verfassungsschutzbericht ist die Zahl der rassistischen Gewalttaten ist zum dritten Mal in Folge gestiegen, obwohl die Gesamtzahl der rechtsextremistisch motivierten Straftaten einen leichten Rückgang verzeichnete. 2013 zählten die Behörden insgesamt 473 fremdenfeindliche Gewalttaten. Dies bedeutet einen Anstieg um 20 Prozent im Vergleich zu 2012. Das ist der höchste Stand seit 2006. Damals wurden 484 rassistische Gewalttaten gezählt.

Dass diese Gewalt nicht immer von einer bestimmten „Gruppe“ kommen muss, zeigt folgender Befund in der Mitte-Studie: Rechtsextreme Positionen kommen bei der Wählerschaft aller Parteien vor. Ein Befund sticht aber besonders hervor: Es fällt auf, dass die stärkste Anziehungskraft bei den Wählern mit einer ausländerfeindlichen, antisemitischen und chauvinistischen Einstellung neben den rechtsextremen Parteien die AfD hat. Ja, die Partei, die bei den Europawahlen auf Anhieb 7 % geschafft hat. Aktuell Meinung

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  1. Wendy sagt:

    Der Satz, dass die knapp 500 bedauerlichen Gewalttaten auch aus „der Mitte der Bevölkerung“ um die sich diese Studie ja dreht, kommen können ist eine Unterstellung.
    Eine wie auch immer negativ behaftete Einstellung zu „etwas was anders ist“ macht aus den vielen Menschen hier noch lange keine Gewalttäter.
    Viel mehr handelt es sich ja um eine Art „Bodensatz“, immer die gleichen dummen Menschen die die gleichen rassistischen Verbrechen begehen.

    Daher ist der Level der Taten erfreulicherweise auch von 2006 bis heute auf einem nahezu gleichem Niveau, ca. 500. Das das 500 zu viele sind stellt keliner in Frage. Aber es gab auch keinen großen Zulauf.

    Die Sache mit der AfD – in der Studie wurde zur entsprehenden Frage die AfD (laut Tabelle) von 52 Teilnehmern genannt, 26 davon haben die aufgezeigten Einstellungen angegeben (wie auch immer das bewertet wurde).
    Von 26 auf Millionen von Wählern zu schließen und in diese Ecke zu drängen halte ich für unangebracht.

  2. Heino sagt:

    Sobald es an den Geldbeutel geht, hört die Toleranz auf. Das ist international und unabhängig von Hautfarbe, Religion und Weltanschauung. Wohlstand und Toleranz passen zusammen, aber nicht Armut und Toleranz. Darum meine Empfehlung: Gehen Sie mit dem Wohlstand dieses Landes sorgsam um. Verzichten Sie auf Umverteilung.

  3. Mathis sagt:

    Wer oder was genau wird wann, wieso und wo kollabieren (zusammenbrechen)?
    Wessen „Puls“ ist hier aus dem Ruder gelaufen? Und ganz wichtig: wurde der Notarzt schon verständigt?

  4. posteo sagt:

    Ich habe den Artikel 3 mal gelesen, weiß aber trotzdem nicht, welcher Kollaps uns genau bevor stehen soll. Der Kollaps der EU, der Kollaps der Sozialsysteme, der Kollaps der zivilen Bindungskräfte, sprich Bürgerkrieg?
    Komisch, das predigen die Rechten doch seit Jahren.

  5. Studentin sagt:

    Mein Gott das ist doch klar, nehmen wir doch mal die Rente. Pro Generation nimmt die Zahl der Rentenzahler um 30% ab, hinzu kommt eine Abwertung der Renten um 20-40% dank der Niedrigzinspolitik der EZB. In zwei Generationen, also in 40 Jahren, wenn ich in Rente gehe, sieht es daher derb aus.
    Hinzu kommen Lasten, die dadurch entstehen, dass ein nicht unbeträchtlicher Teil der Bevölkerung nur bedingt „produktiv“ ist, um mich mal sehr vorsichtig auszudrücken, was sich ebenfalls in hohen Abgaben und Soziallasten niederschlägt. Das deutsche Bildungssystem wird bis dahin nur ein Schatten sein, von dem, was es einmal war.
    Die Zuwanderung kann die Probleme nicht lösen, weil Fachkräfte eben durch diese Lasten abgeschreckt werden bzw. Qualifikationen aufweisen, die dem westeuropäischen Standard nur teilweise genügen. Nicht zu vergessen sind die niedrigen Löhne, die eine Vorsorge erheblich erschweren. Das ganze System ist im Grunde morsch. Das pfeifen ja schon die Spatzen von den Dächern. Mir ist es lieber man ist weniger human und dafür verantwortungsvoll als man spielt den Heiland und fühlt sich human. Allen muss hier klar sein: Der Offenbarungseid kommt. Definitiv. Ein sehr schlechtes Gewissen wäre durchaus angebracht.