Der Triebtäter
Wahn und Sinn
"So ist das Leben und so muss man es nehmen, tapfer, unverzagt und lächelnd." Sprach einst Rosa Luxemburg. Und damit zum letzten Male: Hier stehe ich, ich kann nicht anders.
Von Sven Bensmann Dienstag, 29.07.2014, 8:21 Uhr|zuletzt aktualisiert: Dienstag, 29.07.2014, 18:31 Uhr Lesedauer: 3 Minuten |
Dieser Tage erleben wir die globale Hirnschmelze der politischen deutschen Öffentlichkeit – der Sommer schlägt mit aller Härte zu. So lässt sich zum Beispiel dieser Tage im Propagandamagazin „heute journal“ im ZDF erkennen, wie deutsche Politiker so ticken, wie es also aussieht, wenn ihr imperialistisches Denken zutage tritt, insbesondere in der selbst ernannten Friedenspartei SPD.
Dass man die Ukraine inzwischen unverhohlen als Eigentum sieht: geschenkt.
Dass man dazu mit Nazis paktiert, die längst einen Genozid mit ihren bescheidenen Mitteln planen und Massaker am russischen Teil der Bevölkerung durchführen: ein alter Hut.
Dass längst wieder imperialistische Denkmuster das politische Berlin beherrschen und auch offen geäußert werden: das ist neu. So sind sich im ZDF-Interview Marietta Slomka und Gernot Erler von der SPD einig, dass die russischen Separatisten deren, Putins, Leute sind, und dass Russland, als Großmacht, sich im Falle eines Flugzeugabsturzes, für den, da war das Flugzeug noch gar nicht kalt, bereits diese Separatisten verantwortlich gemacht wurden, weil – wir kennen das Muster aus dem NSU Prozess – die anderen unsere Leute sind, und wir, wir sind gar nicht zu so bösen Taten in der Lage – fragen Sie mal die Juden – Russland also dürfe sich als Großmacht nicht darauf einlassen, auf die Idee kommen zu dürfen, sich nicht in die inneren Angelegenheiten eines anderen Staates einzumischen. Dass Russland mittelbar natürlich involviert ist, sei mal dahingestellt, auch wenn es seine Separatisten längst damit vor den Kopf stößt, sich abgesehen von Bekundungen tatsächlich nicht weiter einmischen will.
Das kommt einem Deutschland, dass sich längst vom Boden des Grundgesetzes verabschiedet hat und wieder zum Krieg rüstet, natürlich gar nicht in die Tüte. Denn wenn Russland als Großmacht sich nicht einmischt, dann fällt es schwer zu erklären, warum Deutschland nicht nur wieder Großmacht werden muss, sondern als solche auch seine Nase in die Angelegenheiten der ganzen Welt stecken muss, ganz so wie die Amis das vormachen.
Gauck, Steinmeier, von der Leyen, die regierungsnahe Journaille und ihre transatlantischen Bünde, egal, wo man hinschaut, man findet derzeit Personen, die dem Interventionismus das Wort reden, um wirtschaftliche Interessen und Güter zu er-, Migranten zu be-, und für politischen Einfluss ganz allgemein zu kämpfen. Die Gerichte sind diesem Vorhaben unglücklicherweise sogar gewogen, sind bereit, Sinn und Wunsch des Grundgesetzes so zu verdrehen, dass er zwar vollkommen pervertiert, aber immerhin zur Legitimierung eines beliebigen Angriffskrieges taugt: Notfalls wird unsere Freiheit sogar am Hindukusch verteidigt – gegen Menschen, die unsere Freiheit bedrohen, weil sie sich gegen solche Angriffskriege wehren. So lässt sich fast jeder Krieg beginnen: Seit fönf Ohr fönfondvörrzig wirrd zohröckgeschossän!
Und damit zurück zum Anfang. Dies ist der letzte Triebtäter. Warum? Nicht, weil es offenbar obszön ist, etwas aus innerem Antrieb zu tun. Gute Christenmenschen verneinen ihre Triebe, und so erreichte die Redaktion vor Kurzem ein Leserbrief, der sich über den Namen dieser Kolumne beschwerte, etwas, das nur einem triebhaften Affekt entsprungen sein kann, und kaum wohlüberlegt ist, ergibt sich der Sinn der Wortwahl doch aus den Texten selbst. Trotzdem: Alles nutzt sich irgendwann ab. Darum gibt’s an dieser Stelle demnächst den ganz alltäglich-politischen Wahn&Sinn. Aktuell Meinung
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