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Chance vertan

Moscheen in Deutschland gehören zur Türkei!

Ob der Islam zu Deutschland gehört oder nicht, wird bekanntlich bei jeder sich bietenden Gelegenheit lebhaft diskutiert. Die Frage, ob Muslime zu Deutschland gehören, erhält in diesen Tagen eine erste Antwort; wohin Moscheen gehören, ebenfalls.

Von Donnerstag, 21.08.2014, 8:24 Uhr|zuletzt aktualisiert: Sonntag, 24.08.2014, 15:24 Uhr Lesedauer: 2 Minuten  |  

Nach dem Brand an der im Bau befindlichen Berliner Mevlana Moschee haben weder der regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) noch der Innensenator oder die Senatorin für Integration die Unglücksstelle besucht, sondern der türkische Botschafter Avni Karslıoğlu und der türkische Generalkonsul Ahmet Başar Şen. Die beiden Repräsentanten der Türkischen Republik machten sich persönlich ein Bild von der Lage, bekundeten Anteilnahmen und hörten sich die Ängste und Sorgen der Gemeindemitglieder an. So erfuhren sie beispielsweise, dass der Moscheebau deshalb so schleppend vorangeht, weil dringend benötigte Moscheebauer aus der Türkei seit vielen Monaten vergeblich auf ein Visum warten.

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Von „deutscher Seite“ sollte weder an diesem Tag noch an den Folgetagen ein „Ranghoher“ die Unglücksstelle aufsuchen.

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Knapp eine Woche nach dem Brand und erst nachdem die Polizei Spuren von Brandbeschleunigern im Schutt gefunden hatte und ein Brandanschlag immer wahrscheinlicher wurde – bis dahin ging die Polizei beharrlich von einem technischen Defekt aus – sah sich Innensenator Frank Henkel (CDU) offenbar genötigt, zumindest eine schriftliche Stellungnahme abzugeben. Darin versicherte er, „wie ernst“ er Brände an religiösen Gebäuden nehme – „ganz gleich, ob es sich um Kirchen, Synagogen oder Moscheen handelt“.

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Er habe – aufgepasst! – „den türkischen Generalkonsul telefonisch über die neuen Erkenntnisse informiert.“ Nicht mit den Gemeindemitgliedern habe er also gesprochen, sondern mit Repräsentanten der Republik Türkei. Dass die Moschee auf deutschem Grund und Boden steht und die Gemeindemitglieder mehrheitlich deutsche Staatsbürger sind, scheinen in diesem Zusammenhang keine Rolle gespielt zu haben.

Wer sich so verhält, zeigt ganz klar, wo er sowohl die Moschee als auch die Gemeindemitglieder verortet. Wer sich so verhält, darf sich nicht wundern, wenn sich Menschen emotional mit der Türkei verbunden fühlen und diese Bindung zu Deutschland einfach nicht entstehen will. Wer sich so verhält, darf sich natürlich auch nicht wundern, wenn in Moscheen türkische Flaggen hängen und im Fernsehen türkische Nachrichten laufen. Darin finden sich diese Menschen viel häufiger als in den deutschen Nachrichten – selbst nach einem Moscheebrand.

Ein ähnliches Bild in Nordrhein-Westfalen: Dort wurden binnen weniger Tage Gebetsräume von gleich zwei Moscheen mit Koranexemplaren in Brand gesetzt und nur der Integrations-Staatssekretär Thorsten Klute hatte offensichtlich Kraft genug, sich zum Tatort zu begeben. Eine Ministerin hielt einen Re-Tweet für ausreichend. Währenddessen formulieren Funktionäre der betroffenen Moscheen an einer Pressemitteilung, in der sie darlegen, wie alleine gelassen sie sich fühlen. Ein Hilferuf. Das ist so viel Shit, dass sie nicht happens darf.

Bundeskanzlerin Angela Merkel hat immerhin noch eine kleine Chance, dieses kollektive Versagen zumindest ein stückweit aufzufangen. Sie wird am 14. September eine wichtige Rede vor dem Brandenburger Tor halten, auf einer Kundgebung des Zentralrats der Juden. Thema: Nie wieder Judenhass. Aktuell Meinung

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  1. Cengiz K sagt:

    …Bundeskanzlerin Angela Merkel hat immerhin noch eine kleine Chance, dieses kollektive Versagen zumindest ein stückweit aufzufangen….

    Ich weiß, dass das nicht Ihr Ernst sein kann.. Sobald sie Integration sagt, kriegen alle Kulleraugen, und glauben, dass einE bundesdeutscher Karriere-PolitikerIn auch mal die Wahrheit gesagt haben muss, um in der bundestariflichen Besoldungsstelle ganz oben stehen zu können.. Was wäre die Alternative? Es gibt ja keine.. […] Der ZdJ steht der Kanzlerin in Sachen Aufrichtigkeit und Wahrheitsliebe in nichts nach..

  2. Max sagt:

    Die meisten türkischen Moscheen in Deutschland werden doch von der DITIB geführt. Die DITIB wiederum ist eine Einrichtung des türkischen Staates. Warum also sollten deren Moscheen zu Deutschland gehören?
    Würde der deutsche Staat eine Religionsbehörde einrichten, die in der Türkei Kirchen betreibt, wie würde sich der türkische Staat verhalten? Würde er dieser deutschen Behörde die selben Rechte einräumen, die der deutsche Staat der DITIB einräumt? Angesichts mangelnder Rechte der christlichen Gemeinden in der Türkei eher nicht.

  3. Marianne sagt:

    Die DITIB ist keine Einrichtung des türkischen Staates, soondern ein in Deutschland eingetragener Verein und anerkanntes Mitglied in der Gruppe von Anstalten und Einrichtungen mit religiöser und sozialer Zielsetzung in der Bundesrepublik Deutschland. Und selbstverständlich gehören Moscheen in Deutschland zu Deutschland, ebenso, wie Kirchen in der Türkei zur Türkei gehören. Im Übrigen ist es ohne Belang, wie sich der türkische Staat verhalten würde und welche Rechte er einräumt, weil in Deutschland qua Verfassung deutsches Recht, und nicht türkisches Recht gilt. Die eventuelle Beeinträchtigung der Religionsfreiheit oder der Rechte religiöser Minderheiten in welchem Land auch immer rechtfertigt nicht die Beeinträchtigung der Religionsfreiheit und der Rechte religiöser Minderheiten in Deutschland.

  4. Geobrezel sagt:

    “ So erfuhren sie beispielsweise, dass der Moscheebau deshalb so schleppend vorangeht, weil dringend benötigte Moscheebauer aus der Türkei seit vielen Monaten vergeblich auf ein Visum warten.“

    Warum müssen diese Moscheebauer denn aus der Türkei kommen? Ich dachte man wolle eine deutsche Moschee bauen, für einen in Deutschland eingetragenen Verein und ich wüsste nicht was am Bau einer Moschee so schwierig wäre, dass man dazu Arbeiter aus dem Ausland holen müsste.

    @Marianne

    Sorry, aber niemand kann leugnen, dass die DITIB sehr enge Bindungen zur türkischen Regierung besitzt. Das ist ein offenes Geheimnis! Wenn es einem von der DITIB so wichtig wäre, als deutscher Verein wahrgenommen zu werden dann könnte man sich das T in DITIB auch sparen, oder?

  5. Marianne sagt:

    Dass die DITB enge Verbindungen zur türkischen Regierung besitzt, habe ich überhaupt nicht geleugnet und weshalb man sich das T sparen sollte, erschließt sich mir nicht. Die Moscheebauer kommen vermutlich deshalb aus der Türkei, weil der Bau von Moscheen keine spezielle Fertigkeit deutscher Architekten ist. Wo ist das Problem?

  6. Max sagt:

    „Die DITIB ist keine Einrichtung des türkischen Staates, soondern ein in Deutschland eingetragener Verein und anerkanntes Mitglied in der Gruppe von Anstalten und Einrichtungen mit religiöser und sozialer Zielsetzung in der Bundesrepublik Deutschland“

    Rofl. Sollten Sie das wirklich glauben, sind Sie mehr als nur naiv.

    “ Und selbstverständlich gehören Moscheen in Deutschland zu Deutschland, ebenso, wie Kirchen in der Türkei zur Türkei gehören“

    Offenbar nicht, denn wäre es so, würde der türkische Staat den nichtislamischen Religionen ja identische Rechte einräumen. Da er das nicht tut, sind die politischen Entscheidungsträger anscheinend der Meinung, nur der Islam gehöre zur Türkei.

    „Im Übrigen ist es ohne Belang, wie sich der türkische Staat verhalten würde und welche Rechte er einräumt, weil in Deutschland qua Verfassung deutsches Recht, und nicht türkisches Recht gilt. Die eventuelle Beeinträchtigung der Religionsfreiheit oder der Rechte religiöser Minderheiten in welchem Land auch immer rechtfertigt nicht die Beeinträchtigung der Religionsfreiheit und der Rechte religiöser Minderheiten in Deutschland.“

    Das deutsche Asylrecht soll doch aber nicht durchgesetzt werden, wie sie meinen. Typisch links eben. Volksbegehren nur, wenn die eigene Meinung bestätigt wird.
    Man könnte der DITIB allerdings verbieten, keine Minarette zu bauen. Und das solange, bis der türkische Staat den religiösen Minoritäten identische Rechte einräumt. Zum beten braucht man keine Minarette.

  7. Geobrezel sagt:

    @Marianne
    “ Die Moscheebauer kommen vermutlich deshalb aus der Türkei, weil der Bau von Moscheen keine spezielle Fertigkeit deutscher Architekten ist. Wo ist das Problem?“

    Die allermeisten deutschen Moscheen sind von deutschen Architekten geplant und von ausschließlich deutschen Firmen erbaut worden. Man kann und sollte also auf ausländische Arbeitskräfte verzichten können! Das ist auch nicht sinnvoll für die hiesigen Arbeitskräfte, wenn türkische Arbeiter nun mal wieder die Löhne nach unten drücken. Wenn Chinesen hier arbeiten übernehmen würden, dann wäre ich genauso dagegen! Wenn hier irgendeines Tages Vollbeschäftigung herrscht dann werde ich meine Meinung zu dem Thema ändern!

    Übrigens ist der Bau einer Moschee nichts kompliziertes und wenn doch, dann gibt es immer noch genug deutsche Ingenieure die dies genauso leisten können, wenn nicht sogar besser!

    “ Dass die DITB enge Verbindungen zur türkischen Regierung besitzt, habe ich überhaupt nicht geleugnet und weshalb man sich das T sparen sollte, erschließt sich mir nicht.“

    Man will ja, zumindest laut Autor, als ein deutscher Verein in dem ja größtenteils deutsche Muslime vertreten sind wahrgenommen werden. Dann kann man sich Bezug zur Türkei, also sehr gut sparen, da die Herkunft ja eigentlich keine Rolle spielen sollte! Außerdem würde es helfen von Außen nicht als Fremdkörper wahrgenommen zu werden, wenn all die muslimischen Vereine sich bei ihrer Namensgebung nicht ständig auf ihre Herkunft beziehen, denn das ist auch einer der Gründe, warum man den Wulff’schen Satz: „…auch der Islam ist ein Teil Deutschlands“ nicht ernst nehmen kann!

    Warum sollte man, als religiös deutscher Verein, gute Beziehungen zur türkischen Regierung unterhalten? Was beredet und verabredet man da wohl? Wahrscheinlich, welche Ziele man man mithilfe dieses Vereins in Deutschland erreichen will und die sind bei weitem nicht auf soziale und religiöse Themen beschränkt! Man versucht mithilfe einer Regierung die im eigenen Land religiöse Vielfalt unterbindet, in einem anderen Land Politik zu machen.

  8. OJ sagt:

    Ich vermute ja, dass auch die Nähe der Berliner Moschee zu Milli Görüs einige Politiker davon abhält, sich damit in Verbindung bringen zu lassen.

    Dazu auch: http://blog.initiativgruppe.de/2014/08/16/eine-moschee-brennt-ab-deutschland-schaut-weg/

    Vielen Politikern dürften -leider- noch die Vorgänge um die Jahrtausendwende in dieser Moschee in Erinnerung sein. Auch so etwas sollte bei der Analyse bedacht werden…

  9. Saadiya sagt:

    @Marianne: „Dass die DITB enge Verbindungen zur türkischen Regierung besitzt, habe ich überhaupt nicht geleugnet und weshalb man sich das T sparen sollte, erschließt sich mir nicht.“

    DITIB=Diyanet Isleri Türk Islam Birligi (Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion e.V.

    Das von Geobrezel vorgeschlagene Weglassen des T`s bezog sich auf das Wort Türk im Namen. Wenn die Moschee zu Deutschland gehören soll, dann sollte dann auch ein Alman (Deutsch) stehen. In der deutschen Übersetzung des Vereins erkennt man, dass es sich um eine „Union der Anstalt für Religion“ handelt. Dies ist eine türkische Anstalt, die in der Türkei im Staatswesen verankert ist, und auch den zu ihnen gehörenden Moscheen in Deutschland vorgibt, was und wie sie den islamischen Glauben zu predigen haben. Sie entsendet auch alle drei bis vier Jahre neue Imame aus der Türkei für alle hier ansässigen DITIB Moscheen. Das wird zunehmend als Problem gesehen (auch von den hierlebenden türksichen Muslimen), denn die Imame aus der Türkei haben in der Regel keinerlei Kenntnisse der deutschen Sprache und kaum Zugänge zur deutschen Kultur und Gesellschaft. Sie können daher nur unzureichend Vorbild sein für die in Deutschland bestehenden Herausforderungen.

    In diesem Fall teile ich die Meinung von Geobrezel. Lediglich dem Punkt, dass der Bau einer Moschee eine „leichte Angelegenheit“ ist, die jeder deutsche Archithek lösen kann, möchte ich widersprechen. Man muss schon ein wenig Ahnung von der Materie haben, auch vom islamischen Glauben.