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Scharia-Polizei

Der PR-Coup der Salafisten

Das Vorgehen ist seit Jahren bekannt: Ein paar Leute inszenieren eine Aktion, filmen das Ganze, stellen das Werk ins Netz und warten auf einen empörten Aufschrei der Öffentlichkeit. Während diese Strategie bei Neonazis kaum noch funktioniert, haben Salafisten damit jetzt einen bahnbrechenden Erfolg verbucht.

Von Patrick Gensing Dienstag, 09.09.2014, 8:24 Uhr|zuletzt aktualisiert: Mittwoch, 10.09.2014, 17:59 Uhr Lesedauer: 2 Minuten  |  

Die “Scharia-Polizei” ist in den vergangenen zwei Tagen durch fast alle großen Medien gegangen, auch bei Facebook und Twitter sorgten die selbst ernannten islamistischen Ordnungshüter und Moralapostel für reichlich Aufsehen. Kaum jemand aber stellte die Frage, wie viele Leute in Wuppertal eigentlich tatsächlich auf Patrouille gegangen sind – und wie oft.

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Man braucht nicht viel, um in Deutschland sogar die Bundesregierung in Alarmismus zu versetzen: Ein Smartphone, ein paar Westen und einige bärtige Leute. “Die Scharia wird auf deutschem Boden nicht geduldet”, sagte Innenminister Thomas de Maizière (CDU) der “Bild”-Zeitung – so als stünde dies irgendwie auch nur ansatzweise zur Debatte.

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Ernst nehmen

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Selbstverständlich sollten ideologische Fanatiker, die eine lustfeindliche und ultrabrutale Steinzeit-Diktatur erkämpfen wollen, genau beobachtet werden. Sie meinen es verdammt ernst mit ihrer Mission und wie solche Leute mit ihren zahlreichen Gegnern umspringen, wenn sie die Gelegenheit dazu haben, zeigen die grausamen Bilder aus dem Irak. Wer behauptet, es existiere gar kein islamistischer Terror und dieser sei nur eine Erfindung der westlichen Geheimdienste, um die eigene Existenz zu legitimieren, sollte meiner Ansicht nach auf einer Montagsmahnwache vorsprechen. Dort wird ihnen geholfen.

Aber gerade weil man solche Strömungen ernst nehmen muss, ist eine vernünftige und angemessene Reaktion und Berichterstattung auf Provokationen so enorm wichtig. Die Selbstinszenierung der “Scharia-Polizei” erinnert stark an die Medienstrategien von Neonazis, die mit gezielten Provokationen ein mediales Echo auslösen wollen. Drei Nazis fahren zu einem Flüchtlingsheim, führen ein paar Menschen vor, die überhaupt nicht verstehen, was da gerade passiert – und stellen das Ganze ins Netz.

Salafisten können sich bei Medien und Politik bedanken

Der entscheidende Unterschied dabei ist, dass Leute wie Innenminister de Maiziere bei Neonazi-Umtrieben gerne davor warnen, solche Phänomene nicht zu übertreiben, von Einzelfällen sprechen und Rechtsextremen keine Bühne bieten wollen, was sicherlich durchaus bedenkenswert ist, es kommt auf den konkreten Fall an.

Alles aber Bedenken, die im Fall der Salafisten keine Rolle spielen. Hier überbieten sich innenpolitische Hardliner in ihrer Empörung – und erweisen den Salafisten damit einen enormen Dienst. Die Idee der “Scharia-Polizei” ist mit freundlicher Unterstützung von deutscher Politik und hiesigen Medien jetzt auf jeden Fall bundesweit bekannt, nachdem dieses Phänomen beispielsweise bereits Anfang 2013 in London thematisiert wurde, letztendlich aber alles andere als eine Massenbewegung wurde.

Es dürfte aber nur eine Frage der Zeit sein, bis die “Scharia-Polizei”-Videos in Deutschland weitere Nachahmer finden werden. Die Effektivität solcher Aktionen ist aus Sicht der Salafisten schlicht überragend. Aktuell Meinung

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  1. H.P.Barkam sagt:

    Egal ob große oder kleine Events dieser Art, ich kann daran nichts komisch finden, wenn Nazis oder religiöse Fanatiker auch nur einen Menschen mit diesem Scheiß Angst machen.

    Warum unser Bundesinnenminister seine ach so effektiven Verfassungsschützer nicht erst über den Umfang der Gefahr für uns Bürger befragt, bevor er sich dümmlich in Szene setzt, kann ich allerdings auch nicht sagen.

  2. karakal sagt:

    Warum nennen diese Leute sich in Deutschland auf Englisch „Sharia Police“? Die deutschsprachigen Muslime reiten genauso wie die Nichtmuslime auf dieser Welle von Anglifizierung und Amerikanisierung mit. Was für eine Schande!
    Zu der Zeit, als ich Muslim wurde, gab es nur die Tabligh-Dschama´a, deren Mitglieder bescheiden und höflich die anderen Muslime dazu aufforderten, sich an die Regeln ihrer Religion zu halten. Wo sind sie geblieben? Warum haben sie sich von den Salafisten verdrängen lassen?
    Die Aussage des Bundesministers des Inneren, Thomas de Maizière, „Die Scharia wird auf deutschem Boden nicht geduldet“ zeugt nur von seiner abgrundtiefen Ingoranz bezüglich des Begriffes „Schari´a“. Vielmehr sollte man solche Politiker wie Thomas de Maizière, die sich an der Volkverhetzung gegen die Muslime beteiligen, nicht auf deutschem Boden dulden!

  3. Cvdo sagt:

    @ karakal: Warum nennen diese Leute sich in Deutschland auf Englisch „Sharia Police“?

    Antwort: Ich schätze einfach mal das die im Angebot waren… Sommerschlussverkauf beim IS-Fanshop oder so.

  4. Pingback: Landgericht Wuppertal: "Shariah Police"-Westen verstoßen nicht gegen Uniformverbot - MiGAZIN

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