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Die Küste von Lampedusa © Kairos @ flickr.com (CC 2.0), bearb. MiG
Die Küste von Lampedusa © Kairos @ flickr.com (CC 2.0), bearb. MiG

Na?

Und wie viele tote Flüchtlinge brauchen Sie inzwischen für eine Empörung?

Als der erste Bootsunglück mit 400 toten Flüchtlingen bekannt wurde - mehr als Lampedusa, gab es kaum Empörung. Erst nach dem zweiten Unglück mit weiteren mehreren Hundert Toten konnten wir uns aufrappeln. Ich will nicht wissen, wie sich das weiterentwickelt.

Von Dienstag, 21.04.2015, 8:24 Uhr|zuletzt aktualisiert: Mittwoch, 22.04.2015, 21:53 Uhr Lesedauer: 1 Minuten  |  

Mehrere Hundert Menschen haben vor wenigen Tagen ihr Leben bei der Überfahrt nach Europa verloren. Ihr Tod kam nicht überraschend. Spätestens seit Lampedusa wissen wir alle, dass es nur eine Frage der Zeit war, wann das nächste große Unglück passiert.

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An die Schiffsunglücke mit „wenigen“ Opfern haben wir uns schon längst gewöhnt. Die Messlatte für „Empörungen“, „Erschütterungen“ und „tiefstem Beileid“ ist weit oberhalb von Lampedusa (390 Tote) angekommen.

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Als noch gegen Ende vergangener Woche die Zahl von 400 Todesopfern durch die Medien geisterte, gab es nicht einmal Krokodilstränen. Nur in der Tageszeitung prangte die Zahl von 400 toten Flüchtlingen auf der Titelseite. Für das Groß der übrigen Medienlandschaft waren die diese Menschen keine Meldung wert. Inzwischen regen wir uns nicht unter 1.000 Toten auf. Tausend!

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Erst nach Bekanntwerden eines weiteren Schiffsunglücks und weiteren mehreren Hundert Toten kamen wir aus unseren Löscher gekrochen. Plötzlich rangen alle mit Rang und Namen um Fassung Angesichts der fürchterlichen Katastrophe, bei der sogar Frauen und Kinder ums Leben kamen.

Dabei geben unsere Politiker ihr Bestes, um unser Gewissen reinzuwaschen: Die meisten Migranten seien Wirtschaftsflüchtlinge; wir könnten unmöglich so viele Flüchtlinge aufnehmen; wir täten den Schleppern einen Gefallen, wenn wir deren Flüchtlinge auch noch aufnehmen.

Die Schuldigen sind also bereits identifiziert. Es sind die bösen Schlepper, die aus Profitgier Menschenleben aufs Spiel setzen, sie in überfüllten und untauglichen Booten sehenden Auges in das offene Meer treiben. Und aus welchen Gründen schotten wir unsere Grenzen ab? Aus welchem Grund gucken wir weg, wenn Menschen sterben? Aktuell Meinung

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  1. Aglaja Beyes sagt:

    Stimmt!
    Aus welchen Gründen fordern „wir“ einen freien Warenverkehr, während wir gleichzeitig den Menschen Freizügigkeit verwehren?
    Und warum waren es in den Zeiten zweier deutscher Staaten „Fluchthelfer“, während es heute offenbar keine „Fluchthelfer“ mehr gibt, und stattdessen nur noch „Schlepper“? Genauso, wie die Mehrzahl der Medien jahrelang über „Asylanten“ schrieb (das klingt wie „Querulanten“), statt über das, was diese Menschen sind: Flüchtlinge.

  2. Wiebke sagt:

    Seeehr richtig. Schon als Italiens mare nostrum eingestellt wurde, weil die EU die Kosten nicht übernehmen wollte, schickte ich, ganz gegen meine Gewohnheit, an viele Bekannte in meinem mail-Adressbuch die Petition zum Unterschreiben von Pro Asyl, mare nostrum mit EU-Mitteln weiter zu führen. Wer nicht dies nicht unterschreibt, macht sich mitschuldig an den Folgen, am Ertrinken von Menschen. So oder so ähnlich versuchte ich Gewissen aufzurütteln. Von ca 10 Leuten, die ich allesamt politisch aufgeklärt bis links verortete, kam 1 Rückmeldung..
    Frau Merkel verquatschte sich gestern:“Und wir werden drittens – das ist am wichtigsten – alles tun, um zu verhindern, dass weiter Opfer im Mittelmeer vor unserer Haustür umkommen auf quälendste Art und Weise“.
    Aha, es sind schon‘ Opfer‘. Keine Menschen, die da umkommen. Wer hat sie zu Opfern gemacht?

  3. Cengiz K sagt:

    Die Toten erinnern die europaeische Intelligentia und die Elite daran, was sie in deren Herkunftslaendern seit Jahrhunderten anrichteten und auch weiterhin mit evolvierten Methoden anrichten.. Die Panik der sich in Todesgefahr begebenden Fluechtenden sollte mal mit der Panik der Besitzstandswahrer der ersten Welt verglichen werden, damit das Ausmass der Niedertracht und der gleichzeitigen Apathie in den Industrienationen erfuehlt werden kann.. Wie kann es sein, dass deutsche Politiker und Wirtschaftler sich vorallererst um das Ansehen Deutschlands in der Welt sorgen, aber gleichzeitig in der Liste der Waffenlieferer zur Spitze gehoeren.. Da muesste tatsaechlich eine gewaltige Kluft einreissen zwischen Selbstwahrnehmung und Selbstdarstellung..

  4. Matthias sagt:

    @Aglaya Bejes

    Die BRD vor 1989 hatte im Grundgesetz das Ziel verankert, dass Deutschland wiedervereinigt wurde. DDR-Bürger wurden als Deutsche betrachtet.

    Der Begriff Fluchthelfer und der Begriff Schlepper bezeichnet völlig unterschiedliche Dinge! Den Schleppern auf Nordafrikanischer Seite geht es nicht um das Schicksal der Flüchtlinge, sie werden auf Boote gesetzt, die diese Bezeichnung schon nicht verdienen.

    Die Masse der Fluchthelfer war aber nicht am Profit interessiert wie die Masse der Schlepper.