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Wirtschaftsflüchtlinge

Ein bedingungsloses Ja zu den christlich-abendländischen Werten

Ok-Hee Jeong und ihre zwei Geschwister waren drei, fünf und acht Jahre als ihre Eltern sie in Korea ließen und nach Deutschland zogen. Das war in den 70ern. Heute würde man sie als Wirtschaftsflüchtlinge bezeichnen und nicht haben wollen.

Von Ok-Hee Jeong Dienstag, 03.02.2015, 8:25 Uhr|zuletzt aktualisiert: Sonntag, 08.02.2015, 11:54 Uhr Lesedauer: 8 Minuten  |  

Als meine Eltern uns, ihre drei Kinder, verließen, waren wir gerade mal drei, fünf und acht Jahre alt. Sie verließen uns, weil sie uns liebten.

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Südkorea war nach jahrzehntelanger japanischer Kolonialherrschaft und durch den Koreakrieg in Schutt und Asche gelegt, und in den siebziger Jahren gehörte Südkorea zu den ärmsten Ländern der Welt. Meine Eltern hatten gerade mal die High-School abschließen können. Studieren war nicht möglich, weil kein Geld dafür vorhanden war. Schulbildung war Luxus. Es ging nur ums Überleben. Es waren entbehrungsvolle Tage, es waren Tage ohne Hoffnung auf die Zukunft. Gott sei Dank gab es aber ein Anwerbeabkommen zwischen Südkorea und der damaligen BRD; die Möglichkeit als Gastarbeiter nach Deutschland zu gehen, war eine ungeahnte Möglichkeit für meine Eltern und ihre Großfamilie. Zuerst flog mein Vater nach Deutschland. Halbes Jahr später folgte ihm meine Mutter. Mein Vater sagte zum Abschied: „Ich werde mit viel Geld nach Hause zurückkommen.“ Meine Mutter sagte zum Abschied: „Ich werde ganz bald zurückkommen.“

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Ganz bald. Wie viele Tage bedeuteten „ganz bald“ für meine dreijährigen und achtjährigen Brüder? Wie viele Tage kannte ich wohl mit meinen fünf Jahren? Vielleicht habe ich damals die Nächte an meinen kleinen zehn Fingern abgezählt. Ein Finger für eine Nacht, ein zweiter Finger für eine weitere Nacht, dann noch ein weiterer Finger, noch ein weiterer Finger …

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Die zehn Finger abzuzählen muss für mich bestimmt wie eine Ewigkeit angefühlt haben. Aber meine Eltern kamen auch nach dieser Ewigkeit nicht wieder. Nicht nach zehnmal schlafen, nicht nach hundertmal schlafen, nicht nachdem der Winter vorbei war und der Frühling kam; auch dann nicht, als nach den langen Monaten wieder der kalte Winter zurückkam; sie kamen auch dann nicht, als es wieder tonlos Frühling wurde, der schwüle, zähe Sommer sich langsam in den Herbst windete und als dieser Herbst, der in meinen Augen keine Farben mehr trug, wieder nur stumm in den kalten Winter mündete.

Als ich Mutter eines Kindes wurde, fragte ich mich, wie es meiner Mutter damals ergangen sein muss, sich von ihren kleinen Kindern zu trennen. Ich erahne es. Es muss ihr das Herz zerrissen haben. Denn genau das spüre ich an meinem eigenen Mutterherzen.

Als ich im Jahre 2011 der Einladung des Thüringer Ministeriums für Soziales, Familie und Gesundheit folgte, während der Interkulturellen Wochen mein Theaterstück aufzuführen und Lesungen mit meinen Kurzgeschichten zum Thema Migration zu halten, weilte ich für einige Tage in Erfurt und Ilmenau, war in Jena und Gera, und besuchte dazu noch die abgelegenen kleinen Ortschaften in Thüringen, an deren Namen ich mich leider nicht mehr erinnern kann.

Tief in Thüringen einzutauchen, in den kleinen Dörfern und Städten zu gelangen, war für mich, die aus dem Westen kam, spannend. Die Menschen, denen ich begegnete, waren freundlich. Aber die Orte fühlten sich für mich nicht heimisch an. Es war ein anderes Deutschland, als das ich vom Westdeutschland kannte. Es fühlte sich seltsam anders an. Vielleicht lag es daran, dass überall eine gewisse Mutlosigkeit und Hoffnungslosigkeit und Perspektivlosigkeit zu spüren war. Überall, wo ich ankam, war es mehr als augenscheinlich, dass es sehr viele hoch betagte Menschen gab, aber wenig junge Menschen. Die Binnenwanderung von Ost nach West, die nach der Wende unaufhörlich stattgefunden hatte, zeigte dort deutlich ihre Folgen. Zurückgeblieben schienen nur die Menschen, die nicht wegziehen konnten oder nicht die Möglichkeit hatten, wegzuziehen, oder einfach Glück gehabt hatten, dort bleiben zu dürfen, weil sie einen Arbeitsplatz hatten. Die Menschen, denen ich in diesen Tagen begegnete, klagten darüber, dass die ganze Wirtschaft dort nach der Wende ausgenommen und zerstört worden sei. Ich spürte ihre Wut und ihre Verbitterung und ihre Ohnmacht.

Ich erinnere mich an eine abendliche Lesung in einer Kleinstadt. Hoch betagte Menschen trudelten in die städtische Bibliothek ein, legten ihre Jacken ab und nach einem kleinen Plausch mit ihren Bekannten, machten sie sich auf den Holzstühlen zurecht und lauschten meinen Kurzgeschichten. Sie hörten aufmerksam und höflich zu, lachten an den lustigen Stellen und blickten betroffen bei den traurigen Stellen, während ich meine Kurzgeschichten vorlas, die von Migration handelten und natürlich auch von der Geschichte über die Trennung von meinen Eltern erzählten, als ich ein kleines Kind war.

Nach der Lesung folgte das Gespräch mit dem Publikum. An jenem Abend fühlten die alten Menschen und ich uns wohl sehr nah. Obwohl wir uns nicht kannten. Obwohl wir scheinbar aus unterschiedlichen Welten kamen. Ich erzählte von meiner Migrationserfahrung; sie erzählten von ihren Geschichten; sie erzählten von der Auswanderung ihrer Kinder und ihrer Verwandtschaft und Nachbarn. Auswanderung nach Westdeutschland oder gar ganz ins Ausland. Denn zu Hause gab es keine Arbeit. Keine Zukunftsperspektive. Sie nickten wissend und sagten wehmütig: „Wer will denn schon gern freiwillig seine Heimat verlassen?“

René, ein Studienfreund aus den neune Bundesländern, erzählt über den Stellenwert der Familie in der DDR: „Zur DDR-Zeit war für uns immer die Familie das allerwichtigste gewesen. Allen anderen konnte man ja nicht trauen. Ich erkläre mir damit den starken Familienzusammenhalt bei uns zu Hause.“ Leitartikel Meinung

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  1. Tai Fei sagt:

    Zorro sagt: 11. Februar 2015 um 11:52
    „Tei Fei Banken haben nichts vom “fiktiven Kapital” (=”Spielgeld”). Niedrige Zinsen zwingen sie zur Spekulation. Eine Bank lebt vom Geld anderer, darum kann sie sich keinen Verlust erlauben, denn sonst wäre ja das Vertrauen weg und die Bank pleite. Folglich muss sie spekulieren. Die Bank als solche besitzt keine Produktionsmittel, sondern nur Einlagen bzw. Gewinn- und Firmenanteile.“

    Banken haben nichts vom fiktiven Kapital? Aber hallo, da scheint jemand noch nicht das System der Bank zu kennen. Banken LEBEN vom fiktiven Kapital. Banken selbst haben nur einen Bruchteil an realen Einlagen, der Rest ist rein fiktives Buchgeld. Ferner sind gar nicht mal niedrige Zinsen das Problem für Spekulationen, sondern niedrige Profitraten. Die Profitraten in der entwickelten, industriellen Wirtschaft sind ziemlich niedrig und sinken stetig. Ferner ist doch grundsätzlich die Frage WIESO haben wir niedrige Zinsen? Das hat nichts mit der Geldvermehrung zu tun. Zinsen sind der Preis für einen Kredit. Niedrige Zinsen heißt, dass Kredite wenig kosten, heißt Kredite werden nicht oder nur wenig nachgefragt.

    Zorro sagt: 11. Februar 2015 um 11:52
    „Reines “reales” Firmenunternehmertum widerspricht dem Sinn und Zweck einer jeden Bank. Das Katastrophale ist nicht die Vergemeinschaftung von Schulden, sondern die ungeheure Geldvermehrung (=”fiktives Kapital”) und das Zerreissen von Kreditketten und Wirtschaftskreisläufen, die mit einem Wirtschaftszusammenbruch verbunden sind. Wenn die US-Börse hustet, hustet nun mal die ganze Welt.“

    Das Zerreisen von Kreditketten, das Platzen von Krediten und Pleiten sind im kap. System an der Tagesordnung, diese sind systemimanent. Selbst größere regionale Krisen sind nicht so selten, erleben wir inzwischen doch schon alle 10 Jahre. Wenn der Staat als größter Investor durch die Sozialisierung von Bankschulden dann noch in eine „Sparpolitik“ dirigiert wird, DANN erst ist das Ergebnis verheerend.

    Zorro sagt: 11. Februar 2015 um 11:52
    „2. Der Straßenkehrer hat Interesse 1. an Arbeit und 2. an mehr Kapital. Beides macht ihn zum Kapitalisten. Er ist ein Lohnarbeiter in einer weltmarktorientierten Arbeitsgesellschaft (“Deutschland-AG”). Da er von Preissteigerungen, Lohneinsparungen usw. betroffen ist und folglich mehr Geld will, formuliert er direkt oder indirekt seine “kapitalistischen” Interessen (z.B. über Gewerkschaften). Den Durchschnittsarbeiter möchte ich sehen, der weniger Geld will.“

    Der Straßenkehrer hat überhaupt kein Interesse an ARBEIT. Arbeit ist für ihn nur nötig um die Subsistenz zu sichern. Wenn das ohne arbeiten ginge, warum sollte er dann arbeiten? Er mag sicher Interesse an mehr Kapital haben, nur wird er als Straßenkehrer damit kaum Erfolg haben, es sei denn, er stellt andere für sich ein und lebt von deren erwirtschafteten Mehrwert. Es ist doch albern zu glauben, dass alle Bürger hier ihre Interessen im Rahmen einer weltmarktorientierten Arbeitsgesellschaft verwirklichen könnten. Das ist die Mähr von der Mittelschicht. Die Vermögensverteilung sowohl in DE als auch weltweit zeigt deutlich WER hier seine Interessen verwirklicht und wer nicht.

    Zorro sagt: 11. Februar 2015 um 11:52
    „Die Enteignung von Produktionsmitteln bringt nichts, denn der Staat wirtschaftet meist noch schlechter als die private Hand. Dadurch wird nur ein Kapitalist durch den anderen ersetzt. “Umfairteilen” bringt halt nichts. Sozialismus ist Mist. Was bringt Ihnen z.B. die Enteignung einer Firma wie Aldi? Gar nichts sage ich Ihnen. Sie sitzen am Ende nur auf Verkaufshallen, die Sie nicht zu Geld machen können.
    Ihr Problem liegt darin, dass sie die fiktionale, irrationale Seite des Kapitalismus nicht durchschaut haben.“

    Um Enteignung geht es mir noch nicht mal. Und was heißt bitte „Umfairteilen“ bringt nicht. Sozialismus ist Mist“. Das sind dreiste, durch nichts fundierte Schlagwörter. Die USA haben mittels „Umfairteilen“ einen Krieg gewonnen, die Weltwirtschaftskrise recht stabil überstanden und gleichzeitig ihren Status als Supermacht ausbauen können. Ferner ist auch noch gar nicht raus, ob Staatskapitalismus nicht doch funktioniert. Immerhin verfährt China ganz gut damit. Das bringt zwar den meisten Chinesen nicht die Bohne ein, ändert aber nichts daran, dass das Modell z.Z. recht gut funktioniert.

    PS: Was meinen Sie denn bitte, mit der fiktionalen, irrationalen Seite des Kapitalismus und wie soll man die denn „durchschauen“, wenn sie so FIKTIONAL und IRRATIONAL ist. Sie merken schon, dass das ziemlicher Bla Bla ist?

  2. Zorro sagt:

    @Tei Fei „Irrational“ am Kapitalismus sind z.B. – konkret gesprochen – fast menschenleere Großstädte in China, Nahrungsmittel, die vernichtet werden müssen, um den Marktpreis stabil zu halten, irrsinnig hohe Immobilienpreise, irrational ist es, Finanzkrisen dadurch zu beheben, dass man sie in Zukunft verschiebt, um das dann als Erfolg zu verkaufen. Irrsinnig ist, es Ländern eine nicht zumutbares Spardiktat aufzuzwingen, dass sie nie dauerhaft tragen können. Irrsinnig ist, es die Geldmenge zu vermehren, um noch größere Blasen zu erzeugen.

    Natürlich hat ein Straßenkehrer kein Interesse an der konkreten „Arbeitstätigkeit“, aber die hat der „Großkapitalist“ ja auch nicht.
    Einer Bank ist es ziemlich egal, w o m i t sie ihr Geld verdient, entscheidend ist, d a s s ihr Geld möglichst profitabel angelegt ist. Der Käufer fragt auch nicht danach, woher eine Ware kommt, er kauft – in aller Regel – das billigste Produkt. Arbeit ist etwas „Abstraktes“. Sie dient ausschließlich dem Gelderwerb. Arbeit, die nicht dem Gelderwerb dient, gilt als „minderwertig“, ganz einfach weil sie dem Funktionieren unserer – kapitalistischen – Gesellschaft nicht unmittelbar dient. Das „Interesse“, von dem Sie sprechen, unterscheidet den Straßenkehrer mitnichten vom Vermögenden ganz einfach aus dem Grund, weil beide immanente Teil der Marktwirtschaft sind.

    Niedrige Zinsen bedeuten selbstverständlich, dass Kapital stark nachgefragt wird, weil Schuldenmachen und Geldleihen eben „billiger“ wird. Nur hat die Bank nichts davon. Je billiger Geld wird, je größer die Geldmenge wird, umso mehr steigen die Börsenkurse, umso mehr entstehen Inflation bzw. Schulden. Ganz logisch.

    http://de.wikipedia.org/wiki/Geldmenge#mediaviewer/File:Eurozone_M3_money_supply.png

    http://www.bondboard.de/media/public/db/media/1/2013/08/21/grafik2_15102014.jpg.dir/content.jpg

  3. Tai Fei sagt:

    Zorro sagt: 11. Februar 2015 um 19:32
    „@Tei Fei “Irrational” am Kapitalismus sind z.B. – konkret gesprochen – fast menschenleere Großstädte in China, Nahrungsmittel, die vernichtet werden müssen, um den Marktpreis stabil zu halten, irrsinnig hohe Immobilienpreise, irrational ist es, Finanzkrisen dadurch zu beheben, dass man sie in Zukunft verschiebt, um das dann als Erfolg zu verkaufen. Irrsinnig ist, es Ländern eine nicht zumutbares Spardiktat aufzuzwingen, dass sie nie dauerhaft tragen können. Irrsinnig ist, es die Geldmenge zu vermehren, um noch größere Blasen zu erzeugen.“

    Ah, das meinen Sie mit irrational. Wieso sollte ich das nicht verstanden haben? Das ist doch eigentlich logisch für den Finanzmarkt, da dieser eben nicht, wie uns gerne glauben gemacht wird, nach Angebot und Nachfrage funktioniert. Hohe Investitionen erzeugen höhere Preise, höhere Preise versprechen höhere Rendite, die wiederum höhere Nachfrage erzeugt, was wiederum höher Preise nach sich zieht.
    Was die Vermehrung der Geldmenge betrifft, das passiert nicht ohne Grund, hier wird versucht einem Missstand gegenzusteuern – darauf komme ich gleich zurück.

    Zorro sagt: 11. Februar 2015 um 19:32
    Natürlich hat ein Straßenkehrer kein Interesse an der konkreten “Arbeitstätigkeit”, aber die hat der “Großkapitalist” ja auch nicht.
    …Das “Interesse”, von dem Sie sprechen, unterscheidet den Straßenkehrer mitnichten vom Vermögenden ganz einfach aus dem Grund, weil beide immanente Teil der Marktwirtschaft sind.

    Der Straßenkehrer hat ja keine Wahl, wenn er überleben will. Er ist gezwungen seine Arbeitskraft zu verkaufen. Das macht ihn zwar zum immanenten Teil des kapitalistischen Systems aber nicht zum „Agenten der Kapitals“ wie K-M-Leser behauptet. Ich bestreite gar nicht, dass Herr Marx diesen als solchen bezeichnet hat, aber er hat das ganz sicher logischer begründet als sein Leser, welcher dies lediglich am Interesse des Kapitalgebers aufzeigen wollte.

    Zorro sagt: 11. Februar 2015 um 19:32
    „Niedrige Zinsen bedeuten selbstverständlich, dass Kapital stark nachgefragt wird, weil Schuldenmachen und Geldleihen eben “billiger” wird. Nur hat die Bank nichts davon. Je billiger Geld wird, je größer die Geldmenge wird, umso mehr steigen die Börsenkurse, umso mehr entstehen Inflation bzw. Schulden. Ganz logisch“

    Ja nur hier liegt ja der Knackpunkt, wir steuern eben nicht auf eine Inflation zu. Das Gegenteil droht, nämlich eine Deflation. Die Inflationsrate ist so niedrig wie lange nicht mehr. Wir haben ja auch schon festgestellt, dass der Finanzmarkt eben irrational reagiert. Derzeit wird die Geldmenge vermehrt, hier komme ich auf das Thema zurück, um die Nachfrage nach Kapital anzuregen. Diese ist nämlich schwach, inzwischen liegt selbst die private Investitionsquote unter der Abrechreibungsquote. Das die Banken nichts vom billigen Geld hätten ist auch falsch. NUR Banken können sich das billige Zentralbankgeld besorgen. Alle anderen sind ja auf Kredite der Banken angewiesen, für welche die Bank den Zinssatz festlegt. Die Banken verdienen also auf jeden Fall. Das Problem liegt also im Moment eher darin begründet, dass zuwenig Schulden gemacht werden. Daher kann Kapital nicht entsprechend angelegt werden und sucht nach Alternativen, was Spekulationen am Grundstücks- oder Rohstoffmarkt nach sich zieht. Da der Grundstücksmarkt in den USA seit 2008 nachhaltig geschädigt ist, verlegt der sich auf andere Länder, bzw. hat sich oft auf Rohstoffe gestürzt. Zurzeit findet ja eine deutliche Korrektur der „Ölblase“ statt.
    Eine zwangsläufige Kausalität von billigem Geld zu größerer Geldmenge ist nicht gegeben, umgekehrt schon eher. Allerdings nehmen dann die Schulden nicht zwangsläufig zu. Große Teile Europas unterstehen einem „Spardiktat“ nehmen also immer weniger Schulden auf. DE hat sich der schwarzen Null verschrieben, nimmt also auch immer weniger auf. Das der Schuldenrate in vielen Ländern dennoch steigt, ist simpler Bruchrechnung geschuldet. Dank Sparprogramm sinkt das BIP und damit steigt der prozentuale Anteil der Schulden am Staatshaushalt, denn die bleiben ja bestehen. Deutschland „rettet“ sich hier lediglich durch seinen hohen Exportüberschuss. Der Binnenkonsum stagniert seit über 20 Jahren.

  4. Simon sagt:

    @Tei Fei Die Behauptung, dass Deutschland keine Schulden macht, ist eine reine Augenauswischerei. Seit 2005 haben die öffentlichen Haushalte 500 Milliarden Schulden gemacht. Das ist die Realität. Die paar Krümel, die jetzt gespart werden, fallen gar nichts ins Gewicht. Der Bund hat es ja leicht, er kann viele Kosten einfach auf die Länder und Kommunen umwälzen.
    Die Deflation kommt dadurch zustande, dass internationale Anleger verunsichert sind und Sparprogramme laufen. Das bedeutet aber nicht, dass es keine Geldschwemme gibt. „Billiges Geld“ bringt rein gar nichts, wenn sie es nicht „sicher“ unterbringen können. Dann ist es gleich klüger, es in andere Währungen zu tauschen.

  5. Tai Fei sagt:

    Simon sagt: 12. Februar 2015 um 12:23
    „@Tei Fei Die Behauptung, dass Deutschland keine Schulden macht, ist eine reine Augenauswischerei. Seit 2005 haben die öffentlichen Haushalte 500 Milliarden Schulden gemacht. Das ist die Realität. Die paar Krümel, die jetzt gespart werden, fallen gar nichts ins Gewicht. Der Bund hat es ja leicht, er kann viele Kosten einfach auf die Länder und Kommunen umwälzen.“

    2005 stand die schwarze Null auch noch nicht im GG. Ich habe nie behauptet, dass DE keine Schulden macht. Ferner vergessen Sie wann und warum ein Großteil der Schulden nach 2005 überhaupt aufgenommen wurde.

    Simon sagt: 12. Februar 2015 um 12:23
    „Die Deflation kommt dadurch zustande, dass internationale Anleger verunsichert sind und Sparprogramme laufen. Das bedeutet aber nicht, dass es keine Geldschwemme gibt. “Billiges Geld” bringt rein gar nichts, wenn sie es nicht “sicher” unterbringen können. Dann ist es gleich klüger, es in andere Währungen zu tauschen.“

    Natürlich gibt es eine Geldschwemme, habe auch nichts anderes behauptet. Was es aber nicht gibt ist eine Inflation. Hier wird ja ständig eine Kausalität zwischen beiden unterstellt, die es nicht gibt. Dass die Strategie des billigen Geld nicht aufgeht liegt u.a. an Sparprogrammen und der „Schwarzen Null“ auf die wir so stolz sind. Wenn nicht mal mehr Staaten Investitionen tätigen, warum sollte es dann die Privatwirtschaft tun? Und wenn keine Investitionen getätigt werden, wird kein Kapital nachgefragt und damit sinkt der Preis für Kredite, sprich der Zins.

  6. Simon sagt:

    @Tei Fei Sie vergessen, dass wir ja schon v o r 2005 eine defacto-Transfersunion hatten, einen de facto – „Soli“ für die Südländer, der sich insgesamt negativ ausgewirkt hat, weil er den Abbau von Korruption, Verschwendung und mangelnden Elan nicht gerade gefördert hat (der Aufbau Ost ist auf kleiner Ebene im Grunde nichts anderes).
    Hätten wir allein dieses Geld gespart, wären unsere Schulden niedriger
    Aber dann wäre natürlich die Eurokrise schon vorher ausgebrochen oder der Euro wäre gar nicht existent, was keine Katastrophe wäre. Natürlich haben wir eine Inflation, allerdings ist der Terminus „deflationäre Stagflation“ vermutlich besser, denn die Geldschwemme führt ja eben nicht zu einem größeren Konsum und zu mehr Investitionen in der Eurozone. Das Geld wird momentan zurückgehalten oder in Dollars umgetauscht. Jeder Grieche, der Verstand hat, legt eben sein Geld sofort im Ausland an. Vergessen sollte auch nicht werden, dass der momentane Ölpreis niedrig ist, ein wichtiger externer Faktor. Die „schwarze Null“ ist mitnichten die einzige Ursache für die Deflation.

  7. Tai Fei sagt:

    Simon sagt: 13. Februar 2015 um 11:41
    „@Tei Fei Sie vergessen, dass wir ja schon v o r 2005 eine defacto-Transfersunion hatten, einen de facto – “Soli” für die Südländer, der sich insgesamt negativ ausgewirkt hat, weil er den Abbau von Korruption, Verschwendung und mangelnden Elan nicht gerade gefördert hat (der Aufbau Ost ist auf kleiner Ebene im Grunde nichts anderes).
    Hätten wir allein dieses Geld gespart, wären unsere Schulden niedriger“

    Was natürlich falsch ist. Bis auf Griechenland, hatte KEIN EU-Land wirklich ein Staatsschulden-Problem. Spanien und Irland hatten vor 2008 eine viel geringere Schuldenrate als DE und galten als Musterbsp.

    Simon sagt: 13. Februar 2015 um 11:41
    „Natürlich haben wir eine Inflation, allerdings ist der Terminus “deflationäre Stagflation” vermutlich besser, denn die Geldschwemme führt ja eben nicht zu einem größeren Konsum und zu mehr Investitionen in der Eurozone. Das Geld wird momentan zurückgehalten oder in Dollars umgetauscht. Jeder Grieche, der Verstand hat, legt eben sein Geld sofort im Ausland an. Vergessen sollte auch nicht werden, dass der momentane Ölpreis niedrig ist, ein wichtiger externer Faktor. Die “schwarze Null” ist mitnichten die einzige Ursache für die Deflation.“

    Ich habe gar nicht behauptet, dass die „schwarze Null“ die einzige Ursache für die Deflation wäre, sondern nur, dass sie nicht hilfreich ist, diese zu bekämpfen. Im Übrigen Hat auch unsere Deflation nichts mit der „Transferunion“ zu und ja wir haben eine Deflation. Ein sehr gutes Bsp. ist doch z.Z. auch Schweden. Die haben inzwischen den Minuszins und das ganz OHNE Schuldenexplosion und Transferunsion. Ihre unterstellten Kausalitäten sind nicht real.

  8. Simon sagt:

    @Tei Fei „Was natürlich falsch ist. Bis auf Griechenland, hatte KEIN EU-Land wirklich ein Staatsschulden-Problem.“ Ihre Rechnung ist grundfalsch. Deutschland konnte sich mehr Schulden leisten, weil es deutlich wettbewerbsfähiger war und wesentlich mehr Exportüberschüsse zu verbuchen hatte. Die Transferzahlungen in den Süden haben nicht zum Aufbau wettbewerbsfähiger Strukturen beigetragen, sondern bestenfalls zum Kaschieren der Misswirtschaft. Wenn ein Land sich ständig Handelsdefizite leistet, sind schon wenig Schulden zuviel. Was hilft ein sanierter Staat, wenn seine Bürger zu viele Schulden haben?
    Ein – angeblich – ausgeglichener Haushalt sagt eben rein gar nichts über die „Leichen im Keller“ aus. Wir wissen z.B. alle ganz genau, dass die Zahlen, die uns aus Griechenland geliefert wurden, falsch waren.
    Dass eine Transferunion mit der Deflation direkt etwas zu tun hat, habe ich nie behauptet. Allerdings besteht zwischen der Fehlkonstruktion des Euros und der Deflation natürlich insofern ein Zusammenhang, als die Anleger jetzt mitten in der Eurokrise das Vertrauen in die Währung verloren haben. Das schlägt sich ja auch im schlechteren Eurokurs nieder. Natürlich existiert der Abwertungszwang und der trifft ein kleines Land wie Schweden sofort. Die jetzige Deflation hat neben dem allgemeinen Vertrauensverlust hauptsächlich mit dem Wirtschaftskrieg der Amerikaner mit Russland zu tun.

  9. TaiFei sagt:

    Simon sagt:13. Februar 2015 um 17:21
    „Ihre Rechnung ist grundfalsch. Deutschland konnte sich mehr Schulden leisten, weil es deutlich wettbewerbsfähiger war und wesentlich mehr Exportüberschüsse zu verbuchen hatte. Die Transferzahlungen in den Süden haben nicht zum Aufbau wettbewerbsfähiger Strukturen beigetragen, sondern bestenfalls zum Kaschieren der Misswirtschaft.“
    Nochmal, Spanien und Irland haben bis 2008 Staatsschulden ABGEBAUT. Beide galten vor 2008 als EU-Vorbild. Was meinen Sie mit Transferzahlungen? Die hat es VOR der Bankenkrise gar nicht gegeben. Sicher gibt es EU-Subventionen, die bekommen dt. Unternehmen aber auch. Die dt. Landwirtschaft profitiert reichlich davon, die dt. Werften sind komplett abhängig davon usw. usf. Was die Exportüberschüsse angeht, auf wessen Kosten sind die denn erwirtschaftet wurden? Da DE seit Jahren starke Handelsbilanzüberschüsse hat, müssen zwangsläufig die Handelspartner Defizite aufbauen. Deutschland hat das durch seine starke industrielle Basis, seinen großen Mittelstand, vor allem aber durch sein aggressives Lohndumping seit 2000 erreicht. DE hat den größten Niedriglohnsektor und die Lohnentwicklung in den 2000dern ist regressiv, sprich liegt UNTER der Inflationsrate.

    Simon sagt:13. Februar 2015 um 17:21
    „Wenn ein Land sich ständig Handelsdefizite leistet, sind schon wenig Schulden zuviel. Was hilft ein sanierter Staat, wenn seine Bürger zu viele Schulden haben?“
    Die USA leisten sich seit Jahrzenten Handelsdefizite und die Bürger sind überschuldet, die Infrastruktur oft desolat, 14 % der Einwohner benötigen Lebensmittelmarken und ?

    Simon sagt:13. Februar 2015 um 17:21
    „Ein – angeblich – ausgeglichener Haushalt sagt eben rein gar nichts über die “Leichen im Keller” aus. Wir wissen z.B. alle ganz genau, dass die Zahlen, die uns aus Griechenland geliefert wurden, falsch waren.“
    Stimmt, Griechenland hat tatsächlich seine Bilanz erheblich aufgehübscht. Dennoch, obwohl das bekannt war, hat es u.a. auch von dt. Banken jede Menge zusätzliche billige Kredite bekommen. Da haben die Griechen also nicht allein fahrlässig gehandelt.

    Simon sagt:13. Februar 2015 um 17:21
    „Allerdings besteht zwischen der Fehlkonstruktion des Euros und der Deflation natürlich insofern ein Zusammenhang, als die Anleger jetzt mitten in der Eurokrise das Vertrauen in die Währung verloren haben. Das schlägt sich ja auch im schlechteren Eurokurs nieder. Natürlich existiert der Abwertungszwang und der trifft ein kleines Land wie Schweden sofort. Die jetzige Deflation hat neben dem allgemeinen Vertrauensverlust hauptsächlich mit dem Wirtschaftskrieg der Amerikaner mit Russland zu tun.“

    Also der Euro stand schon mal viel tiefer als heute. Ferner hat Schweden gar keinen Euro, warum sollte die Abwertung des Euro nun sofort Schweden treffen, was auch immer damit gemeint sein soll. Da wäre die schw. Krone doch eher sehr gefragt. Schweden hat eine geringe Verschuldung und einen großen Außenhandelsüberschuss. Sprich die schw. Krone wäre doch sehr attraktiv, würde viel eher nachgefragt und damit teuer werden. Wieso sollte man dann Minuszinsen einführen? Ich habe ja Schweden nicht umsonst erwähnt. Denn dieses Land zeigt gerade deutlich, dass der Mumpitz von wegen Geldmenge, billiges Geld, Inflation, Zinsentwertung keiner Kausalität unterstellt ist. Ferner ist der Wirtschaftskrieg der Amerikaner gegen die Russen doch kein Kriterium für den Euro, schon eher der Wirtschaftskrieg der EU gegen die Russen.

  10. Simon sagt:

    @Tei Fei Sie haben es einfach nicht verstanden: Was hilft es Ihnen, wenn der Chef einen Porsche fährt, sein Unternehmen aber tiefrot in den Zahlen ist? Was hilft Ihnen ein glänzender Haushalt, der nur zustande kommt, weil die Wirtschaft und die Bürger auf Pump leben? So etwas soll ein „Vorbild“ sein? Dass ich nicht lache.

    Ich für meinen Teil beende jetzt die Diskussion. Der Weisere gibt nach.