Toleranzpreis für Christian Wulff
Der Islam gehört zu Deutschland
Der frühere Bundespräsident Christian Wulff erhält den Tutzinger Toleranz-Preis. Durch den Hinweis in seiner Rede zum 20. Jahrestag der Deutschen Einheit, wonach der Islam auch zu Deutschland gehöre, habe Wulff einen wichtigen Beitrag geleistet.
Dienstag, 19.08.2014, 8:23 Uhr|zuletzt aktualisiert: Mittwoch, 20.08.2014, 22:25 Uhr Lesedauer: 1 Minuten |
Der frühere Bundespräsident Christian Wulff (CDU) erhält den Toleranz-Preis der Evangelischen Akademie Tutzing. Wulffs leidenschaftliches Werben für einen verstärkten Dialog mit dem Islam und eine für kulturelle Vielfalt offene Gesellschaft sollten damit gewürdigt werden, teilte Akademiedirektor Udo Hahn am Montag mit. Die Preisverleihung findet am 30. Oktober im Schloss Tutzing statt.
Durch den Hinweis in seiner Rede zum 20. Jahrestag der Deutschen Einheit im Jahr 2012, wonach der Islam inzwischen auch zu Deutschland gehöre, habe Wulff „einen wichtigen Beitrag zur Integration von Muslimen geleistet“, sagte Hahn. Die Laudatio werde die Publizistin Hilal Sezgin halten. Die Entscheidung für Wulff traf eine Jury unter dem Vorsitz des früheren bayerischen Ministerpräsidenten Günther Beckstein (CSU).
Bisherige Preisträger waren der frühere Bundespräsident Roman Herzog, der Dirigent Daniel Barenboim, der Schriftsteller Henning Mankell, der Aga Khan, die Friedensnobelpreisträgerin Shirin Ebadi, Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) und der Musiker Peter Maffay. Die undotierte Auszeichnung wird alle zwei Jahre vergeben. Sie soll Persönlichkeiten würdigen, die sich für die Verständigung zwischen Menschen, Nationen, Religionen und Kulturen einsetzen.
Den Toleranz-Preis in der Kategorie Zivilcourage, der seit 2012 verliehen wird, geht in diesem Jahr an die ehrenamtliche Sprecherin des Chaos Computer Clubs und die Kolumnistin der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ (FAZ), Constanze Kurz. Sie werde für ihr „vorbildliches Engagement als unbequeme Mahnerin auf dem Gebiet des Datenschutzes und der Datensicherheit geehrt“, sagte Hahn. Die Laudatio auf Kurz hält die frühere Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP). (epd/mig) Aktuell Feuilleton
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@Global Player: „Na, der (Atheismus, Anm. Verf.) ja mal gerade am meisten, möchte ich meinen. Da kann man alle Religionen mal hinten an stellen.
Das Grundgesetz gewährleistet in Art. 4 Abs. 1 und 2 vorbehaltlos die Bekenntnisfreiheit. Bekenntnis im verfassungsrechtlichen Sinne ist dabei jede Überzeugung, mag sie transzendent oder immanent begründet sein, mag sie sich auf ein höchstes Wesen berufen oder ein solches verneinen. Wiewohl das Grundgesetz der traditionellen Wortwahl folgt und regelmäßig von ‚Religion‘ spricht, ist darunter jede Art von Bekenntnis zu verstehen, ein religiöses wie ein weltanschauliches.
Das Grundgesetz gewährleistet die Bekenntnisfreiheit nicht nur individuell, sondern auch kollektiv. Aus der verfassungsrechtlichen Gleichheit von Religion und Weltanschauung folgt deshalb die GLEICHWERTIGKEIT von Religions- und Weltanschauungsgemeinschaften. Dies wird in Art. 140 GG, Art. 137 Abs. 7 WRV anerkannt. Daher kann ich Ihren Gedanken zur Rangfolge nicht zustimmen.
@Joshua
nur Ungebildete behaupten, der Islam sei eine junge Erscheinung in Deutschland und glauben, er sei erstmals mit Gastarbeitern aufgetreten. Wer Goethe kennt und seine großen Werke (insb. West-östlicher Diwan zB in dem ein Kapitel „Mahomets Gesang“ heißt), wer Isaac Newton’s Schriften kennt, wer Kant’s Habilitationsschrift kennt, wer sich ein wenig mit Geschichte und Kultur, dem Erbe Kaiser Friedrichs II und dem frühen geistigen Austausch mit den Muslimen, wer sich dessen bewusst ist, dass wir die Bewahrung antiker Schriften und ihre Übersetzung den Muslimen zu verdanken haben, so wie dass zahlreiche Alltagserscheinungen, wie Zimt, Kaffee, Muskat, der Kompass, ja sogar die Ziffern aus dem muslimischen Morgenland stammen (ex oriente lux!!), der reibt sich bei so ignoranten Kommentaren, wie dem Ihrigen nur müde die Augen und denkt sich: „armes Deutschland“.
@Wolfgang:
Es ist zwar historisch weitgehend unstrittig, dass es in Spanien unter den muslimischen Mauren mehr religiöse Toleranz gab als nach der christlichen Reconquista im Jahr 1236. Nach dem Fall Konstantinopels 1453 stellte Mehmet II die christlichen Adeligen jedoch vor die Wahl entweder geköpft zu werden oder zum Islam überzutreten. Eine kritische Auseinanderstetzung mit der eigenen Geschichte sollte es daher sowohl innerhalb des Islam als auch des Christentums geboten. Den Handel mit Zimt Kaffee und Muskat mit dem Islam in Zusammenhang zu bringen, halte ich für allzu weit hergeholt. Der Bernsteinhandel in Nordeuropa ist nicht durch die Christianisierung aufgeblüht, der Seidenhandel in China nicht durch den Buddhismus. Religion und Wirtschaftleben stehen da in keinem Zusammenhang. Goethe hat im Übrigen mit seinen Gedicht „Prometheus“ auch ein generell religionskritisches Werk geschaften.
@all-are-equal
Handel hat sehr wohl etwas mit dem Islam zu tun. Wer sich ein wenig mit dem Islam auskennt, der weiß, dass der Islam die Wirtschaftsordnung regelt und moralisches wirtschaften erst bedingt. Nicht umsonst spricht in diesem Zusammenhang von islamischem Finanzsystem/islamischer Wirtschaftsordnung. Es ist ein gottgefälliger Gegenentwurf zum räuberischen Kapitalismus, der eben gottlos ist. Auch der Papst stimmt darin zu, dass die Finanzkrise auf einen Mangel an Moral zurückzuführen ist.
Und dass erst die islamische Toleranz im Mittelalter Wegbereiter für den regen Austausch mit dem christlichen Abendland war, bedarf – hoffe ich doch – keiner weiteren Vertiefung, da hinlänglich bekannt.
Was Sie in das Prometheus Gedicht hineinlesen, ist Ihre persönliche Interpretation. Goethe’s Prometheus stammt aus der obrigkeitsfeindlichen Sturm-und-Drang-Zeit. Daraus lässt sich nicht unbedingt Religionsfeindlichkeit und erst Recht keine Islamkritik ableiten. Diese anklagende Gedichtform findet sich auch bei tief religiösen Poeten. Als Beispiel sei z.B. die berühmte „Klage“ (Shikwa) des islamischen Dichters Iqbal erwähnt, in der das lyrische Ich gegenüber Gott zahlreiche Vorwürfe erhebt, was sich wie eine Anklageschrift gegen Gott liest. In seinem Antwortgedicht „Klage und Antwort“ (Jawab e Shikwa) löst er die Vorwürfe des undankbaren Menschen auf wunderbare Weise.
Dichtung ist nunmal viel tiefgründiger, als was der Durchschnittsmensch meint darin zu erkennen.