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Weltmeister

Ein Titel für die „Einheit der Verschiedenen“

Deutschland ist Weltmeister. Dieser Titel bedeutet mehr als nur den offensichtlichen vierten Stern auf der Brust der Nationalspieler. Er ist die Würdigung einer Mannschaft, die über Jahre hinweg gemeinsam gewachsen und zusammengewachsen ist. Nicht zuletzt hat das deutsche Team gewonnen, weil es Vielfalt gelebt hat.

Von Montag, 14.07.2014, 8:25 Uhr|zuletzt aktualisiert: Donnerstag, 17.07.2014, 16:43 Uhr Lesedauer: 1 Minuten  |  

Nach 24 Jahren hat die deutsche Nationalelf gestern Abend in einem packenden Finale gegen Argentinien den vierten Weltmeistertitel gewonnen. Nach schwachen WM-Leistungen in den Jahren 1994 und 1998 hat sich damit ein Wandel in der Jugendarbeit des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) bezahlt gemacht.

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Nachdem Deutschland bei der WM 1998 mit einer ausschließlich deutschstämmigen Mannschaft bereits im Viertelfinale mit einer 0:3-Schlappe gegen Kroatien ausgeschieden war, kam es in der DFB-Nachwuchsrekrutierung zu einem Umdenken nach dem Vorbild Frankreichs. Die Équipe Tricolore hatte das Turnier 1998 im eigenen Land mit einer Mannschaft gewonnen, die schon damals die vielfältige französische Gesellschaft widerspiegelte.

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Der Weg von damals zum Titel von gestern Abend war lang: Nach spätem Ausscheiden bei den Turnieren 2002, 2006 und 2010 haben in diesem Jahr neben Thomas Müller, Bastian Schweinsteiger und Philipp Lahm auch Mesut Özil, Sami Khedira und Miroslav Klose entscheidend zum Erfolg beigetragen – 6 von 23 Profis aus dem WM-Kader haben einen Migrationshintergrund. Wie wichtig diese Spieler auch in den Augen der Zuschauer sind, wurde gestern wieder unter anderem durch die Sprechchöre im Stadion bestätigt. So wurde Özil, der im Laufe des Turniers viel Kritik einstecken musste, vom Publikum für seine starke Leistung gefeiert.

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Die Mannschaft repräsentiert durch ihren Zusammenhalt mehr denn je die „Einheit der Verschiedenen“, wie Bundespräsident Joachim Gauck die deutsche Realität in seiner Rede zum 65. Jahrestag des Grundgesetzes beschrieb. Diese Dynamik des sportlichen Erfolgs gilt es nun aufzugreifen und die Einwanderungsgesellschaft weiter gemeinsam voranzubringen. Leitartikel Meinung

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  1. aloo masala sagt:

    @posteo

    Der Absatz ist in der Tat auch für mich irreführend. Im Profisport interessiert man sich in erster Linie für Erfolg und weniger darum, wer den Erfolg bringt. Da wurden dann auch vor 1998 Typen wie Sean Dundee (1997) beschleunigt eingebürgert.

    Planungen für Umstrukturierungen begannen vor der WM 1998. Auslöser war also nicht der Misserfolg der Deutschen, sondern die Bewerbung der WM 2006. Man wollte eine schlagkräftige Truppe. Richtig ist auch, dass man Frankreich zum Vorbild nahm, irreführend ist jedoch, dass der Integration von Migranten eine besondere Bedeutung zukam. Es ging in erster Linie um den Ausbau und die Umstrukturierung der Jugendarbeit. Wenn unter den talentierten Jugendlichen auch Migranten sind, ist das ok, aber was letztlich im Profisport zählt, ist die Leistung und nicht die Herkunft.

    Nun sollte man aber einen Artikel versuchen im Kontext zu verstehen. Der Kontext ist die Einwanderungsgesellschaft. Unter diesem Licht ist auch der von Ihnen zitierte Absatz so wie er steht vertretbar. Aus fußballerischer Sicht dagegen eher weniger.

  2. aloo masala sagt:

    Der zentrale Satz des Artikels lautet:

    —-
    Diese Dynamik des sportlichen Erfolgs gilt es nun aufzugreifen und die Einwanderungsgesellschaft weiter gemeinsam voranzubringen.

    Der Unterschied zwischen Leistungssport und Gesellschaft ist, dass Profis einem Ziel alles unterordnen. Zum Beispiel kam, ich glaube das war Matthäus, zum Mehmet Scholl und sagte, du weißt, dass ich Dich nicht ab kann, aber wir brauchen Dich, um die Champions League zu gewinnen. Die gegenseitige Abhängigkeit für das ein und alles zwingt Spieler zusammen zu stehen, auch wenn sie sich nicht ausstehen können.

    Die Bürger einer Gesellschaft haben völlig unterschiedliche Ziele und nicht unbedingt die Einstellung eines Profisportlers, für diese Ziele sich anderen unterzuordnen. Deswegen bezweifle ich, dass sich die Entwicklungen im Sport auf die Gesellschaft übertragen lassen. Ähnliche hehre Gedanken wurden ja auch nach dem WM Triumph 1998 von Frankreich geäußert. Die Unruhen in den Banlieus zeichnen ein etwas realistischeres Bild.

    Man muss nur die Beiträge von serap oder dingil lesen, um zu erahnen, dass man mit solchen Typen keine Einwanderungsgesellschaft voranbringen kann. Das gleiche gilt natürlich auch für unsere deutschen Betonköpfe, die sich in solchen Fragen gerne querstellen.

  3. Songül sagt:

    @Bürger

    Völlig berechtigte Frage, nur was tangiert dingil der argentinische Nationalstolz?

    @posteo

    Kann Ihnen nur beipflichten.
    Erst wenn der „ideologische Überbau“ verschwindet, der Focus (von beiden Seiten) nicht mehr auf das Herkunftsland gerichtet ist (nicht nur Özil ist hiervon genervt), wir im WM Finale für den Gegner sein können, ohne uns Vorwürfe anhören zu müssen, erst dann sind wir hier angekommen.

  4. Lionel sagt:

    Natürlich kann man auch bei einem WM-Finale für den Gegner sein, wenn aber grundsätzlich bei jedem Spiel die gegnerische Mannschaft bejubelt wird (und wenn sie noch so grottenschlecht spielt), dann gibt das schon zu denken.

  5. Hans sagt:

    Das zeigt vor allem, dass Integration klappt, wenn es klare Regeln für alle gibt, und alle bereit sind, sich diesen Regeln unterzuordnen, ohne Extrawürste wegen Religion oder Herkunft für sich zu fordern.

  6. Marianne sagt:

    Also, ich „bejubele “ grundsätzlich bei jedem Spiel die Mannschaft meiner Wahl, Herr Lionel, und ich gestehe freimütig, dass das in den allerseltensten Fällen die deutsche ist, weil mir völkische Präferenzen am A… vorbeigehen. Die Leistung von Ghana beispielsweise hat mich absolut begeistert, zudem waren die Spieler die reinste Augenweide. Ob und wem das angeblich aus mir unerfindlichen Gründen “ zu denken “ gibt, ist mir absolut wurscht.

  7. Lionel sagt:

    Es ist doch jedem unbenommen, seine tiefe Antipathie gegen die eigene Gesellschaft zu feiern.
    Bedauerlicherweise gab es dazu bei dieser WM wenig Gekegenheit.