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Roma verlangen Erhalt ihrer Grabstätten

„Mit den Gräbern gehen Erinnerungen an Opfer des Holocaust verloren“

Sinti- und Roma-Familien stehen zunehmend vor dem Problem, dass die Grabstätten ihrer Angehörigen nach dem Ablauf der üblichen Ruhefristen auf den Friedhöfen abgeräumt werden sollen. Allerdings seien viele dieser Gräber zugleich Gedenkstätten für die Opfer des Holocaust, wendet Romani Rose im Gespräch ein, Vorsitzender des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma. Er fordert die Politik zum Handeln auf.

Von Dienstag, 08.07.2014, 8:23 Uhr|zuletzt aktualisiert: Donnerstag, 10.07.2014, 23:21 Uhr Lesedauer: 2 Minuten  |  

Welche Bedeutung haben Grabstätten in der Erinnerungskultur der Sinti und Roma?

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Romani Rose: Die Gräber sind Familiengedächtnisstätten. In ihnen liegen Überlebende des Holocaust. Wenn jemand als Einziger seiner Familie aus Auschwitz oder einem anderen Konzentrationslager zurückgekommen ist, dann ist sein Grab auch Gedenkstätte für all die anderen Opfer, von denen es keine Spuren mehr gibt. Für die Onkel, Tanten, Schwestern, Brüder oder Großeltern, die das Inferno nicht überlebt haben. Sie sind vergast und verbrannt worden, es ist nichts von ihnen übrig geblieben.

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Vielen Gräber droht aber die Räumung, wenn die Ruhefristen ablaufen. Was bedeutet das?

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Wenn die Gräber beseitigt werden, dann geht den Familien auch die Erinnerung verloren – an einen Teil ihrer Biografie und die Menschen, die einem einmaligen rassistischen Verbrechen zum Opfer gefallen sind. Außerdem sind die Gräber Lernorte für die Bevölkerung.

Inwiefern?

Der Holocaust ist deutsche Geschichte. Nicht mehr im Sinne einer Anklage, sondern im Sinne eines Bewusstseins dessen, was einmal möglich gewesen ist. Und was uns heute unvorstellbar erscheint.

Haben Sie das Gefühl, dass Ihre Forderungen ernst genommen werden?

Wir haben schon viele Gespräche geführt und vonseiten aller Länder viel Verständnis erfahren. Es hat auch schon eine Entschließung des Bundesrats gegeben, in der die Notwendigkeit des Erhalts der Gräber unterstrichen wurde. Trotzdem ist es bisher zu keinem Beschluss gekommen, in dem gesagt wird: Bund und Länder übernehmen die Gräber in staatliche Obhut.

Was muss passieren, um die Gräber zu retten?

Städte und Gemeinden müssen so reagieren, wie das etwa in Hanau der Fall war: Die Gräber müssen unter Denkmalschutz gestellt oder als Dauer- oder Ehrengräber erhalten werden. Aber wir können als Zentralrat nicht mit jeder Kommune einzeln verhandeln. Das ist eine Aufgabe der Politik. Es müssen auf Bundes- oder Länderebene Regelungen gefunden werden, die den Menschen Sicherheit geben.

Am Donnerstag treffen Sie sich zu Gesprächen mit Vertretern des Bundesrates. Was erwarten Sie davon?

Jüdische Friedhöfe werden im ganzen Land erhalten. Man sagt, dass sich das aus dem mosaischen Gesetz ergibt, dass die Gräber darauf nicht abgeräumt werden dürfen – aber ich glaube, dieser Staat hätte auch den Respekt, diese Gräber zu erhalten, wenn es das mosaische Gesetz nicht gäbe. Man kann nicht sechs Millionen Menschen umbringen und dann im eigenen Land noch die Gräber derjenigen beseitigen, die es überlebt haben. Und das gleiche gilt für Sinti und Roma. (epd) Aktuell Interview

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