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Antisemitismus

Die Jugendlichen fühlen sich nicht verstanden

Seit der Eskalation des Gazakonfliktes wird in Deutschland eine Debatte über Antisemitismus geführt - meist über Jugendliche mit arabischem, türkischem oder persischem Hintergrund. Die wiederum sind es leid, auf der Anklagebank zu sitzen und reden „i,Slam“.

Von Sybille Biermann Mittwoch, 17.09.2014, 8:25 Uhr|zuletzt aktualisiert: Dienstag, 23.09.2014, 16:19 Uhr Lesedauer: 5 Minuten  |  

Seit der jüngsten Eskalation des Gazakonfliktes wird in Deutschland eine Debatte über Antisemitismus geführt. Oftmals sind es Jugendliche mit arabischem, türkischem oder iranischem Background, die sich in Deutschland offen mit Palästina solidarisieren. Viele beklagen, dass in der Wahrnehmung der Proteste anti-muslimische Ressentiments zu Tage treten. Es wurde viel über sie gesprochen, wenig mit ihnen.

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Faten El-Dabbas kennt das Problem. Sie ist als Tochter palästinensischer Flüchtlinge in Berlin aufgewachsen. Seit zwei Jahren macht sie beim muslimischen Poetry Slam Format „i,Slam“ mit und studiert in Potsdam Politikwissenschaften. Anfang Juli, als der Gaza-Krieg gerade begann, organisierte sie mit ihren Kollegen von „i,Slam“ auf dem Berliner Alexanderplatz ein öffentliches Poetry Slam. Sie selbst trug dort ein Gedicht mit dem Titel „Wir Palästinenser sind Menschen“ vor, ihre Stimme kämpft gegen den Straßenlärm an: „Seit über 65 Jahren versuche ich dich, Deutschland zu wecken, doch du stellst eher Fragen ob ich zu dir gehöre oder nicht“, deklamiert die 24-jährige da vor rund hundert Zuhörern, während ihre Stimme gegen die Straßengeräusche ankämpft: „Ob ich Muslim wäre oder ein versteckter Terrorist, ob ich Deutsche sein darf oder für immer ein Ausländer, nur weil meine Eltern aus Ländern kamen die du nicht kennst.“

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Auch Faten hat an Demonstrationen teilgenommen. Wen sie darüber spricht, wie darüber in den Medien berichtet wurde, wird sie wütend. „Es ist als würde man uns als eine Masse von Menschen wahrnehmen, die nicht im 21. Jahrhundert lebt, nie die Schule besucht hat und nichts von der deutschen Geschichte weiß“, ärgert sie sich. „Da fühle ich mich einfach nur blöd“. Sie könne sehr gut zwischen der israelischen Regierung und Juden insgesamt unterscheiden, stellt sie klar. Bei einigen Demonstrationen habe es zwar auch antisemitische Parolen gegeben, räumt sie ein, aber die seien klar in der Minderheit gewesen. Die meisten Medien hätten sich jedoch allein darauf gestürzt.

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Den Verdacht, nicht gleichwertig an der deutschen Geschichte teilhaben zu können, hatte sie bereits in der Schule. Ihre Eltern sind palästinensische Flüchtlinge in erster und zweiter Generation. Das hat Faten geprägt, erzählt sie. Vom Leid der Juden während der Nazizeit habe sie dort das erste Mal erfahren. Das habe sie sehr berührt – und Fragen aufgeworfen. „Wie kann man das Leid der Palästinenser in Kauf nehmen, wenn man selbst einmal so großes Leid erfahren hat?“, fragt sie sich. Ihre Versuche, die Geschichte ihrer Familie, den palästinensischen Narrativ im Unterricht einzubringen, haben sie frustriert. Was nach 1945 kam, wurde nicht besprochen. Und wenn es um aktuelle Konflikte wie in Gaza ging, sei das dortige Leid stets relativiert worden. „Reduziert mich nicht auf die Hamas, reduziert mich nicht auf die Fatah“, lautet eine Zeile ihres Gedichtes.

Einer Studie der Universität Bielefeld zufolge könne man nicht davon ausgehen, dass es in Deutschland ein Problem mit „importiertem Antisemitismus“ gäbe, wie jüngst von der CDU/CSU Bundestagsfraktion behauptet. Moderne Formen des Antisemitismus würden in der Mitte der Gesellschaft mehrheitlich geteilt. Antijüdische Ressentiments bei Jugendlichen mit muslimischem Hintergrund würden vor allem auf eigene Diskriminierungserfahrungen zurück gehen, schreiben die Autoren. Israel würde als Teil des Establishments gesehen und Palästina würde zum Sinnbild für die Abwertung von Muslimen weltweit.

Die Wissenschaftlerin Anna-Esther Younes findet die Debatte um einen spezifisch „muslimischen Antisemitismus“ habe sich in den letzten zehn Jahren zugespitzt. Er füge sich „zu dem Bild des nicht integrierbaren Moslems, der zudem als sexistisch, homophob und kriminell markiert wird.“ Der Antisemitismus würde dabei immer mehr als ein rein „muslimisches Problem“ beschrieben. In der Hinsicht sei auch die Genealogie der Figur des Moslems interessant. „Erst waren es Arbeiter, Migranten, dann Araber und jetzt sind alle Muslime.“ Das ginge so weit, dass die Vergabe der deutschen Staatsbürgerschaft daran geknüpft würde, sich von diesem Zerrbild zu distanzieren. Im Einbürgerungstest Hessens etwa bezögen sich gleich mehrere Fragen darauf, ob der Holocaust und das Existenzrecht Israels anerkannt werden.

Anna Younes promoviert derzeit an der Universität Genf zum Thema Rassismus und Antisemitismus in Deutschland. Die US-amerikanische Philosophin Judith Butler unterstützt sie dabei. Als Tochter eines Palästinensers ist Younes zunächst im Osten Berlins aufgewachsen. Schon häufiger musste sie sich anhören, sie habe aufgrund ihres Backgrounds kein Recht, sich zum Thema Antisemitismus zu äußern. „Anscheinend darf Mensch das nur mit jüdischem oder weiß-deutschem Background?!“ sagt sie ironisch. Die deutsche Erinnerungskultur sei für eine differenzierte Auseinandersetzung mit dem Thema leider keine große Hilfe, meint Younes. Die deutsche Geschichte von 1933 und 1945 würde hierzulande als „Zivilisationsbruch“ und somit als Ausnahme von der Regel begriffen. Es sei außerdem verpönt, zwischen dem Rassismus der Nazizeit, dem Kolonialrassismus und dem Problem des Rassismus heute eine Verbindung zu ziehen. „Nicht zuletzt deshalb ist es in Deutschland beinahe unmöglich, den antikolonialen und antirassistischen Anteil im Kampf der Palästinenser gegen Besatzung und Kolonialismus zu sehen.“ Ein Grund, warum sich die weiße Mehrheitsgesellschaft hierzulande nicht offen mit den Palästinensern solidarisiere, während anderswo in den vergangenen Wochen Hunderttausende aus Solidarität auf die Straße gingen.

Der Rapper Kaveh sieht das ähnlich. Seit gut 15 Jahren ist er in der politischen Hiphop-Szene Berlins aktiv. Man dürfe eventuelle antijüdische Ressentiments bei Jugendlichen mit arabischem Hintergrund nicht mit dem Antisemitismus der Mehrheitsgesellschaft gleichsetzen, findet er. Erstere würden gewöhnlich nicht „rassisch“ begründet „und hängen mit der unmittelbaren Unterdrückung zusammen, die den Palästinensern widerfährt. Sie können durch Bildungsarbeit leicht aushebelt werden und das ist, was ich zu tun versuche.“ Er arbeitet in der Jugendbildung und sieht im Umgang mit den aktuellen Antisemitismusvorwürfen eine Doppelmoral vorhanden. Viele der Jugendlichen, denen er begegnet, fühlten sich unverstanden. Auf ihre Perspektiven würde in der Schule zu selten eingegangen, und häufig würde einseitig für Israel Partei ergriffen. Dann suchten sich die Jugendlichen andere Plattformen. „Das kann dann zu einer Art Radikalisierung oder Parallelgesellschaft führen, die nicht sein müsste.“

Wie schnell man für seine Parteinahme für Palästina kriminalisiert werden kann, hat Kaveh erst kürzlich selbst erlebt. Nach einem Auftritt bei einer Demonstration nahm die Polizei seine Personalien auf, weil er in einem seiner Songs von einem „Genozid in Gaza“ gesprochen hatte. Das wurde ihm als Volksverhetzung ausgelegt, wenig später musste die Polizei ihre Anschuldigung zurückziehen. Feuilleton Leitartikel Videos

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  1. kcy sagt:

    Weder kann ich diejenigen Israelis oder Juden verstehen, die hier mit absurden Vergleichen oder Kritikfusselei an anderen Kommentaren versuchen, schwerste Verbrechen gegen die Menschlichkeit zu relativieren – Israel schützt sich doch erfolgreich gegen über 99% der Raketenangriffe aus Gaza durch ein hochmodernes Raketenabwehrsystem, weshalb die Bombardierung der Zivilbevölkerung nur dazu dient, den Konflikt aufrecht zu erhalten und die Region noch instabiler werden zu lassen – …; noch habe ich Verständnis für pauschalisierende Urteile gegenüber Juden oder Israelis oder den Staat Israel an sich, denn gerade den „Joshua“ oder die „Esther“ von nebenan sollte man tunlichst nicht mit solch undifferenzierten und erniedringenden Äusserungen begegnen, ihnen stattdessen in einem sachlichen und vernünftigen Austausch versuchen deutlich zu machen, warum ein Israel, mit solch einer kriegerischen und menschenlebenverachtenden Führung, auf Dauer zu einer Katastrophe allergrößten Ausmaßes führen wird. Vielleicht werden auch der Joshua oder die Esther dann erkennen, dass niemandem ein Krieg in Gaza nutzt, auch nicht Israel selbst!
    Wobei…Niemandem ist wohl nicht ganz richtig: all das Blutvergiessen im Nahen Osten nutzt natürlich denjenigen, die sich tatsächlich nach einem großen Weltkrieg sehnen. Es sind die dunklen Mächte, die durch Tod und Vernichtung ihre Macht erhalten…Es sind die, die die Waffen herstellen und verbreiten. Es sind die, die seit Jahrhunderten die Völker der Welt gegeneinander aufhetzen, um sie schwach halten und kontrollieren zu können. Es sind diejenigen, die bereit sind Milionen von Menschen zu opfern, um ihre Gier nach noch mehr Profit und noch mehr Macht zu stillen. Zu welcher Reliogionsgruppe oder Nationalität diese „grossen kapitalistischen Verbrecher der Neuzeit“ vordergründig gehören ist doch in Anbetracht ihrer Schuld völlig nebensächlich…

  2. Siegfried sagt:

    @ esther scheiner Glauben Sie ernsthaft, dass sich der normale Bürger wirklich für Israel bzw. Palästina interessiert? Der Konflikt mit den Palästinensern ist für die meisten so wichtig wie der Sandkastenstreit der Kleinen nebenan. Die Verrenkungen, die unternommen werden, um die „Gerechtigkeit“ kriegerischer Handlungen zu rechtfertigen, haben nur eines verdient: Gelächter. Gerechte Kriege gibt es nicht und darum soll sich jeder schämen, der hier das Wort „Recht“ in den Mund nimmt.

  3. klar sagt:

    @Esther Scheiner

    Definition Wiki: Zionismus (von Zion für Name des Tempelberges in Jerusalem) bezeichnet eine politische Ideologie europäischer aschkenasischer Juden und die damit verbundene Bewegung, die auf die Errichtung, Rechtfertigung und Bewahrung eines jüdischen Nationalstaats in Palästina abzielt.

    Und nichts anderes.

    Sie können sich dies zurecht legen wie Sie wollen. Gerne könne Sie Zion lieben. Das ist Ihr gutes Recht. Wenn ich Sie richtig verstehe nehmen Sie von der Annektierung und Konfiszierung des Gebietes in Form von Kolonalisierung Abstand oder?

    Selbsthassender Jude: ach so!
    Genau wie Frau Galinski? Norman Finkelstein?
    Gleich erzählen Sie noch diese seien alle Antisemiten.

    Dieses Schema kenne ich zur genüge.

    Das einpferchen von Menschen und die bombadieren dieses abgeriegelten Gebiets, in welchem sich niemand irgendwo verstecken kann, ist und bleibt ein Ghetto. Allein 2000 Tote Zivilisten bei letzten Angriff. Das nenne ich Terror.
    Sie schreiben: Die Ghettomauern schlossen die Menschein ein.
    und im nächsten Satz: seit ein Zaun um Gaza ist, sanken die Selbstmordattentate um 90%.
    Merken Sie was? Was ist das für eine Argumentation? Ein Zaun als auch eine Mauer hindern daran, dass Gebiet zu verlassen.
    Und wieso gibt es Selbstmordattentate? Was verleitet einen Menschen denn dazu? Sie erkennen die Ursache natürlich nicht. Aber jeder normal denkende Mensch schon. Wer schütz den die Palästinenser vor den israelischen Angriffen? Wieviele Palästinenser wurden denn seit Staatgründung Israels vertrieben und ermordet?

    Sie versuchen durch Ihre Vergleiche nur das Leid und Unrecht zu relativieren. Das ist der Zweck. Ich findes es einfach nur schamlos.

    Darüberhinaus werden dann weitere 400 Hektar Land im Westjordanland konfisziert. Israel ist keien Demokratie sondern ein Apartheitsstaat und eine Ethnokratie. Welche Grenzen hat Israel denn? Erkennt Israel einen Staat Palästina an? und in wlechen Grenzen? Gemäß Teilungsplan? oder Waffenstillstandslinie. Oder das Israel, das die Westbank und Ostjerusalem einschließt, die es in Verletzung des Völkerrechts vor 40 Jahren besetzte – also so, wie es in den israelischen Schulbüchern als „Israel“ dargestellt wird?

    Wie sollen sich die Palästinenser Ihrer Meinung nach gegen Landraum, Zerstörung von Ihren Häusern, Diskrimierung und deren Ermordung wehren?

    Das gesamte Staatsgebiet ist geklaut auf Kosten der Urbevölkerung. Über 800.000 Vertriebene und über 100.000 ermordete Menschen. Der UN Teilungsplan beinhaltet auch, dass die in den Gebieten lebende Bevölkerung dort unangetastet weiterleben kann und Bürger des jeweiligen Staates wird. Diese ist aber nicht erfolgt. Die Menschen wurden vertrieben und ermordet. Diese haben ein Rückkehrrecht.

    Warum sollten die Palästinenser ein Israel anerkennen, das sich weigert, das Völkerrecht anzuerkennen, sich den UN-Resolutionen entzieht oder zulässt, dass die Palästinenser 1948 unrechtmäßig aus ihren Häusern vertrieben wurden und seitdem sich dagegen sperrt, sie zurückkehren zu lassen.

    Wenn auch keine dieser Fragen leicht zu beantworten it, warum werden dann solche Forderungen an die Palästinenser gestellt? Warum wird von Israel nichts dafür verlangt.

    Es ist viel leichter nichts-sagende Phrasen zu wiederholen als zu fragen – oder gar schwierige Fragen zu beantworten. Aber dieses Wiederkäuen leerer Phrasen dient einem Zweck. Das endlose Wiederholen des Mantras, die Palästinenser würden Israel nicht anerkennen, hilft Israel, sich wieder als unschuldiges Opfer darzustellen: es bittet höflich um Anerkennung – wird aber von seinen grausamen Feinden abgewiesen.

    Im Grunde bittet Israel um noch mehr: es wünscht von den Palästinensern, von denen die Hälfte aus ihrer Heimat vertrieben wurde, damit 1948 genau dort ein jüdischer Staat gegründet werden konnte, dass sie nicht nur seine Existenz anerkennen – was ja nicht geleugnet werden kann – sondern dass seine Existenz auch rechtens sei, dass es also richtig und rechtens war, dass sie enteignet wurden und ihre Häuser, ihren Besitz und Lebensgrundlage verloren haben, damit auf ihrem Land der jüdische Staat geschaffen werden konnte. Die Palästinenser sind nicht das erste Volk auf der Welt, das enteignet wurde, aber sie sind die ersten, von denen man fordert, das zu legalisieren, was ihnen ( an Unrecht) zugestoßen ist.

  4. aloo masala sagt:

    @esther scheiner

    Ghetto: bestimmter sozialer, wirtschaftlicher, geistiger o. Ä. Bezirk oder Rahmen, aus dem sich jemand nicht entfernen kann.

    Was ich viel schlimmer finde ist, dass Sie die obszönen Zustände in Gaza bagatellisieren, in dem Sie auf die aus Ihrer Sicht schlimmeren Zustände im Warschauer Ghetto verweisen. Überspitzt formuliert sieht Ihr Argumentationsmuster so aus:

    Angenommen ein Vater V verprügelt seinen Sohn S. Ich würde ihn dann als Gewalttäter kritisieren. Ihre Reaktion wäre, dass ich ein übler Verleumder sei. Denn wie könne ich nur wagen, das Verhältnis von Vater und Sohn als gewalttätig zu bezeichnen, wo doch der Bruder des Vaters den Vater viel brutaler verprügelt hätte.

    Ich frage mich, was das für eine Logik sein soll.

  5. Rasti sagt:

    @klar:
    Das Problem mit dem UN-Teilungsplan war, dass dieser von arabischer Seite (! nicht von israelischer Seite) abgelehnt wurde. Statt dessen hat man 1948/1949 lieber Krieg geführt, um Israel wieder loswerden. Das hat nur nicht geklappt.

    Auch mit der Vertreibung ist das so eine Sache. Es gab sie (z. T. als Reaktion auf eine echte oder eingebildete Bedrohung), ein großer Teil der Palästinenser ist aber aus eigener Entscheidung geflohen. Natürlich gab es auch dafür gute Gründe (z. B. den Kriegszustand), aber diese Gründe kann man auch wieder nicht einseitig Israel anlasten.

    Vielleicht sollte man sich weniger darauf fokussieren, was in der Vergangenheit schiefgelaufen ist, sondern darüber nachdenken, wie man in Zukunft zu einer tragfähigen Lösung kommt.

  6. Rasti sagt:

    @aloo:

    Wenn es um eine Angelegenheit geht, die mit den Juden zu tun hat, dann hat das Wort „Ghetto“ nun mal eine spezielle Bedeutung.

    Grundregel der Kommunikation: Der Sender ist dafür verantwortlich, dass die Nachricht richtig vom Empfänger verstanden wird, Von daher macht es keinen Sinn, jemandem, der sich von bestimmten Formulierungen angegriffen fühlt, vorzuwerfen, er wäre selbst schuld. (Vgl. auch die immer wieder aufflammende Debatte um das N.-Wort, wo ebenfalls gerne mit irgendwelchen Wörterbucheinträgen argumentiert wird, um zu beweisen, dass das N.-Wort doch gar nicht so schlimm sei.)

  7. klar sagt:

    @Rasti

    Freiwillig fliehen ist ein Widerspruch in sich. Wenn es freiwillig wäre, hieße es nicht fliehen.
    Zudem verlässt niemand freiwillig seine Heimat. Ob freiwillig oder nicht, bedeutet dies auch nicht, dass das Land und das Haus dann plötzlich jemand anderem gehört.

    Die Vertreibung hat zudem bereits weit vor 1948 stattgefunden. Auch durch israelische Terrororganisationen wie Irgun und Stern und anderen Gruppierungen.
    Frieden und eine Tragfähige Lösung ist nur möglich, wenn man die in der Vergangenheit begannen Verbrechen nicht bagatellisiert sondern aufarbeitet. Israel leugnet eine Vertreibung und will sogar verbieten, dass die Vertreibung/Naqba erwähnt wird. Man tut so als gab es und gibt es keine Vertreibung. Dabei geschieht dies jeden Tag. Eine Zweistaatenlösung ist durch den Landraub nicht mehr möglich. Es bleibt nur, dass die Vertriebenen und die verbliebene Urbevölkerung israelische Staatsbürger werden und alle Rechten und Pflichten genießen wie alle derzeitigen Israelis. Ein Rückkehrrecht haben Sie nach Völkerrecht ohnehin. Zudem müssen diese Menschen für das widerfahrene Unrecht entschädigt werden.

  8. aloo masala sagt:

    @rasti

    —-
    Grundregel der Kommunikation: Der Sender ist dafür verantwortlich, dass die Nachricht richtig vom Empfänger verstanden wird, Von daher macht es keinen Sinn, jemandem, der sich von bestimmten Formulierungen angegriffen fühlt, vorzuwerfen, er wäre selbst schuld.
    —-

    Kommunikation ist keine einseitige sondern eine zweiseitige Angelegenheit. Der Sender hat einen Gedanken und möchte diesem den Empfänger mitteilen. Häufig treten dabei allerlei Kommunikationsstörungen auf und zwar bedingt durch beide Seiten. Man kann vom Sender nicht erwarten, dass er seine Botschaft für sämtliche Individuen und Parteien unmissverständlich mitteilen kann. Wer das vom Sender verlangt, der könnte genauso gut vom Empfänger verlangen, dass es sein Job ist zu verstehen, was der Sender eigentlich mitteilen wollte. Deshalb ist eine Grundregel der Kommunikation, dass der Empfänger dem Sender eine Rückmeldung gibt, wie er die Botschaft verstanden hat.

    Sie zum Beispiel haben meine Botschaft auch nicht verstanden. Das ist aus Ihrer Rückmeldung zu erkennen:

    —-
    Von daher macht es keinen Sinn, jemandem, der sich von bestimmten Formulierungen angegriffen fühlt, vorzuwerfen, er wäre selbst schuld.
    —-

    Ich habe keine Schuldzuweisung gemacht, sondern nur festgestellt, dass jemand Argument für Argument gegen eine Aussage anhäuft, die niemand hier gemacht hat. Esther Scheiner kämpft gegen einen Strohmann, den sie sich selbst gebastelt hat. Mit Schuld hat das nichts zu tun, sondern mit einem klassischen Fehlschluss, dem sogenannten Strohmann-Argument.

  9. Tai Fei sagt:

    Rasti sagt: 22. September 2014 um 15:18
    „Wenn es um eine Angelegenheit geht, die mit den Juden zu tun hat, dann hat das Wort “Ghetto” nun mal eine spezielle Bedeutung.
    Grundregel der Kommunikation: Der Sender ist dafür verantwortlich, dass die Nachricht richtig vom Empfänger verstanden wird, Von daher macht es keinen Sinn, jemandem, der sich von bestimmten Formulierungen angegriffen fühlt, vorzuwerfen, er wäre selbst schuld. (Vgl. auch die immer wieder aufflammende Debatte um das N.-Wort, wo ebenfalls gerne mit irgendwelchen Wörterbucheinträgen argumentiert wird, um zu beweisen, dass das N.-Wort doch gar nicht so schlimm sei.)“

    Das N-Wort wird in aktuellen Wörterbüchern als negativ konnotiert beschrieben. Der Verweis darauf ist also fehlerhaft.

    Der Begriff Ghetto mag ja für einige eine spezielle Bedeutung haben, nur ist Kommunikation eher von allgemein anerkannten Standards abhängig und weniger von persönlichen Präferenzen. Ferner sind einige Definitionen seitens User esther doch recht wechselhaft, siehe Bsp.:

    „W: Die Ghettomauern sperrten die Juden de facto ein
    G: Seit es einen Zaun um Gaza gibt, gingen die Selbstmordattentate um 90% zurück.
    oder
    W: die jüdische Bevölkerung rief nie zur Vernichtung Deutschlands auf
    G: Seitens der Hamas, Islamischer Jihad et. alt. gibt es nicht nur verbal formulierte, sondern schriftliche Aufforderung, alle Juden zu vernichten und das Land Palästina zwischen Jordan und dem Mittelmeer zu installieren“

    Erst wird Mauer negativ konnotiert mit einsperren, dann wiederum positiv mit Schutz.
    Erst wird die komplette Bevölkerung herangezogen, dann wiederum eine nur Gruppierung.

    In ihrer Argumentation wechselt User Esther die begrifflichen Standards öfter als Unterwäsche. Sehr bezeichnend ist ebenfalls die Formulierung „selbsthassende …“. Dieses Oxymoron gehört doch eher zum Repertoire sozialfaschistischer Gruppen.

    Wenn der Empfänger also grundsätzlich eine eigene Definition von Grundbegriffen ins Feld führt, deren individuelle Konnotierung auch noch ständig variiert, dann scheint der Empfänger weniger an einer wirklichen Diskussion gelegen, vielmehr würgt er diese mittels Godwin´s law ab.

    PS: Dieser „Zaun um Gaza“ ist stelleweise eine ACHT Meter hohe MAUER mit zugehörigem Sicherheitsstreifen. Das nenne ich mal Understatement.

  10. esther scheiner sagt:

    @ Tai Fei – ach je, das werden aber alle Register der Kommunikationlehre gezogen!
    Bevor Sie hier Unwahrheiten in den Raum stellen: der 52 Km lange Grenzzaun zwischen Gaza und Israel ist ein Zaun und keine Mauer. Er verläuft exakt entlang der Waffenstillstandslinie zwischen Ägypten und Israel von 1949. Der Sicherheitsstreifen ist ein 100-300m breiter Streifen, der nicht betreten werden darf.
    2008 errichteten die Ägypter an entlang ihrer Grenze zu Rafah eine 3m hohe Betonmauer, 2010 folgte ein 10 Km langer, tief in die Erde reichender Stahlwall, seit Februar dieses Jahres wurde ein bis zu 500 m breiter Sicherheitsstreifen eingerichtet.
    Ich denke, nicht nur für mich besteht schon ein Unterschied zwischen einem Zaun, der zwei Gebiete voneinander trennt und einer Mauer, die einseitig einsperrt.
    Es sind nicht die Palästinenser per se, die uns vernichten wollen, es sind Hamas und PLO, sowie der Islamische Jihad. Würde ich nicht differenziert haben, käme sofort der Vorwurf der Pauschalierung…
    Ist für sie selbstliebend auch ein Oxymoron? Selbsthass ist leider ein häufig vorkommendes Phänomen vor allem bei links angesiedelten jüdischen Intellektuellen.
    @ aloo masala – die Aufforderung von Klar lautete: „Zudem können Sie mich mal darüber erhellen, warum Gaza kein Ghetto sei.(sic)“. Um einen Unterschied festzustellen, muss man vergleichen. Also ein angebliches Ghetto mit einem tatsächlichen Ghetto.
    Nachdem hier so eloquent mit wohlverpackten Vorwürfen argumentiert wird, ja es stimmt, wir Juden sind empfindlich geworden, wenn wir uns einer Phalanx von Vorwürfen und Beleidigungen gegenübersehen, die sich gegen Juden und den Staat Israel wenden. Vor allem, wenn die, die sich zu Anklägern aufwerfen, pauschalieren und dabei völlig übersehen, dass es immer noch mindestens eine andere Seite gibt.

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