Wahn & Sinn
Die gottverdammt beste aller möglichen Kolumnen
Sollten Sie an dieser Stelle in den letzten Wochen eine regierungskritische Kolumne gelesen haben, so kann ich ihnen versichern: it was doctored. Alles gefälscht. Eine Fotomontage, die der Redaktion untergeschoben wurde, um mich zu diskreditieren, um mich an meinem Stinkefinger durch die Manege zu zerren.
Von Sven Bensmann Dienstag, 24.03.2015, 8:24 Uhr|zuletzt aktualisiert: Sonntag, 29.03.2015, 0:34 Uhr Lesedauer: 2 Minuten |
Spätestens seit Gottfried Wilhelm Leibniz wissen wir doch alle: Wir leben in der gottverdammt besten aller möglichen Welten. Und wenn das so ist, dann haben wir auch die gottverdammt beste aller möglichen Regierungen, die die gottverdammt besten aller möglichen Entscheidungen trifft.
Da spielt es keine Rolle, dass wir demnächst mit Steuergeldern dafür bezahlen müssen, dass Ausländer Eintritt für unsere Autobahnen bezahlen dürfen. Immerhin wird damit zumindest nominal der Haushalt des Verkehrsministers aufgeblasen. Und besser der, als der Bildungsetat. Denn der wird nicht von einem Bayern gemanaged.
Es bedeutet übrigens auch, dass es die gottverdammt beste aller möglichen journalistischen Glanzleistungen ist, dass Günther Jauch einen völlig aus dem Zusammenhang gerissenen Stinkefinger präsentierte, und sei es nur, damit ein unterbezahlter Satiriker dafür sorgen kann, dass dieser ziemlich blöd aus der Wäsche guckt; und damit sich die versammelte Lügenpresse mal fragen kann, ob denn nun jedes Video mit Quellenangabe „Youtube“ vertrauenswürdig ist, beziehungsweise warum ein Haufen unterbelichteter Neurotiker immer wieder wieder vermeintliche Belege für das Argument der „Lügenpresse“ findet.
Der Vorwurf der Bildmanipulation hat jedenfalls den ein oder anderen aufhorchen lassen, der noch gar nicht wusste, dass man Bilder manipulieren kann – im Zeitalter der Digitalfotographie.
Und wieder dieser Blick. Jauch, der bräsig in die Kamera greint, irgendwo zwischen ertappt und unschuldig, beides und keines davon, vor allem aber unfähig, mit der Situation umzugehen: Dazu müsste man aber wohl ein politischer Journalist sein – und kein Fragenvorleser vom Privatfernsehen.
Ich stelle mir vor, es wäre dieser Blick, mit dem unsere bestmögliche Regierung in die Welt schaut, wenn Griechenland beginnt, Nägel mit Köpfen zu machen und als sicherer Drittstaat entscheidet, seinen internierten Asylsuchenden Visa für die Ausreise ins europäische Kernland auszustellen, und die knappen Geldmittel lieber für eine minimale Krankenversicherung für die Einwohner auszugeben. Geldmittel, die es aufwenden muss, weil sich Deutschland sich der Asylfrage elegant entledigte, indem es diese Drittstaatenregelung implementierte mit der Asylanten an die deutsche Peripherie verbannt und zum Problem der Spanier, Italiener und Griechen erklärt werden.
Das wäre dann vielleicht wirklich die gottverdammt beste aller möglichen Entscheidungen. Aktuell Meinung
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