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Interview mit Aamer Rahman

Wir müssen begreifen, dass wir nicht in einer islamischen Umgebung aufwachsen

Sein Stand-up Video "Reverse Racism" wurde auf YouTube bereits 1,7 Mio. mal gesehen. Seitdem ist Aamer Rahman, ein australischer Muslim, ein Globetrotter. Emine Aslan hat ihn in London getroffen. Im Gespräch erklärt er, wo Muslime umdenken und mit wem sie sich solidarisieren müssen.

Von Freitag, 27.03.2015, 8:25 Uhr|zuletzt aktualisiert: Dienstag, 09.06.2015, 17:00 Uhr Lesedauer: 6 Minuten  |  

Mit dem YouTube-Video „Reverse Racism“ eroberte er das Internet im Sturm. Aamer Rahman ist ein internationaler Comedian aus Australien. Er versteht es, tiefgründige politische Themen wie Rassismus, Asylpolitik und White Supremacy gekonnt auf den Punkt zu bringen und dennoch zu unterhalten. Er ist Sprachrohr rassifizierter Menschen. Er adressiert seine Comedy nicht an Rassisten, sondern bestärkt jene, die von Rassismus betroffen sind.

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Aamer Rahman wurde 2008 als Teil des Comedy Duos Fear of a Brown Planet mit dem Best Newcomer Award des Melbourne International Comedy Festival ausgezeichnet. The Guardian erwähnte ihn kürzlich auf seiner Top 10 Liste der besten Comedy Shows 2014. Im letzten Jahr feierte er den Erfolg vieler ausverkaufter Shows in Amerika und England und ist zurzeit mit seiner Show The Truth Hurts erneut auf Tour. Emine Aslan traf ihn für MiGAZIN in London beim jährlichen Islamophobia Award der Islamic Human Rights Comission und begleitete ihn während seiner Tour.

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MiGAZIN: Als internationaler Comedian hast du sehr viel Erfolg damit, gesellschaftlich und politisch ernste Themen unterhaltsam zu verpacken. Wann und aus welchen Gründen hast du damit angefangen?

Aamer Rahman: Gleich nach der Schule. In Australien habe ich Rassismus am eigenen Leib erfahren müssen und habe deshalb nach einem Ventil gesucht. Da kam ich unter anderem mit Themen wie Migration und Flüchtlinge in Berührung. Und weil ich politische Comedy ohnehin schon mochte, und bereits seit sechs Jahren Aktivist war, wollte ich über diese Themen reden.

Hattest du schon immer vor, Comedy als eine Plattform für solche Themen zu nutzen?

Aamer Rahman: Nein, das war Zufall. Ich habe Comedy zwar schon immer gemocht, aber ich hatte nie wirklich vor, selber Comedy zu machen. Mein Freund nahm an einem Wettbewerb teil und ich schloss mich ihm einfach an.

Als Aktivist beschäftigst du dich mit aktuellen politischen Themen. Auf Twitter etwa hast du dich auch zu Charlie Hebdo und zur Meinungsfreiheit geäußert. Wo ziehst du als Künstler die Grenzen von Satire und wo gibt es für dich als Comedian No Go’s?

Aamer Rahman: Charlie Hebdo stellt für mich persönlich keine Satire dar. Satire muss Institutionen oder Personen angreifen, die Macht besitzen. Oft hört man, der Islam sei global betrachtet eine machtvolle Bewegung. Aber hier geht es um Frankreich. Dort sind Muslime eine ständig unter Angriff stehende, marginalisierte und diskriminierte Minderheit. Die Religion dieser Menschen zu verspotten, zu verhöhnen, das ist keine Satire. Das ist Mobbing. Das ist rassistisches Mobbing.

Für mich persönlich ziehe ich die Grenzen an derselben Stelle. Ich möchte mir keinen Spaß über jemanden oder eine Gruppe von Menschen machen, die keine Macht haben, die marginalisiert werden. Verstehst du was ich meine? Das ist nicht witzig.

Das Muslim-Sein in Deutschland ist wahrscheinlich ganz anders als beispielsweise in Australien. Wie lebt es sich dort als Muslim?

Aamer Rahman: Es ist schwer, für alle zu reden, weil es unterschiedliche muslimische Communities gibt. Zwar ist jeder dieser allgemeinen antimuslimischen Stimmungen ausgesetzt, aber da gibt es zum Beispiel die libanesische Community oder die afrikanische, die stärker von Überwachungen beziehungsweise polizeilichen Repressionen betroffen sind als beispielsweise südasiatische Muslime. Unterm Strich haben wir aber eine aggressive antimuslimische Hysterie.

Wie bewertest du die Solidaritäten zwischen den unterschiedlichen muslimischen Communities? Gibt es die überhaupt?

Aamer Rahman: Die immigrierten muslimischen Communities sind in der Regel sehr fragmentiert, und sehr entlang ethnischer Zugehörigkeiten aufgeteilt. Es muss noch viel getan werden, ehe so etwas wie eine Solidarisierung oder ein Zusammengehörigkeitsgefühl entsteht. Interview Leitartikel

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  1. Aya sagt:

    Awesome, thanks, Emine Aslan, for interviewing this great artist!! Thanks, Aamer Rahman, for your work that is so important for us Black people and People of Color, muslim and non-muslim in Germany!!